Die Deutsche Post feierte vor wenigen Tagen den Einsatz von mittlerweile 10.000 E-Transportern aus der Produktion der Tochter StreetScooter. Das starke Wachstum der 2014 übernommenen E-Mobilitäts-Firma will der Konzern langfristig nicht mehr allein lenken, neben einem Partner kommt aber auch ein Verkauf infrage. Ein Interessent bekannte sich nun.
„Es gab einen Bieterprozess bei der Post“, sagte der Aachener Professor Günther Schuh, der StreetScooter einst mitgründete, der Süddeutschen Zeitung. „Ja, ich habe auch mitgeboten.“ Schuh hat nach dem Verkauf von StreetScooter den ebenfalls in Aachen angesiedelten Elektroautobauer e.GO Mobile gegründet. Im Mai wurden Gerüchte laut, dass er zukünftig auch wieder StreetScooter vorantreiben könnte.
Den in Berichten genannten möglichen Kaufpreis von 300 Millionen Euro wollte Schuh im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung nicht bestätigen, erklärte aber: „Wir sind weiterhin an StreetScooter interessiert.“ Hinter e.GO Mobile stehen mehrere Investoren – darüber, wer diese sind, hüllt sich Schuh in Schweigen. Mit Blick auf StreetScooter gehe es nun darum, ob man sich auf vernünftige Konditionen einigen könne.
Die Deutsche Post bekräftigte erst kürzlich, dass man auf StreetScooter „sehr stolz“ sei. Die Produktion eigener Elektro-Transporter ist allerdings aus der Not geboren, da um das Jahr 2014 herum kein Fahrzeughersteller batteriebetriebene Lieferwagen nach den Anforderungen des Logistikkonzerns bauen wollte. Mit den Stromern von StreetScooter, eine Ausgründung der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, setzt die Post nun im großen Stil auf eigene Technik. Seit 2017 werden außerdem Drittkunden mit E-Fahrzeugen beliefert.
Konzernchef Frank Appel hat bereits mehrfach betont, dass die Post nicht langfristig Fahrzeughersteller sein will. „Wir prüfen, wie sich StreetScooter gut und profitabel weiterentwickeln kann“, kündigte Finanzchefin Melanie Kreis im Frühjahr an. Laut Insidern macht das Startup bisher noch Verluste, zudem gibt es immer mehr Wettbewerb. Dennoch gilt StreetScooter in Europa weiter als eines der führenden Unternehmen in seinem Segment.
Der Verkauf von StreetScooter hat für die Post vorerst keine Priorität, sie bevorzugt derzeit einen Partner: „Wir sehen ein breites Interesse entlang der kompletten Wertschöpfungskette“, so Brief- und Paketvorstand Tobias Meyer. In Frage kämen etwa Autohersteller oder Zulieferer. Schuh hingegen bevorzugt eine Komplettübernahme: „Mein Angebot ist auch so zu verstehen, dass ich unbedingt dazu beitragen möchte, dass die Erfolgsgeschichte von StreetScooter weitergeht“, sagte der Professor und E-Mobilitäts-Unternehmer der Süddeutschen Zeitung. „Und ehrlich gesagt mache ich mir Sorgen, ob das in die richtige Richtung gesteuert wird.“
Alter_eg.o meint
Der Herr Professor hat sich mit dem Ego schon erstaunlich weit an VW angenähert. Zu welchem Preis? Noch ein paar Monate geht es, bis VW zum Streetscooter sagt: „Und was machen wir am Nachmittag?“ (Zitat aus der Zeit der Übernahme von DKW) und ihn versenkt.
Christoph meint
Herr Prof. Schuh, wäre es nicht ratsam, sich zunächst ganz auf die Herstellung des e.GO Life zu konzentrieren, damit dessen Auslieferung in nennenswerter Stückzahl die Vorbesteller noch hoffen lässt und bei der Stange hält?
Und dann erst ran an den streetscooter, das Elektro-Flugzeug und was noch so alles kommen kann.
Ich meine ja nur.
Swissli meint
Von „mehreren Milliarden Wert“ auf 300 Mio. in einem Jahr sagt einiges aus.
https://ecomento.de/2018/06/25/deutsche-post-elektro-transporter-streetscooter-ist-milliarden-wert/
Anonym meint
Ich würde beiden Zahlen keine zu große Beachtung schenken.
Mehrere Milliarden: Es ist doch klar, dass der Chef der Post, den Wert dieser (etwas ungeliebten) Tochtergesellschaft möglichst hoch darstellt und sie möglichst wertvoll aussehen lässt um nachher bei konkreten Verkaufsgesprächen einen möglichst großen Spielraum zu haben. Wie sagte Oma schon: „Mit den Säblen rasseln gehört eben zum Geschäft.“
300 Million: Ist meines Wissens nach auch keine offizielle Zahl oder ein offizieller (Ver-)Kaufspreis – oder irre ich da. Ist eher etwas Hörensagen – von jemanden aus dem näheren Umfeld – wie es Pressedeutsch so schön heißt.
Über die konkrete Verkaufssumme wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch stillschweigen vereinbart. Wir werden es also nie genau wissen.
Thomas Wagner meint
Das ist doch eine alte Weisheit, dass ein Kaufobjekt für den Käufer
immer weniger wert ist, als für den Verkäufer ;-)
Swissli meint
Bei Faktor 10 eher unseriös.
Und aus der Meldung höre ich heraus: trotz tiefem Kaufpreis (=hoher Abschreiber bei DHL Post) kein Käufer in Sicht. Das „Interesse entlang der Wertschöpfungskette“ sind wohl Lieferanten, die um ihre Aufträge bangen.
„Verkauf keine Priorität“… heisst, sie haben sich intern schon auf einen grossen Abschreiber vorbereitet. Oder brauchen noch Zeit um die Braut noch etwas aufzuhübschen (in Gewinnzone bringen) um sie loszuwerden.
Anonym meint
Vielleicht hat es auch einfach nur noch keine Priorität, weil sie noch selbst ihr bester Kunde sind und es auch noch eine Ziet bleiben werden.
Streetscooter wurde gegründet und von der Post gekauft um den eigenen Fuhrpark auf links zu ziehen. Dieses Vorhaben ist bei weitem noch nicht abgeschlossen. Warum sich also jetzt schon (auf Krampf) einen weiteren Vertragspartern ins Boot holen, der in Abläufe reinpfuscht und eventuell an jedem produzierten und in die Flotte der Post / DHL überführten Fahrzeug noch mitverdienen will (Preis für die Post erhöht?!
Aktuell Produzieren die bei der Post nahezu auf vollkommen eigene Rechnung. Keine Zwischenhändler kein nichts. Sie bestimmen, wann wie viele Fahrzeuge mit welcher Qualität hergestellt werden und welche Änderungen eventuell einfließen müssten / könnten durch die Erfahrung welche man aktuell im laufenden Betrieb sammelt.
Gehört die Firma irgenwann jemand anderen (oder auch nur Teile davon) muss man alle diese Entscheidungen, die man sonst intern lösen kann, aufwendig mit diesem neuen Partner verhandeln. Dauert Zeit und kosten Geld.
Swissli meint
Die 300 Mio. von Schuh werden nicht bestätigt, aber auch nicht dementiert.