Die Grünen haben vor Kurzem ihre Forderung nach einem Aus für Verbrennungsmotoren ab 2030 erneuert. Auch der von der CSU gestellte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer kann sich vorstellen, fossile Verbrenner auslaufen zu lassen – allerdings erst 2035. Der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) ist weiter gegen ein Enddatum für Benziner und Diesel.
VDA-Präsidentin Hildegard Müller betonte in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, dass der Verkehrsminister vom Ende des fossilen Verbrenners gesprochen habe. Der Einsatz synthetischer Kraftstoffe wäre also weiter möglich. „Nicht der Motor ist das Problem, sondern der fossile Kraftstoff“, so die Lobbyistin. Eine Diskussion über Jahreszahlen hält sie nicht für angebracht, da das beim aktuellen Stand der Elektrifizierung des Verkehrs zu früh wäre.
Die Frage über ein Enddatum für Verbrenner sei eher eine symbolische und könne erst beantwortet werden, wenn klar ist, wie sich der Markt für Elektroautos entwickelt, meinte Müller. Sie betonte, dass die deutsche Autoindustrie ein klares Bekenntnis zu den Klimaschutzzielen von Paris gegeben habe und bis spätestens 2050 klimaneutral sein wolle. Für dieses Ziel treibe die Branche die größte Transformation ihrer Geschichte voran. Die hiesigen Unternehmen investierten dafür in den nächsten Jahren rund 150 Milliarden Euro in Elektromobilität und alternative Antriebe, Digitalisierung, aber auch den Aufbau von Ladeinfrastruktur.
Bis Ende 2023 stünden voraussichtlich über 150 E-Modelle von deutschen Konzernmarken zur Wahl, damit verdoppele sich das Angebot, kündigte Müller an. Der VDA wolle 2030 „die sauberste Fahrzeugflotte, die es je gab, auf den deutschen Straßen haben“. Bis dahin könne man aber nicht alle Autos und Lastwagen austauschen, deshalb brauche es auch mehr Kraftstoffe aus nachhaltigen Quellen.
Mehr Ladeinfrastruktur nötig
Während die großen deutschen Autobauer auf unbestimmte Zeit weiter Benziner und Diesel herstellen wollen, haben zuletzt bekannte internationale Marken den Ausstieg aus dem Verbrenner angekündigt – etwa Volvo und Jaguar, außerdem Ford Europe und die britische BMW-Tochter MINI. Müller verwies darauf, dass die E-Mobilität in einigen Ländern nicht so schnell vorankomme: Man könne den Leuten keine Elektroautos verkaufen, wenn es kein Ladenetz dafür gibt. In der EU gebe es bisher nur in vier Staaten eine nennenswerte Ladeinfrastruktur, hier müsse die Politik dringend aktiv werden.
Die EU plant ab 2025 mit der Euro-7-Norm schärfere Abgasgrenzwerte, die sich technisch und wirtschaftlich mit Benzin- oder Dieselantrieben kaum erfüllen lassen. „Was die EU da plant, wäre ein faktisches Ende des Verbrenners. Dann muss das auch so benannt werden“, erklärte die VDA-Chefin. Die EU würde so ohne eine Alternative für die Menschen „allerbeste Benziner und Diesel aussortieren“. Politische Pläne müssten realisierbar sein, die EU-Pläne seien es aber nicht.
Den Schlüssel für die Transformation zu lokal emissionsfreier E-Mobilität sieht Müller in der Ladeinfrastruktur, auch in Deutschland gebe es hier noch Defizite. Es müssten Lademöglichkeiten zu Hause, beim Arbeitgeber, im Handel beim Einkaufen und unterwegs auf öffentlichen Straßen geschaffen werden. Die Autobauer und die Politik würden das bereits forcieren, die Kommunen sollten aber noch viel engagierter der Koordinator des Umbaus sein. Die EU müsse zudem „besser managen“ und allen Mitgliedsstaaten sagen, dass die CO2-Ziele nur mit Ökostrom und mehr Ladepunkten erreichbar sind. Dazu brauche es einen entsprechenden Netzausbau. Speziell in Süd- und Osteuropa sei man von einer guten Ladeinfrastruktur noch weit entfernt.
Müller unterstrich, dass die Automobilindustrie die Entwicklung nicht bremse. Die Unternehmen würden viel Kraft und Geld in ihre Transformation investieren, der Wandel brauche aber auch Käufer. „Unsere große Sorge ist, dass wir nicht machbare Abgasziele bekommen, aber keine ausreichende Akzeptanz in der Elektromobilität haben“, so die VDA-Präsidentin.
Yogi meint
Der Verein is echt cool: er müsste ja doch dann mal für die Projektierung des großen efuel-Sees anfangen:
ÖlVERBRAUCH PRO TAG 2019/17: (Wikip.)
– USA 3.084.600.000 Liter
– EU 2.385.000.000 Liter
– China 2.234.904.000 Liter
Also die wichtigsten deutschen Automärkte brauchen täglich 7,7 Milliarden Liter Erdöl. Also täglich das 14fache der jährlichen Chileproduktion 2030 für unsere Oldtimerfreunde.
(Hoffe es stimmt so weit)
Das wären dann 2,81 Billionen Liter im Jahr. Sicherlich ist das der Gesamtölverbrauch…..aber…..ich lach mich schlapp…..haaaa….lach ich mich schlapp…..
Ebi meint
Die EU muss…..die Länder und Kommunen müssen…..ich kann die Leier langsam nicht mehr hören. Ist das unsere einzigartige Autoindustrie, die sich selbst gern ob ihrer Innovationsstärke und Nachhaltigkeit gern lobt?
Jörg2 meint
Ja, das mit dem „Unternehmen“ vermisst man da schmerzlich.
Vielleicht sollte eine Umbennung in „Klagen“ erfolgen….
;-))
EV1 meint
„Nicht der Motor ist das Problem, sondern der fossile Kraftstoff“
Das Problem ist nur, dass E-Fuels sehr viel Energie für die Herstellung benötigen und letztendlich doch im Motor verbrannt werden. Das setzt wieder CO2 und Schadstoffe frei. Die Luft in den Städten bleibt so dreckig und es wurde viel Energie für die Herstellung der E-Fuels vergeudet.
Was ist an dieser Problematik nicht zu verstehen.
Und kommt mir nicht mit überflüssigem EE Strom, den gibt es nicht in der Größenordnung die nötig wäre.
Kokopelli meint
Ich sehe schon wieder unseren Freund Rail…. mit dem BioCNG auf den Plan treten. VW verabschiedet sich ebenfalls heimlich, still und leise vom Verbrenner. 110.000 CNG Fahrzeuge wurden 2020 im VW Konzern abgesetzt, bei 3,7 Mio Fahrzeugen.
eFuels sind viel zu teuer und benötigen zu viel Energie. Wasserstoff in Kombination mit der Brennstoffzelle ist ebenfalls keine gute und effiziente Lösung. Da bleibt eigentlich nur das BEV. Wenn diese noch V2G laden können, haben wir ein unfassbares Speicherpotential.
Das die VDA so gegen Euro 7 wettert, wundert mich nicht, denn laut ihrer Aussage kommt es zu so unrealistischen Szenarien wie Kaltstart…Selbst der modernste und hocheffizienteste Diesel hustet ein vielfaches an Schadstoffen heraus als im warmen Betrieb, dem könnten Sie aber mit beheizten Katalysatoren zur Leibe rücken. Nur wird dafür wieder Energie benötigt…
Indiana meint
Sie wollen ihren Akku, wenn ihr BEV V2G-fähig wäre, als öffentlichen Speicher zur verfügung stellen? Die Lebenszeit eines derzeit erhältlichen Akkus ist jetzt schon sehr begrenzt, wenn man die maximalen Ladezyklen zugrunde legt. Diese wollen sie dann zu wieviel Prozent opfern? Es glaubt doch wohl hoffentlich niemand das bei einer solchen Nutzung es eine Entschädigungszahlung oder Nutzungspauschale durch einen Energieversorger geben wird, sodass sie nach 7-8 Jahren eine neue Batterie finanziert bekommen. eFuel mögen ineffizient sein, sind sind aber als Speichermedium sofort umsetzbar, im Gegensatz zu allen anderen Maßnahmen.
Die Speicherung der überschüssigen erneuerbaren Energie ist immer noch die ungelöste Herausforderung. eFuels und Wasserstoff sind meiner Meinung nach hier in Deutschland die einzig umsetzbare Lösung. Gegen Stromtrassen zur Energieverteilung wird demonstriert und geklagt, Pumpspeicherwerke sind tabu, da werden die Alternativen knapp. Die Möglichkeit Strom im Netz zu speichern zieht nur ein Teil der Bevölkerung in Betracht…egal ob dies physikalisch möglich ist oderr nicht. ;-)
Mäx meint
Über was reden wir hier?
Bei 15.000km/a sind das bei 200km Reichweite gerade einmal 75 Zyklen der Batterie pro Jahr.
1.000 Zyklen sind bei weitem keine Hexerei und es geht eher in Richtung 2.000 Zyklen in der Entwicklung.
Man ist als jetzt schon bei einer „Haltbarkeit“ von ca. 13 Jahren. Aber das ist dann nicht das Ende der Haltbarkeit, sondern meistens dann 70-80% Restkapazität.
Man kann also danach immer noch 5-10 Jahre als Netzspeicher betreiben.
Wenn also nun durch die Netzdienlichkeit das doppelte dazu kommt wäre man aktuell eher bei 7 Jahren „Haltbarkeit“ und da haben die meisten Ihr Auto ohnehin schon ausgetauscht.
Also nach 7 Jahren theoretisch eine neue Batterie rein, inkl. Restwert der alten Batterie.
Wenn es denn mal Richtung 2.000 Zyklen geht, wären das dann wieder 13 Jahren…das ist die durchschnittliche Lebensdauer eines Autos…passt doch also perfekt oder nicht?
Alupo meint
Batteriespeicher sind heute schon wesentlich billiger und umweltschonende (besonders mit LiFePO4 Chemie, und die haben auch noch eine fast ewige Lebensdauer) als Pumpspeicher.
Und Wasserstoff als Speicher ist wirklich nur lächerlich. Der letzte Speicher der „The Chemical Company“ wurde verschrottet wegen der damit verbundenen hohen Kosten. Jetzt kommt der größte Industriestandort auf der Welt ganz ohne Wasserstoff-Speicher aus. Die worldscale Wasserstoff Anlagen am Standort produzieren nach Bedarf. Wenn ein Unternehmen mit gut 100-jähriger Wasserstoff Erfahrung ihren letzten Speicher ersatzlos verschrottet (das Volumen der zwei H2-Netze dient jetzt als zumindest kleiner Puffer), sollte das auch den allergrößten H2-Fan doch irgendwann zum nachdenken anregen. So zumindest meine Hoffnung…
Kokopelli meint
Also da mein (Akku-)Fahrzeug zur Zeit viel herumsteht, würde ich mich freuen, wenn mein Akku Netzdienlich oder sogar für mein Privathaushalt genutzt werden könnte. Es gibt viele akkubetriebene Fahrzeuge, die 500.000 km oder mehr gelaufen haben und gerade mal 10 – 15 % Degradation aufweisen.
Solange fahre ich meine Fahrzeuge üblicherweise nicht und wenn für die Speicherung und Abgabe ein Entgelt entrichtet wird, hätte ich damit kein Problem.
Soviel überschüssigen Strom aus Erneuerbaren Energien fällt nicht an, als dass sich das monetär lohnen würde eine P2X Anlage damit zu betreiben. Diese muss kontinuierlich betrieben werden, andernfalls wär die Energie daraus nicht bezahlbar. Aber gerne lassen wir das Luftschloss mit Wasserstoff oder teure eFuels am Leben erhalten. Es gibt sicher Lobbyvereine und Unternehmen die davon profitieren.
AK swiss meint
Die arme Frau Müller: privat würde sie am liebsten ein E-Auto fahren, muss aber den VDA-Mitgliedern mit eigenartigen Argumenten die Stange halten. Es müllert wieder.
Flo meint
„Müller unterstrich, dass die Automobilindustrie die Entwicklung nicht bremse“.
Wieder mal herzhaft lachen.
Nein Frau Müller Game over, Euro 7 muß kommen, es wurde schon zuviel Zeit vetrödelt und der Verbrenner muß weg. Man sieht, dass es geht.
Teilweise entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
AK swiss meint
Der (Verbrennungs-)Motor ist nicht das Problem, da hat sie vielleicht recht, aber die jämmerliche Gesamteffizienz in Verbindung mit e-Fuels.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
„Nicht der Motor ist das Problem, sondern der fossile Kraftstoff“, so die Lobbyistin.
Nein, Frau Müller, die Lobbyisten sind das Problem.
Hoffentlich werden jetzt endlich die „christlichen“ Parteien durch ihr eigenes Verstolpern gezwungen, den realen Filz offenzulegen.
Vernünfte Rahmenbedingungen haben vernünftige Produkte zur Folge, die vernünftige Bürger auch gerne kaufen. Dann braucht man wirklich keine Verbote, wie im Kindergarten.
Frank meint
Das stimmt schon mit den vernünftigen Rahmenbedingungen. Zur Zeit entscheidet man sich übertragen gesprochen doch gerne mal dafür einen Kredit aufzunehmen, der erst eine Generation später von den eigenen Kindern (oder besser noch von denen die Weit weg wohnen ) abbezahlt werden muss.
Mit dem Kredit können wir hier schön in saus und braus leben.
Frank meint
Diejenigen, die behaupten Verbrenner sind sauber (aus dem Auspuff käme sauberere Luft als in den Vergaser rein) sollen mich erstmal überzeugen indem sie bei ihren Fahrzeugen den Auspuff nach innen verlegen. Dann gibt es ggfs noch eine letzte biologische Stufe der Abgasreinigung (ganz nach dem Verursacherprinzip).
Ich will damit nur sagen: der schlechte Wirkungsgrad (6-facher Verbrauch) der EFuels ist nur ein Teil des Problems.
EdgarW meint
+1
zzgl. Thema Lärm