Der Volkswagen-Konzern hat diese Woche verkündet, bis 2025 europaweit insgesamt rund 36.000 Elektroauto-Ladepunkte aufzubauen. Auch die Politik sei gefragt, die nötigen Voraussetzungen für den Betrieb von Stromern voranzutreiben. Deutschland brauche einen „Masterplan E-Mobilität“ mit dem Schwerpunkt Ladeinfrastruktur, forderte der E-Mobilitäts-Vorstand von Volkswagen Thomas Ulbrich.
„Es gibt in Deutschland derzeit nicht einmal 20.000 Ladepunkte im öffentlichen Raum. Das ist für den Moment in Ordnung, aber die große E-Offensive kommt ja erst noch“, so Ulbrich. „Die Bundesregierung hat das Ziel ausgegeben, bis 2020 rund 100.000 Ladepunkte aufzubauen, da ist in den kommenden Monaten eine Menge zu tun.“
Damit sich die E-Mobilität hierzulande schnell durchsetzen kann, müsse es ausreichend Lademöglichkeiten geben. „Bei vielen potenziellen E-Auto-Kunden gibt es nach wie vor eine Art ‚Ladeangst‘, sie fragen sich, ob sie ihr Auto überhaupt sicher laden können. Diese Sorge müssen wir ihnen nehmen, indem jetzt schnell und gut sichtbar neue Ladesäulen entstehen. Die Menschen müssen Vertrauen in die E-Mobilität gewinnen“, unterstrich Ulbrich.
Laut dem Volkswagen-Manager ist es die Aufgabe der Städte und Kommunen, für den Ausbau der Ladeinfrastruktur vor Ort zu sorgen. Hamburg leiste hier schon seit Jahren gute Arbeit. „Der Senat hat sich 2014 sehr klar und offensiv zum Aufbau der Ladeinfrastruktur bekannt, das war als Signal sehr wichtig. Es gibt dort klare Verantwortlichkeiten, die Kostenübernahme ist geregelt und die Ladepunkte sind einheitlich beschildert und gut sichtbar. Außerdem geht die Hamburger Polizei sehr konsequent gegen Falschparker vor, die Ladepunkte blockieren“, erklärte Ulbrich. Im Ergebnis habe Hamburg heute die beste Abdeckung mit Ladesäulen in ganz Deutschland, und es gebe auch einen klaren Plan für den bedarfsgerechten weiteren Ausbau.
„Wir wollen einen schnellen Durchbruch der E-Mobilität“
Mit Blick auf die Ladeinfrastruktur-Pläne von Volkswagen sagte Ulbrich: „Wir wollen einen schnellen Durchbruch der E-Mobilität und engagieren uns deshalb überall dort, wo E-Autos in Zukunft geladen werden: zu Hause, bei der Arbeit, im öffentlichen Raum und an der Autobahn.“ Privatkunden will Europas größter Autohersteller künftig über die neue Tochtergesellschaft Elli ein Komplettpaket bestehend aus Ladestation und Stromvertrag für die heimische Garage anbieten.
„Allein an den deutschen Volkswagen Standorten werden wir bis 2025 rund 4.000 Ladepunkte für unsere Mitarbeiter installiert haben. Viele davon stehen auch der allgemeinen Öffentlichkeit zur Verfügung“, so Ulbrich weiter. „Als Konzern werden wir bis 2025 europaweit insgesamt rund 36.000 Ladepunkte aufbauen, wenn man die der Händler mitzählt. Und über Ionity sind wir auch am Aufbau von 400 Schnellladestationen an den Autobahnen beteiligt. Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen.“
Die Autoindustrie könne den Ausbau der Ladeinfrastruktur nicht alleine bewerkstelligen, es sei daher ein stärkeres Engagement der Politik gefragt. „Wir brauchen jetzt vor allem zügige Entscheidungen, etwa eine Ausweitung der Fördermaßnahmen für Betreiber von Parkplätzen und Parkhäusern. Auch ein ‚Recht auf Wallbox‘ für Mieter und Eigentümer ist wichtig, hier müssen die notwendigen Anpassungen im Miet- und Baurecht erfolgen“, betonte Ulbrich. Deutschland brauche „einen Masterplan E-Mobilität mit dem Schwerpunkt Ladeinfrastruktur“. Wenn Industrie und Politik ihre Kräfte bündeln, könnten die Herausforderungen bei der Ladeinfrastruktur schnell gelöst werden.
Frank meint
Im „von der Politik fordern“ist VW Weltmeister.
Ich halte aber einige Forderungen selbst für wichtig, dafür die Massen-e-mobilisierung zu bedenken ist dass viele Autobesitzer keinen eigen sicheren Stellplatz haben. Programme, die Ladeplätze beim Arbeitgeber entstehen lassen sind essentiell (an einem langen Arbeitstag besteht die Möglichkeit den Ladestrom netzkonform zu dosieren) .
Ebenso braucht es mehr Schnelladesäulen bei Kaufhäusern (die sich jetzt schon durch das Verschenken von Autostrom Kunden in ihr Kaufhaus locken) öffentliche Parkplätze sind auszustatten.
Ansonsten sollte sich VW nicht so sehr durch fordern sondern vor allem durch Aktivität zeigen:
Es wäre doch genial wenn VW in der Sahara eine große solarbetriebene (weil billigste Energieform) Meerwasserentsalzungsanlage betreiben würde um auf diese Weise umweltfreundlich zu den großen benötigten Lithiummengen kommen würden. Der umliegenden Bevölkerung wird dann das dort wertvolle Abfallprodukt Trinkwasser für die dann dort erstmals mögliche Landwirtschaft geschenkt. Für VW wäre das ein enormer Image-gewinn – wahrscheinlich würden auch viele Endkunden ein Auto mit einem umweltfreundlicher produzierten Akku vorziehen.
alupo meint
Zum Glück bin ich mit meiner BEV Kaufentscheidung nicht auf die langsamen deutschen Mühlen angewiesen, aber ich befürworte dennoch dieses und jedes andere Denkmodell zum Ladesäulenausbau aufgrund des „mehr ist immer besser“ Ansatzes.
Wenn ich nicht einen „dicken“ Tesla mit „fettem“ 90 kWh Akku auf gut ausgebautem europäischem Lafesäulennetz hätte wäre es mir ab morgen Angst und Bange. Geht es doch zu fünft nach Spanien und dort an viele Orte des großen Landes. Da kommen einige 1000 km zustande. Und auf den Ladekartendschungel habe ich absolut keinen Bock, d.h. ohne mich.
Jens Tanning meint
Wir brauchen vor allen Dingen eine Gesetzesänderung, damit man als Privatmensch überhaupt eine Lademöglichkeit am eigenen Stellplatz oder in der eigenen Garage installieren darf. Nicht jeder ist Besitzer eines Hauses, viele aber Eigentümer von Wohnungen oder Mieter. Von den o.g. angegebenen Ladezeiten sind wir ja bei einfachen E-Autos weit entfernt und wer möchte sein Auto schon an einer „eventuell“ freien öffentlichen Säule „irgendwo“ laden. Ich habe dazu keine Zeit…
Daran hat die Wirtschaft natürlich kein Interesse. Dann entfallen die ganzen Zusatzeinnahmen, die Tankstellen bereits jetzt mit Shops etc. generieren.
Die Diskussion von VW erwähnt diesen Punkt nicht an mal, wie es auch alle anderen vermeiden. Das ist echt armselig…
Jabu Banza meint
Wieso planen die 2020 schon mit sovielen Ladepunkten?
Wenn man den Vergleich zu den Tankstellen zieht:
Es gibt gar 15000 Tankstellen in Deutschland, ich vermute mal im Schnitt mit ca. 5 Zapfsäulen.
Also bräuchte man um eine flüssige Mobilität mit 5min Tankzeiten zu garantieren doch nur 75000 Schnellladestation mit mindestens 400 kW um ein vergleichbares Netz aufzubauen.
Jabu Banza meint
Upps hab gerade gelesen, dass man bei 450KW immer noch 15 Minuten braucht.
Dann halt alles mit 1350 kW Ladesäulen. Sollte ja auch machbar sein.
Andreas meint
Also nach meiner Berechnung werden es bei 10% SoC und einer Ladung auf 80% ca. 9 min bei einem 100kWh Akku.
Bei einem typischen 64kWh Akku sind es nur 6 min!
Da schafft man es zeitlich nicht einmal mehr Zur Toilette an der Raststätte.
Jabu Banza meint
Hier stand das:
https://www.autobild.de/artikel/ladestationen-fastcharge-von-porsche-und-bmw-5565871.html
EsGeht meint
VW als Schwergewicht macht ordentlich Druck – und das gut, denn das braucht vor allem D und Europa. Was mir nicht gefällt, ist das Hohle-Hand-Syndrom. Man konnte „locker“ über 30 Mrd. für Betrug aufbringen, ziert sich aber, wenn es um Geld für Ladeinfrastruktur geht. Besser wäre, wenn VW noch mehr Druck auf die anderen Herstellern machen würde, endlich mehr für dieses Ziel (ähnlich Tesla) zu tun. Der Ruf nach dem Geld der Bürger (Steuergelder), ist einfach eine Unverschämtheit. Was die gesetzlichen Rahmenbedingungen angeht, ist es richtig und legitim, der Politik hier Beine zu machen.
Das mit der Produktion wird schon kommen, denn sie sehen sicherlich auch wie Tesla (https://bit.ly/2wHFzyy) und China skalieren.
Die globale Zellproduktion skaliert ebenfalls.
Trotz aller Kritik an VW, muss man dankend zur Kenntnis nehmen, dass sie einen – in meinen Augen – grossen und entscheidenden Beitrag leisten, um den Wandel vom Verbrenner zum BEV zu Beschleunigen.
SoundOfLithium meint
Wir brauchen Ladepunkte an zentralen Stellen wo die Menschen längere Zeit verweilen und typischerweise mit dem Auto hinfahren:
1.) Arbeitsplatz
typische Verweildauer der Autos >viele h
=> (hier reicht es massenhaft SchuKo-Steckdosen Ladequalität (2kW, 3.7 kW) anzubieten das reicht für das Nachtanken der zum Pendeln benötigten Energiemengen).
=> Neubauten und Umbauten von solchen Parkplätzen sollten also VERPFLICHTEND 1 derartige Ladeoption pro 2 Autostellplätze bieten !
Entsprechend gehört das in der Bauordnung etc. umgesetzt
2.) Supermärkte/Einkaufszentren
Typische Verweildauer der Autos 15-30min oder auch länger.
=> Hier bietet es sich an 11-22kW Ladeoptionen anzubieten oder gar einige Schnelllader pro Parkplatz.
Auch hier müssten entsprechende Neubau/Umbau-Regelungen schnellstmöglich umgesetzt werden.
3.) Nachrüstung schon bestehender Parkplätze der Typen1 und 2 mit staatlicher Förderung gerne unter Verwendung diverser „Energiesteuer“ einnahmen.
4.) Schnelllader (>100kW) entlang Autobahnen und im Außenbereich von Ballungszentren) alle 50km-100km