Der Nachhaltigkeits-Chef von Volkswagen Ralf Pfitzner hat im Gespräch mit Journalisten über den neuen Elektroauto-Fokus des Konzerns gesprochen. Dass die Wolfsburger künftig im großen Stil auf E-Mobilität setzen, ist demnach weniger dem Image geschuldet, sondern aufgrund staatlicher CO2-Ziele unumgänglich.
Volkswagen hat sich zu den Pariser Klimazielen bekannt, die zunehmend strengeren CO2-Vorgaben der EU muss das Unternehmen von Gesetz her erfüllen – ansonsten drohen hohe Strafzahlungen. „Das Thema CO2 ist die größte Herausforderung für uns. Den Kraftstoffverbrauch kann man nicht einfach wegfiltern“, sagte Pfitzner dem Branchenportal Kfz-Betrieb und weiteren Medien.
Ein durchschnittliches Auto von VW ist laut Pfitzner im Jahr 2015 am Ende seiner Lebensdauer für rund 44 Tonnen CO2-Emissionen verantwortlich. Während der Nutzung fielen dabei rund zwei Drittel der Gesamtemissionen an. Der Rest verteile sich auf die Produktion und das spätere Recycling. Bis Mitte des nächsten Jahrzehnts will Volkswagen den sogenannten „CO2-Rucksack“ seiner Fahrzeuge um 30 Prozent senken.
Volkswagen-Vorstandschef Herbert Diess hat Bund und Industrie diesen Monat dazu aufgerufen, für einen saubereren Verkehrssektor schwerpunktmäßig auf Batterie-Elektroautos zu setzen. Andere alternative Antriebsarten – sowie langfristig auch klassische Verbrenner – spielen für Europas größten Autohersteller keine zentrale Rolle mehr.
Elektroautos schon heute sauberer
Schon heute sei das Elektroauto bei der CO2-Bilanz besser als ein Verbrenner – „zumindest, wenn man den europäischen Strommix als Grundlage heranzieht“, erklärte Pfitzner. Bei der Fertigung und Bereitstellung des Stroms würden zwar mehr Emissionen als bei Verbrennern anfallen – der Vorteil der lokalen Emissionsfreiheit während der Fahrt sei jedoch enorm. Weiteres Potential ergebe sich, wenn man umfangreicher auf erneuerbare Energien bei der Strom-Erzeugung setzt. „Die Energiewende geht in Deutschland noch nicht schnell genug voran. Elektromobilität macht nur Sinn, wenn auch die Energiewende funktioniert“, unterstrich Pfitzner.
Brennstoffzellen-Stromer, die mit Wasserstoff Energie für den E-Antrieb erzeugen, sind nach Ansicht von Volkswagen bis auf weiteres keine Alternative zu Batterie-Autos. Letztere haben laut Pfitzner einen höheren Wirkungsgrad und bräuchten deutlich weniger Primärenergie. Auch bei der Infrastruktur seien batteriebetriebene Pkw im Vorteil.
Neben Batterie- und Wasserstoff-Elektroautos sowie Hybriden und klassischen Verbrennern wollen viele Autobauer die Effizienz ihrer Fahrzeuge mit synthetischen Kraftstoffen verbessern. Pfitzner hält nicht viel von den sogenannte E-Fuels – sie spielten „für Pkw kaum noch eine Rolle“. Der Nachhaltigkeits-Experte argumentierte, dass diese Kraftstoffe zu teuer für den Einsatz in der breiten Masse seien. Anders sehe es „im Truck-Bereich, bei Schiffen und im Flugverkehr“ aus.
Pfitzner betonte, dass für das Erreichen zukünftiger EU-CO2-Gesetze weiter auch Dieselfahrzeuge nötig seien. Langfristig wolle sich Volkswagen aber von Selbstzündern verabschieden. Ende des nächsten Jahrzehnts soll die letzte neue Verbrenner-Plattform entwickelt werden. „Rund um das Jahr 2040 müssen wir dann eigentlich unsere letzten Verbrenner verkaufen“, so Pfitzner.
Dass Nachhaltigkeit bei Volkswagen „nicht mehr nur ein Add-on“ ist, liegt Pfitzner zufolge auch an der Preisentwicklung bei den Antrieben. Während Diesel- und Benziner-Modelle aufgrund der immer aufwändigeren Abgasreinigung zunehmend teurer würden, rechne er bei Batterien – der wichtigsten und kostspieligsten Komponente von Elektroautos – mit immer günstigeren Preisen.
BB meint
Klingt alles zu schön um wahr zu sein. Ich glaube es erst, wenn ich den I.D. auf der Straße sehe bzw zu einem vernünftigen Preis selbst gekauft habe…
alupo meint
Das kann ich durchaus auch nachvollziehen, insbesondere wenn man die nahe Vergangenheit und die Gegenwart berücksichtigt.
Peter wulf meint
Wir waren heute in der gläsernen Manufaktur von VW in Dresden.
Da werden Golfs mit Verbrennerkarosseie als E-Golfs
ausgebaut mit einer 34kwh Batterie an der Stelle des Benzintanks un im Bereich des Tunnels. Im ehemaligen Platz für den Verbrenner ist nun der Emotor und gleichrichter etc. Das Auto hat eine E Reichweite von 150 bis Max 200kmh Beschleunigung 10s /100kmh Höchstgeschwindigkeit 160kmh .
Die Konkurenz baut neue E Autos mit Batterie unter dem Fahrzeugboden und Reichweiten über 300km bis 500km. Wer will dann noch einen E Golf
in 1bis 2 Jahren gebraucht kaufen?
Was soll das Ganze? Wertvolle Rohstoffe werden für überholte Technik mangelhafte Leistung verbraucht. VW hat verschlafen. Asiaten Franzosen und Amerikaner sind weiter und besser.
Hans Meier meint
Spannend, die Aussagen zum E-Auto hat man scho 2010 mit ein wenig gesundem Menschenverstand verstanden. Dann kam der Erfolg von Tesla und dann sogleich im deutschen Raum die gesteuerte Medienmassenmanipulation vom E-Auto als „Drecksschleuder“ und wilkürliche Vergleiche mit Verbrennern. Und jetzt wo VW langsam Angebot hat, siehe da, ist das E Auto plötzlich wieder sauber. VW und co ihr seit das Letzte was wir für die Zukunft brauchen, hoffentlich verschwindet ihr bald in der Bedeutungslosigkeit.
nilsbär meint
Keine Sorge, genau das werden die chinesischen Hersteller mitttelfristig bewirken.
alupo meint
So sehr ich mich über VV und ihren Dieselskandal ärgere (immerhin habe ich mir deshalb einen Tesla gekauft, incl. ausreichender Reichweite und Rekuperation an allen Achsen, versteht sich), ich will wirklich dass sie überleben. Insbesondere weil sie vom Saulus zum Paulus (vermutlich) werden und so neben Tesla den BMWs und Daimlers zeigen, wohin die Reise geht.
Ist doch klar, dass mir ein hier vor Ort produzierendes Unternehmen lieber ist als eines in China.
Ein deutsches Griechenland kann doch wirklich niemand wollen.
A124 meint
Klingt erst einmal gut. Aber war nicht einmal die Rede davon, die letzte Verbrenner-Plattform Mitte der 2020iger Jahre zu entwickeln? Zumindest war das, so meine ich, bei Volvo so. Warum setzt dann VW, dass sich aktuell der E-Mobilität verschreibt (zumindest nach außen), 15 Jahre länger auf Verbrenner?
nilsbär meint
Weil Volvo Geely gehört. Und die chinesischen Hersteller den Auftrag von Xi Jinping persönlich haben die Autoindustrie zu dominieren. (Masterplan ‚Made in China 2025‘) . Und das geht für sie nur mit E-Autos (bei Verbrennern ist der Vorsprung der Europäer/Japaner zu groß) . Da die chinesischen E-Autos in Europa noch nicht ganz konkurrenzfähig sind, setzt Volvo noch auf Hybridfahrzeuge. Noch …
SoundOfLithium meint
Erstaunlich ehrliche Analyse !
Insbesondere auch was die bislang stark gehypten Brennstoffzellen und vor allem Power-to-X Verfahren angeht.
Vielleicht wird das ja noch bei VW…
nilsbär meint
Sehr vernünftig von VW. Nur Kollege railfriend wird es nicht verstehen, warum VW nicht auf die STP-Technologie setzt (Shit To Power:-)