BMW hat sich erst in diesem Jahr zu einer beschleunigten Elektro-Offensive durchringen können, mit dem 2013 eingeführtem Kleinwagen i3 verfügen die Bayern aber bereits heute über reichlich Elektro-Know-how. Für die im Langzeiteinsatz erprobte Batterie-Technologie interessieren sich auch andere Fahrzeughersteller.
Das türkische Unternehmen Karsan stellte kürzlich bei einer gemeinsam mit BMW organisierten Veranstaltung das jüngste elektrische Mitglied seiner Flotte vor: den Atak Electric. Der E-Bus fährt mit fünf schnell aufladbaren Batterien von BMWs Stromer-Tochter BMW i mit einer Gesamtkapazität von 220 kWh. Die damit erzielbare Reichweite gibt Karsan mit 300 Kilometer an.
Für Vortrieb sorgt beim Atak Electric ein Elektroantrieb mit 230 kW (313 PS) Motorleistung und 2400 Nm Drehmoment. Die Batterie des Fahrzeugs soll sich regulär in fünf Stunden, mit einer Schnellladeeinheit in drei Stunden aufladen lassen. Für Effizienz sorgt ein Rekuperationssystem, das ansonsten verlorengehende Bremsenergie zurückgewinnt. Der Energiespeicher soll sich dadurch um bis zu 25 Prozent selbst aufladen können.
Der Atak Electric ist mit zwei Sitzplatzvarianten erhältlich und bietet eine Gesamtkapazität von bis zu 52 Personen. Karsan will das Fahrzeug ab August diesen Jahres in mehreren europäischen Ländern vorstellen, darunter Deutschland. Die Produktion soll im selben Monat beginnen. Der Hersteller verspricht eine vierjährige bzw. 200.000 Kilometer lange Leistungsgarantie für die eingesetzten BMW-Batterien.
Bereits im letzten Jahr hatte Karsan den vollelektrischen City-Bus „Jest Electric“ mit für den i3 entwickelten E-Motoren und Hochvoltbatterien eingeführt. Der für den Innenstadtverkehr konzipierte, ursprünglich als Verbrenner ausgelegte Jest wird in der Türkei für den heimischen sowie für internationale Märkte gefertigt. Durch die Kombination von zwei BMW-i3-Batterien mit zusammen 88-kWh-Kapazität soll eine Reichweite von 210 Kilometer erreicht werden. Nach Angaben des Herstellers ist der Jest mittlerweile auch auf deutschen Straßen unterwegs.
Peter W meint
200.000 km Garantie für einen Bus-Akku? Das sind höchstens 3 Jahre. Gibt es da so wenig Vertrauen zu der Zellchemie?
alupo meint
Gerade die BMW i3 Batterie ist aus Umweltgründen m.M.n. am wenigsten dafür geeignet in großem Maßstab in Bussen eingesetzt zu werfen. Denn sie hat mit den absolut höchsten spezifischen Kobaltbedarf (in kg/kWh). Die Batterieforschung ist um mindestens ein Jahrzehnt weiter.
Ich frage mich nur, wie man als Unternehmer heute noch so eine Entscheidung treffen kann.
BlackRain meint
Hier dürfte der Preis der in die Jahre gekommenen SDI Zellen den Ausschlag gegeben haben. In Kombination mit der relativen Langzeiterfahrung – welche durchaus positiv zu werten sein dürfte – bieten diese „alten“ Zellen ein ordentliches Preis – / Leistungs – Paket. Zudem schätze ich, dass Samsung noch mehr als genügend Altbestand in Petto hat und daher nicht zusätzlich im Kongo hat einkaufen müssen.
150kW meint
“ Die Batterieforschung ist um mindestens ein Jahrzehnt weiter.“
Ich würde mal sagen NMC622 (wie beim i3) ist derzeit Standard.
cafedelsol meint
Wie beruhigend dass wenigstens das verwendete Lithium in der Batterie umwelttechnisch völlig unbedenklich ist…