2020 war für Porsche das erste volle Jahr mit einem Elektroauto im Angebot. Die Nachfrage nach der Sportlimousine Taycan ist laut den Zuffenhausenern viel größer als gedacht. Die Volkswagen-Tochter plant weitere voll- sowie teilelektrische Modelle und investiert Milliarden in die E-Mobilität. In einem Interview mit dem Handelsblatt ließ Firmenchef Oliver Blume das vergangene Jahr Revue passieren.
Blume betonte, dass Porsche einen Marathon vor sich habe, „der Transformation heißt“. Mit dem Taycan habe man den ersten großen Schritt gemacht, der nächste große Meilenstein werde der neue, rein batteriebetriebene Macan. 2025 sollen dann rund 50 Prozent der ausgelieferten Wagen elektrisch angetrieben sein – die Mehrheit davon vollelektrische Sportwagen, der übrige Teil Plug-in-Hybride. Von der Technologie profitieren auch Konzernschwestern, so stellt der Taycan die Basis für den Audi e-tron GT und die Hybridtechnik des Panamera wird bei Bentley eingesetzt. Da das Unternehmen früh auf E-Mobilität gesetzt habe, sei man nun Impulsgeber für die Konzernstrategie, erklärte Blume.
Die aktuelle Entwicklung der E-Mobilität bei Porsche sieht der Firmenchef „eindeutig positiv“. In Europa habe man 2020 bereits ein Drittel der Autos elektrifiziert ausgeliefert, davon je zur Hälfte vollelektrisch und als Hybrid – im Vergleich zu 2019 sei das ein Anstieg von 60 Prozent. „Unsere Elektrostrategie geht auf“, freute sich Blume. Porsche sei es gelungen, die für die Marke typische Sportlichkeit auf neue Elektromodelle zu übertragen.
Porsche hat 2020 trotz Corona-Pandemie weltweit 272.162 Fahrzeuge ausgeliefert, nur drei Prozent weniger als im Rekordjahr 2019. Vom Taycan sollten 20.000 Einheiten verkauft werden, das ist gelungen. Die Rückmeldungen von Kunden und Experten seien „sehr positiv“, berichtete Blume. Es sei wichtig, das Elektroauto zu erleben. Schon kurz nach dem Start des Taycan hieß es, dass die Produktionskapazitäten aufgrund des großen Interesses frühzeitig ausgebaut werden. Wie viele Einheiten in diesem Jahr gebaut werden sollen, ist nicht bekannt. Aktuell könnten flexibel mehr als 30.000 Autos hergestellt werden, sagte Blume. „Am Ende werden die Kunden mit ihren Bestellungen entscheiden, wie viele Autos es werden.“
„Ein Elektro-Porsche muss sich fahren wie ein 911er“
Zu Elektroauto-Branchenprimus Tesla meinte der Porsche-Chef, dass er dessen Entwicklung „beeindruckend“ finde. Der US-Hersteller sei bei der Entwicklung des Taycan aber nicht der Maßstab gewesen, man habe sich an den eigenen Produkten orientiert. Tesla verfolge eine Volumen-Strategie mit immer neuen Fabriken weltweit. Porsche werde an Exklusivität und kleineren Stückzahlen festhalten. „Wir erfüllen unseren Kunden individuelle Träume“, so Blume. Beim Taycan sei die Vorgabe gewesen: „Ein Elektro-Porsche muss sich fahren wie ein 911er.“
Volkswagen-Betriebsratschef und Aufsichtsratsmitglied Bernd Osterloh hat kürzlich gefordert, dass der Konzern effizienter werden müsse. Dazu gehöre, die Zahl der verwendeten Batteriezell-Varianten zu reduzieren. Blume sitzt seit 2018 im Volkswagen-Vorstand und verantwortet die Konzernproduktion. Er räumte ein, dass es bei der Gruppe „sehr viele“ Batterievarianten gebe. Als Volkswagen mit den Planungen für Elektroautos begann, habe es an Erfahrungen in diesem Bereich gefehlt und verschiedene Ansätze gegeben. „Mit dem Wissen von heute schauen wir in die Zukunft und kommen zu den passenden Schlüssen“, sagte Blume.
„Für den Volkswagen-Konzern vereinheitlichen wir das geometrische Batterieformat mit unterschiedlichen Leistungsspektren, die sich über die Chemie im Inneren der Zelle differenzieren“, erklärte der Porsche-Chef. Das Ziel seien eine kostenoptimierte Volumenzelle sowie eine Leistungs- und eine Hochleistungszelle für das Spitzensegment. „Die Zelle ist der Brennraum von morgen“, unterstrich Blume. Die Vereinheitlichung werde voraussichtlich fünf Jahre in Anspruch nehmen. Eine weitere Herausforderung sei, das branchenweit Kapazitäten für Batteriezellen fehlen. Die Volkswagen-Marken erhalten ihre Akkus derzeit von Zulieferern aus Asien, flankierend will der Konzern künftig auch eigene Batteriezellen herstellen.
Tom 1 meint
Porsche, na ja, gibt Milliarden aus, Rechnung aufgegangen, toll.
Uwe meint
„Zu Elektroauto-Branchenprimus Tesla meinte der Porsche-Chef, dass er dessen Entwicklung „beeindruckend“ finde. Der US-Hersteller sei bei der Entwicklung des Taycan aber nicht der Maßstab gewesen, man habe sich an den eigenen Produkten orientiert.“
Interessantes Statement, aber nur bedingt glaubhaft.
M.E. war der Tesla S ein Weckruf und auf eine Porsche Antwort zum Tesla S Plaid (kommt wohl 2021) bin ich mal gespannt…
Peter W meint
Beschleunigung ist micht alles …
Jörg Hielscher meint
Ich habe gehört, dass Porsche derzeit bei den Taycan Bestellungen regelrecht überrollt wird. Das Auto ist jetzt schon ein Klassiker und ich überlege ernsthaft, ob ich meine Ersparnisse plündern soll. Dann müssen zwar die nächsten Urlaube ausfallen, aber wer weiß wann man wieder verreisen kann. Die Autos sind sensationell beim Preis Leistungsverhältnis, der Basistaycan ist gerade einmal doppelt so teuer wie ein Kleinwagen aus Korea. Da schlägt man besser jetzt zu, bevor sie bei Porsche begreifen, was sie da auf die Räder gestellt haben.
JürgenSchremps meint
Wie rechnet sich das? Von einem Kleinwagen mit 40.000 Euro geht ja noch die Prämie von 9.500 Euro weg. Bekommt man für den Porsche bei 80.000 überhaupt eine Prämie?
Gunnar meint
Nein.
hermann meint
Vom Porsche Listenpreis geht auch noch Förderung (Preisnachlass) runter. Und vergessen Sie die staatliche Förderung via reduzierter Dienstwagenbesteuerung nicht.
Gunnar meint
„Ich habe gehört, dass Porsche derzeit bei den Taycan Bestellungen regelrecht überrollt wird.“
Regelrechtes Überrollen würde ich nicht sagen. Hab gestern gelesen, dass Porsche ursprünglich eine Produktion des Taycan auch in Leipzig vorgesehen hatte, wenn die Bestellungen zu viel werden. Davon wurde Abstand genommen. Die Kapazität in Zuffenhausen scheint auszureichen. Was man dem Artikel nicht entnehmen konnte ist die tatsächliche Produktionskapazität in Zuffenhausen. Weiterhin 20.000? Oder doch schon 30.000? Oder sogar schon 40.000? Diese Zahl stand ja auch mal im Raum.
hermann meint
Wenn Sie den Artikel lesen, werden Sie auf folgenden Satz stoßen:
„Aktuell könnten flexibel mehr als 30.000 Autos hergestellt werden, sagte Blume“
Gunnar meint
hm, ich habe den Artikel gelesen, aber beim ersten mal diesen Absatz nicht wahrgenommen, danke dafür.
FahrradSchieber meint
„gerade einmal doppelt so teuer wie ein Kleinwagen aus Korea“
Bitte nicht die Werkstattkosten vergessen! Beim 911er einer Bekannten hat der große Service knappe 2.000 Euro gekostet. Eigentlich sollte beim BEV ja nicht so viel zu machen sein, aber Porsche bleibt eben Porsche, wird also kein Werkstatt-Schnäppchen werden…
TwizyundZoefahrer meint
@Jörg Hielscher, dann kauf endlich und berichte. Es geht nichts über eigene Erfahrungen.
DerMond meint
“ der Basistaycan ist gerade einmal ….“ Ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Wenn man im Porschezentrum einen Porsche als reine Basis kaufen wollte wüsste der Verkäufer wahrscheinlich nicht mal wie er das machen soll, weil er so einen Fall noch nie hatte.
Ebi meint
Porsche ist da wohl auf einem ganz guten Weg, wenn man jetzt noch die fetten PHEV transformieren würde….
Flo meint
Täusche ich mich oder fehlt das Wort „eFuels“? Ansonsten weiter so!
MichaelEV meint
So wie ich Porsche wahrnehme, sind eFuels kein Feigenblatt um weiter an alter Technologie festhalten zu können. Stattdessen kümmert sich Porsche als einziger Hersteller überhaupt aktiv darum, auch die Bestandsfahrzeuge in die Energiewende einzubeziehen.
StugiLife meint
So ist es, Porsche sind Langzeitautos. 75% aller jemals gebauten Porsche fahren noch und werden in über 100 Klassik Zentren betreut. Porsche möchte auch in Zukunft diesen Fahrzeugen einen umweltgerechten Betrieb mit eFuels ermöglichen.
Cristian meint
Hoffe das Porsche immer noch seine eigenständige Entwicklung hat und der Volkswagen Konzern nicht die ganze Zeit sich einmischt und nervt..!
StugiLife meint
Porsche hat sogar die Entwicklungshoheit im gesamten Konzern was die Sportwagen betrifft.
NiLa meint
@Michael: stimmt nicht ganz. Von McLaren hört man immer wieder mal ähnliche Meldungen. Mazda betreibt seit längerem ein Forschungsprojekt mit der Universität von Hiroshima, um Biokraftstoffe, vorwiegend aus Algen, marktreif zu machen. Die sind aber bei weitem noch nicht so weit wie Porsche.
Ich könnte mir vorstellen, dass sich weitere Hersteller dem Projekt von Porsche/Siemens anschließen. „Die Saudis“ haben kürzlich ja auch eine ähnliche Rahmenvereinbarung mit Siemens abgeschlossen wie Chile.
MichaelEV meint
Porsche kommuniziert doch einen Hochlauf über 10 Jahre und Preise in 2030 von 2€/l. Wenn es um Forschung geht, was soll das denn noch für eine Relevanz im PKW-Bereich haben? Heißt aber nicht, dass man diese Forschung nicht für andere Bereiche bräuchte.
Für Mazda bedeutet das aber wohl eher, dass man weiter in die falsche Richtung läuft…