Die beiden Ex-Bosch- und Daimler-Ingenieure Alexander Sohl und Holger-Ines Adler haben eine Schnellladestation für Elektroautos entwickelt, die den Ladestrom selbst CO2-neutral produzieren soll. Der Anschluss an das Stromnetz sei nicht mehr nötig, die Lademöglichkeit lasse sich dadurch vergleichsweise einfach und flexibel aufstellen.
Die neue Ladelösung soll mehr als 150 Kilowatt leisten, in eine Batterie vergleichbar mit der eines e-Golf lasse sich so in nur zehn Minuten Strom für weitere 200 Kilometer pressen. Die leeren Akkus eines Elektrobusses sollen nach eineinhalb Stunden wieder voll sein. Sohl sagte im Gespräch mit der Berliner Zeitung selbstbewusst: „Wir haben das Reichweitenproblem des Elektroautos gelöst.“
Noch existiert die Schnelllademöglichkeit nur als Prototyp in der Werkstatt des Start-ups ME Energy in Berlin-Spandau. Gegründet wurde das Unternehmen im vergangenen November. Neben der Leistungsfähigkeit betonen Sohl und Adler die Nachhaltigkeit ihrer Strom-Tankstelle: Sie setze einen Motor ein, der schadstofffrei flüssiges Methanol verbrennt, einen Generator antreibt und so Elektrizität erzeugt.
Das Methanol für die Ladestation soll im Idealfall mit überschüssigem Wind- oder Sonnenstrom aus Kohlendioxid und Wasser erzeugt werden. Motor und Generator haben Sohl und Adler als Patent angemeldet. Ursprünglich wollten die Gründer den Methanol-Motor direkt in ein Elektroauto einbauen, aus Kostengründen wurde die Idee jedoch verworfen. „Der Autopreis hätte sich sofort verdoppelt“, erklärte Sohl.
Das Methanol-System soll im Vergleich mit anderen Schnellladesäulen günstiger sein. Laut Sohl können im Schnitt 150.000 Euro eingespart werden, da keine besonders belastbaren Stromleitungen gelegt werden müssen. Die etwa vier Kubikmeter große Station soll samt integriertem Kraftwerk und 1500-Liter-Tank für rund 80.000 Euro vertrieben werden. Auf die Kosten des Ladestroms soll sich der Einsatz von Methanol im Vergleich zu einer herkömmlichen Ladesäule nicht auswirken.
Finanziert haben Sohl und Adler ihr Projekt zunächst mit eigenem Geld. Seit kurzem sind erste Investoren mit an Bord, berichtet die Berliner Zeitung. Zwei Millionen Euro hätte ME Energy eingesammelt. Serienreif und netzunabhängig soll die konzipierte Schnellladestation Ende 2020 sein. Für fünf Anlagen gebe es bereits Käufer.
nilsbär meint
Anstatt Strom direkt zum Laden zu verwenden, wird also zunächst mit schlechtem Wirkungsgrad daraus Methanol erzeugt, welches danach mit schlechtem Wirkungsgrad in einem Motor verbrannt wird, welcher einen Generator zur Stromerzeugung antreibt.
Würde ich im Ranking der schlechtesten Ideen der Energie- und Verkehrswende ziemlich weit oben positionieren:-)
AndreasB meint
Wird das Methanol vor Ort produziert oder hingefahren. Vom Wirkungsgrad beides fraglich, mit hinfahren beinahe verrückt.
Da muss schon sehr viel Stromüberschuss da sein.
frax meint
e-Golf mit 150 kW laden LOL
Eine längere Wirkungsgradkette kann man sich kaum ausdenken – für Europa ist das ziemlich absurd.
Methanol ist sehr giftig – dass ist sehr unschön. Dann lieber Ethanol aus Abfällen für die paar Spezialanwendungen.
Peter W meint
Besonders gut gefallen hat mir der Satz:
„Wir haben das Reichweitenproblem des Elektroautos gelöst.“
Dafür bekommen die bestimmt nen Nobelpreis.
Priusfahrer meint
Bis zu dem Absatz wo „Motor der flüssiges Methanol verbrennt“ steht,
hat mich der Artikel sehr interessiert. Dachte sie hätten eine effiziente Brennstoffzelle mit Methanol entwickelt, was zugegeben auch schon um
5 Ecken gedacht wäre.
Toyota hat sich nicht umsonst schon vor Jahren die Entwicklung von
Methanol-FCs aufgegeben.
alupo meint
Methanolanlagen setzen weltweit Erdgas als Rohstoff ein. Diese Herstellung ist mit weitem Abstand die günstigste Art der Methanolerstellung. Aus diesem Grund gibt es viele Methanolanlagen in Gebieten, in denen es billige Erdgasvorkommen gibt, aber zu wenige Verbraucher. So ist Argentinien ein wettbewerbsfähiger, weltweiter Methanolexporteur. Einfach weil der Herstellungsprozess einfach und effizient (Wirkungsgrad) und damit billig ist und sich eine Flüssigkeit (Methanol) deutlich kostengünstiger als ein Gas (Erdgas) transportieren läßt.
Ich halte die Idee selbst für blödsinnig bis verrückt, Stromkabel durch methanoltransportierende Diesel-LKWs zu ersetzen. Aber solange nicht Steuergelder dafür verpulvert werden ist es mir egal.
McGybrush meint
Sollte es so eine Ladesäule in meinem Einzugsbereich schaffen, werde ich sie Boykottieren.
Strom, umwandeln, umherkarren, umwandeln, Strom.
Eine Insellösung mit PV macht mehr Sinn.
netlev meint
Ich denke, dass das System erst dann bewertet werden kann, wenn die Wirkungsgradkette bekannt ist. Und dann sollte man diese mit der von Wasserstoff oder öko-Kraftstoffen vergleichen. – schließlich soll ja nur der Überschussstrom verwendet werden oder im Extremfall eine extrem teure Stromleitung eingespart werden.
Steff meint
Die Wirkungsgradkette ist bekannt. Üblicherweise handelt es sich allerdings um einen fossilen Ursprung.
Wie soll „Überschussstrom“ ohne „eine extrem teure Stromleitung“ transportiert werden?
„Überschussstrom“ ist auch konventionellen Kraftwerken zu verdanken. Das bedeutet ptl, ptg, H2, e- fuel, synfuel, Methanol… etc. werden aus ganz „normalem“ Strom hergestellt.
Durch die enormen Verluste sind alle diese Verfahren ökonomisch und ökologischer Unsinn.
Da Wasserstoff zu ü90% aus fossilen Rohstoffen gewonnen wird, hat das mit „Überschussstrom“ eigentlich gar nichts zu tun.
Peter W meint
so ist es!
Die wollen halt Motoren bauen, egal wie.
Raimund meint
Weißt Du eigentlich, wer alles Überschussstrom haben möchte? Es ist nicht nur der Verkehr, sondern auch die Haushalte für Wärme, die Industrie für Prozesswärem, die Energiewirtschaft für die Dunkelflaute etc.
Wo soll der Überschussstrom den herkommen?
Jensen meint
Wie für Alles auf der Welt, wird sich auch für diese „Erfindung“ irgendwo eine Sonderanwendung finden lassen. Die Geldgeber scheinen ja Profit zu wittern, der eigentlich kaum vorstellbar ist. Nutzbare, aufrüstbare, erweiterbare Stromkabel finden sich (beinahe) überall in diesem Land, so dass dies auch vernünftigerweise die erste Wahl sein und bleiben sollte. Die Ideen, irgendwas mit Verbrennung/Schmierung/Wartungsaufwand zu entwickeln werden uns sicher auch in Zukunft begleiten. Wie mit diesem Beispiel Geld zu verdienen sein soll, erschließt mir jedenfalls nicht.
Josef meint
Also das Modell Elektrizität – Speichermedium – Elektrizität wie auch bei H2.
Interessant wäre eine Gegenüberstellung der Wirkungsgrade und erreichbaren Kosten. Ich könnte mir vorstellen, dass Methanol wesentliche Vorteile gegenüber H2 bietet.
Heureka meint
Methanol-Schnellladestation? Als nächstes kommt dann was, eine Biodiesel-Schnellladestation? – Und zur Not kann man bestimmt auch fossilen Brennstoff beimischen …
Jedenfalls fahren die BEVs dann lokal emissionsfrei. Abgase gibt’s nur um die Ecke an der Ladestation. Tolle neue Welt, Schilda lässt grüßen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Ist heute der 1. April?
alupo meint
Eigentlich nicht, aber der nächste 1. @pril kommt bestimmt ;-).
Markus Noskes meint
Der größte Schwachsinn, es wird mit aller Gewalt versucht die Raffinerrien am Leben zu halten. Dann bedanken wir noch die Autos sonder die Tankstellen und es wird wieder CO2 rausgeplasen, wenn auch weniger.
Außerdem wird durch Umwandlungsverluste wieder die Effizienz der Elektromobilität zunichte gemacht! :(
EdgarW meint
Super, dann fahren wieder Tanklaster rum, um die Teile nachzufüllen und der Strom wird mit suboptimal dezentral produziert. Plus Intensivlandwirtschaft zur Produktion des Ethanols, ganz großes Kino. Oh nein, sie wollen PtL verwenden, die absolut ineffizienteste Art, Strom zwischenzuspeichern, LOL.
„in die Batterie eines e-Golf etwa lasse sich so in nur zehn Minuten Strom für weitere 200 Kilometer pressen“
Bullshit, der Akku des e-Golf wird mit maximal 40 kW geladen, da kann sich die Ladesäule auf den Kopf stellen. Oder gegen die Anforderung des Autos die Ladeleistung erhöhen, was den Wagen (seinen Akku) beschädigen würde, aber der Wagen würde die Ladung einfach beenden.
„Wir haben das Reichweitenproblem des Elektroautos gelöst.“
Ja klar. Marketing ist ja eh immer wieder scheußlicher Unsinn, aber das hier ist schlicht Lüge. Klarer Fall von Daumen runter. Offenbar ein Startup, das mit Unsinn auf sich aufmerksam machen will.
Die Idee an sich ist ja vielleicht für wenige sehr abgelegene Standorte, wo kein auch noch so lahmer Stromanschluss gelegt werden kann, keine so schlechte Idee. Da der aus dem Ethanol erszeugte Strom eh in nem Akku zwischengelagert werden muss (oder wollen sie uns weismachen, dass sie da nen 150 kW-Generator integriert haben, Krach inkusive?, kann man den Erzeuger aber auch fast überall durch eine dürre 230V-Anbindung ersetzten, sowas gibt’s ja auch schon.
Jeru meint
Schadstoff- aber nicht Emissionsfrei.
Die Nutzung von Methanol kann sicher dennoch in einigen (stationären) Anwendungen interessant sein. Aber auch hier führt der Weg über H2. Warum nicht gleich in einer Brennstoffzelle nutzen?
Alex meint
Weil auch H2 Blödsinn ist!
Ich weiß das sie ein Liebhaber der H2 Thematik sind, und es ihnen egal ist das H2 Fahrzeuge einen grottigen Wirkungsgrad haben.
Lieber Akkus aufbauen, welche mit geringem Strom geladen werden können um bei Bedarf die Stromabgabe zu erhöhen
Denker 3000 meint
+1
Mit der Feststoffbatterie wird sich das sogar wirtschaftlich realisieren lassen.
AndreasB meint
Der Weg führt glücklicherweise praktisch nirgends über H2. Der komplizierteste Energieträger ever. H2 in Methan und man hat er one praktikable Lösung.
Bei alten Erdgaslagerstätten hat man kaum Umwandlungsverluste von H2 in Methan, liefert die Natur gratis.