Porsche-Chef Oliver Blume hat einen ausführlichen Überblick „über den Beginn der neuen Ära Porsche E-Performance“ gegeben. Mit der Sportlimousine Taycan produzieren die Schwaben ab diesem Jahr ihr erstes Elektroauto – diverse weitere voll- sowie teilelektrische Stromer sollen folgen.
„Der erste rein batteriebetriebene Sportwagen made in Zuffenhausen markiert eine Zäsur: den Wandel vom reinen Sportwagenhersteller zum erfolgreichsten Anbieter exklusiver und sportlicher Mobilität. Den Umbruch vom Hardwareproduzenten zum integrierten Hardware-, Software- und Serviceunternehmen“, so Blume. Er betonte: „Wir führen unser Geschäftsmodell weiter in das digitale Zeitalter. Aber unser Anspruch bleibt der von Ferry Porsche: der Traum vom perfekten Sportwagen.“
Blume bekräftigte abermals, dass der neue Fokus auf E-Mobilität keinen Abschied von Verbrennern bedeutet. Die Produktstrategie baue auf vier Säulen auf: „Unsere Basis bilden die bekannten Modelle mit sinnvollen Derivaten. In der zweiten Dimension feiern wir unsere Rennsporttradition. Mit puristischen, kompromisslosen GT- und RS-Fahrmaschinen pflegen wir unser Image, schärfen unsere Marke. In der ‚Lifestyle‘-Dimension kombinieren wir moderne Fahrzeuge mit ikonografischen Elementen früherer Generationen. Unsere Plug-in-Hybride und reine E-Mobile bilden die vierte Säule. Eine tragende Säule. Unsere Zukunft.“
Bei den Antriebsarten läute Porsche „die Ära Electric“ mit einem Dreiklang ein, erklärte Blume: „Mit hoch emotionalen Benzinmotoren, leistungsstarken Plug-in-Hybriden und, ab 2019, rein elektrischen Antrieben.“ Das Unternehmen bediene so die Wünsche seiner Kunden ebenso wie die Bedürfnisse der Märkte – „welche sich mehr oder weniger schnell in Richtung Elektromobilität bewegen“. Dieselmotoren wird Porsche nicht mehr einsetzen.
„Porsche und die Elektromobilität. Das passt perfekt zusammen“, unterstrich Blume. „Und auch hier gilt: Wo Porsche an den Start geht, fahren wir auf Sieg. 2019 starten wir daher erstmals in der Formel E.“ Die Erfahrungen aus dem Rennsport sollen wie bisher sukzessive in die Serie einfließen.
„Bis an die Grenzen des technisch Machbaren“
Mit Blick auf den Taycan sagte Blume: „Die entsprechenden Bauteile hat Porsche in Pionierarbeit bis an die Grenzen des technisch Machbaren entwickelt. Auch die flüssigkeitsgekühlte Lithium-Ionen-Batterie entstammt dem hohen Wettbewerbsdruck des Motorsports. Sie lädt in vier Minuten ausreichend Energie für 100 Kilometer Reichweite. Das macht den Taycan alltags- und langstreckentauglich.“ Die neue Baureihe werde „mit überragenden Performance-Werten und höchster Effizienz“ überzeugen.
Die Nachfrage nach dem Taycan ist laut Blume „enorm“. Die Volkswagen-Tochter sei „optimistisch, dass wir damit auch die zunehmend strengeren EU Klimaziele für Autos erreichen. Denn Porsche ist kein Volumenhersteller. Null Emissionen bei einer Baureihe wie dem Taycan schlagen sofort durch“. Um die Emissionen der Flotte weiter zu drücken, sollen neue Plugin-Hybride eingeführt werden. Auch der neue 911 ist bereits hybridfähig entwickelt. 2025 könnten bereits mehr als die Hälfte aller neu ausgelieferten Porsche-Modelle über einen E-Antrieb verfügen, heißt es.
Die Erneuerung der Modellpalette, umfangreiche Investitionen in die Entwicklung und Infrastruktur von E-Mobilität, die Qualifizierung der Belegschaft für neue Technologien – „all das hat seinen Preis“, betonte Blume. „Hinzu kommen die Materialkosten für ein Elektrofahrzeug. Sie liegen zwischen 6.000 und 10.000 Euro höher als bei einem Verbrenner. Damit sinkt zunächst der Gewinn pro Auto.“ Trotz der Mehrkosten strebe Porsche weiter eine operative Umsatzrendite von mindestens 15 Prozent an – unter anderem durch Sparmaßnahmen. Nur so seien Arbeitsplätze sicher und Investitionen in neue Technologien möglich.
„Smart, green, lean“
Mit Blick auf die Umweltverträglichkeit der Porsche-Produktion und -Fahrzeuge erklärte Blume: „Unter dem Motto ‚Smart, green, lean‘ entsteht der Taycan CO2-neutral. Unser Ziel ist die sogenannte Zero-Impact-Factory, eine Fabrik ohne Umweltauswirkungen.“ Die Produktionsstandorte in Deutschland seien bereits seit zwei Jahren komplett auf Ökostrom umgestellt. Im Werk Leipzig habe man durch Energieeffizienzmaßnahmen seit 2015 insgesamt 9,3 Gigawattstunden Strom eingespart. Darüber hinaus werde auch der Bahntransport der Fertigfahrzeuge mit Natrustrom betrieben, gebäudeeigene Fotovoltaikanlagen versorgten die Karosseriebauten des Macan und Panamera.
„Mit Porsche Impact geben wir erstmals auch unseren Kunden die Möglichkeit, ihren CO2-Footprint zu reduzieren“, so Blume weiter. Abhängig von Laufleistung, Modell und Fahrzeugeigenschaften ermittele die Initiative die Emissionen des Fahrzeugs. Der Kunde könne diese dann auf freiwilliger Basis kompensieren, indem er Klimaschutzprojekte fördert.
„Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Konnektivität, künstliche Intelligenz: Porsche ist auf einem guten Weg“, sagte Blume abschließend. „Unser Ziel: Führender Anbieter für Mobilitätslösungen im automobilen Premium-Segment zu werden.“
Uwe meint
Porsche „scheint“ ja „unwissender“ Leidtragender der Machenschaften von Bosch und Audi gewesen zu sein.
Daher hat man sich schon sehr früh dazu entschieden, die fahrdynamischen Vorteile des E-Antriebes mit der Sport-Marke Porsche zu verbinden.
Es ist nicht verwunderlich, dass nun immer mehr positive Statements zur neuen Strategie und den E-Modellen abgegeben werden.
VW ist ja auf dem gleichen Trip und wird ab 2025 wohl nichts mehr in die Entwicklungen von Verbrennern investieren.
nilsbär meint
Mir gefallen die Fahrzeuge von Porsche durchaus, aber ich frage mich, was im Zeitalter der E-Autos der wesentliche Unterschied zwischen einem ‚Sportwagen‘ und einem ‚Familienauto‘ ist? Gute Beschleunigung haben viele E-Autos, gute Straßenlage durch den niedrigen Schwerpunkt auch. Ebenso ausreichende Höchstgeschwindigkeit. Brüllender Motorensound fällt weg.
Früher hatte eine mäßige Beschleunigung mit Turboloch vielleicht den Wunsch nach einer stärkeren Motorisierung geweckt.
Gunnar meint
Dann fahr mal bitte mit einem Renault Zoe und direkt danach mit einem Tesla Model S P100D.
Der Unterschied wird die dann sofort klar.
Da liegen Welten dazwischen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Ja, da liegen Welten dazwischen: Beim Zoe bleiben einem Schleudertraumata aufgrund extremer Beschleunigung erspart. Für Beifahrer und Kinder auf dem Rücksitz sind Beschleunigungsorgien, wie sie bei einem Tesla möglich sind, in der Regel ziemlich unangenehm.
Nicht destotrotz ist Tesla das Nonplusultra.
Andreas meint
@Gunnar:
Der Unterschied zwischen ZOE und Model S P100D liegt bei ca. 80.000 EUR. Der Vergleich eines Model S Performance als Limousine gegen einen auf Beschleunigung getrimmten Sportwagen ist schon augenfällig.
Übrigens lässt selbst die ZOE an der Ampel jeden Verbrenner stehen. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund, wieso Verbrenner jetzt einen Mini-Akku bekommen. Sozusagen als Starthilfe, damit sie nicht als den Verkehr blockieren ;-)
MiguelS NL meint
Es liegen auch Welten zwischen einen Zoe und einen Model 3 Standard Range (Plus) auch wenn der Preisunterschied nur wenige Tausend Euro, auch bei Miete.
Es muss nicht immer mit einem S oder X P100S verglichen werden, eine S 75D ist auch hammer. Der P100D kostet übrigens 80.000 sonder 60.000 Euro mehr. Ein 75D kostet 40.000 mehr.
Leotronik meint
Hybridfahrzeuge sind evolutionsmässig gesehen so etwas wie Quastenflosser. Sie haben Kiemen und Lunge. Die Natur hat es uns vorgemacht. Solche halb-halb Lösungen sind nicht zukunftsträchtig. Die Hybridfahrzeuge werden nur eine kurze Episode darstellen. Die Batterie wird wachsen und das lärmende und stinkende Maschinenwerk wird sich zurückentwickeln und verschwinden. Auch bei Porsche. Übrigens haben sich aus den Kiemen die Hörorgane entwickelt.
150kW meint
„Die Natur hat es uns vorgemacht. Solche halb-halb Lösungen sind nicht zukunftsträchtig. “
Nun ja, Quastenflosser gibt es heute noch, daher ist das Beispiel eher schlecht gewählt ;)
Leotronik meint
Einen Quastenflosser gibt es auf der Welt aber die anderen Lebewesen mit Kiemen und Lunge haben sich fortentwickelt. Mag sein dass es noch Spezialfahrzeuge bei der Armee und Feuerwehr mit Hybridantrieb gaben wird. Sie werden aber so exotisch wirken wie der Quastenflosser.
Andreas meint
@Leotronik
+1
Es gab auch noch lange Oschenkarren auf dem Land.
hph meint
Als alter Grüner und noch älterer Porschefahrer:
Göttin/Gott schütze den grossartigen Oliver Blume, damit
dahinsegelnd Brettern ohne allzu grosse Gewissensbisse ( bleibt noch genug übrig ) erlebbar werden kann.
Lewellyn meint
Dagegen noch mal die Aussage vom Müller von 2015 setzen, als er noch Porschechef war.
„Auch wenn Porsche-CEO Matthias Müller Tesla Motors zu ignorieren scheint, weiß er über die Zukunft der Elektromobilität bescheid. “Es gibt keine Zweifel daran, dass die Zukunft batteriebetriebene Fahrzeuge bereithält. Die große Frage ist: Wann? Diese Technologie hat Probleme”, sagt Müller. Laut ihm müssen hierbei Industrie und Staat enger zusammenarbeiten.“
Das nennt man mal ein Wende.
DamnSon meint
Was ist jetzt an der Aussage von Müller falsch?
alupo meint
Naja, Müller hat nicht erkannt, dass es die Zukunft schon seit 2012 (ab 2013 auch in Eurooa) zu kaufen gibt ;-).
Blume hat das ganz offensichtlich erkannt.
Ist ja schon doof wenn ein Porschefahrer als bisher unangefochtener Ampelplatzhirsch von einem normalen Tesla Model S 90D stehen gelassen wird :-).
Nur in der Lärmentwicklung bleibt er „Sieger“, aber gerade dabei zieht er damit die Aufmerksamkeit der Fußgänger auf sich, die Zeuge seines zweiten Platzes werden. Sehr peinliche Angelegenheit.
Porsche hatte daher eigentlich gar keine andere Wahl als nachzuziehen, denn im Gegensatz zu meinem eAuto beschleunigt eines mit „P“ und „L“ Ausstattung sogar in nur 2,6 Sekunden von 0 auf 100.
Das braucht zwar objektiv erst recht niemand, macht aber sehr viel Spass, zumindest wenn es geräuschlos und ohne Gestank&Gift vorwärts geht :-).
Was mir etwas Sorgen bei der Konzeption des Porsches bereitet, ist die innere 400 V Konstruktion und die Tricks, die nötig sind, trotzdem mit 800 V zu laden. Denn bei einer DC Ladung gibt es keinen dazwischen geschalteten DCDC-Wandler mehr. Aber vielleicht sind meine Sorgen unbegründet. Ich hätte mir eben lieber ein echtes 800 V System gewünscht.
Mich erinnert das etwas an die mit „HD Ready“ beworbene Fernseherzeit (mit nur 1366 Zeilen ausgestattete Panels, bei denen ein Full HD Bild nur heruntergerechnet darstellt werden konnte, das war m.M.n. Murks) und das fand ich schon vor 20 Jahren nicht gut.
Ich wünsche Porsche und allen echten eAutoherstellern viel Erfolg und hoffe auf eine baldige breitere und auch kostengünstigere Auswahl an eAutos für uns Konsumenten.
Karla01 meint
„Ist ja schon doof wenn ein Porschefahrer als bisher unangefochtener Ampelplatzhirsch von einem normalen Tesla Model S 90D stehen gelassen wird :-).
Nur in der Lärmentwicklung bleibt er “Sieger”, aber gerade dabei zieht er damit die Aufmerksamkeit der Fußgänger auf sich, die Zeuge seines zweiten Platzes werden. Sehr peinliche Angelegenheit.“
Peinlich ist deine anhaltende Huldigung illegaler Ampelrennen, welche die eigentlichen Porschefahrer (nicht die Typen welche in der Stuttgarter Innenstadt AMG , BMW, Audi und ab und zu auch Porsche fahren) reichlich wenig interessiert. Ja Alupo, glaub mir, wirklich jeder weiß oder hats begriffen dass Elektroautos schnell beschleunigen. Das wird aber nach wie vor nicht der einzige Grund sein einen Tesla, Porsche, Audi, AMG oder sonst was zu fahren.
Am besten ist jeder kauft sich das womit er glücklich ist und was das Gesetz zu lässt. Da auch du nicht über dem Gesetz stehst wirst mit diesem Ergebnis leben müssen.
Das mit den 400V und 800V bei Porsche interessiert mich. Kannst mich da bitte aufklären?