Daimler-Betriebsratschef Michael Brecht hat in einem Interview mit dem Manager Magazin Befürchtungen geäußert, dass sich die Autohersteller bei der Umstellung auf Elektromobilität Lieferanten in Asien ausliefern. Die Beschwichtigung des eigenen Vorstandes bezeichnete er als „fast schon naiv“.
Laut einem Bericht der Wirtschaftszeitschrift stockt die Produktion des 2019 eingeführten Elektroautos EQC der Daimler-Kernmarke Mercedes-Benz. Auch in diesem Jahr würden deutlich weniger Einheiten des SUV gebaut als geplant, der Grund seien Batterie-Engpässe. Daimler hat die gemutmaßte Halbierung der EQC-Fertigung in diesem Jahr dementiert, der Betriebsratschef räumte jedoch Probleme beim Hochlauf der Batterieproduktion ein.
Angefangen habe es „vielleicht damit“, dass Elektroautobauer Tesla 2017 den deutschen Anlagenbauer Grohmann übernommen hat. Dieser sollte für Daimler die Batteriefertigung in Kamenz aufbauen, so Brecht – Grohmann ist künftig aber nur noch für das neue Mutterunternehmen aus den USA tätig. Das eigentliche Problem sei jedoch, dass es in Deutschland „viel zu wenig“ Kompetenz im Bereich Batteriezelle gebe.
Daimler baut in Kamenz Batteriepakete zusammen, die Zellen im Inneren kommen von Zulieferern aus Asien. Wie andere Autohersteller und deutsche Zulieferer scheuen die Schwaben bisher das Risiko und die Kosten einer groß angelegten eigenen Akkufertigung. Den Markt für Elektroauto-Batteriezellen dominieren daher derzeit andere. „Wir machen uns gefährlich abhängig von Herstellern in China und Korea“, warnte Brecht. „CATL oder LG Chem bilden mächtige Oligopole; sie können Verfügbarkeit und Preise der Zellen steuern.“
Es brauche deutsche oder europäische Zellproduzenten als Gegengewicht zu den übermächtigen asiatischen Anbietern, mahnte der Betriebsrat. Bei Daimler habe es Überlegungen in diese Richtung gegeben, der Vorstand sei aber nie überzeugt gewesen. Zwar sage die Führungsetage, „es sei kein Problem, die Zellen in der gewünschten Qualität und Menge zu bekommen“, so Brecht – „aber das ist fast schon naiv“.
Brecht geht davon aus, dass es Engpässe und unerwartete Preisaufschläge geben wird, da die bestehenden Akkufertiger die nötigen Kapazitäten nicht stemmen könnten. Daimler hat Ende 2018 verkündet, sich bis ins Jahr 2030 für mehr als 20 Milliarden Euro Zellen gesichert zu haben. Laut dem Betriebsratschef reicht das nicht, wenn die E-Mobilität schneller an Fahrt als von der Führungsebene erwartet aufnimmt.
Autohersteller brauchen Zell-Know-How
Brecht appellierte an das Management, „noch einmal genau nachzudenken“. Man müsse sich stärker in der Forschung engagieren, eigene Zellchemie entwerfen, die Fertigungsprozesse beherrschen und dazu in der Lage sein, den Lieferanten genaue Anforderungen zu übermitteln. Eine solche Strategie verfolgt etwa BMW, auch Volkswagen treibt mittlerweile eigene Akkus voran.
„Gute Zellen sind ein Wettbewerbsvorteil“, meinte Brecht. „Je effektiver, je besser eine Zelle ist, umso mehr können die Kosten gesenkt und die Reichweiten der Autos erhöht werden.“ Er merkte an, dass Daimler zumindest eine kleine Forschungsfabrik in Untertürkheim habe, in der Zellen und deren Chemie erprobt werden. Der Betriebsrat wünsche sich aber „mehr Mut“, beispielsweise zur Investition von einigen hundert Millionen Euro in ein Forschungszentrum.
Auch politisches Engagement sei nötig, sagte Brecht. Das Wirtschaftsministerium mache mit der ausgelobten Milliarde für deutsche Zellforschung und -produktion „einen guten Job“, das reiche aber nicht. Die europäische Politik müssen den hiesigen Unternehmen helfen, „die Kontrolle zu behalten“ – etwa durch die Forcierung von Akku-Fabriken in Europa. Zischen China und Europa müsse es zudem „faire Regeln für die Batterieproduktion“ geben.
Herbert4711 meint
Warum denn nun gerade E-Autos und nicht wasserstoffbetriebene Autos?
Benzinmotoren haben einen Wirkungsgrad von 25%, während Dieselmotoren 30% schaffen. D.h. Aus dem Auspuff gehen 70-75% der Energie in Form von heißen Abgasen.
Betreibt man diese Verbrennungsmotoren mit Wasserstoff- oder irgendeinem anderen Gas wird es auch nicht besser. Der schlechte Wirkungsgrad kommt zum großen Teil aus dem Kurbeltrieb, den man vor gut 100 Jahren von der Dampfmaschine übernommen hat. Nicht wirklich zukunftsweisend. Die Entwicklung ist hier am Ende.
Also: Wasserstoff im Verbrennungsmotor: falscher Weg wegen Kurbeltrieb.
Mit einer Brennstoffzelle, die aus Wasserstoff direkt elektrischen Strom macht, erreicht man dabei einen Wirkungsgrad von 60%. Wird hiermit ein elektrischer Fahrmotor angetrieben, landet man insgesamt bei 50% Wirkungsgrad. 50% gehen als (aber eventuell nutzbare) Wärme verloren und es gibt außer Sauerstoff keine Abgase. Zur Zeit sind hier die Kosten für die Brennstoffzelle wegen der dafür erforderlichen Materialien noch recht hoch. Insgesamt sieht das aber gut aus und wird sich entwickeln.
Der Haken liegt zur Zeit noch in der Speicherung von Wasserstoff im Fahrzeug. Um eine ausreichende Menge für gewünschte Reichweiten zu speichern, muß der Wasserstoff hoch verdichtet werden. Bei 700 Bar muß der Tank allerdings recht stabil und damit schwer sein. Aber auch hier wird geforscht und es wird auch dafür Lösungen geben, die in ein paar Jahren zur Verfügung stehen werden.
Die Elektromotoren in neuen PKWs haben einen Wirkungsgrad von bis zu 90% und beziehen ihren Strom aus dem Netz und zunehmend aus regenerativen Quellen (Wind und Solar).
Der E-Antrieb wird die Verbrennungsmotoren komplett ablösen, ob nun mit Akku oder mit vorgeschalteter Brennstoffzelle.
Das hätte die deutsche Automobilindustrie auch erkennen müssen.
Daimler und BMW: Alles klar ?
oli meint
Daimler hat die Zellenproduktion Li-tec in Kamenz aufgekauft und 2015 (!) verscherbelt. Zellen mit Keramkseparator und 4500 Ladezyklen ….Weltspitze, größter Reinraum Europas, drei Produktionstraßen von Grohmann.
Ich habe mit denen null Mitleid.
oli meint
Meinte Keramikseparator (700 Grad temperaturbeständig)
Wessi meint
Was für eine Gurkentruppe.
Neuerdings ist lt. Betriebsrat sogar Tesla verantwortlich für Batterieknappheit bei MB.
„Betriebsrat: Tesla ist mitschuld an Batteriemangel für Mercedes-Elektroauto EQC“
Im Artikel bei teslamag findet man einige putzige Anmerkungen zum Zeitverlauf.
tesla integriert Grohmann 2017
Die Fabrik in Kamenz wird 2019 geplant
und dann fällt dem BR nix besseres ein als Fingerpointing und Verschweigen/Negieren eigener Managementfehler.
Adieu MB. Adieu Anstand und Redlichkeit.
zum Selbstbewusstsein gehört auch eine Portion Selbstreflexion .
Das Beste oder Nichts…
das Beste war DB vor langer langer Zeit
und Heute? ein Haufen Jammerer
PK meint
Schon in meiner Schulzeit habe ich gelernt, daß eine Firma, die sich darauf beschränkt, ihre cashcows zu melken und die Innovation vernachlässigt irgendwann weg vom Fenster ist.
Sollte man als CEO eigentlich wissen.
Aber wenn shareholder value wichtiger ist und man von Quartalsergebnis zu Quartalsergebnis denkt, dann wird so eine Firma selbst zur cashcow.
Und die wird von den Geldgebern gemolken bis nichts mehr geht.
Und die Innovation suchen die Geldgeber dann bei anderen Firmen, da hüpfen die Heuschrecken dann zur nächsten fruchtbaren Region.
Und viele, inklusive der Führungsriege verdienen sich dumm und dusslig.
Ich denke, Herr Kaeser baut gerade Siemens in dieser Art (weiter) um…
Die wahren Leidtragenden sind die Mitarbeiter, denen die Arbeitsplätze irgendwann wegbrechen.
Konnte ja niemand ahnen…
Solche Firmen sind schon vom Geschäftsmodell her nicht nachhaltig.
Kein Wunder, daß sie auch bei der Ökobilanz mit diesem Begriff nichts anfangen können.
Priusfahrer meint
Ist doch verständlich!
Die IG-Metall möchte die Akkus und Zellen selbst „zusammenschrauben“.
Dafür haben wir volles Verständnis.
Momentan läuft es mit Mercedes´ PKW-Umstellung auf BEVs wie mit dem Trabant kurz
vor der Wiedervereinigung Deutschlands.
Für Extra-Wünsche bitte hinten anstellen, es wird getan was „möglich“ ist.
„Meine eigene Trabant-Bestellung hat sich zu Zeiten der DDR nicht mehr realisiert.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel in Zwickau zum Start der ID.3-Produktion.
André meint
Vielleicht ist die stickstoffdioxid stark verseuchte C – (Verpenner) Klasse schneller lieferbar ? Die verifizierbaren Tests der vergangenen Kalenderwoche in den deutschen TV – Medien sind mehr als vernichtend.
Nach dem sogenannten Softwareupdate steigt der längst unerlaubte Schadstoffwert während des gefahrenen Testzyklus ins astronomische.
Das KBA und der Minister üben sich in Schweigen.
Mal seh’n, wer länger die Luft anhalten kann …
stefan meint
*räusper* wieviel Öl pumpt Daimler eigentlich selber ausm Boden? Oder räumt Erze ausm Erdreich? Besteht da nicht auch eine Abhängigkeit?
Meine Güte, dieses extrem dumme Geschwätz von diesen Helden ist nicht mal des Lesens würdig
Mario Falcke meint
Die Entwicklung, Produktion und Konfektionierung der Akkublöcke und die OTA steuerbare Software machen über 40% der Gesamtwertschöpfung beim Autobau aus, jedoch 80% des technischen Produkts überhaupt.
Um bei Ihrem Beispiel zu bleiben, und Prof. Dudenhöffer zu zitieren: Die Deutschen Hersteller werden zukünftig schön lackierte Bierdosen herstellen können, das eigentliche Produkt, das Bier, werden innovative Autohersteller brauen, wenn es so weitergeht.
Wenn Sie sich auch nur einen Hauch fachlicher Artikel dazu aneignen würden, ersparen Sie das Umwelt Ihr dummen Geschwätz.
Ersparen Sie sich eine Antwort, Sie ist für mich des weiteren Lesens unwürdig:-)
Mario Falcke meint
Die Entwicklung, Produktion und Konfektionierung der Akkublöcke und die OTA steuerbare Software machen über 40% der Gesamtwertschöpfung beim Autobau aus, jedoch 80% des technischen Produkts überhaupt.
Um bei Ihrem Beispiel zu bleiben, und Prof. Dudenhöffer zu zitieren: Die Deutschen Hersteller werden zukünftig schön lackierte Bierdosen herstellen können, das eigentliche Produkt, das Bier, werden innovative Autohersteller brauen, wenn es so weitergeht.
Wenn Sie sich auch nur einen Hauch fachlicher Artikel dazu aneignen würden, ersparen Sie der Umwelt Ihr dummes Geschwätz.
Ersparen Sie sich eine Antwort, Sie ist für mich des weiteren Lesens unwürdig:-)
badsoden meint
Der gleiche Aufsichtsrat palabert doch immer wieder über Brennstoffzellen und jetzt auch synthetische Spritt und Batteriefahrzeugen sind nur Zwischenlösungen. Bei BMW sind diejenige die von BEV Ahnung hatte schon weggelaufen. Intern bei BMW palabert man auch weiterhin über Wasserstoff als die Zukunftslösung. Dazu, die Regierung sollte doch bitte technologieoffen sein. Das heisst, wir möchte gerne, dass alle Forschung aus der Staatshaushalt bezahlt wird. VW hat der Knall gehört, BMW und Daimler wollen Staatshilfe. Die sollten doch erst mal ein gutes Ladenetz aufbauen. Und nicht mit dumm kommunizierte (und auch noch vom EU subventionierte) 79 cnt die unwissenden Bürger gleich wieder vom BEV abschrecken.
Nächstes Jahr wird Daimler zu Systemrelevant erklärt und fragt einfach um direkte Staatshilfe. Der Vortand sollte sich mal gedanke machen, ob die von 500 T€ Maximalgehalt noch leben können.
pike meint
„…guten morgen liebe sorgen, seit ihr auch schon alle da….wer zu spät kommt, den bestraft das leben“….
alupo meint
Immerhin scheint der Daimler-Betriebsratschef aufgewacht zu sein.
Da er diesbezüglich nur wenig zu sagen hat (ich denke, die Ölscheichs haben im Aufsichtsrat mehr zu sagen) müssen jetzt nur noch die Vorstände aufwachen.
Danach könnte dann zumindest theoretisch eine Aufholjagd beginnen. Hat bei Kodak, Nokia und mit der Braunschen Röhre auch geklappt. Und auch die CD war ja im Zeitalter des Streamings nur eine „Zwischentechnologie“ die man übersprungen hat (unsere Elektronikfirmen fertigten damals in weiser Voraussicht m.W. erst gar keine CD Player).
Wie das Daimler Jahresergebnis 2019 aussieht ist bekannt. Interessant wird das von 2020 werden.
alupo meint
„nicht geklappt“, oder ironisch verstehen ;-)
Andreas meint
>Deutschland „viel zu wenig“ Kompetenz im Bereich Batteriezelle.
Völlig richtig. Deutsche Forschungsinstitute liefen sich in Deutschland bei den Autobauern ie Füße wund und stießen nur auf Arroganz und Desinteresse. Natürlich verkümmerte hier die Forschung oder wanderte ab. In Asien wurde große Mengen an Ressourcen in die Hand genommen.
Hier rächt sich, dass die großen, deutschen Autobauer letztlich nur noch Einkäufer von bekannter Technologie waren und sind. Ein bischen Forschung machen sie vielleicht, aber nur Anwendungskram und keine Grundlagen.
Hier rächt sich auch die mangelde strategische Ausrichtung der deutschen Forschungslandschaft. Viele Kurzläufer, die hinter der Gieskanne hinterher laufen, aber keine Strategie.
Das Ergebnis dieser vielen „kleineren“ Fehler: Deutschland hat in dieser Technologie schon verloren. Der Rest ist PR, das eine Schwäche zur Stärke „spin doctored“.
Die nächste Ilussion, mit der PR und Politiker losgeschickt werden, ist „Wasserstoff“, „alternative Fuels“ und „next generation batteries“.
Wasserstoff und „alternative fuels“ sind technisch alter, kalter Kaffee. Und „next generation batteries“ ist auch schon längst in Asien am Laufen. Die reden aber weniger drüber. Hier wird geredet, aber nicht gemacht
Futureman meint
Jetzt erst mit der Forschung anfangen bzw. aufstocken? Wann soll denn die Produktion beginnen? Der Zug ist ja schon mehr abgefahren als gedacht. Man kann Daimler-Aktionäre ja fast bedauern. Es hat sich schon oft gezeigt, dass der Erfinder eines Produktes nicht unbedingt immer am Markt bleibt…
bensch meint
Meanwhile stellt Tesla dieses Jahr die 1 Mio. Meilen Batterie aus eigener Produktion vor. Ich befürchte, Mercedes wird diesen Vorsprung niemals aufholen können.
Lewellyn meint
Ich bin mir sicher, wenn man hier ein paar Jahre zurück geht, steht das exakt so nicht nur in meinen Kommentaren.
„I told you“, wie der Brite sagt.
Sledge Hammer meint
Das „Erwachen“ wird richtig weh tun. Und nicht alle deutschen OEMs werden den Übergang zum BEV überleben. Die PKW Sparte von Daimler ist auch so ein Kandidat.
1000 Ionen immer weiter... meint
die Würmer haben die Lätzchen schon ungebunden: Geely wird den Laden komplett übernehmen und Europa versorgen. Zetsche und der neue bekommen teure Repräsentantenverträge und haben ihr auskommen sicher. Angies Arbeitsagentur bekommt dafür reichlich Konjunktur.
Marcus meint
Tschüss Daimler BMW und alle. Winke winke. Und wenn der Semi kommt ist das auch vorbei