Bund und Industrie haben eine Verlängerung und Erhöhung der Elektroauto-Kaufprämie „Umweltbonus“ vereinbart. Ab wann genau die besseren Konditionen gelten, ist aktuell noch offen. Laut Berichten von Händlern hat die Unsicherheit hinsichtlich der Fördersituation den Absatz von Stromern zuletzt einbrechen lassen. Die zuständige Behörde widerspricht dem.
Der Markt für Elektroautos sei in Deutschland „keineswegs zum Erliegen gekommen“, erklärte das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) in Eschborn bei Frankfurt auf Anfrage des Magazins Edison. Eine entsprechende Meldung der Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf den Handel mit der Überschrift „Der Verkauf von Elektroautos steht still“ sei definitiv falsch.
Das BAFA registriere einen täglichen Eingang „von rund 300 Anträgen“ auf Zahlung einer Prämie für die Anschaffung eines Elektroautos, hieß es weiter. Eine Abschwächung des Interesses am Umweltbonus sei derzeit nicht erkennbar.
300 Anträge pro Tag würde auf den Dezember hochgerechnet über 9000 Fördergesuchen entsprechen. Tatsächlich wäre der letzte Monat 2019 damit einer der besten des Jahres in der Umweltbonus-Bilanz. In der jüngsten Auswertung gibt das BAFA für den November insgesamt 4761 neu eingegangene Anträge an. Im Oktober waren es 10.107, was allerdings ein Ausreißer war – von Januar bis September gingen meist zwischen 4000 und 6000 Anträge pro Monat ein.
Zwar hängt es je nach Vereinbarung beim Kauf von den Autohändlern oder den Kunden ab, wann der Umweltbonus-Antrag beim BAFA eingereicht wird. Die Käufer dürften aber darauf aus sein, den vom Bund zur Hälfte finanzierten Zuschuss möglichst schnell auf ihrem Konto zu haben. Dass laut dem BAFA Tag für Tag weiter viele Anträge eingehen, spricht also für ein anhaltendes Interesse an Elektroautos.
50 Prozent des Umweltbonus schießen die Hersteller der geförderten Stromer zu, in der Regel in Form eines Preisnachlasses. Aktuell gibt es für reine Elektroautos 4000 Euro. Nach den neuen Planungen für den Umweltbonus soll dieser bis Ende 2025 statt Ende 2020 angeboten werden. Für Modelle bis zu einem Nettolistenpreis von 40.000 Euro ist eine Erhöhung der Prämie auf 6000 Euro vorgesehen. Für teurere Fahrzeuge bis 65.000 Euro soll es 5000 Euro geben.
Euroquelle meint
Das BAFA hat seinen Erläuterungstext zur Erhöhung des Umweltbonus auf 6.000 Euro geändert. Es sieht so aus, als hätte die EU-Kommission die neue Förderrichtlinie inzwischen genehmigt. Wann tritt sie nun endlich in Kraft? Ich warte jeden Tag darauf, um mein neues Elektrofahrzeug (BMW i3) endlich bestellen zu können.
Leotronik meint
„Die Käufer dürften aber darauf aus sein, den vom Bund zur Hälfte finanzierten Zuschuss möglichst schnell auf ihrem Konto zu haben“.
Die BAFA kennt ja das Kaufdatum jedes Antrages. Warum die so eine schwammige Begründung liefern ist schleierhaft.
Peter W meint
Sorry, aber ich halte diese Aussage der Bafa für etwas übereilt. Die Händler beklagen den Rückgang der Bestellungen, während die Bafa die Antragstellung bewertet. Einen Antrag kann man natürlich schon nach der Bestellung stellen, es macht aber wenig Sinn, es gibt erst Geld, wenn das Fahrzeug zugelassen wurde. Man müsste auch wissen wieviel Anträge tatsächlich direkt nach der Bestellung, und wie viele Anträge erst gestellt werden, wenn das Fzg zugelassen wurde.
Außerdem werden auch noch tausende Fahrzeuge zurückgehalten, die man im Dezember liefern könnte, aber mit allerlei Ausreden erst im Januar ausliefert. Im Januar werden die Zulassungen wahrscheinlich extrem ansteigen, und einige warten dann vielleicht auch mit dem Antrag, bis endgültig geklärt ist wer die 3000 Euro Fördeung erhält. Das ist derzeit alles noch offen. Ich warte auch noch ab.
MiguelS NL meint
Falsche Berichte wird es in den Medien leider noch viel geben. Es wird wahrscheinlich sogar noch einen neuen Höhepunkt erreichen.
Fakt ist das in D bis her (2019) ca. 57,5k BEV verkauft wurden. Es sieht danach aus dass es in 2019 einen Zuwachs von minimal 74% geben wird. Unglaublich, dass man bei solchen Werten von Stillstand redet. Und alle Zeichen deuten darauf dass es nächstes Jahr bedeutend mehr sein wird.
In Europa gibt es inzwischen 4 Länder mit ein EV-Anteil von mehr als 10%. Ich denke dass Deutschland bis Ende 2020 auch einen Anteil von >10% haben wird.
MiguelS NL meint
Korrigiere, der Zuwachs in 2019 könnte “nur” 67% werden, da die Politik “zum richtigen Zeitpunkt” eine neue 2020-Förderung angekündigt hat.
Gunnar meint
„Ich denke dass Deutschland bis Ende 2020 auch einen Anteil von >10% haben wird.“
Boah. Starke Wette, wäre wünschenswert, aber ob das klappt? Ich glaube da nicht dran. Das würde bedeuten, dass circa 30.000 BEVs pro Monat neu zugelassen werden müssen. Wie soll das gehen? Wo sollen die Fahrzeuge in diesen Massen so schnell herkommen?
MiguelS NL meint
Ich weiß, hört sich unglaubwürdig an. Es ist aber trotzdem wahrscheinlich.
1. Ich sprach aber von EV (BEV+PHEV). So wie es aussieht wird D auf ca. 60.000 BEV kommen in 2019. und nächstes Jahr mindestens verdoppeln, wegen Model 3, neue Förderung, mehr BEV + PHEV Angebot und mehr PHEV Förderung seitens Händler Und Hersteller.
2. Ich rede vom Markanteil bis Ende 2020. d.h. nicht von den Zulassungen über das gesamte Jahr sondern wiefern der Anteil in 12 Monaten gewachsen ist, d.h. wieviele im Dezember 2020 verkauft werden. Denn die Verkäufe steigen im Schnitt nicht nur pro Jahr sondern auch pro Monat. Die Verkäufe werden in 2020 pro Monat steigen, denke ich. In Jan können es 6k BEV sein, in Dez aber schon 20k BEV + 10k PHEV sein.
3. Auch die BAFA rechnet mit eine erhebliche Steigerung über das ganze Jahr, 3 bis 4 Mal so viele. Um diesen Schnitt zu erreichen muss der EV-Anteil (bzw. die Erwartung) in Dez deutlich höher sein als in Jan 2020
EdgarW meint
@ecomento
„300 Anträge pro Tag würde auf den Dezember hochgerechnet über 9000 Fördergesuchen entsprechen“
Nope, der Dezember 2019 hat 17 volle Werktage, das wären – theoretische – 5.100 Anträge. Da am 23. und 30. 12. mit Sicherheit niemand in der BAFA arbeiten wird, bleiben 4500 Anträge, immernoch theoretisch. Kommt ja zB auch drauf an, wie das BAFA gerundet hat, in 50er Schritten könnten’s auch 275 pro Tag sein. Und es ist eine Momentaufnahme, keine Angabe, auf welchen Zeitraum sich diese „300 täglich“ bezieht.
Sprich: Was hinten rauskommt, zählt.
ecomento.de meint
Die Anträge beim BAFA werden online gestellt, können also auch am Wochenende oder an Feiertagen eingereicht werden. Es handelt sich aber wie geschrieben nur um eine Hochrechnung, Konkretes wissen wir erst im Januar.
VG | ecomento.de
Andi meint
„Da am 23. und 30. 12. mit Sicherheit niemand in der BAFA arbeiten wird….“
Diese Aussage ist falsch!
Swissli meint
Ohne Planwirtschaft gäbs auch keine solchen Probleme.
elbflorenz meint
Gesetze über Steuererhebung, Steuervergünstigungen und Subventionen sind maßgeblicher Bestandteil der Marktwirtschaft -auch in der Schweiz :-) . Hat nix mit Planwirtschaft zu tun. Wenn man allerdings eine Gesetzesänderung bekannt gibt ohne Termin des Inkrafttreten der Änderung, so ist das einfach schlechte Politik. Das erzeugt dann allerdings planmäßige Verwirrung.
Peter W meint
So ist es. Unsere Regierung ist ja ein Meister der Verwirrung und Gerüchtesteuung. Da wird gegackert aber mit dem Eier legen lässt man sich Zeit.
Die Lage im Verkehrssektor könnte man auch als be-Scheuer-t bezeichnen.
Swissli meint
Und was wäre, wenn die Regierung z.B. Inkrafttreten per 1. März 2020 verkündet hätte?
Subventionen sind Staatseingriffe in die Marktwirtschaft. Marktwirtschaft würde auch ohne Subventionen funktionieren. Umgekehrt nicht.
elbflorenz meint
Dann wäre zumindest Klarheit ab wann es gilt.
Es wäre allerdings unklug, bei so einer heftigen Veränderung von 50% so lange zu warten. Denn die Menschen sind ja ned dumm und würden dann wirklich bis dahin warten.
Gültigkeit zum 1.1. 2020 verkünden und es wäre gut.
Zu den Subventionen: Ich bin auch gegen Dauersubventionen. (aber gehen sie mit diesem Thema zu ihren Bergbauern).
Allerdings neue Technologien brauchen immer Startsubventionen.
Denn der Markt hält immer am bestehenden fest. Glauben Sie wirklich, das Silikon Valley wäre ohne die massiven Subventionen aus Rüstung und Weltraumforschung in den 1950/60ern entstanden? Die ganzen Garagen-Firmen der 70/80er wären gar ned entstanden, weil es weder Hochschulen, Hightech-Unternehmen für die Grundbauteile und natürlich auch keine Garagen gäbe.