Die EnBW hat bei den Wirtschaftsforschern von Prognos eine Marktbetrachtung der Ladeinfrastruktur und -tarife in Deutschland in Auftrag gegeben. Mit dem nun veröffentlichten „Lade-Report 2020“ wolle der Energiekonzern den aktuellen Stand beleuchten, Zusammenhänge erklären und Herausforderungen aufzeigen. Die Ergebnisse sollen zudem den Vorwurf lokaler Monopolbildung entkräften.
Die Auswertung zeige, dass sich der Markt in einer dynamischen Entwicklungsphase befindet. Gleichzeitig mache sie deutlich, dass der Wettbewerb funktioniert, sagt Prognos. So würden etwa die größten zwanzig Ladeinfrastruktur-Betreiber nur etwas mehr als die Hälfte aller öffentlichen Ladestationen in Deutschland betreiben. Eine Auswertung der Ladesäulendaten der Bundesnetzagentur zeige: Aktuell sind in Deutschland mehr als 1000 Unternehmen mit dem Aufbau der Ladeinfrastruktur für die E-Mobilität beschäftigt.
Der Lade-Report räume auch mit dem Vorwurf lokaler Monopolentwicklungen auf. Es gebe zwar Städte wie beispielsweise Düsseldorf oder Stuttgart, in denen die Ladeinfrastruktur mehrheitlich von einem Betreiber bereitgestellt wird. Dies und auch einzelne Konzentrationen auf Landesebene hätten aber keine negativen Auswirkungen für die Verbraucher. „Denn E-Autofahrer nutzen beim Laden an öffentlichen Ladestationen in den meisten Fällen die Angebote von EMPs (Electric Mobility Provider/E-Mobilitäts-Anbieter) – unabhängig vom Ladeinfrastrukturbetreiber“, erklärt Prognos.
Öffentlicher Ladebedarf
Die Analyse zeige, dass kurzfristig ein schneller Hochlauf öffentlicher Infrastruktur notwendig ist, um der steigenden Zahl an Elektroauto-Fahrern den Zugang zu Lademöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. So gehe die Bundesregierung davon aus, dass sich der Anteil an Ladevorgängen an öffentlichen Ladestationen im Vergleich zu privaten Lademöglichkeiten in den kommenden Jahren von derzeit rund 15 auf bis zu 40 Prozent erhöhen wird.
„Rund 50 Prozent aller Autos sind in Besitz von Bewohnern in Mehrfamilienhäusern. Hier ist die Installation eines privaten Ladepunktes oft nicht oder nur erschwert möglich. Speziell in den Städten werden viele Fahrzeuge im öffentlichen Straßenraum geparkt“, sagt Alex Auf der Maur, Projektleiter bei Prognos. „Um perspektivisch einer breiten Masse von Nutzern den Zugang zur Elektromobilität zu ermöglichen – unabhängig der Wohnverhältnisse und Stellplatzsituation – wird ein zeitnaher und intensiver Hochlauf der öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur gefordert. Eine ausreichende und öffentlich sichtbare Ladeinfrastruktur ist zudem ein entscheidender Faktor bei der Kaufentscheidung für ein Elektrofahrzeug.“
Beim weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur dürfe der Fokus nicht allein auf einer großen Flächenabdeckung liegen, meint Timo Sillober, der als Vertriebschef der EnBW auch die E-Mobilitäts-Aktivitäten des Unternehmens verantwortet. „Wir müssen auch Schnellladeparks vor allem dort bauen, wo sie benötigt werden – nicht nur entlang von Fernverbindungen, sondern auch im urbanen Raum. Das gibt Kunden das benötigte Vertrauen in die Elektromobilität.“
Komplexe Tarife
Mit Blick auf die in Deutschland verfügbaren Ladetarife attestiert der Lade-Report 2020 von Prognos eine große Vielfalt an Angeboten, Abrechnungsmodellen und hohe Preisspannen. Die Ladetarife würden mit der immer weiter verbreiteten Umstellung auf kWh-basierte Modelle jedoch zusehends vergleichbarer und transparenter. Insgesamt variierten die Kosten stark, es gebe aber für jedes Mobilitätsbedürfnis bereits passende und günstige Angebote. Die Entwicklung sei allerdings noch längst nicht abgeschlossen.
„Alle EMPs stehen vor der Herausforderung, attraktive Angebote zu schaffen, die die Kunden nicht nur verstehen, sondern die ihnen den Einstieg in die Elektromobilität so leicht wie möglich machen“, so Sillober. „Dazu gehören unter anderem klare und einheitliche Preise im gesamten Ladenetz inklusive Ausland sowie eine einfache Bezahlung. Denn nur so werden wir unserem gemeinsamen Anspruch gerecht, Elektromobilität in der Masse alltagstauglich zu machen.“
Der Prognos Lade-Report 2020 steht unter diesem Link zum Download zur Verfügung.
Paul D meint
Hallo, ich gatte vor kurzem einige Medien-Anfragen über meine Meinung zum „Ladestationen-Chaos“. Dabei habe ich mir überlegt, wie ich mir eigentlich selber das Stromtanken wünschen würde, damit es preistransparent(!) und (fast) so einfach wie beim Verbrenner-Tanken ist.
Hier also mein Vorschlag zur Bedienung von Stromtankstellen:
1. Zufahrt zu Tanksäule mit interaktivem Display hat (ähnlich wie Bankomatkasse; damit man nicht auf eine Handy-App angewiesen ist, bei denen es ja dauernd Probleme gibt)
2. Auswahl Ladeleistung (11, 22, 50,… kW) –> Anzeige der Kosten pro kWh
3. Auswahl der gewünschten Lademenge (zb 50 kWh) oder alternativ der Ladedauer
4. –> Vorab-Anzeige der in Summe anfallenden Stromkosten
5. Eingabe Voraussichtliche Parkdauer
6. –> Vorab-Anzeige der Kosten für das Parken bzw die Standzeit (falls relevant)
7. Anstecken und Laden und (automatische) Abrechnung.
Zum Vergelich: das ganz ähnlich ablaufende Benzin- oder Diesel-Tanken:
1. Zufahrt zu richtiger Zapfsäule
2. Auswahl der Kraftstoffvariante (Benzin, Diesel,…) –> Anzeige der Kosten pro Liter
3. Zapfhahn einstecken
4. Auswahl der Menge (über Zapfhahn)
5. –> Anzeige der Gesamtkosten für Sprit
6. Zahlen (Bankomat oder bar)
Jörg2 meint
Sollte es auch zukünftig so sein, dass sich 1-Auto-Familienaushalte in Mehrfamilienhäusern, entsprechend ihrem Budget, das Auto kaufen, welches maximal groß ist und auch die Fernfahrt in den Urlaub und zu Oma abdeckt, dann (so glaube ich) geht der Kauftrend in dieser Käufergruppe zum maximalgroßen (bezahlbaren) Akku mit Schnellladefähigkeit.
Diese Autos wären dann sowohl auf der Fernfahrt, als auch im täglichen Klein-Klein mit Schnellladern (auch in der City) gut versorgbar.
Ich glaube daher, dass wir in wenigen Jahren in den Städten Ladeparks mit Schnellladern (ähnlich Tankstellen) sehen werden. Die Ladezeiten für …200km werden sehr kurz sein.
Ich glaube nicht, dass sich ganze Städte aufbuddeln um das Nachtparken an der Laterne möglich zu machen.
Peter meint
Nach dem derzeitigen Stand der Technik (so wie ich ihn interpretiere) gehen Lade“durchfluss“ und Akkugröße Hand-in-Hand. Entscheidend ist anscheinend die „C-Rate“ und die ist selten >2.
Also kleiner Akuu, kleiner Lade“durchfluss“ aber auch großer Akku, großer Lade“durchfluss“. Und in Beiden Fällen: je voller der Akku wird, desto geringer wird die Ladeleistung aber eben beginnend auf unterschiedlichem Niveau.
Jörg2 meint
Ich würde da zum Dreiklang noch die „Akkuschonung“ hinzufügen. ;-)
Also:
Großer Akku bringt Nachladung vieler nächster Fahr-km in kurzer Zeit bei vergleichsweiser Akkuschonung (und natürlich hohe Reichweite und wenig häufige Ladeinfrastrukturnutzung).
Die Akku-Entwicklung geht in die richtige Richtung: kleiner, leichter, preiswerter, höhere Schnellladefähigkeit, Zyklenfestigkeit…
Die BEV als Gesamtfahrzeug entwickeln sich in Richtung 300.000…400.000…500.000km Gesamtfahrleistung bei verminderter Wartung.
Was noch fehlt sind die fallenden Preise, einige Karosserieformen und natürlich die öffentliche Ladeinfrastruktur.
Peter meint
Stimmt, das habe ich vergessen. Zustimmung. Auch: weniger Ladezyklen = weniger Degration.
Daniel meint
In den Städten benötigt man viele, und ich meine wirklich viele AC-Lader für die ganzen Menschen, die im öffentlichen Raum parken müssen, da reicht dann über Nacht oder über den Arbeitstag 3,5 bis 4,6 kW locker aus um am Abend oder am Morgen wieder ordentlich Reichweite zu haben. Gleiches gilt für die ganzen P&R Parkplätze. An den Aus-und Einfallstraßen können dann auch Schnelllader aufgebaut werden.
JayP meint
Da die ganzen Straßenlaternen auf LED o.ä. umgerüstet werden, können eventuell die 3 kW Schukos in die Laternen verbaut werden?
Jörg2 meint
@JayP
Bei Strassenzügen, bei denen die Beleuchtung zentral geschaltet wird (keine Schaltung in der Laterne selbst), müsste hier einiges nachgerüstet werden, damit auch tagsüber die Schuko Strom hat, die Laterne aber aus ist.
Was dann noch fehlen würde, wäre das eichrechtskonforme Abrechnungssystem.
JayP meint
Schaltung könnte über kleine 4G-Erweiterungen passieren,
Abrechnung auch über Plug&Charge und die LTE-Antenne im Auto!
Ist Eichrecht wirklich notwendig?
Jörg2 meint
@JayP
Ja, technische Lösungen gäbe es da viele…
Man könnte auch die zentral geschalteten Laternen einfach unter Strom lassen und den Helligkeitssensor im Leuchtmittel integrieren.
Dann fehlt wohl noch irgendetwas, was die Schuko schaltet. Die sollten ja nur Saft haben, wenn auch ein berechtigter und zahlender Nutzer dran hängt.
„Eichrechtskonform“: Brauche ich auch nicht. Der Gesetzgeber schreibt es halt vor und die Eichrechtskonform-Beamten wollen ihre Wichtigkeit nicht verlieren.
Die Laternenumbastelei müssten ja eher die Kommunen machen (Stadtwerke etc.). Denen sollten die Teile gehören (?). Ob die aber Interesse am Stromverkauf haben? Es sieht nicht so aus.
JayP meint
@Jörg:
Das mit den Helligkeitsensoren ist viel zu einfach :).
Nur kompliziert setzt sich durch :)
Würde man das Thema Stromverkaufen in DE ein bisschen vereinfachen würde vielen gut getan.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
„Es gebe zwar Städte wie beispielsweise Düsseldorf oder Stuttgart, in denen die Ladeinfrastruktur mehrheitlich von einem Betreiber bereitgestellt wird.“
Vor kurzem war ich mit meiner Zoe in Düsseldorf und da gibt es mehrheitlich überhaupt keine Ladeinfrastruktur. Frankfurt ist schon schlecht, aber Düsseldorf ist noch katastrophaler.
stefan meint
Es braucht dringend einfach zu bedienende und preiswerte Lademöglichkeiten dort, wo die Fahrzeuge lange stehen (sollen). P+R Parkplätze, Mitarbeiter-Parkplätze, WEGs. Die Zeit der Ladekartenschnäppchenjäger und App-Freaks geht zu Ende. Laden und Zahlen so einfach, wie Semmeln holen: „Augen zu, Karte durch, fertig“.
Peter W meint
Welchen Wert hat die Wiederholung, bzw Zitierung des Originals?
Stocki meint
Bist du hier der Miese-Peter W oder was?
Futureman meint
Als ersten Schritt sollte das Parken im öffentlichen Bereich eingeschränkt werden. (Wie in vielen anderen Ländern muss bei der Anmeldung eines Fahrzeugs ein Parkplatz nachgewiesen werden)
Darüber hinaus sollten vielmehr Supermärkte, Restaurants und Cafes die Chance erkennen, die ihnen kostenlose Lademöglichkeiten bieten. (Hätte mir z.B. vorher nie ausmalen können, freiwillig zu Ikea zu fahren :-)). Jeder E-Mobilist würde ein Geschäft mit Lademöglichkeit einem ohne Vorziehen. Daher die bitte an alle: Schreibt Eure Supermärkte an und fragt nach Lademöglichkeiten…
Petzi meint
Dort wo man nicht stundenlang steht, z.B. an Supermärkten, machen aber nur Schnelllader Sinn. Für 2kWh lohnt es sich ja nicht mal, das Ladekabel auszupacken.
Die AC-Lader an den Einkaufsparkplätzen in meiner Umgebung sehe ich meistens ungenutzt.
alupo meint
Ich finde die AC Ladung während eines Einkaufs als ausreichend, aber das kommt auf das Auto an.
Und im eAuto sollten m.M.n. zumindest 11kW (3*16A) üblich sein. Das ist ein wichtiges Kriterium bei einem eAutokauf und wem schnelleres Laden wichtig ist und dann nur Schuko-Auto gekauft hat, na dann hat man beim Kauf wohl nicht aufgepasst.
Lieber 10 Mal einen AC-Lader als nur einmal DC bzw. Kombi, preislich wird das auf das gleiche auskommen. Ich finde, man kann nicht von einem Einzelhändler fordern, mehrere 100.000 € für DC Ladesäulen auszugeben. Manche machen das zwar und das finde ich nett, aber ich würde als Einzelhändler soviel auch nicht ausgeben wollen um dann kostenlosen Strom abzugeben. Nein, ich denke AC reicht und ich freue mich darüber bzw. suche mir diese Läden für meinen Einkauf aus.
bensch meint
Ich denke auch, dass es kurz vor Großstädten Schnellladestationen geben sollte, nicht nur zwischendrin. Denn wer keine (praktikable) Möglichkeit hat, an seinem Ziel zu laden, kann dann noch in kurzer Zeit soviel Strom wie für x Zeit benötigt laden.
JayP meint
Definitiv. Oder Park+Ride mit 3,6 kW Ladern außerhalb der City. In der Stadt sollte das Auto keinen Platz mehr haben.