Der Aachener Elektroautobauer e.GO Mobile muss sich wegen anhaltender finanzieller Probleme sanieren und geht dazu in die Eigenverwaltung. Eigentlich sollte ein Partner aus China rechtzeitig frisches Kapital bringen, die Coronavirus-Pandemie verhinderte dies jedoch. Die angestrebte Expansion, vor allem nach Asien, ist trotz der derzeitigen Schwierigkeiten weiter geplant.
In einem ausführlichen Interview mit dem Fachportal Automobil Produktion verriet Firmenchef Günther Schuh, dass der chinesische Partner bereits 2018 ausgewählt wurde. Schuh, Produktions-Professor und Mitgründer des E-Transporter-Herstellers StreetScooter, habe e.GO Mobile von Anfang an so aufgebaut, dass zunächst nur mit kleinen, kapazitätsoptimierten Einheiten gearbeitet wird. Das Wachstum solle durch Joint Ventures in weiteren Zielmärkten kommen.
Mit dem chinesischen Partner – einen Namen nannte Schuh nicht – sei man sich Anfang 2019 einig geworden. Es habe dann aber noch Klärungbedarf seitens der bestehenden e.GO-Mobile-Investoren gegeben, was den Vertragsabschluss verzögerte. Und nun gebe es die Coronavirus-Krise, durch die neben dem Autoverkauf auch der Kapitalmarkt wegbricht.
Das vereinbarte Gemeinschaftsunternehmen für China sei bereits unterschrieben, sagte Schuh jetzt. Allerdings stehe der finale Abschluss aus, da das Geld noch überwiesen werden muss. Dafür, dass e.GO Mobile sein geistiges Eigentum in das Joint Venture einbringt, solle sich der Partner in die Muttergesellschaft des Startups einkaufen und zwischen drei und fünf Prozent der e.GO Mobile AG erwerben.
100.000 E-Autos pro Jahr für China
„Sicher können Sie sich vorstellen, dass wir in den letzten Wochen Mühe hatten, mit China alles klar zu machen“, so Schuh. Ob die Vereinbarung noch scheitern kann, sagte er nicht, nannte aber Details. Geplant sei eine Fertigungskapazität von 100.000 Fahrzeugen pro Jahr sowie Derivate des 2019 eingeführten Erstlingswerks e.GO Life. Für China sei ein hoher Lokalisierungsgrad vorgesehen, bis zu 90 Prozent der Fahrzeugumfänge sollen lokal beschafft werden.
Der chinesische Partner hätte mit 300.000 Elektroautos pro Jahr starten wollen. „Aber wir wissen: Man muss die beeinflussbare Komplexität zu Beginn niedrig halten“, merkte Schuh an. Der Kleinstwagen Life werde daher – abgesehen von Anpassungen für den lokalen Markt – in seiner aktuellen Form in der Volksrepublik starten. Zusätzlich soll es eine größere Version geben, die e.GO Mobile dank seiner durchdachten Produkt- und Produktionsarchitektur leicht umsetzen könne.
Anders als in Deutschland wolle man in China über eine Premiumpositionierung in den Markt einsteigen, erklärte Schuh. Dort bestehe für ein „German-Engineering-Produkt“ die Chance auf ein „beachtliches Fördervolumen“. Der e.GO-Mobile-Chef hofft aber weiter auch auf Erfolg im Heimatmarkt, hierzulande wurden 2019 aufgrund von Anlaufschwierigkeiten nur 540 Stromer verkauft. Das Marktpotential für ein praktisches, sicheres, effizientes und günstiges kleines Elektroauto sehe man in Deutschland bei jährlich bis zu 400.000 Einheiten.
Die Probleme mit Zulieferern, die das Unternehmen im letzten Jahr ausbremsten, habe man nun besser im Griff als mancher großer Hersteller. Eines der Hauptthemen sei momentan die Batterie. „Sie ist und bleibt das teuerste, das gefährlichste und das anspruchsvollste Teil“, sagte Schuh. e.GO Mobile überlege deshalb, zusammen mit seinem Lieferanten in Aachen eine ergänzende Batteriemontage aufzubauen.
Paul meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
jomei meint
Chinesischer Investor? Schon vor mehreren Jahren Fata Morgana, wo es um den Verkauf von Geisterflughäfen in MeckPomm und in der Pfalz ging.
Habe auf electrive.net gelesen, dass der kalifornische Hersteller Tropos jährlich 3000 elektr. Kleintransporter in Herne für kommunale Zwecke baut (Basispreis ab 18 T€ lt. logistra.de für die schwächste Version mit Versicherungskennzeichen, gibt auch stärkere bis 80km/h und 200 km Reichweite, siehe tropos-motors.de). Wenn diese Firma guten Absatz und damit Kohle macht, kann sie für höhere Produktionszahlen ja die Fertigungsstätten von e-go und Streetscooter kaufen, und das Gewürge hat ein Ende (mit Schrecken, besser als ein Schrecken ohne Ende).
jomei meint
…und noch zu ergänzen: Wenn Herr Prof. Schuh den Totalverlust etwas verringern will, sollte er oder der Verwalter Dr. Biner Bär im Interesse der Kreditgeber die sabotierenden Zulieferer verklagen, von denen er Teile (z.B. ESP, z.B. Türschlösser von Opel) bestellt hatte, die mit den wegen des Dieselskandals verweigerten Freigaben baulich wie funktionell rein gar nichts zu tun hatten, die Zulassungsfragen somit offenbar fingiert waren.
Und dass Opel als Zulieferer ausfällt, ändert nichts an dem Liefervertrag, für den die Opel verkaufende Mutterfirma GM zuständig ist.
Herr Schuh sollte sich mal juristisch beraten lassen.
Marco Frati meint
So ist das halt mit den Lehrkräften in Wirtschaft Theorie top in der Realwirtschaft ein Flop. In e.go hätte ich nie einen Cent investiert und es wundert mich wie blöd die Leute in der Regierung sind so eine Schwachsinn noch zu förder mit Staatskrediten davon sieht der staat nicht einen Cent wieder. Einzige was bleibt ist die Show vom Herrn Schuh Millionen euro andere leute in Sand gesetzt, fett aufgetreten und überall eingeladen und dann noch selber reich geworden. Herr Schuh der einzige Millionär geworden der nie ne Gewinn bringende Firma hatte sondern nur gequatscht und geld vernichtet hat lol ????
MusterMaxmann meint
Wenn ich mir einen e-Up anschaue verstehe ich nicht, wie dagegen ein e-GO Kunden finden soll.
„Damals“ wäre der e-GO noch attraktiv gewesen (oder die Konkurrenz unattraktiver…), aber mittlerweile in meinen Augen nicht mehr.
Jürgen Kohl meint
Das ist das Problem, das ich auch sehe. Die Reichweite des e.GO mit 139 km ist zu wenig, um gegen den E-Up bestehen zu können. Im Winter ist bei 70 km Schluss. Ich habe 3 Jahre einen smart ED gefahrem, der ähnliche Reichweite wie der E.GO hatte, das ist für den täglichen Betrieb, wenn man einmal was einkaufen will, einfach zu wenig. Aber vielleicht wird sich das ja mit einem chinesischen Partner ändern. Mit der Reichweite des E-Up würde ich mir den E.GO sofort kaufen.
Jörg2 meint
Die aktuelle Aussetzung einiger klitzekleiner Kernregelungen des deutschen Insolvenzrechtes verschaffen sowohl e.Go als auch SONO recht viel Luft (vorerst bis 30.09.20, Verlängerung in 2021 hinein nicht unmöglich).
Auch ist damit der Zugriff auf neue Kreditlinien aus den deutschen Corona-Fördertöpfen möglich. Die Hürde „Hausbank“ ist durch die 100%-Risikoübernahme des Staates auch raus.
Die private Haftung der Geschäftsführung in dieser (eigentlich ja Insolvenz-) Phase ist auch maximal runtergeschraubt.
Will sagen: beide haben jetzt Luft bis 30.09.2020…Frühjahr 2021, können sich vereinfacht zinsfreie „Corona-Kredite“ beschaffen und erstmal weiterwurschteln.
(Ein chinesischer Geschäftspartner aus 2018, der bis heute nicht Pflöcke eingeschlagen hat, ist wohl eher eine Fata Morgana. Die Entschärfung der E-Autoregelungen in China haben den Quotenzwang verringert. Ein chinesischer Hersteller, der aus ehemaligen Quotenzwang-Regelungen ein E-Produkt brauchte, hat aktuell in China wesentlich weniger Druck.)
Franz Mueller meint
-Chinesischer Partner, seit 2018 in Verhandlung: Wer schon mal mit China Geschäfte gemacht hat, kennt das Verhalten: Anfangs hohe Euphorie, plötzlich geht nichts mehr voran. Es gibt aber auch keine Absage, Gespräche werden mit wenig Aufwand fortgesetzt.
Das ist die chinesische Art und Weise, eine Geschäftsbeziehung zu beenden, ohne diese ganze zu kappen. Das Geschäft selbst wird dann aber nicht mehr abgeschlossen werden. Das weiß wahrscheinlich auch Schuh, vielleicht verwendet den vermeintlichen Chinesischen Partner aber als Joker um an zusätzliche Gelder zu kommen.
-Premium in China? Der eGo ist doch in Deutschland schon Premium Preis. In China ist Premium ganz klar an große Marken gebunden. Für eGo gibt´s da nur sehr günstig oder gar nicht. Premium ist vollkommen die falsche Strategie.
-Absatz Deutschland 400.000 eGo pro Jahr? Ganz gewiss nicht. Schon 1% davon wären viel für eGo.
Wird Zeit, diese Schuh-EGO-Show zu beenden
Swissli meint
Irgendwie nur noch ein Schmierentheater.
Swissli meint
Sollte der ominöse chinesische Partner wirklich existieren, wartet der wohl die Insolvenz von e.go ab – kommt günstiger.
Und wenn der chinesische Partner nicht (mehr) exisitiert, gibts vielleicht mal eine Verfilmung, wie Harry geschrieben hat.
Harry Schulze meint
Ist ja auch logisch, zuerst hat NRW Präsi Armin Laschet , umarmt vom glückseeligen Prof. Schuh 2018 bei der e.Go Werkseröffnung in Aachen mit großem Getöse den Steuersäckle weit geöffnet, warum auch nicht, war ja nicht sein Geld.
Und wenn sowas unausgegorenes den Bach runtergeht, dann haften natürlich nicht der Laschet und der Schuh für die rausgeworfenen Steuergelder , nein, dann wird zum letzten Strohhalm gegriffen.
Die Chinesen werden gerufen .
Das ist eigentlich der Stoff für eine Top Komödie, a la Schtonk.
Ich schlage vor Ochsenknecht als Laschet, und Lauterbach als Professor Schuh !
Egon meier meint
Kannst du mal genauer darstellen, wie weit das Land NRW sein Steuersäckel geöffnet hat und wieviel gezahlt worden sind?
Im übrigen: Danach sind immer alle schlauer .. vorher schimpfen alle, dass ‚die Politik‘ nicht genug in zukunftsträchtige Technologien investiert. Nur leider weiß voher niemand, was nachher zukunftsträchtig war – im Zweifelsfall im das andere. Immerhin hat Herr Schuh jede Menge eigenes Geld investiert, was für ihn spricht.
Für Corona kann er nun wirklich nichts und e.go hat keine großen Reserven – VW 53 Milliarden Euro Liquidität.
Es gibt jede Menge Konzerne (honda, Mini .. ) die ein ähnliches Konzept haben (cityhopper) – e.go ist also nicht alleine. Die sind allerdings 3x so teuer wie ein e.go
Franz Mueller meint
3x so teuer ist noch nicht mal ein Model3. Aber das ist mindestens 3x so gut wie ein Ego.
Der Ego ist die schlimme Kombination aus „gar nicht mal so gut“ und „gar nicht mal so günstig“