In den vergangenen Monaten kam es zu Bränden bei Elektro-Transportern der Deutsche-Post-Tochter StreetScooter. Der Logistikkonzern zog daraufhin mehrere Hundert Fahrzeuge vom Typ Work L, Baujahr 2018 aus dem Verkehr. Nun wurde die Ursache für die Brände gefunden.
„Die fehlerhafte Verschweißung in der Traktionsbatterie, die zu den beiden Bränden geführt hat, wurde von einem Vorlieferanten durchgeführt, bevor das Bauteil an die StreetScooter-Produktionsstandorte angeliefert wurde“, teilte Post-Sprecher Alexander Edenhofer dem MDR-Magazin Umschau mit. Der Fehler in der Lieferkette sei nun abgestellt. Externe Dekra-Gutachten hätten die Brandursachen-Ermittlung von StreetScooter bestätigt.
Inzwischen prüft auch das Kraftfahrtbundesamt (KBA) den Vorgang, es handle sich dabei um einen Routinevorgang. „Sofern eine ernsthafte Gefährdung vorliegt, kann eine Rückrufaktion angeordnet werden“, erklärte KBA-Sprecher Stephan Immen. Zur Lieferkette der StreetScooter-Batterien schweigt die Deutsche Post aus „vertraglichen Gründen“.
Die Untersuchung der potenziell brandgefährdeten StreetScooter dauert laut der Post noch mehrere Wochen. Bereits überprüfte Fahrzeuge seien schon wieder im Einsatz. Mitte März hatte die Post bestätigt, 460 Fahrzeuge ihrer StreetScooter-Flotte zur Überprüfung von der Straße geholt zu haben. Vorausgegangen waren mindestens zwei Fahrzeugbrände in Singen, Baden-Württemberg und Teuchern , Sachsen-Anhalt Ende vergangenen Jahres.
Bei dem Brand in Teuchern hatte die Feuerwehr dem MDR zufolge zunächst „große Probleme beim Löschen“. So sei unter anderem ätzende Flusssäure am Brandort entstanden, wodurch der Feuerwehreinsatz „überraschend aufwendig wurde“. Ob auch an Drittkunden ausgelieferte Stromer von dem Problem mit der Traktionsbatterie betroffen sind, ist unklar.
Die Deutsche Post hat eigenen Angaben nach mittlerweile über 9000 StreetScooter eingeflottet. In diesem Jahr sollen 6000 weitere Fahrzeuge des Elektro-Nutzfahrzeugherstellers für die Post- und Paketzustellung angeschafft werden.
PharmaJoe meint
Das mit der Flusssäure wurde auch schon woanders im Zusammenhang mit brennenden E-Autos erwähnt.
Entsteht diese aus Fluorverbindungen in der Batterie oder konventionell aus dem Kältemittel der Klimaanlage?
Jakob meint
Die Flusssäure (HF) entsteht beim Kontakt des Elektrolyten der Batterie (LiPF6) mit Wasser, wobei das gelöste Anion PF5- und seine Zerfallsprodukte mit H2O reagieren. Die Reaktionsgleichungen dazu sieht wiefolgt aus:
PF5 + H2O → POF3 + 2 HF
POF3 + H2O → HPO2F2 + HF
HPO2F2 + H2O → H2PO3F + HF
H2PO3F + H2O → H3PO4 + HF
Die Reaktionsstufen durchlaufen dabei unterschiedlich schnell und sind von sehr vielen Faktoren abhängig. Unter normalen Umständen finden sie gar nicht statt, nur bei Defekt oder in geringem Maße während der Alterung. Die Flusssäure an sich sollte am besten nicht in die Umwelt gelangen, man kann sie aber z.B. mit calciumhaltigen Gellöschmittel löschen. Das Calcium bindet das Fluorid und das Gel hindert das Wasser am wegfließen, was auch einen zusätzlichen Kühleffekt zur Folge hätte. Aktuell ist die Vorgehensweise möglichst viel Wasser, d.h. große Verdünnung und Kühlung, damit nicht noch mehr Zellen anfangen zu brennen.
Peter W meint
Danke für die Info.
Jakob meint
Hatte mich letztes Semester im Rahmen einer Literaturrecherche damit beschäftig. Falls jemand Prof. Dr. Wellnitz von der TH Ingolstadt kennt, wie man sieht teilt nicht die gesamte Hochschule seine Ansichten über Elektromobilität.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
@ Jakob: Ja, das ist schön, dass sich in der TH Ingolstadt auch andere Meinungen, als die von Herrn Prof. Dr. Wellnitz finden. Forschung lebt von der Unterschiedlichkeit beim Denken.
Vielleicht ändern sich mit VW-Diess auch die nächsten Forschungsaufträge für den Lehrstuhl Wellnitz, wohin auch immer.