Die Renault Group beschleunigt ihre E-Mobilitäts-Strategie. Wichtigste Pfeiler seien eine Modelloffensive, der neue Industriecluster „Renault ElectriCity“ in Nordfrankreich, eine „E-Powertrain MegaFactory“ in der Normandie, die Partnerschaft mit Envision AESC zum Bau einer Batterie-„Gigafactory“ in Douai sowie ein Projekt zur Entwicklung nachhaltiger Batterien mit dem Start-up Verkor. Hinzu kämen neue Entwicklungen im Bereich E-Antrieb und ein umfassendes „Batterie-Lifecycle-Management“.
Bis 2025 werde die Renault Group zehn neue vollelektrische Modelle auf den Markt bringen. Damit wolle das Unternehmen die nachhaltigste Modellpalette in Europa anbieten, mit einem E-Anteil von über 65 Prozent. Hierzu zählen auch der Mégane E-Tech Electric, der Renault 5 sowie ein aktuell als „4ever“ bezeichnetes „ikonisches Modell“ – eine Neuauflage eines Renault-Klassikers, voraussichtlich des Renault 4. Ab 2024 folge eine vollelektrische Alpine.
Bis 2030 sollen bis zu 90 Prozent der verkauften Renault-Modelle über einen vollelektrischen Antrieb verfügen. Das Unternehmen profiliere sich damit als Schlüsselakteur auf dem Weg zur erschwinglichen Elektromobilität, heißt es. Dazu sollen durch Standardisierung der Zellarchitektur die Kosten für Batterien bis 2030 um 60 Prozent sinken. Ebenso soll ein neuer E-Antriebsstrang entwickelt werden, der sich um 30 Prozent günstiger produzieren lässt.
„Der heutige Tag hat historische Beschleunigung für die EV-Strategie der Renault Group und für das ‚Made in Europe‘. Indem wir unser kompaktes, effizientes und hochtechnologisches Elektro-Ökosystem Renault ElectriCity in Nordfrankreich zusammen mit unserer E-Powertrain Megafactory in der Normandie bauen, schaffen wir zuhause die Voraussetzungen für unsere Wettbewerbsfähigkeit“, sagte Renault-CEO Luca de Meo.
„Wir bilden aus, investieren und gehen Partnerschaften mit etablierten und aufstrebenden Best-in-Class-Akteuren ein wie ST Microelectronics, Whylot, LG Chem, Envision AESC und Verkor. Es werden zehn neue Elektromodelle entwickelt und bis 2030 bis zu eine Million Elektrofahrzeuge hergestellt, von erschwinglichen Stadtfahrzeugen bis hin zu sportlichen Fahrzeugen der gehobenen Klasse. Neben Effizienz setzen wir auf ikonische Designs wie den beliebten R5, um der Elektrifizierung den Renault Touch zu verleihen und Elektroautos populär zu machen“, so de Meo weiter.
Batterien „Made in France“
Eine zentrale Rolle in der E-Mobilitäts-Strategie der Renault Group spielen NMC-Batterien (Nickel, Mangan und Cobalt). Die Akkus sollen bei wettbewerbsfähigen Kosten bis zu 20 Prozent mehr Reichweite als andere Lösungen liefern und sich darüber hinaus leichter recyceln lassen. Sie sollen in allen künftigen E-Fahrzeugen der Renault Group zum Einsatz kommen. Bis 2030 sollen innerhalb der Auto-Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi bis zu eine Million E-Fahrzeuge mit NMC-Akkus ausgerüstet werden.
Die mit dem Batterie-Hersteller Envision AESC geplante Batterie-Großfabrik soll zunächst eine Kapazität von 9 Gigawattstunden (GWh) im Jahr 2024 haben. Perspektivisch soll die Kapazität bis 2030 auf 24 GWh steigen. In Nachbarschaft zum neuen Elektro-Industriecluster Renault ElectriCity in Nordfrankreich werde der Standort modernste, kostengünstige, kohlenstoffarme und sichere Batterien für Elektromodelle produzieren, so Renault.
Unter dem Dach von Electricity werden künftig drei Renault-Produktionsstandorte in Nordfrankreich zusammengefasst: Douai, Maubeuge und Ruitz. In den nächsten Jahren will die Renault Group diese Werke „zum wettbewerbsfähigsten und effizientesten Produktionsverbund für Elektrofahrzeuge in Europa“ machen mit einer Jahresproduktion von 400.000 Fahrzeugen bis 2025.
Als weiteren Schritt sieht die Renault Group eine 20-Prozent-Beteiligung an dem französischen Start-up Verkor vor. Die beiden Partner wollen eine Hochleistungsbatterie für das C-Segment und höhere Fahrzeugklassen der Marke Renault sowie für die sportlichen Fahrzeuge der Tochter Alpine entwickeln. Eine Pilotproduktion von Batteriezellen und Modulen soll ab 2022 in Frankreich starten. In einem zweiten Schritt will Verkor ab 2026 die erste Gigafactory für Hochleistungsbatterien in Frankreich bauen mit einer Anfangskapazität von 10 GWh für die Renault Group, die bis 2030 auf 20 GWh steigen könnte.
In weniger als zehn Jahren wolle man so die Kosten von Batterie-Packs schrittweise um 60 Prozent senken, erklärte der Autokonzern. Ziel seien weniger als 100 Dollar/kWh im Jahr 2025 und weniger als 80 Dollar/kWh mit der ab 2030 geplanten Einführung von Festkörper-Batterien in der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz.
Innovationen für den Antriebsstrang
Im Bereich der E-Motoren will die Renault Group ab 2024 weitere technologische Verbesserungen einführen mit dem Ziel höherer Effizienz und geringerer Kosten. Zudem habe man eine Partnerschaft mit dem französischen Start-up Whylot für einen innovativen „Axialfluss-E-Motor“ vereinbart. Diese Technologie werde zunächst bei Hybrid-Antriebssträngen eingesetzt, um die Kosten um fünf Prozent zu senken und gleichzeitig den CO2-Ausstoß um bis zu 2,5 Gramm pro Kilometer zu reduzieren. Die Renault Group will der erste Hersteller sein, der Axialfluss-E-Motoren ab 2025 in großem Maßstab produziert.
Im Bereich der Leistungselektronik will die Renault Group die Kontrolle über die Wertschöpfungskette erweitern, indem sie den Wechselrichter, den DC-DC-Wandler und das On-Board-Ladegerät (OBC) in eine Box aus eigener Produktion integriert. Mit einem kompakten Design soll dieses „One- Box“-Projekt 800-Volt-konform sein. Da es sich über alle Plattformen und Antriebsstränge hinweg einsetzen lasse und über weniger Teile verfüge, ließen sich auch die Kosten senken. Die Leistungsmodule für Wechselrichter, DC-DC-Wandler und OBC werden im Rahmen der Partnerschaft mit ST Microelectronics auf Siliziumkarbid beziehungsweise Galliumnitrid basieren.
Darüber hinaus arbeitet die Renault Group an einem kompakteren E-Antriebsstrang – dem „All-in-One-System“. Es integriert den E-Motor, das Untersetzungsgetriebe und die Leistungselektronik in einem Paket, was eine Volumenreduzierung um insgesamt 45 Prozent ermöglichen soll. Hinzu kämen eine Kostenreduzierung von 30 Prozent für den gesamten Antriebsstrang und ein um 45 Prozent geringerer Energieverbrauch nach WLTP, was eine zusätzliche Reichweite von bis zu 20 Kilometern ermögliche.
Neue E-Auto-Plattformen
Durch eigens entwickelte Plattformen will die Renault Group die Effizienz ihrer E-Fahrzeuge weiter steigern. Die „CMF-EV“ Plattform wird künftig im C- und D-Segment zum Einsatz kommen. Bis 2025 sollen auf Allianz-Ebene 700.000 Fahrzeuge auf dieser Technikbasis gebaut werden. Dank niedrigen Gewichts und eines „hochmodernen“ Wärmemanagements ermögliche die CMF-EV-Architektur eine WLTP-Reichweite von bis zu 580 Kilometern.
Im B-Segment ermögliche es die CMF-BEV-Plattform, erschwingliche Elektroautos für breite Kundenkreise anzubieten. Im Vergleich zur aktuell für den ZOE eingesetzten Plattform sinken die Kosten der neuen Architektur laut Renault um 33 Prozent. Die CMF-BEV-Plattform erlaube Reichweiten von bis 400 Kilometern.
Alupo meint
Schöne Pläne, hoffentlich werden sie auch bald umgesetzt. Das wäre toll.
EVrules meint
Sehr interessant, wurde der Renault 5 anfangs noch mit LFP-Zellen vorgestellt, nehme ich es aus dem Artikel so wahr, dass sich vollständig auf NMC-Zellen konzentriert wird, bis ab 2030 Festkörper-Zellen einziehen.
Gerade der letzte Punkt macht mich sehr neugierig, würde seitens VWs Ankündigung noch eher Skepsis entgegen gebracht, zumal man von Tesla nichts in der Richtung vernimmt; wobei J.B. Straubel (Ex-CTO Tesla) selbst auch im Board bei QuantumScape (VW Partner für Festk.-Bat.) mitwirkt.
Renault scheint hier auf der höhe der Zeit zu sein und auch wenn sich lange nichts größeres seit der Zoe und dem eTwingo tat, bereitet sich der Hersteller vernüftig für die Zukunft vor.
Das sind doch schöne Neuigkeiten!
Alupo meint
Bei eher preisgünstigen Autos ist die Feststoffzelle noch eine Menschengeneration entfernt.
Wenn alles perfekt läuft kommt sie vielleicht ab 2030 in BEVs der Preisklasse 250.000+.
Quantum Scape ist ja auch dieses Jahr „aufgeflogen“. Da gab es doch bei Golem einen Artikel (links sind ja unerwünscht) wie da die vermeintlichen Forschungsergebnisse bei Präsentationen hochgepushed wurden. Unglaublich, dass das nach NIKOLA Motors immer noch funktioniert…
EVrules meint
Bzgl. der erwähnten Meldung lässt sich folgendes finden:
„Im April 2021 bezweifelte der Leerverkäufer Scorpion Capital in einem Bericht, dass QuantumScape über die angegebenen Technologien verfüge und warf dem Unternehmen betrügerische Absichten vor. Er berief sich dabei auf anonyme ehemalige Mitarbeiter sowie anonyme Mitarbeiter des Partnerunternehmens Volkswagen.[8]“ Quelle: wikipedia „QuantumScape“
In wie weit diese Unterstellungen gerechtfertigt sind oder begründbar, kann keiner wirklich sagen, im Rahmen der „Welt des Aktienhandels“ und da es wohl nicht anderweitig bestätigt wurde, würde ich ein gesundes Maß an Skepsis wählen.
Die Kostenreduktion wurde von Luca de Meo so in der Präsentation „eWays“ bestätigt. Nur darauf kann man sich aktuell berufen und muss abwarten, was Renault bis 2030 umsetzen kann.
Dennoch beachtlich, dass zum einen der mit volumenstärkste Fahrzeugbauer (VW), hier recht deckungsgleich mit einem nur 1/3 so großen Hersteller liegt. Es ist eher unwahrscheinlich, dass hier Luftschlösser aufgebaut werden, daran würde keiner profitieren.
Und darüber hinaus, würde es mich interessieren, warum man seitens Teslas nichts dazu hört, wäre es doch ein super Punkt für deren Battery Day gewesen.
Sebastian meint
Die Stunde der Wahrheit bei den E-Autos kommt, wenn die absurden Förderungen auslaufen. aktuell knallt JEDER Hersteller einfach 10.000 Euro drauf. Betrachtet man die Listenpreise aller aktuellen E-Autos die wir in Deutschland erwerben können, kann man nur den Kopf schütteln…
Wenn die Preise je kWh wirklich so irgend wo bei 120 Euro liegen sollten… dann verstehe ich diverse Preise einfach nicht. Zumal herkömmliche Motoren, Abgasanlagen, Getriebe und Gedönse ja auch nicht kostenlos zur Verfügung stand. Das bisherige Killerargument „Akku“ zählt einfach nicht mehr.
Yoshi84 meint
Du vergisst, dass alle Hersteller einen Eiertanz rund um die CO2-Flottenziele veranstalten. Hohe Preise halten potenzielle Käufer fern und bei ICEs. Stell dir den Preis wie ein Ventil vor, das genau so weit aufgedreht (bzw. heruntergeregelt) wird, wie man es zum Ende des Jahres möglichst auf den Punkt braucht. Die „echten“ Preise werden wir jeweils am Ende der kommenden Jahre (also jeweils das 4. Quartal) sehen, wenn man erschrocken feststellt, wieviele BEVs man doch noch mal eben in den Markt drücken muss. Merke: Willst du BEV kaufen, tu es am besten in Q4.
LG
hu.ms meint
Und die BEV, die im Q.4 „in den markt gedrückt werden“ stehen natürlich einfach so rum bzw. können kurzfristig gebaut werden? Dann wären jetzt die lieferzeit zum hohen preis noch viel kürzer.
Yoshi84 meint
Ja, so ähnlich. Natürlich werden Fahrzeuge vorproduziert und stehen auf Halde. Das nextmove-Video zu dem Thema zum ID.3 kennst du ja sicherlich. Und nein, die Markteinführung dieses Modells war hier keine Ausnahme.
LG
hu.ms meint
Das video ist vom letzten jahr. VW hatte damals die 1.st edition einmalig angesammelt, weil sie im sept. auf einen sitz ausgeliefert werden sollten. Bitte einen nachweis, dass aktuell irgendwo tausende BEV einfach so herumstehen.- egal welchen herstellers.
Yoshi84 meint
Aber gerne doch: such bitte bei yt nach „Elektroautos sofort vetfügbar. Wer will kaufen“ vom Blauzahn. Hier inbesondere ab Minute 4:50 sehr eindrucksvoll.
LG
Kubiac meint
Ein zwei (!) Jahre altes Video als Beweis einer recht steilen These anzubringen, ist – nun ja – zumindest kühn…
hu.ms meint
Ich fragte nach einen AKTUELLEN Nachweis, dass BEV irgendwo auf halde stehen und kurzfristig zu niedrigen preisen in den markt gedrückt werden können. Nicht nach einem video vom 12.05.2019…
hu.ms meint
Zwischen den meist genannten preis für die zellen und dem preis für den fertig im auto eingebauten akku samt klimatisierung u.a. besteht ein erheblicher unterschied.
Egon Meier II meint
Fallende Preise und steigende Reichweite sind das A und O für dir Akzeptanz von Elektroautos in der Masse. Auch wenn Renault derzeit nicht gerade den Markt mit neuen Modellen flutet, ist es schön, dass Renault sehr viel im Hintergrund entwickelt und auch demnächst wieder neue Modelle auf dem Markt kommen werden. Damit wird man dann auch wieder uptodate sein, auch wenn es noch etwas dauert.
hu.ms meint
Aus meiner sicht sind die lademöglichkeiten der entscheidende punkt.
Wenn man bei sonnenschein tagsüber günstigen ökostrom dort wo sie stehen in die autos laden könnte, anstatt diesen ins ausland zu verschenken wäre das ökologisch und ökonomisch die optimale lösung.
Swissli meint
Es purzeln die Kosten und hoffentlich auch die Verkauspreise…
Jürgen W. meint
Das hört sich nach Gewinnoptimierung an. Von Preissenkung ist da keine Rede. Wo kämen wir hin, wenn der Kunde davon etwas hätte?
OpaTesla meint
Die Chinesen werden es richten. Die wollen Marktteile. Und wie bekommt man die? Man nutzt die Dacia Strategie um in den Markt zu drücken. Als Renault Dacia vorgestellt hat haben alle gelacht…ein zweiter Lada. Aber die Kombi aus solider Technik zum bezahlbaren Kurs zieht mehr als Hightec Spielzeug das keiner braucht. Und gute Ingenieure ziehen die Chinesen gerade massenweise von den Etablierten ab.
EVrules meint
Nur zieht sich Renault aus China für’s nächste zurück, wie in der Präsentation „Renaulution“ veröffentlicht wurde. Daher ist dieser Markt kaum von Bedeutung, 2/3 aller Fahrzeuge sollen auf dem europäischen Markt abgesetzt werden.
Allstar meint
Der Kunde hat die Macht, er muss sich deren nur bewusst sein. Einfach nicht kaufen, fertig.
Smarty2020 meint
Das mit der „Macht“ des Kunden/Käufers ist absolut richtig, leider ist diese Erkenntnis zumindest bei den autovernarrten deutschen SUV-Käufen noch nicht angekommen. Ich betreibe seit einigen Jahren konsequent „Kauverweigerung“, solange Preis und Praktikabilität bei den BEV nicht stimmen. Derzeit 2 ESmart 4-4 im Leasing – sollen die Hersteller doch am Ende selbst am massiven Restwertverfall wegen Disruption und aufgeblähter Preise „verrecken“. Sorry wegen der Ausdrucksweise, aber bei diesem Thema bekomme ich Schaum vor dem Mund, und das zurecht. Danke Lobby-Andy und Vorstände von VW, etc, packt euch schön die Taschen voll so lange es noch geht – aber NICHT mit und bei mir!!