Volkswagen-Chefstratege Michael Jost hat in einem Interview über die Elektroauto-Offensive der Wolfsburger gesprochen. Neben den bereits bekannten Eckdaten des ehrgeizigen Vorhabens kam dabei auch die Konkurrenzsituation bei der alternativen Antriebsart zur Sprache. Volkswagen sieht sich trotz späterem Start im Vorteil.
Seit Mai kann das erste von Grund auf als Elektroauto konzipierte Modell von VW bestellt werden: der Kompaktwagen ID.3. Diverse weitere reine Stromer sollen folgen, auf die Straßen rollen sie aber erst ab Mitte 2020. Andere deutsche Hersteller wie etwa BMW oder Mercedes-Benz bauen bereits moderne Elektroautos in Serie, und Branchen-Pioniere wie Renault-Nissan oder Tesla haben weiter fest den Massenmarkt im Visier.
Darauf angesprochen, wie Volkswagen den zukünftigen Wettbewerb einschätzt, sagte Jost im Gespräch mit Die Presse: „Wenn wir von großen Volumenherstellern sprechen, fallen uns gar nicht so viele ein. Wir sehen Toyota, die in etwa so groß sind wie wir weltweit.“ Bei Mercedes und BMW stelle sich die Frage, „wie relevant diese für den Durchbruch der E-Mobilität sind“. Die beiden Hersteller würden um die zwei Millionen Fahrzeuge pro Jahr absetzen, der Volkswagen-Konzern oder Toyota über zehn Millionen.
„Premiumhersteller sind bei der Emotionalisierung wichtig. Für die Demokratisierung sind sie nicht die entscheidenden Player“, meinte Jost. Mit Blick auf Tesla, das nächstes Jahr sein zweites Volumenauto einführen will, sagte er: „Wir dürfen uns bei Elon Musk bedanken. Er ist einer der großen Treiber. Das hat es uns leichter gemacht.“ Ohne den Tesla-Chef „wären die Widerstände sicher größer gewesen“, so Jost. „Weil wir auch können müssen, was der kann.“
Als weiteren Treiber von Volkswagens E-Mobilitäts-Plänen nannte Jost die Dieselaffäre. „Dass wir unsere Elektrostrategie jetzt so konsequent planen und ausbauen, hängt sicher auch mit dem Schmerz zusammen, den die Dieselkrise verursacht hat“, sagte er. Das Management habe angesichts des Skandals um manipulierte Abgaswerte Anfang 2016 beschlossen, „dass wir weit springen müssen“, so Jost. Man wolle, dass der Kunde „auch versteht und begeistert davon ist, was wir da machen“.
Jörg2 meint
Bei solchen Verlautbarungen würde mich interessieren, was ist davon als Information nach außen gedacht und was dient der persönlichen Karrierestrategie im Sturm der strukturinternen Umbrüche.
Ich werd es nicht erfahren :-(
MiguelS NL meint
“Er ist einer der großen Treiber. Das hat es uns leichter gemacht.“ Ohne den Tesla-Chef „wären die Widerstände sicher größer gewesen“, so Jost. „Weil wir auch können müssen, was der kann.“
Hätte ich nicht gedacht, nur sehr wenige die es bisher so ehrlich bzw. so auf dem Punkt zugegeben haben.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Für mich schwingt bei Jost’schen Äußerung jede Menge VW-Grundarroganz mit: „E-Mobilität, hatten wir eh auf dem Plan, aber gut, Musk hat uns geholfen, der „Mohr“ kann jetzt aber auch gehen; den Rest machen wir sowieso allein.“
Düsentrieb meint
Das liest sich ja ganz gut, genau wie die meisten Artikel seit dem Bekenntnis zur Elektromobilität. Trotzdem vergesse ich den riesigen Betrug des VW Konzernes nicht. Und ich weiß auch, dass VW das nur macht um Milliarden € an Strsfzahlungen zu vermeiden. Trotzdem ist es gut für Flora und Fauna und die Elektromobilität.
JürgenV meint
Warum muss immer wieder ein Aber in den Kommentaren zu lesen sein. Leute, haltet doch einfach mal den Ball flach. Kein Mensch verlangt ein Vergessen, auch die neue VW- Führung nicht. Nun sollte man auch mal endlich anerkennen, das VW sich mit der neuen Strategie irre weit aus dem Fenster lehnt. Ist man eigentlich erst dann zufrieden, wenn VW Geschichte ist. Dann hoffe ich allerdings, daß alle VW- Hater eine Familie unterstützen, die auf Grund dessen kein Einkommen mehr haben. Sind ja nur ei paar 100000.
Hans Meier meint
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alupo meint
Ach, das mit den paar 100.000 sollen „nur“ 100.000 sein.
Und mehrere 100.000, die bei den erneuerbaren Energien durch die Vollbremsung unserer Regierung dran glauben mussten ist den jetzigen „Empörten“ wohl eher egal gewesen. Zumindest habe ich diesbezüglich von denen nichts vernommen.
Also halte ich diesen Ball genauso flach wie er damals flach gehalten wurde. Wer will sich denn beim Messen mit zweierlei Maßband erwischen lassen?
Fritz! meint
Wir sind erst dann zufrieden, wenn der Ankündigungsweltmeister VW liefert. Und zwar nicht nur Alibi-Stückzahlen wie beim e-tron, sondern mehrere 100.000 I.D. pro Jahr. Bislang haben die nur heiße Luft produziert, beim eGolf immer noch Lieferzeiten von ca. 1 Jahr.
Jörg2 meint
Bei der Vereinfachung der Technik (Verbrenner -> BEV), dem MEB-Angebot von VW und den treiben Kräften im aktuellen Hauptmarkt China, sehe ich nicht, dass Größe (Stückzahl) mit aller Sicherheit der sichere Hafen für das Über- und Weiterleben eines Autoherstellers ist. Größe ist unter bestimmten Marktbedingungen sicherlich notwendig (Automarkt vor 10 Jahren) um notwendige Investitionen durch Stückzahl wieder hereinzubekommen. Die Gefahr in der Größe ist die Komplexität der Struktur, die dann sehr leicht zum wichtigen Kostenfaktor ohne wirklichen Beitrag zum Umsatz wird. Das Größe auch ein hohes Trägheitsmoment entwickelt, ist an den aktuell großen ja schön zu sehen.
(Gehört der leicht missglückte Start bei AUDI eigentlich noch zur VW AG? Irgendwie lese ich oben nur vom ID.3, der ja erst noch auf die Startlinie muss.)