Der Volkswagen-Konzern will in Zukunft zum größten Teil einheitliche Batteriezellen einsetzen, die Tochter Porsche treibt für ihre Sportwagen aber auch eigene Akku-Technologie voran. Die Zuffenhausener sehen dazu den Bau einer Fabrik in Deutschland vor.
„Die Batteriezellen sind eine Kerntechnologie für die deutsche Autoindustrie, die wir auch im eigenen Land haben müssen. In der Entwicklung und in der Fertigung. Porsche möchte dabei eine Pionierrolle einnehmen“, sagte Porsche-Chef Oliver Blume im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS). Bislang setzen die hiesigen Autohersteller auf Batterielieferanten aus Asien.
Die geplante Batteriezellen-Fabrik von Porsche soll im schwäbischen Tübingen entstehen. Das Unternehmen wolle zeigen, dass man Batteriezellen in einem Hochlohnland wie Baden-Württemberg fertigen kann, so Blume. Porsche werde Batteriezellen vom Volkswagen-Konzern beziehen, es gebe aber auch ein Segment für Hochleistungszellen. „Genauso wie wir Hochleistungs-Verbrennungsmotoren entwickelt haben, wollen wir jetzt bei den Hochleistungsbatterien ganz vorn sein“, erklärte der Firmenchef.
Volkswagen errichtet in den nächsten Jahren am Standort Salzgitter in Niedersachsen eine Fabrik für Batteriezellen und kooperiert dazu mit dem schwedischen Startup Northvolt. Der Konzern will damit die Komplexität und Kosten der Batterie senken und seinen Bedarf an Batteriezellen über 2025 hinaus absichern. Allein in Europa sollen bis Ende des Jahrzehnts sechs „Gigafabriken“ mit einer Gesamtkapazität von 240 Gigawattstunden (GWh) entstehen. Die neuen Akkus sollen konzernweit eingesetzt werden.
Für seine eigene Batteriefertigung hat Porsche ursprünglich die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens namens Cellforce mit der Stuttgarter Beratungsgesellschaft P3 Group und dem Startup Custom Cells aus Itzehoe angepeilt. Die Anmeldung dazu beim Bundeskartellamt wurde laut der FAS. Mitte April jedoch zurückgezogen. Zum Stand der Gespräche wollte sich Porsche nicht äußern. Für seine Akku-Pläne hofft das Unternehmen auf finanzielle Unterstützung von der Bundesregierung, die den Aufbau einer heimischen Batteriezellen-Industrie umfangreich fördert.
Porsche positioniert sich zusammen mit Audi als Vorreiter bei Technologien für besonders hochwertige und leistungsstarke Elektroautos. Dazu ist auch eine neue Plattform in Arbeit und mehrere neue Modelle angedacht. Der schwäbische Sportwagenbauer hat zudem kürzlich seine Beteiligung am kroatischen E-Auto-Spezialisten Rimac aufgestockt. Bis Ende des Jahrzehnts will Porsche 80 Prozent des Absatzes mit voll- oder teilelektrischen Autos realisieren.
bü meint
Audi Vorstandschef Duesmann glaubt fest, daß das Tempolimit zwangsläufig in nicht all zu langer Zeit kommt. Seine Vertriebsvorständin räumt ein, daß die Zeit des Auto-Quartetts mit der Elektromobilität keine Fortsetzung erfährt. D. h. Porsche u. a. entwickeln 2,5-Tonner, die mit Hochleistungsbatterien in 3 Sekunden auf Tempolimit beschleunigen? Ich bin begeisterter Automobilist, aber ich fürchte, die deutschen Premiumhersteller haben immer noch nicht begriffen, wohin die Reise gehen muß. Und dennoch muß ich die Autoindustrie teilweise entlasten, trotz zunehmender Digitalisierung aller Lebensbereiche, fördert der Staat ungebremst die von der zentralisierten Produktion jeglicher Dienstleistungen und Fertigungsprodukte verlangte Struktur der Arbeitsmobilität und zeitlichen Flexibilität. Wir verlagern uns somit nur von fossilen Brennstoffen auf „erneuerbare“ Energien. Aber wir sparen dadurch nicht in der Größenordnung Energie ein, die uns nachhaltig (auch so ein dehnbarer Begriff) voran bringen. Hochleistungszellen müssten also extrem wenig Energie benötigen und nicht Geschosse für Betuchte in 3 Sekunden bis zum Tempolimit beschleunigen. Das hat jetzt nichts mit Neid zu tun, sondern trägt nur dem Gedanken Rechnung, daß neue Technologie auch ein neues Denken erfordert. Sonst drehen wir uns nur im Kreis. China wird seine eigenen Premiumfahrzeuge herstellen und diese auch exportieren. Spätestens dann wird unsere Autoindustrie umdenken lernen müssen, falls die Märkte unser altes Denken noch kaufen wollen.
TwizyundZoefahrer meint
Was? Porsche will selbst Zellen fertigen. Sind die da jetzt von selbst draufgekommen das es vielleicht wichtig ist? Na dann, nur zu. Allerdings sollte dr Staat keine Luxusfirmen mit Luxusartikeln fördern. Porsche hat doch genug Geld, da braucht es doch den Staat nicht um zahlungskräftigen Kunden Freizeitautos mit überhöhtem CO2 Fussabdruck zu fördern.
StugiLife meint
Klasse, direkt vor meiner Haustüre :-)
Elite Uni mit 30000 Absolventen, jetzt noch Batteriezellen Fertigung.
Läuft in Tübingen!
Bertram Deger meint
30000 Absolventen pro „was“: Jahr?? Nö.
Wahrscheinlich sind ‚Studenten‘ gemeint.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Ich bin auch immer wieder begeistert, welche Querschlüsse manche Leute so ziehen können oder wie völlig unterschiedliche Dinge in einen Topf geworfen werden. Aber gut, das eine muss ja nicht zwangsläufig etwas mit dem anderen zu tun haben. Hat ja keiner was dahingehend wirklich behauptet.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Die Batterienzellenfertigung benötigt sehr viel Energie; ob deswegen das Atomkraftwerk Neckarwestheim jetzt doch am Netz bleibt? Interessante Aufgabenstellung für Kretschann und Baerbock, die ihnen unsere Kanzlerin da nach ihrem Abgang ins Nest gelegt hat, zumal Kretschmann während seiner langen Amtszeit es irgendwie versäumt hat, in BaWü den Ausbau an grüner Energie voranzubringen.
Jörg2 meint
Ich hab´s nicht verstanden…
Bauen die da dann Zellen oder „Porsche werde Batteriezellen vom Volkswagen-Konzern beziehen,“ ???
Oder sowohl-als-auch?
Mäx meint
Genau, so wohl als auch.
In deinem zitierten Satz steht doch direkt die Erklärung dahinter:
„Porsche werde Batteriezellen vom Volkswagen-Konzern beziehen, es gebe aber auch ein Segment für Hochleistungszellen“
Und diese „Hochleistungszellen“ (was auch immer das dann sein werden wird) sollen dann wohl in Tübingen entstehen. Vielleicht produziert man dort aber auch zusätzlich noch VW Einheitszelle. Was ich aber nicht glaube, da das sonst ja in der Power-Day Präsentation aufgeführt worden wäre, oder?
Die VW Einheitszelle wird vermutlich für Fahrzeuge wie Macan electric, Cayenne electric, Panamera electric oder Taycan (evlt. auch 718 electric sofern denn gebaut) verwendet. Aufgrund unterschiedlicher Chemien, kann ja auch die Zelle selber nochmal unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden.
Diese Hochleistungszelle kommt dann vermutlich in Supersportwagen zum Einsatz alá 918 Spyder (also dessen elektrischen Nachfolger dann). Alternativ auch noch in den Topmotorisierungen Turbo (S), oder auch Motorsportfahrzeuge.
Die benötigten Volumina sind da ja auch nicht so riesig.
Jörg2 meint
@Mäx
Da hast Du recht, so kann man das lesen.
Ich vermute, soche Zellvielfalt, geht nur im Hochpreissegment. Im Massenmarkt wird wohl der Wettbewerb über den Produktpreis erfolgen. Hohe Produktionseffizenz (z.B. eigene Zell- und Batterieproduktion neben der Finalproduktionsanlage zwecks Wegfall des Transportaufwandes) und geringe Stückkosten der Bauteile durch hohe Stückzahl auf Grund hoher Teilegleichheit (was auch zu einer verringerten Modellvielfalt führen kann/wird), wird wohl entscheidend sein.