Louis Camilleri erhielt 2018 überraschend die Leitung des italienischen Sportwagenbauers Ferrari. Camilleri hat den Großteil seiner Karriere als Manager in der Tabakindustrie verbracht, darunter zuletzt als CEO von Philip Morris. Er will Ferrari nun verstärkt als Anbieter von Luxusgütern wie Bekleidung und Accessoires positionieren, parallel muss er das Autosegment fit für Trends wie die E-Mobilität und autonomes Fahren machen.
Dass er aus der Tabakindustrie kommt, bewertete Camilleri in einem interview mit dem Wall Street Journal vor kurzem als Vorteil: Der Top-Job bei Ferrari beinhalte, „ein Unternehmen zu managen, das Teil einer Industrie ist, die durch eine große Transformation geht“ und bei diesem Wandel vorne zu bleiben.
Ferrari ist bekannt für leistungsstarke Verbrenner-Autos mit imposanter Geräuschkulisse, der branchenweite Umstieg auf elektrische Antriebe stellt daher für die Marke eine besondere Herausforderung dar. Reine Stromer sind zudem deutlich simpler aufgebaut als Wagen mit hochgezüchteten Benzinmotoren. Bisher hat Ferrari neben der ruhmreichen Historie aber vor allem seine technische Kompetenz bei Verbrennern in den Mittelpunkt gestellt.
„Es sieht so aus, als ob die Batterie ein Gleichmacher ist“, so Camilleri. Ferrari müsse nun sicherstellen, dass sich das Angebot weiter von dem anderer Marken abhebt. Die Italiener haben sich bereits mit elektrifizierten Straßenfahrzeugen auseinandergesetzt, zunächst 2013 mit dem Hybtrid-Supersportwagen LaFerrari. Mitte dieses Jahres stellten die Entwickler dann den Supersportwagen SF90 Stradale mit Plug-in-Hybrid-System vor, der als erster Ferrari mehrere Kilometer rein elektrisch fahren kann.
Bis 2022 will Ferrari weitere teilelektrische Modelle auf den Markt bringen, Details dazu wurden noch nicht verraten. Im Gespräch mit dem Wall Street Journal erklärte Camilleri, dass der erste nur mit Batterie betriebene Ferrari wohl erst zwischen 2025 und 2030 auf den Markt kommen wird – wann genau, hänge von den technologischen Fortschritten ab.
Konkretes Neues zu Ferraris E-Mobilitäts-Plänen ließ sich Camilleri nicht entlocken. Das zögerliche Vorgehen bei Elektroautos entspricht dem von Wettbewerbern wie Lamborghini oder Bentley. Elektroauto-Pionier Tesla oder auch die Mercedes-Tochter AMG dagegen wollen schon in wenigen Jahren rein batteriebetriebene Supersportwagen anbieten.
PK meint
Leute, die so ein Auto kaufen wollen damit auffallen.
Positiv natürlich, oder wenigstens cool und überlegen wirken ;-)
Ich bin gespannt, wie lange es noch dauert, bis Leute, die mit Lärm und Gestank mit einem Verbrenner „Sport“-Wagen vorfahren als Prolls erkannt werden, die es nicht kapiert haben…
Jeru meint
Da wird sich wenig dran ändern.
Für Sie sind diese Fahrzeuge ja heute schon Objekte, die direkt aus der Hölle kommen. Für sehr viele andere sind diese Art von Verbrennungsmotoren mit starken Emotionen verknüpft und der nicht vorhandene Gestank stört da nicht.
Mehr stören sollte Sie übrigens die Volumenfahrzeuge bei denen der Verbrenner keine Berechtigung hat. Zum Beispiel ein VW Polo, diese Fahrzeuge sind das eigentliche Problem.
PK meint
Sie sind ja ein größerer Schwarz-Weiß-Maler als ich ;-)
Ich kann durchaus den Reiz von schönen Autos erkennen und akzeptieren :-)
Was mich stört ist das fehlende Bewusstsein, daß man mit dem Lärm und den Abgasen dieser Fahrzeuge seine Umwelt schädigt. Ich bin in diesem Sommer ca. 15 Minuten vor einem Audi R8 durch die fränkische Schweiz gefahren. Er konnte nicht überholen, die Straße war zu eng. Der fuhr nicht schneller als ich, hat aber für 10 Autos Krach gemacht und ist dann endlich mit infernalischem Getöse an mir vorbei gezogen :-(
Insbesondere Motorradlärm ist in bestimmten Gegenden wie die Pest.
Wenn ein Porsche Taycan eine künstliche Lärmerzeugung für innen UND außen hat (Konfigurator, Abschnitt „Antrieb und Fahrwerk“, Option „Porsche Electric Sport Sound“), damit das Fahrzeug „emotionaler“ wirkt, dann ist das für mich vor allem ignorant und asozial.
Wenn ein Porsche Mitarbeiter bei den weltweiten Normen und Gesetzen zur Lärm-Belastung mit schreibt, Bürgervertretungen und Umweltverbände aber nicht teilnehmen können (Kostengründe, da diese Meetings international stattfinden), dann ist das für mich eine Art von Korruption. Siehe SWR-Reportage „Hier ist es zu laut! – Was tun gegen Straßenverkehrslärm?“ z.B. ab ca. Minute 24.
Peter W meint
Was Ferrari macht ist global betrachtet vollkommen irrelevant. Im Vergleich zur Yacht, die der Milliardär mit seinem Ferrari ansteuert, ist das Auto doch eher eine Erdnuss.
MiguelS NL meint
Es zeigt aber wo es hingeht. Ein klares Zeichen. Für bei den Pretolheads da draussen, ins besonderen die Ältere Generationen, wird es Einfluss haben. Und ich mir sicher, der e-Ferrari wird früher kommen, zur Not mit Hilfe von Rimac oder Tesla.
MiguelS NL meint
Fest steht eigentlich ab spätestens 2025 werden Verbrenner einen freien Fall erleben.
MiguelS NL meint
Einen BEV von Ferrari finde ich gut, genauso wie die BEV Version des im nächsten Jahr kommende neue Fiat 500
Wahrscheinlich wird es schnell das am meisten verkaufte BEV im Kleinstwagen Segment. Fiat hat 80k pro Jahr geplant, die Frage ist nur bis wann?
alupo meint
Insbesondere weil diese Dinger noch viel lauter als die von Porsche sind.
Dass aber in den nächsten Jahren bei Ferrari nichts passieren wird ist aber nicht ganz so schlimm, gibt es doch bald den Porsche und den Roadster. Wer braucht dann noch einen sehr teuren Ferrari?
Porsche 911 meint
Es gibt jetzt schon sehr schnelle Porsche und Ferrari verkaufen sich trotzdem so gut, dass der Chef die Stückzahlen nach oben begrenzen will…
Und welcher Kunde hat als einziges Auto einen Ferrari im Fuhrpark? Der steht im Zweifel zwischen dem 4x4er G und dem 11er Turbo.
elbflorenz meint
also wer sagt, das die batterie ein gleichmacher ist, hat nix, aber auch noch gar nix von bev-autos verstanden. es ist ein trauerspiel … wahrscheinlich hat er doch zuviel geraucht … da ist noch nebel im kopf geblieben …
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Ich glaube eher du kannst dir nur nicht wirklich vorstellen, was er damit meinen könnte. Ich finde die Aussage ist sehr trefflich. Warum?
Schau dir doch einfach mal Sportwagen wie den Ferrari an. Kennzeichnend für solche Fahrzeuge sind überdurchschnittliche Leistung/PS/Beschleunigungswerte. Genau das bekommt heutzutage aber schon „jeder“ für einen vergleichsweise schmalen Taler ab ca. 50k€, in Form eines Model 3 oder für etwas mehr mit einem Model S. Es gibt zwar prinzipiell auch noch andere wichtige Punkte, aber für den Durchschnittsfahrer, also gefühlt 95% der Leute da draußen, ist das alles irrelevant. Da zählen nur Beschleunigungswerte. Dazu brauch man sich nur mal die Diskussionen und Videos der ganzen Tesla-Fanboys anschauen. Beschleunigungsorgien am laufenden Band und sobald ein anderer Hersteller, wie im Fall Porsche den Taycan, rausbringt heißt es: „öööhh uhuhuh! So ein Auto bekomme ich bei Tesla ja für den halben Preis.“ Letztendlich ist das wesentlichste Alleinstellungsmerkmal der Supersportwagen, nämlich irrsinnige Beschleunigungen und Leistung, durch die E-Mobilität abhanden gekommen und irgendwo ist dem Wettrennen zu noch besseren Werten auch physikalisch eine Grenze gesetzt oder sollten aus Vernunftgründen auf keine öffentliche Straße gebracht werden. In wenigen Jahren wird es neben Tesla auch Modelle von BMW, Audi, Mercedes und Co. geben, die mit Beschleunigungswerten aufwarten, die früher eher einem kleinen Supersportwagenklientel vorbehalten waren. In diesen Sinne hat Ferrari also recht, dass die Batterie ein Gleichmacher ist.
Ich rechne fest damit, dass es es in Zukunft verstärkt Unfälle geben, von Leuten die solche Beschleunigungen nicht mehr unter Kontrolle haben und irgendwann wird dann der Ruf ertönen E-Autos nur noch mit gedrosselten Beschleunigungen verkaufen zu dürfen. So wie heute nach einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf deutschen Autobahnen verlangt wird.
Porsche 911 meint
Er hat genau das richtige verstanden – die Leistung eines Sportwagens wird zu einem Hygienefaktor, sie muss da sein, keine Frage, aber du kannst dich damit nicht mehr ausreichend abheben.
Das muss anders passieren, sei es über Ausstattung, Design, Software im Auto und eventuell Klang.
elbflorenz meint
Ich rede vom Akku. Nicht von der Motorenleistung. Beim Akku da geht’s um Reichweite, Dauer-Belastung und um Ladeleistung. Die Ladeleistung wird ein ganz wichtiges Kriterium. Und da ist der Akku kein! Gleichmacher. Er hat nix verstanden.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Der Benzinverbrauch von Supersportwagen ist nun bekanntlich auch nicht gerade gering. Beim Ferrari 458 wird der NEFZ-Verbrauch mit 11,8 l angegeben. Jeder weiß wie ernst man den NEFZ-Verbrauch nehmen kann, insbesondere wenn man das Fahrzeug so fährt wie es sich für diese Fahrzeugklasse gehört. Möchte man mit etwas Reserve im Tank ankommen kommt man vermutlich nicht weiter als 400 bis 500 km. Das Argument Reichweite war bisher keine Argument, warum sollte es in Zukunft bei solchen Autos ein Argument werden? Jeder weiß was ihn bei so einem Fahrzeug hinsichtlich Verbrauch erwartet und niemand kauft sich so ein Auto, weil er 1000 km mit der Familie in den Urlaub fahren will.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
@Porsche 911: Damit bestätigst du ja die Aussage der „Gleichmacherei“. Design, Ausstattung etc. waren ja bisher auch schon ein Argument sich einen Ferrari zu kaufen statt eines Lamborghini oder etwas anderes. Und was die Software angeht, so sehe ich hier nur schwere Abgrenzungsmöglichkeiten. Autonomes Fahren sollte in solchen Fahrzeugen keine Rolle spielen, dazu kauft man sich so etwas nicht. Außerdem ist das für einen so kleinen Autobauer vom Aufwand, Man-Power kaum zu stemmen. Gleiches gilt für Infotainment oder Assistenzsysteme. Da greift man lieber auf fertiges vom Zulieferer zurück. Das Hauptaugenmerk solcher Fahrzeuge sind nun mal die Fahreigenschaft und das Fahren selbst. So einen Wagen kauft man sich doch nicht, weil man unbedingt Spotify oder Apple-Music dabei haben will. Dafür hat man dann einen Viert- oder Fünftwagen in der Tiefgarage stehen. Von daher sehe ich das Argument Software untergeordnet als „Zukaufteil“ und eine Abgrenzung wird damit schwer.