Das US-Startup Nikola Motor war im letzten Jahr wegen Betrugsvorwürfen gegen seinen mittlerweile zurückgetretenen Gründer unter Beschuss geraten. Die geplanten Lkw mit reinem Batterie-Antrieb sowie zusätzlicher Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technik treibt das Unternehmen aber weiter voran. Drei Modelle wurden bereits vorgestellt, eines davon ist speziell für Europa konzipiert. Hier soll wie in den USA neben Fahrzeugen auch neue Wasserstoff-Infrastruktur eingeführt werden.
Nikola Motor gab im April bekannt, zusammen mit seinem europäischen Produktionspartner Iveco und dem Fernleitungsnetzbetreiber OGE (Open Grid Europe) eine Absichtserklärung unterschrieben zu haben. Gemeinsam planen die Unternehmen ein Geschäftsmodell für den leitungsgebundenen Transport von Wasserstoff für Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge von diversen Produktionsstandorten zu Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland.
Im nächsten Schritt sollen die Rollen und Verantwortlichkeiten der Partner definiert und ein finales Abkommen getroffen werden. Schwerpunkt der Zusammenarbeit sind laut Nikola Motor insbesondere die Weiterentwicklung von Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland für den europäischen Güterverkehr sowie die Zusammenarbeit mit Industriepartnern bei der Realisierung sicherer, zuverlässiger und kostengünstiger Speicher- und Betankungsmöglichkeiten für wasserstoffbetriebene Fahrzeuge.

„Nikola hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erzeugung, Verteilung und Bereitstellung von Wasserstoff mit branchenweit führenden Konzepten umzusetzen und voranzutreiben“, heißt es in einer Mitteilung. „Mit der Einführung von wasserstoff- und batteriebetriebenen schweren Nutzfahrzeugen wird sich das ‚Ökosystem Verkehr‘ verändern. Auch die derzeitigen Geschäftsmodelle entlang der Wertschöpfungskette werden sich verändern“, so Gerrit Marx von der Iveco-Mutter CNH Industrial. „Unsere Zusammenarbeit ist ein großartiger erster Schritt hin zu mehr Partnerschaften, um dies hier in Europa Realität werden zu lassen. Dazu bedarf es unternehmerischen, innovativen Denkens über die Grenzen fossiler Industriestrukturen hinweg.“
Für Europa sieht Nikola Motor mit der italienischen Nutzfahrzeugmarke Iveco ab diesem Jahr die Fertigung der Batterie-Version des Lkw-Modells Tre vor. Die Produktion ist am Standort Ulm angesiedelt. Brennstoffzellen-Lkw sollen ab 2023 auf die Straßen gebracht werden. Frühere Pläne für Elektro- und Wasserstoff-Autos werden seit dem Bekanntwerden der Betrugsvorwürfe nicht mehr verfolgt.
Der bei der Entwicklung der bisher vorgestellten elektrischen Lkw beteiligte deutsche Zulieferer Bosch ist im letzten Jahr auf Abstand von Nikola Motor gegangen. Bosch hat direkt in das Startup investiert, reduzierte den Umfang der Anteile Ende 2020 aber von zuletzt 6,4 auf 4,9 Prozent. Vorstandschef Volkmar Denner hat im vergangenen Monat erklärt, dass Bosch weiter mit Nikola Motor kooperiere. Man habe sich zur anfänglichen Unterstützung an der US-Firma beteiligt, um die Wasserstoff-Technologie voranzubringen. Da man kein Fahrzeughersteller sein wolle, ziehe man sich jetzt wieder in die Rolle des Zulieferers zurück.
Klaus Schürmann meint
Der gute NICOLA TESLA würde sich ärgern, wenn er wüsste, dass sein Vorname ausgerechnet von den „gepämperten“ und bis zur Obergrenze der Oberlippe mit Geld „versorgten“ SUPERWASSERSTOFFFANATIKER missbraucht wird.
Alupo meint
H2 Pipelines in Deutschland verlegen?
Ich hatte mal über viele Jahre den Bau einer Gasleitung (nicht Erdgas) „begleitet“. Das ging durch 3 Bundesländer und war ein sehr langwieriges Unterfangen (fast wie der BER) und die Kosten steigen mit jeder Verzögerung.
Aber einen Tip an NIKOLA und Co habe ich: ihr solltet damit in Bayern anfangen, denn dort könnt ihr sehr leicht die aktuellen Grundstückseigentümer enteignen lassen, im Gegensatz zu anderen Bundesländern wie BW oder RPf (einige können sich jetzt denken um welche Pipeline es sich handelt), da geht das nur bei öffentlichem Interesse und das ist eine H2 Pipeline sicher nicht. Ich war jedenfalls überrascht, dass man das ganz locker auch für eine „private“ Chemie Leitung durchbekommt. Die Bauern hatten also östlich von Ulm, also ab Neu Ulm echt keine Chance. Aber sie hatten mehrheitlich wohl die C?U gewählt. Einige waren schon sauer deshalb, aber ich fand es gut. Sie haben eben bekommen was sie gewählt haben.
Onkel Thom meint
Ein Hoch auf Nikola, und ihre Welt- effizientesten LKW’s. Die sind so effizient, die brauchen nicht mal einen Motor um zu fahren. Da hat es das Management von Nikola schon ein wenig schwieriger, die brauchen eine Schaufel für einen Spatenstich wo nichts entsteht. Das nenne ich mal thinking out of the box.
VERWALTER meint
Dann bitte mal bei Youtube Nicola eingeben und die Vortschritte beim Werk in Arizona ansehen, Du Dummschwatzer
nilsbär meint
„Gemeinsam planen die Unternehmen ein Geschäftsmodell…“ Donnerwetter, so konkret schon das Ganze! Das erinnert mich an meine Schule, wo es als Sanktion die ‚Androhung der Stellung eines Antrags auf Ausschluss‘ gab.
AK swiss meint
Äh, mal ne ganz andere Frage an alle zum Nikola-Bild: Was sollen uns die Bambusstangen suggerieren? Hat jemand eine Idee.
Mäx meint
Im Zweifel Nachhaltigkeit, das ist immer gern genommen.
Roma meint
Bambus wächst schnell und mit seiner Blüte stirbt er meist ab, also ein schnelles nach oben und dann ein schnelleres runter, wie Nikolas Börsenkurs ;p
McGybrush meint
Die bekommen nicht mal den effizienten Strom von der Ostsee über eine Trasse nach Bayern. Jetzt wollen die sogar Rohre entlang zu allen H2 Tankstellen legen?
AK swiss meint
Wenn diese Absichten glaubwürdig wären und machbar erschienen, müsste ich sofort meinen gesamten (wohlgemerkt bescheidenen) Besitz verpfänden und in Hersteller für Spezialrohre, Kryopumpen und -Ventile, Bagger, Tiefbaufirmen, und natürlich Nikola und OGE (kein Luftschloss, wohl eher eine „Untergrund“organisation) investieren.
Allein der Glaube fehlt.
Diese Pressemitteilung adressiert wohl nur Altmeier, Scheuer& Co.
Swissli meint
Generell sind Absichtserklärungen das Papier nicht wert.
Yogi meint
Planen mit Pipelines „von diversen Produktionsstandorten“…. fallen die demnächst vom Himmel?
Kasch meint
Wär noch interessant, wo die Fördergelder her kommen und wie hoch diese sind – dürfte wohl kaum eine der Firmen selbst für das Geisterprojekt Geld verbraten. Werde mich jedenfalls rechtzeitig informieren, wo die Rohre liegen, unter welchem Druck die stehen und die Gegenden weiträumig meiden.
Chris meint
Nikola, das Luftschloss? Das einzige was die wollen ist ihren absurden Börsenkurs nochmal stützen, damit die Eigner noch ohne großartige Mühe aus der Nummer rauskommen.
alex meint
Nikola Motor… da braucht man doch eigentlich schon gar nicht mehr weiter lesen!?
H2 LKWs wird es nach aktuellem Stand nicht in nennenswerter Stückzahl geben.
Anstatt Gelder und vor allem Ressourcen zu verschwenden, doch lieber gleich Megacharger aufbauen.
Kasch meint
Zum Glück braucht man für Güterverteilung keine öffentlichen Megacharger. Die Teile werden mit den Semis mitbestellt, auf dem Betriebsgelände am Be-/Entladeplatz montiert, per Solar vom eigenen Flachdach über die Teslapowerbank und etwas preisgünstigen Strom aus dem Netz, gesteuert per Autobidder, billigst geladen. Und keinem kann der Staat ins Handwerk pfuschen, da wie gesagt, nicht öffentlich. 2022 beginnt die Revolution im Transportwesen – herrlich !
AMG Power meint
Ist dein zweiter Vorname „Nostradamus“? Kannst Du mir evtl. die Lottozahlen für kommenden Freitag durchgeben? Oder sitzt Du am Tisch von Elon Musk und weißt ganz genau wann, was an den Start geht?
Kasch meint
Auf Grundfunktionen seines eigenen Geistes vertrauen, reicht heutzutage locker aus. Kann sich auch durchaus finanziell lohnen – selbst an chinesischen Projekten kann sich heute jede Privatperson per Aktien, etc., problemlos beteiligen.
Sebastian meint
Bitte Beiträge solcher Art als Ironie titulieren, das sorgt sonst nur für unnötige Verwirrung. Danke.
Mäx meint
Also klingen tut das ganz ja schön.
Nun das aber.
Ein Semi wird wohl um die 1000kWh Batterie bekommen. Wenn man den kleinen nimmt eventuell nur so 600kWh. Wohlgemerkt 1! Semi.
Wenn der LKW nun den ganzen Tag unterwegs ist, um Geld zu verdienen und abends dann die Batterien leer sind, die Sonne aber schon nur noch wenig scheint, muss er geladen werden. Die Teslapowerbank soll dann wie viel genau gespeichert haben von dieser Energie? Die vollen 600kWh, die Hälfte oder wie viel?
Nächster Punkt Bedarf an PV Anlage. Nehmen wir mal an die Sonne scheint 10h am Tag, dann brauchst du für die 600kWh also 60kWp Solaranlage (ganz grob gerechnet). Das hätte einen Flächenbedarf von ca. 400m².
Wir sind wohlgemerkt immer noch bei nur 1! Semi.
Du darfst mir gerne dein Konzept genauer erläutern.
Es wird sich schon für ein paar Speditionen lohnen, bei festen kürzeren Routen, mehrmals Beladung im Depot usw. Aber die Mehrzahl wird das auch nicht werden. Besser wäre es, wenn die LKW nachts ausliefern und tagsüber stehen.
Und natürlich wird es schon billiger, wenn ich einen Teil des Stroms meiner PV Anlage nutzen kann, aber ganz so rosig wie du es formulierst ist es glaube ich auch nicht.
alex meint
@Mäx
Deine Rechnungen sind plausibel, jetzt hab ich eine bitte, rechne doch mal durch wie viel PV nötig ist, um den gleichen LKW mit H2 zu betreiben.
Ein BEV hat im schnitt einen verbrauch (großzügig) von 20kWh/100km, ein BELKW 100kWh/100km. Also Faktor 5.
1 kg H2 reicht bei einem H2 Fahrzeug für 100km, richtig?
So, wir brauchen also beim H2LKW ca 5 kg auf 100km.
1 kg H2 kostet ca 50kWh in der Herstellung.
Nun brauchen wir also 50kWhx5 = 250kWh auf 100km. Wenn der LKW zB 600km schafft, sind es 30kg Wasserstoff/1500kWh.
Egal wie wir es drehen und wenden, rein aus dem Ökologischen Gesichtsfeld, ist und bleibt BEV unschlagbar.
Wir haben lange genug verschwendet, es wird zeit die Effizienz stärker zu berücksichtigen
Kasch meint
350 km fahren Sattellastzüge in Europa durchschnittlich zwischen zwei Be-/Entladepunkte – bei jedem Halt wird künftig nebenbei geladen. Für Transitverkehr wurde Bahnverladung vereinbart – Hauptinitiator war Deutschland, das Land das dies nicht umsetzte – für empfindliche EU-Strafen wirds höchste Zeit.
Mäx meint
@alex
Ich hab doch in meinem Kommentar kein Mal das Wort Wasserstoff erwähnt.
Ich wollte nur aufzeigen, dass es mit einem BEV LKW nun auch nicht ganz so einfach ist wie man sich das vorstellt.
Trotzdem wird es möglich sein einen Teil der benötigten Energie für den Transportprozess selbst zu erzeugen. Das ist natürlich auch schon sehr cool. Nur eben nicht ganz so autark wie dargestellt.
Mir sind diese Verhältnisse vom 5-fachen Energieverbrauch sehr wohl bewusst und ich bin kein Befürworter von Wasserstoff im PKW oder LKW.
Sektorkopplung ist da schon wieder was anderes, aber darum geht es hier ja nicht.