BMW-Chef Oliver Zipse wird laut einem Bericht in Kürze eine neue Software- und Antriebsarchitektur sowie ehrgeizige Nachhaltigkeits-Pläne für den Konzern vorstellen. Nach Informationen von Bild am Sonntag wird er bei der Bilanzpressekonferenz diese Woche die dritte Phase der Transformation des Konzerns ab 2025 präsentieren. Diese sehe „einen radikalen Umbau der Marke“ vor.
„Secondary First“ und „Circular Economy“ heiße das Motto, künftig hat demnach die Wiederverwertung von Rohstoffen Priorität. Ab Mitte des Jahrzehnts sollen alle neuen BMW auf einer neuen Software- und Antriebsarchitektur stehen und komplett wiederverwendbar sein. BMW wolle als erster Autohersteller einen konsequenten Weg der Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit gehen.
Ein Insider sagte der Bild am Sonntag: „Wir entwerfen die Autos von Anfang an so, dass möglichst viele Rohstoffe wieder in einem neuen Auto verwendet werden können – und nicht als minderwertiges oder verunreinigtes Materialgemisch unbrauchbar werden.“ Zukünftig müssten die Ingenieure erklären, warum sie neue Materialien statt Sekundärmaterial verwenden wollen. Mit diesem „Spirit“ wolle BMW „das grünste Auto der Welt“ bauen – ähnlich hatte sich Zipse schon im Februar geäußert.
Neben Nachhaltigkeit stehe bei BMW in den nächsten Jahren neueste Technik im Fokus, heißt es weiter. Der Konzernchef spreche von Hightech für Kunden, die schon 2025 erleben wollen, wie sich Mobilität 2030 anfühlt. Das erste Modell werde ein Mittelklassewagen, die Autos der „Neuen Klasse“ sollen in Ungarn und München gebaut werden.
BMW setzt ab diesem Jahr verstärkt auf Elektroautos, darunter das als „Zukunftsbaukasten“ für den Batterie-Antrieb, autonomes Fahren und Software beworbene SUV iX. Die Bayern werden allerdings dafür kritisiert, nach einem frühen Start bei der Elektromobilität zu langsam vorzugehen. Die Marke hatte 2013 mit dem i3 ein von Grund auf als Elektroauto entwickeltes Großserienmodell auf den Markt gebracht, sich seitdem aber auf klassische Verbrenner und Hybridantriebe konzentriert.
Zipse hat bisher stets betont, dass es ihm vor allem um Flexibilität geht. Er wolle schnell auf die Nachfrage der Kunden reagieren können – und aktuell würden eben vor allem noch traditionelle Wagen bestellt. BMW nutze daher vorerst für mehrere Antriebsarten geeignete Fahrzeugplattformen, die zum großen Teil auf den gleichen Fertigungslinien montiert werden können. Zuletzt hieß es, dass für Mitte des Jahrzehnts eine neue Plattform in Arbeit sei. Die Architektur soll aber lediglich den Fokus vom Verbrenner auf E-Antrieb verschieben, also auch weiter Benzin- und Dieselmodelle erlauben.
Onkel Thom meint
Ich bin sicher, BMW will mi der Kreislaufwirtschaft andeuten, dass sie hinten jetzt auch grosser Kühlergrill einbauen möchten. Das wäre dann auch der radikale Umbau für die Wasserstoffkarre, diese muss ja sicher auch ausreichend gekühlt werden.
andi_nün meint
Ich bin ja eher auf den iX und auf den iNext gespannt.
Peter W meint
BMW wird in wenigen Jahren beim Umsatz so stark einbrechen, dass sie keine Probleme haben werden die ausgemusterten BMWs einzuschmelzen und wieder neue daraus zu produzieren. Für die paar Akkus könnte man alte Telefone sammeln.
Red-De meint
Das sind doch nur Ablenkungsballons. Die größte Baustelle sind die Verbrennungsmotoren. Aber das wäre natürlich ein schwieriges Thema. Da zeigt man lieber auf die anderen.
nilsbär meint
Wer baut denn jetzt in Zukunft das grünste Auto? BMW? Sono? Fisker? UNd warum sollen Autos noch grüner werden? Es kommt ja schon bei einigen Verbrennern die Luft hinten reiner hinaus. Und wer baut noch nicht bilanziell CO2 neutral (mit den imaginären Aufforstungen) ?
Etikettenschwindel allerorten.
Andi EE meint
Wichtiger wäre, dass die Hersteller ihren erneuerbaren Energieverbrauch deklarieren müssen. Ich möchte doch als Kunde sehen, dass mein Hersteller sich in Wind- und Solarparks im Umfang des jährlichen Verbrauchs, einkauft. Auch wenn der Hersteller ab Steckdose den Norm-Energiemix bezieht, er hat sich dann in dem Umfang seiner Nutzung um die CO2-Neutralität bemüht. Kauft ein grosser Hersteller einen höheren EE-Anteil ein, kann der Stromkonzern mit dem zusätzlichen Geld weitere EE-Anlagen planen.
Je mehr Grosskonzerne sich beteiligen würden, desto schneller geht es mit dem Ausbau vorwärts. Aber dazu braucht es eine Presse / Öffentlichkeit die das auf den Plan bringt. Die grossen Techkonzerne der USA stehen in diesem Wettbewerb, weil einer mal damit angefangen hat und das ein sehr gutes Marketing ist. Andere Konkurrenten müssen mitziehen, wenn sie nicht als umwelt-/ klimafeindlich mit ihrem hohen Energieverbrauch gelten wollen.
Die Konzerne hier in Europa sind nicht unter Druck, weil keiner wirklich solche Ziele veröffentlicht hat. Es wartet alles auf den Staat, der in Deutschland schon wirklich viel bewirkt hat. Die Unternehmen aber meist an der Seitenlinie stehen und nicht viel tun. Ich glaube mit der Presse könnte man viel mehr Druck auf diese z.B. Autokonzerne ausüben. Man ist einfach viel zu lieb mit den Lieblingen der Redaktionen.
Und auch klar ist, dass der Hersteller bei allen Produktionsprozessen und Heizungen in Gebäuden um Klimaneutralität bemühen muss. Das Recycling ist bei den Autos generell schon ziemlich stimmig, da Metalle vergleichsweise gut neu aufbereitet werden können. Hier ist die grosse Verbesserung meiner Meinung nach eben eher im sauberen Strom zu sehen, denn dass man den Recyclinganteil noch weiter erhöht. Aber Letzteres kann man halt besser vermarkten.
atamani meint
@Andi EE
Zitat: „Die grossen Techkonzerne der USA stehen in diesem Wettbewerb, weil einer mal damit angefangen hat und das ein sehr gutes Marketing ist“
Welcher Konzern hat damit angefangen?
„Wichtiger wäre, dass die Hersteller ihren erneuerbaren Energieverbrauch deklarieren müssen“
Wie soll das genau gehen? Schon jetzt wird doch beim Ökostrom geschummelt was das Zeug hält…
„Es wartet alles auf den Staat, der in Deutschland schon wirklich viel bewirkt hat. Die Unternehmen aber meist an der Seitenlinie stehen und nicht viel tun“
Also die EEG Umlage zahlen auch die Unternehmen und die Zulieferer.
AK swiss meint
Mit Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft spricht BMW exakt seine Kernkunden an, inklusive der Zweit-/Dritt-/…wagenkäufer der Marke. Die warten schon seit Jahrzehnten genau auf diese Ansage.
Sonderbarerweise wird in diesem Zusammenhang der einzige aktuelle Lichtblick i3 totgeschwiegen. Hochgradig Schizophren!
Das ist Markenselbstmord, mein Mitleid hält sich aber in Grenzen. Weiter so!
Franz Mueller meint
Wenn ich BMW wär, würde ich mir auch Gedanken über Kreislaufwirtschaft machen. Den bei dem Design wird man nicht viel Neuwagen absetzen.
Caber meint
Sehe ich auch so. Der ioniq 5 zeigt BMW was mit einer reinen Elektro Plattform möglich ist
Anti-Brumm meint
Hihihi, außerdem baut Skoda mit dem Enyaq mittlerweile den schöneren BMW :-)
Flo meint
Grundsätzlich eine gute Idee könnte man meinen, doch auch hier geht es wohl wieder nur darum Greenwashing zu betreiben und den Verbrenner möglichst lange auszulutschen.
Ein paar aktuelle Facts zur Deutschen Autoindustrie:
https://www.zeit.de/mobilitaet/2021-03/greenpeace-auswertung-deutsche-autoindustrie-co2-grenzwert-klimabilanz
Mäx meint
Also grundsätzlich interessant, dass man das mal mit Zahlen ausgedrückt hat, was ohnehin schon bekannt war.
Kritik habe ich trotzdem:
Es wird sich doch immer darüber beschwert, dass man die CO2 Emissionen nicht einfach verschieben soll in andere Länder, sondern das auch eingerechnet werden sollte.
Nun in dieser Studie beschwert man sich darüber, dass Norwegen mit einbezogen wird, obwohl nicht zur EU gehörig.
Aber Autos die in Norwegen weniger CO2 ausstoßen, unterstützen doch trotzdem das Klima und sind räumlich gesehen sehr nah dran an Europa.
Und was ist mit der Schweiz? Warum wird das nicht ebenfalls mit ausgeklammert dann? Das finde ich nicht besonders seriös, weil es wieder nur die Agenda unterstützt.
Die restlichen Punkte sind schon valide, aber wie schon gesagt für diejenigen, die sich damit auskennen ein alter Hut.
Zum Glück werden die Super Credits und das Phase In ja reduziert bzw. fällt weg.