Mit der e.GO Mobile AG, seinem neuen Startup nach dem Verkauf des E-Transporter-Herstellers StreetScooter an die Deutsche Post, will der Aachener Professor für Produktionstechnik Günther Schuh den Kleinwagen-Markt mit E-Modellen aufmischen. Doch das Projekt hat mit großen Problemen zu kämpfen, Hilfe soll nun aus China und von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) kommen.
Das erste Elektroauto von e.GO Mobile, der Kleinstwagen Life, wird bereits seit mehreren Monaten produziert und an Kunden übergeben – aufgrund von Produktions- und Qualitätsproblemen allerdings nur in geringer Stückzahl. Durch die ausbleibenden Umsätze steht e.GO Mobile zunehmend unter Druck. „2019 haben wir nach vorläufigen Zahlen rund 20 Millionen Euro Umsatz und einen Verlust von rund 50 Millionen Euro gemacht“, sagte Schuh der Rheinischen Post. „Für 2020 planen wir mit 130 Millionen Euro Umsatz. Die Verluste werden zwischen 70 und 80 Millionen Euro liegen und sich erst 2021 reduzieren.“
Dass es bei e.GO Mobile weitergeht, gewährleistet derzeit eine teure Brückenfinanzierung durch bestehende Investoren: Neun Prozent Zinsen muss das Unternehmen laut einem Bericht der Aachener Zeitung auf die 102 Millionen Euro zahlen, die Rückzahlung des Darlehens steht schon Ende März an. „Wir haben ein Finanzierungs-Waterloo erlebt“, räumte Schuh ein. Er will für e.GO Mobile nun frisches Geld einsammeln, Investoren sollen noch einmal rund 250 Millionen Euro in die Firma investieren.
Für die weiteren Mittel orientiert sich Schuh nach Asien. Man werde mit einem chinesischen Investor eine Version des Life für den dortigen Markt produzieren, sagte er. „Der Vertrag ist unterzeichnet, wir warten allerdings noch darauf, dass das Geld überwiesen wird.“ Zusätzliche Unterstützung soll der NRW-Ministerpräsident leisten – Laschet macht sich für Änderungen bei der deutschen Elektroauto-Kaufprämie „Umweltbonus“ stark. Die geplante Neuregelung treffe Startups wie das von Schuh hart, weil die 6000-Euro-Prämie beim Kauf eines neuen Stromers jeweils zur Hälfte vom Staat und von den Herstellern gezahlt werden soll.
„Pro Fahrzeug machen wir am Anfang nur 200 Euro Gewinn“, so Schuh. „Wenn man dann plötzlich 3000 Euro Hersteller-Anteil für eine E-Auto-Prämie zahlen soll, hat das natürlich Folgen.“ Der e.GO-Mobile-Chef hofft, dass der Eigenanteil für kleinere Hersteller zumindest gesenkt wird. Wenn der neue Umweltbonus wie vorgesehen kommt, müsse er „den Absatz in Deutschland minimieren“ und mit dem Life in andere Länder gehen, „die solche Hürden nicht aufbauen“.
Mittlerweile wollen auch andere Hersteller den Markt für elektrische Kleinwagen erobern, allem voran der Volkswagen-Konzern. Der Life von e.GO Mobile ist zwar noch günstiger als etwa der neue VW e-up!, kostet aber seit Anfang des Jahres in Vorbereitung auf die höhere Kaufprämie und wegen „Mehraufwand durch verzögerte Straßenfreigaben“ 2000 Euro mehr. Schuh bleibt dennoch optimistisch: „Der Wettbewerbsdruck im Markt kommt von uns. Die anderen Hersteller hätten das 20.000-Euro-Segment am liebsten ignoriert. Das konnten sie sich durch uns nicht mehr leisten“, sagte er. „Trotzdem mache ich mir keine Sorge – der Markt ist groß genug für uns alle.“
Gunnar meint
„ kostet aber seit Anfang des Jahres in Vorbereitung auf die höhere Kaufprämie 2000 Euro mehr“
Moment mal. Das passt nicht. Der Herstelleranteil geht ja nur um 1000 Euro hoch. Warum hat dann Ego den Preis gleich um 2000 erhöht? Tippfehler im Artikel oder hat da Ego doch die Gelegenheit genutzt, um sich zu bereichern?
ecomento.de meint
Als Grund für die Preiserhöhung wurden neben der höheren Kaufprämie „Mehraufwand durch verzögerte Straßenfreigaben“ genannt, wir haben das noch ergänzt.
VG | ecomento.de
Michael meint
Zulassungszahlen für den e-up! im Dezember in Deutschland 42 Stück, e.Go ist leider nicht aufgeführt. Der zählt doch zu den Autos, oder?
nilsbär meint
Ja, auch mir erscheint der Zins als zu tief. Ich würde sogar noch weiter gehen und fragen, wer einen derart hohen Kredit angesichts der nicht vorhandenen Sicherheiten, des Schuldenstandes und der mäßigen Aussichten vertreten kann.
Tja, wie ein Freund von mir öfters sagte: Hat man 100.000 Euro Schulden, hat man ein Problem. Hat man 100 Millionen Schulden, hat die Bank ein Problem:-)
nilsbär meint
„Schuh bleibt dennoch optimistisch: „Der Wettbewerbsdruck im Markt kommt von uns. Die anderen Hersteller hätten das 20.000-Euro-Segment am liebsten ignoriert. Das konnten sie sich durch uns nicht mehr leisten“.“
Ob sich da der gute Professor nicht etwas zu wichtig nimmt? Ich würde eher meinen, dass der e.GO (der ohnehin nie in Massen auf die Straße kommen wird) für die Preisfestlegung z.B. der VW-Drillinge genau gar keine Rolle gespielt hat.
EdgarW meint
+1
leider
Ich finde die VW E-Drillinge prima, aber Konkurrenz wird immer benötigt
Freddy K meint
Und den e!up gabs vorher ja nicht. Oooh wait..
elbflorenz meint
Man kann zu dem Unternehmen so und so stehen. Was mir nur aufgefallen ist, sind in Zeiten von EZB-Minuszinsen und einer Mini-Inflation die 9% Zinsen auf einen Brückenkredit. Finde ich schon sehr hoch – selbst wenn man das Ausfallrisiko mit einrechnet.
Futureman meint
Zinsen spiegeln immer das Anlagenrisiko wieder. 9% bedeuten z.Zt. Totalverlust möglich…
Swissli meint
Ich nehm an das ist der Jahreszins. Für meinen Geschmack scheint mir der Zins eher tief im Vergleich zum Risiko.
Ein Darlehen von 102 Mio. für rund 6 Monate = 4.5 Mio. Zins bei Ausfallrisiko >80%?
Die 102 Mio. Rückzahlung sind ja nur möglich, wenn e.go mindestens diesen Betrag bis Ende März einsammeln kann.
Oder eben der ominöse weisse Ritter aus China schiesst diesen Betrag ein bis Ende März ein.
Selnim meint
Ich denke die sind durchaus angemesssen. Die Ausfallrisiken sind schon sehr hoch, wenn der Kredit nicht mit Sachwerten gedeckt ist.
Rene meint
nicht der erste Investor aus China, der mit Millionen winkt, aber nichts überweist. Meine Prognose für den Sion und auch die e.GO Mobile AG – 2021 kein Thema mehr…
Swissli meint
Ende März ist dann also Tag der Wahrheit.
PeterM meint
Ich verstehe das Problem mit „3000 Euro Hersteller-Anteil für eine E-Auto-Prämie“ nicht. Warum wird da nicht einfach der Listenpreis erhöht?
Rene meint
das geht nicht so einfach, der e.GO konkurriert direkt mit dem VW E UP und dessen Brüdern. Der e.GO hat nur eine geringe Chance, wenn er deutlich günstiger bleibt wie der VW Konzern. Nur VW hat eben auch die Möglichkeiten e.GO am langen Arm verhungern zu lassen. Zumal VW selbst genug E Fahrzeuge absetzen muss, um die CO2 Flottenziele zu erreichen.
Andi F. meint
….das mag sein, aber wenn es für Kleinwagen eine andere Lösung gefunden wird ohne Eigenanteil, kann VW die Preise um 3000 EUR senken und das Problem ist das gleiche. Und unterschiedliche Regelungen für VW und eGo kann mir wettbewerbsrechtlich nicht vorstellen….
Ulrich meint
Ich hatte den Life vorbestellt. Als ich das Fahrzeug aber in Berlin gesehen hatte, habe ich diese umgehend storniert.
Die Anmutung erinnerte mich bestenfalls an Dacia oder so. Fotos und Prospekte haben mit der Wahrheit nur wenig zu tun.
Emobilitãtsberatung-berlin K.D. Schmitz meint
E.GO life in Berlin gesehen, kannst du mir sagen wo bzw. auf meine Mail schreiben. Ich habe eine Intressentin die möchte den auch gerne mal sehen.
Info@emobilitätsberater-berlin.de . Danke, wäre nett.
Nogas meint
Weil dann niemand diese überteuerte Plastik Gurke kaufen will. Der ist slebsg jetzt schon im Preis l/Leistung.. Völlig veraltet und hinterher
Sei es Ausstellung
Oder Reichweite.
Um dne attraktiv zu machen müsste der sogar billiger werden
Swissli meint
Das ist eine Ausrede für das Scheitern von Herrn Schuh.
Das Auto ist einfach nicht marktfähig. Punkt.
Michael meint
Da verwechselt Herr Schuh die Wissenschaft mit der Wirtschaft.
Man kann nur hoffen dass die Politik nicht auf diese Mogelpackung reinfällt. Wenn die sich engagieren wollen sollten sie eine Bürgschaft erteilen.
Ich glaube jedoch, daß die Pleite unmittelbar bevor steht. Die VW Drillinge haben für derart unattraktiv Startups den Markt schwierig gemacht. Die benötigten Stückzahlen wird e.Go nicht absetzen können.
Freddy K meint
„kostet aber seit Anfang des Jahres in Vorbereitung auf die höhere Kaufprämie 2000 Euro mehr. “
Die haben den Listenpreis schon um 2000€ erhöht. Eigentlich wärens es nur 1000€ gewesen da ja 1000€ der Staat zusätzlich gibt.
Somit krallt sich E.go die 1000€ und jammert rum.
Sorry, aber kein Verständnis.
Wenn sies nicht schaffen ists halt vorbei.