Für besseres Klima in Städten gelten neben E-Bussen auch lokal emissionsfreie Taxis als wesentlich. Noch setzen allerdings nur wenige Anbieter der Branche auf elektrisch betriebene Fahrzeuge. Dafür ist neben den hohen Preisen und begrenzten Reichweiten aktueller Modelle auch der Aufwand für das Laden verantwortlich. Ein deutsches Pilotprojekt will das Strom zapfen durch induktive, also kabellose Technik vereinfachen.
Die Universität Duisburg-Essen hat Ende 2019 das Forschungsprojekt Taxi-Lade-Konzept für den öffentlichen Raum (Talako) gestartet. Gemeinsam mit Partnern wollen die Wissenschaftler unter anderem eine Pilotanlage in Köln bauen. Dort sollen bis zu sechs Elektroautos gleichzeitig mit Energie versorgt werden. Das Ladesystem dafür wird unterirdisch in die Taxi-Warteschlange für das Laden während der Wartezeit integriert. Die Kölner Pilotanlage soll 2022 ihre Arbeit aufnehmen. Im Vorfeld ist die Inbetriebnahme einer Prototypen-Anlage in Mülheim/Ruhr geplant.
Bisher ist die Technik für induktives Laden teurer als herkömmliche Systeme wie etwa Ladesäulen mit Kabeln. Durch Standardisierung könnten sich die Kosten für kabelloses und kabelgebundenes Laden annähern, sagte Gregor Szybisty vom Lehrstuhl für Internationales Automobilmanagement der Universität Duisburg-Essen dem Magazin Edison.
Noch mangele es zudem an den nötigen Standards. „Das macht uns die Arbeit sehr schwierig. Wir müssen mit dem Fahrzeughersteller immer eine individuelle Lösung finden und können nicht auf standardisierte Lösungen zurückgreifen“, so Szybisty. Eine weitere Herausforderung stelle die Verfügbarkeit geeigneter Modelle dar – aktuelle Elektroautos seien meist nicht für den Einsatz als Taxis geeignet beziehungsweise teurer als Verbrenner.
Die Verantwortlichen für das Projekt zum kabellosen Taxi-Laden in Mülheim/Ruhr und Köln haben sich für ein Fahrzeug des Herstellers London EV Company (LEVC) entschieden. Das englische Unternehmen baut die neueste Generation des ikonischen „Black Cab“ mit teilelektrischem Antrieb. Für Talako würden aber auch weitere Hersteller gesucht, die sich bei dem Projekt einbringen wollen, berichtet Edison.
Norbert meint
Mich wundert es das Audi da nicht mitmacht. Im e-tron sind bei jedem ausgelieferten Fahrzeug bereits die Vorbereitungen für induktives Laden getroffen und es soll, sobald verfügbar, nachrüstbar sein.
Jensen meint
Egal, wie man zu diesem Projekt steht: Wichtig finde ich, dass es möglich zu sein scheint, eine (größere) Testfläche bereitzustellen und auch Strom dort bereitzuhalten.
Je nach Organisation des Taxistandplatz und Platzmöglichkeiten (eben ob es sich bei der Ladefläche um eine reine Wartezone oder eben eine direkte Nachrückfläche direkt am Taxistand handelt) könnte man aber auch ganz normal mit kabelgebundenen Ladeplätzen arbeiten. Es bedürfte lediglich einer Organisation zwischen dem Fahrzeug, welches „als nächstes an der Reihe ist“ und dem Fahrgast und den entsprechenden Weisungen der Taxizentrale. An allen Taxiständen wird und würde das sicher nicht klappen. Aber die Taxiunternehmen, Taxizentralen, Fahrer kennen die Fahr-, Stand-und Wartezeiten besser als jeder andere, so dass kabelgebundenes Laden an den Standorten, wo es sich umsetzen lässt, sicher erste Wahl sein wird und der induktiven Technik voraus sein und bleiben dürfte.
Daniel S meint
Induktives Laden hat man schon öfters gesehen, zumeist als Forschung / Pilotprojekt.
Warum nun nochmal zurück auf Start? 2022 mit der Pilotanlage in XY beginnen – das ist ja ein Witz.
Für Taxis mit ihren definierten Lade- bzw. Warteschlangen z.B. vor Bahnhöfen eine ideale Technik. Sie können kontinuierlich Weiterrollen und trotzdem laden. Fragt sich aber nur: Brauchen die überhaupt Zwischenladung on the fly oder genügt nicht ein halbe Stunde Mittagspause mit 150kW Ladeleistung ab Kabel?
André meint
Wird ein Forschungsprojekt bleiben :)
alupo meint
Und wieder einmal keine Angabe zu den deutlich erhöhten Ladeverlusten durch das Dazwischenschalten eines HF-Frequenzumwandlers (also eines „ACAC-Wandler“ ) , schweren Kupferspulen mit sehr großem Luftspalt (weil die Primärwicklung am Ladepunkt montiert ist und die Sekundärwicklung im Bus. Dabei kommt es doch beim Wirkungsgrad auf jeden Milimeter an, am besten dabei Rechteckdraht verwenden, wie meine ersten gekauften JBL Lautsprecher 4315A damit überhaupt nichts dazwischen passt).
Was beim Handy im Wh-Bereich vielleicht noch akzeptabel ist, muss im kWh Bereich nicht wirklich sinnvoll sein. Dann doch lieber den Laderoboterarm. Den gibt es durchaus auch schon.
E-Tom meint
2016 hatte ich bei einem Besuch in Braunschweig den induktiv ladenden Stadtbus angetroffen. Er fuhr bereits ein Jahr und fährt wohl immer noch einen 12 km Rundkurs um das Stadtzentrum. „Emil“ ist das Themenwort für die Braunschweiger Verkehrsgesellschaft mit dem Ladesystem Primove. Warum muss nun wieder bei 0 angefangen werden?
Wolfgang meint
Damit es geld und jobs gibt, muss man etwas erfinden. Und etwas altes zucerfinden ist einfacher und risikoärmer als neues..
Duesendaniel meint
Ich freue mich. dass es Initiativen wie Talako gibt, die ein solche Pilotprojekte hier aufbauen, denn ansonsten hat Köln in Sachen Mobilität leider nicht viel zu bieten. Eine Stadt, die engagierten Energieanbietern wie der RheinEnergie keine Flächen für öffentliche Ladesäulen zur Verfügung stellt und auch in anderen mobilen Umweltthemen wie Fahrradwege oder ÖPNV ständig das Schlusslicht bildet ist einfach nur noch zum Verzweifeln. Die letzte Hoffnung sind Bürgerbegehren und eben solche Forschungsprojekte. Es wundert mich, dass die Uni Duisburg-Essen hier grünes Licht bekommen hat. Da muss Geld geflossen sein, das einzige Zaubermittel, das in Köln alle Türen öffnet.