BMW hat mit Oliver Zipse seit August letzten Jahres einen neuen Vorstandschef. Der Grund für den verfrühten Wechsel soll insbesondere Kritik an den Elektromobilitäts-Plänen seines Vorgängers Harald Krüger gewesen sein – bisher hat der bayerische Autokonzern jedoch keine größeren Anpassungen an seiner Strategie vorgenommen. Arbeitnehmervertreter fordern nun ein neues Vorgehen bei reinen Stromern.
Im Gespräch mit dem Spiegel machte sich der BMW-Betriebsrat für eine Neuausrichtung des Unternehmens bei der E-Mobilität stark und sprach sich für eine nur für Elektroautos konzipierte technologische Plattform aus. Anders als etwa der Volkswagen-Konzern oder E-Auto-Branchenprimus Tesla setzt BMW auf flexible Architekturen. Neue Modelle des Premium-Anbieters lassen sich sowohl mit klassischem Verbrenner- oder Hybridsystem sowie als Elektroauto realisieren. Der Großteil der dazu nötigen Vorgänge findet auf derselben Fertigungslinie statt.
Die unter Krüger eingeschlagene und von Zipse fortgeführte Antriebsstrategie stellt eine Abkehr von BMWs ursprünglichen Plänen dar: Der 2013 eingeführte Kleinwagen i3 wurde komplett eigenständig entwickelt. Nach den Erfahrungen mit diesem Elektroauto und dem zweiten Modell der Submarke i, dem teilelektrischen Sportwagen i8, entschied sich BMW zu einer integrierten Entwicklung und Produktion. „Nur mit einer eigenen E-Architektur können wir die Vorteile eines Elektrofahrzeugs voll ausschöpfen“, sagte jetzt Betriebsratschef Manfred Schoch der Spiegel-Redaktion. Eine E-Auto-Plattform wäre für BMW „dringend erforderlich, um von Wettbewerbern aus Kalifornien oder China nicht überholt zu werden“.
Mit seiner Forderung nach einem Kurswechsel unterstützt der Betriebsratschef laut dem Bericht BMW-Manager, die sich intern schon länger für eine neue Elektro-Strategie aussprechen. Sie würden auf eine schnelle Entscheidung des Vorstands für eine reine E-Plattform hoffen, die dann bei der nächsten Fahrzeuggeneration eingesetzt werden könnte. Die Fürsprecher der Neuausrichtung argumentieren dem Nachrichtenmagazin zufolge, dass Elektroautos auf einer eigenen Basis leichter wären und dadurch eine größere Reichweite böten. Außerdem gäbe es mehr Platz im Innenraum.
BMW „optimal aufgestellt“
BMW erklärte auf Nachfrage des Spiegel, dass der Konzern aktuell „optimal aufgestellt“ sei. Spekulationen „über angebliche interne Diskussionen“ wolle man nicht kommentieren. Mit der Batterie-Version des Kompakt-SUV X3, dem iX3, und dem Gran Coupé i4 auf Basis der 3er-Reihe kommen in diesem und im nächsten Jahr zwei neue, moderne Elektroautos von BMW auf den Markt. 2021 wird zudem der Technologieträger iNext eingeführt, der als Zukunftsbaukasten für weitere Modelle dienen soll.
Im Mai bekräftigte Zipse, dass der Konzern seine Flotte „wie geplant“ elektrifiziere. Bis Ende 2021 werden demnach fünf vollelektrische Modelle im Programm sein, darunter neben dem noch bis 2024 gebauten i3 auch das Ende 2019 gestartete erste Elektroauto der Tochter MINI. Darüber hinaus wird der nächste, ab 2022 erwartete BMW 7er erstmals auch als Elektroauto angeboten. Hinzu kommen diverse Plug-in-Hybrid-Versionen bestehender Baureihen.
VestersNico meint
BeatthePete: was ist Spaltmasse? Spalt-Maße. Meine Güte; und die Belegschaft hat mehr Weitblick als das Management – na klar! War doch schon immer so, daß die Masse wußte, was richtig ist! Wer sich hier die Kommentare anguckt, weiß, daß unsere Gesellschaft im SchwarzWeiß-Denken verhaftet ist. Insbesondere die Autofahrer, die eindeutig Prioritäten in der Lack-Wahl setzen: Grau/Schwarz/Silber/Weiss. Ha! Und ich hab jetzt ’nen E-Golf in tungsten-silver. (ist norwegisch und heißt wolfram)
Top Secret meint
Eine Elektroautoplattform macht durchaus Sinn. Den früher oder später müssen Sie es bringen um mit der Konkurrenz (VW) mithalten zu können. Diese Überlegung hätte viel früher kommen sollen. Weil der Zug nicht wartet. Man muss halt mal investieren um zu gewinnen.
Swissli meint
Betriebsrat BMW für reine E-Plattform. Betriebsrat VW gegen jedwege Veränderung, obwohl VW schon eine E-Plattform in Produktion hat. Verkehrte Welt :)
Nun, BMW und Mercedes werden auf ein grösseres Problem zusteuern, wenn sie weiterhin auf ihre Multiplattformen setzen. Die beiden können im BEV Segment nicht Premium verkaufen, wenn ihre BEV nicht (technisch) Premium sind, und d.h. heute Reichweite (=Batteriegrösse+Effizienz), nochmals Reichweite und Ladegeschwindigkeit. Das geht nur mit einer reinen E-Plattform.
Auch die Produktion des iX3 und weltweiter Verkauf wird für BMW als Premiumanbieter zuerst eine Herausforderung für die Kommunikation. Denn Premium Autos eines dt. Herstellers aus China, das ist neu.
VestersNico meint
BMW optimal aufgestellt – auf Anfrage des Spiegel?? Und Betriebsrat wünscht sich jetzt Strategie Richtung e-Mobilität? Schöner Beitrag – da sieht man, wer in diesem Land meint, das Sagen zu haben. Einerseits die Gewinn-Maximierer um den Quandt-Clan (verkrustete Strukturen im Kapitalismus-Wahn) & andererseits dieses unsägliche Betriebsrat/Gewerkschafts/Edelproletarier-StandesDünkel-Denken. Was für Speichellecker haben die sich denn da rangezüchtet? Fragt sich 1 Bürger.
pstrudl meint
Wobei der iX3 in den USA ja nicht mal verkauft wird, weil er offensichtlich im Vergleich zum Platzhirsch Tesla Model Y einfach nicht konkurrenzfähig ist.
alupo meint
Ich finde, BMW könnte sich doch vielleicht in diese Plattform von Xpeng Motors einkaufen. Mit dem Recht, der eigenständigen Weiterentwicklung
Dann noch ein paar chinesische Investoren reinnehmen und es flutscht.
Dann steigt der Aktienkurs auch wieder auf die früher gesehenen >100€ an.
Klar, das wird niemals passieren. Das passiert nur bei Daimler.
;-)
caber meint
Wie wärs mit der VW Plattform MEB ?
Peter W meint
Vom Regen in die Traufe? So lange die MEB nicht sauber läuft ist das wohl kein echter Fortschritt.
150kW meint
Bis sie ein Fahrzeug auf der Plattform ausliefern, ist das längst fertig.
Andi meint
MEB ist die Plattform – und die Software (die nicht sauber läuft) etwas anderes.
Andi meint
MEB = Modularen E-Antriebsbaukasten
Daniel S meint
„das Ende 2019 gestartete erste Elektroauto der Tochter MINI.“
Seit wann kann man denn diesen Mini in E-Auto Ausführung kaufen? 2019?
And meint
Ja kann man.
hofi meint
Seit Ende 2019 beim Mini Händler bestellbar und nun schon einige Zeit auf unseren Straßen zu sehen.
Mini Cooper se
Luke meint
Ist aber auch nur ein umgerüsteter Verbrenner, und das merkt man. Fährt sich bei weitem nicht so sportlich wie sich ein E-Auto fahren müsste. Der Frontantrieb hat massiv Traktionsprobleme wenn man aus dem Stand voll rein tritt, erst ab ca. 30 km/h hat man vollen Durchzug.
Selbst der viel zu hohe i3 fährt sich wesentlich sportlicher. Akku im Boden und Heckantrieb. Macht richtig viel aus. Merkt man auch am ID3. Der fährt sich auch deutlich besser.
McGybrush meint
Nokia erklärte 2008 das sie „optimal aufgestellt“ sein. Für 2008 hat diese Aussage sogar gestimmt.
Ebi meint
Bei BMW wiederholt sich, was zuvor bei Porsche und Daimler stattgefunden hat: Die Belegschaft hat mehr Weitsicht als das Management und fordert eine andere e-Strategie !
Daniel meint
Im Gegensatz zu den Zuständen bei VW.
alupo meint
Und selbst bei VW war das nach der Aufdeckung des Dieselskandals nicht klar. Es gab eine Zeit zwischen Winterkorn und Diess in der eine ähnliche Strategie gefahren wurde.
Dass ein als Allrounder konzipiertes Fahrzeug kein Optimum für ein eAuto darstellt ist inzwischen vermutlich den Allermeisten klar geworden. Dass aber so ein Auto auch kein Optimum für einen Verbrenner darstellt ist wohl auch klar. Insofern kann man im Wettbewerb gegen die Spezialisten, die auf das richtige Pferd gesetzt haben nur verlieren. Die Hersteller wegen zu hoher Kosten und die Kunden wegen der z.B. zu niedrigen Reichweite.
Der Reichweiten-Vergleichsmaßstab war, ist und bleibt bis auf weiteres unangefochten das Model S mit inzwischen 402 Meilen nach EPA Norm (647 km). Da sind auch die im Vergleich fast kofferraumlosen Brennstoffzellenfahrzeuge chancenlos.
150kW meint
„und die Kunden wegen der z.B. zu niedrigen Reichweite.“
So was gibt es im Grunde nicht. Wenn dann ist es ein schlechtes Preis-Leistungsverhältnis. BEVs mit geringer Reichweite werden beim entsprechenden Preis ebenso, wenn nicht sogar häufiger, verkauft.
150kW meint
Vor 1-2 Jahren gab es einen TV Bericht wo sich der Betriebsrat von Daimler beschwert hat das so viel bei BEV investiert wird und nur so wenig bei der „Zukunftstechnologie“ Wasserstoff.
Ich bin mir recht sicher: Wenn die Belegschaft entscheiden sollte, hätten wir jetzt kein EQC, EQV, eVito, eSprinter, E-Smart,…. i3, iX3, e-Mini,…
alupo meint
Ja, auch ein Betriebsrat ist nicht per se schlau.
Aber es ist doch schon peinlich, wenn ein von den Arbeitnehmern gewählter Betriebsrat offensichtlich inzwischen schlauer ist als der von den Aktionären gewählte Vorstand.
Und inzwischen hat der Betriebsrat bei Daimler offensichtlich dazugelernt. Ob bzw. wann es auch einmal BEVs von Daimler gibt mit z.B. 647 km Reichweite nach EPA Norm?
150kW meint
„Aber es ist doch schon peinlich, wenn ein von den Arbeitnehmern gewählter Betriebsrat offensichtlich inzwischen schlauer ist als der von den Aktionären gewählte Vorstand.“
Ob es schlau ist wird sich zeigen. Für die derzeitige Zwischenzeit sehe ich Mischplattformen nicht als schlecht an. Denn auch Mischplattformen können gute BEVs sein und verkaufen sich auch.
„Ob bzw. wann es auch einmal BEVs von Daimler gibt mit z.B. 647 km Reichweite nach EPA Norm?“
Gibt es einen Preis zu gewinnen wenn man das schafft? Man könnte einfach Autos bauen die Eigenschaften haben die Käufer ansprechen, ob das nun Reichweite oder Luxus Features sind, ist doch recht egal.
BeatthePete meint
@150kw
Man will ja Premium sein, da muss man was bieten, Premium-Spaltmasse wird nicht reichen.