Am Konzernabend von Volkswagen auf der Messe IAA Mobility in München protestierten auch Greenpeace-Aktivisten: „Von Wegen Klimaschutz“ stand auf ihrem Banner, das V und das W gefettet. „Es macht aus meiner Sicht keinen Sinn, dass wir im Mittelpunkt der Proteste stehen“, sagte Konzernchef Herbert Diess im Interview mit der Süddeutschen Zeitung sowie der Nachrichtenagentur Reuters.
Dies sagte, dass an erster Stelle nicht die Autohersteller, sondern die Förderunternehmen durch das Verbrennen von Öl Gewinne machten. Er verwies auf die arabische Welt, aber auch auf Norwegen, das lange von der Ölförderung profitierte. Erst nach den Förderländern kämen das Auto und andere Teile der fossilen Wertschöpfungsketten. Und Volkswagen unternehme „große Anstrengungen“, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Tatsächlich investiert der Konzern Milliarden in die Entwicklung von Elektroautos. Batterien und moderner, umweltfreundlicherer Mobilitätsangebote.
„Solange es Volkswirtschaften gibt, die Milliardenbeträge in die Förderung fossiler Kraftstoffe investieren, ist es für Autohersteller schwierig, dagegen zu arbeiten“, erklärte Diess. Auch ergebe ein Elektroauto in Ländern keinen Sinn, die ihren Strom aus Kohle produzieren. In Deutschland wird derzeit noch etwa ein Viertel des Stroms über die Verbrennung von Kohle erzeugt. So gesehen, sagte Diess, käme die Umstellung auf die Elektromobilität sogar noch „zu früh“.
Ohne genug Ökostrom werde es keine CO2-freie Mobilität geben, betonte Diess. Der Umstieg müsse schneller gehen: „Es kann sehr viel mehr gegen den Klimawandel getan werden.“ Der Volkswagen-Chef forderte mehr Tempo bei erneuerbaren Energien. „Die Vorbedingung für die Dekarbonisierung des Transportsektors ist die Verfügbarkeit von grüner Elektrizität aus Sonne und Wind“, sagte er. Deutschland besteuert heute jede Tonne CO2 mit 25 Euro, ab 2025 mit 55 Euro. „Dekarbonisierung wird viele Dinge günstiger machen und nicht teurer“, sagte Diess und sprach von sinkenden Betriebskosten von E-Autos.
Mit mehr als zehn Millionen verkauften Autos pro Jahr, als Lkw-Bauer und größter Hersteller von Schiffsdieselmotoren wolle Volkswagen seine CO2-Emissionen schnell senken, versicherte Diess – vor allem mit E-Autos. Der Transportsektor verursache 16 Prozent aller CO2-Emissionen. Bis 2030 will Volkswagen den CO2-Ausstoß seiner Autos von den Rohstoffen über die Produktion bis zum Ende der Nutzung um 30 Prozent senken. Umweltorganisationen kritisieren allerdings, dass Europas größter Autokozern Verbrennungsmmotoren nicht schnell genug streicht.
Der Kohleausstieg müsse „schneller kommen als bislang vorgesehen“, meinte Diess. Für alternative Energien müssten „schleunigst“ Stromnetze in ganz Europa errichtet werden. „Da müssen Energieerzeuger, Stromnetzbetreiber und Autohersteller zusammen mitwirken“, so Diess. Um die Energiewende weiter zu beschleunigen, müsse die neue Bundesregierung zudem die Steuerbefreiungen für fossile Kraftstoffe beenden, „egal ob beim Diesel oder Kerosin“.
Rolf meint
Wer in Wien im Dunklen landet sieht Hunderte rote Lichter, das sind alles Windräder, wer in München landet sieht fast nichts.
Soeri # CH meint
Ökostrom Hr. Diess,? Wo sind die Solaranlagen auf den ganzen VW Werken ?
Die Aktionen der Öko Aktivsten waren nicht in Ordnung! Irgend wann gibt es Tote dabei.
Man kann dass auch anders machen!
Sebastian meint
kannst auf google earth selber nachschauen.
Philipp meint
Der Artikel beschreibt ausführlich Diess Reaktion auf die Aktivisten aber kaum was die genau sagen und fordern. Könnte man nicht auch mal mit denen reden?
Sebastian meint
Sonne und Wind… made am Mittelmeer… meine These seit ewig… wir schaffen es Erdgas von Sibirien nach Deutschland zu schaffen, aber paar Stromkabel von Italien bekommen wir nicht hin.. schaut mal wie Australien seinen Strom produziert… die menschliche Dummheit ist grenzenlos.
Leider
ID.alist meint
Wir meckern wenn eine Hochspannungstrasse von der Ostsee in Richtung Süddeutschland verlegt werden soll, aber so was durch Italien und Österreich zu verlegen, damit Deutschland Ökostrom bekommt soll OK sein?
Sebastian meint
Wieso Deutschland? Ich, wie Diess, meinen ein EU Netz.
Stevie meint
@Sebastian:
Zustimmung.
Erster EU-weite Stromnetzvorfall am 08.01.2021:
Der Netztrennung ging ein ungewöhnlich hoher Lastfluss voraus. In Südosteuropa war das Wetter warm, und wegen der orthodoxen Weihnachtsferien war der gewerbliche/industrielle Stromverbrauch geringer. Im westlichen Europa hingegen war das Wetter kalt, wodurch auch der Heizstromverbrauch höher lag. Die westlichen Regionen deckten sich mit günstigem Strom aus den östlichen Regionen ein, wodurch der ungewöhnlich hohe Lastfluss entstand.
Die Stromerzeugun lief fahrplanmäßig, Wartungsarbeiten oder Ausfälle konventioneller oder regenerativer Kraftwerke gab es nicht.
Am 24.07.2021 um 16:36 MESZ wurde Spanien vom zentralen Netz abgekoppelt. Es kam zu keinen größeren Stromausfällen, da beide Netze sich stablilsierten.
Der Grund für die Auftrennung ist noch nicht bekannt. Es gibt Vermutungen, dass eine 400 kV Hochspannungsleitung beim Löschen eines Brandes durch Löschwasser gestört wurde.
Positiv vermelden die Experten das ordnungsgemässe Eingreifen der Sicherungsmaßnahmen im EU-weiten Netz. Sie sind jedoch überrascht mit welcher Häufigkeit in letzter Zeit diese eingreifen müssen, damit das Stromnetz in Europa (Deutschland) stabil bleibt.
Quelle: Netzfrequenzmessung.de
Sebastian meint
stevie
darum mehr Ökostrom ins Netz pumpen und mehr Leitungen. Ein Blackout zeigt immer genau das Problem, deutlich einfacher als Simulationen!
andi_nün meint
„“schaut mal wie Australien seinen Strom produziert… „“
Gegen den härtesten Widerstand der Regierung und der Kohlelobby setzt sich PV und Wind langsam durch, aber wirklich nur sehr langsam.
Bei der Größe des Landes, der Bevölkerungsdichte und den klimatischen Gegebenheiten könnten die sich mit einem guten Programm in 3-4 Jahren zu 100% mit Erneuerbaren versorgen. Und billiger als deren aktuell Stromproduktion wäre es auch noch.
Mäx meint
Es wäre witzig, wenn es nicht so traurig wäre.
Eine Pipeline wird gebaut, und da sind Umweltbedenken nun wirklich nicht unbegründet. Stromtrassen werden wie es nur geht verhindert.
Und bevor hier einer jammert, aber nicht in meinem Garten blabla.
2km von meinem Wohnort entfernt auf einer Anhöhe, steht seit ich denken kann ein Windpark der stetig ausgebaut wird und erneuert wird.
Ich merke nicht wie mir das oder unserer Umgebung geschadet hätte.
In eine andere Richtung ca. 2-3km entfernt wurden 3 3MW Anlagen gebaut, 140m Nabenhöhe. Riesendinger. Jedes Mal wenn ich die sehe freue ich mich über den Wandel, der passiert.
Australien könnte auf Solarkraftwerke mit Salzspeicher setzen…aber nö, Braunkohle liegt halt überall rum anscheinend…wirklich albern.
Anti-Brumm meint
Nicht nur deine These.
Das wäre ein gigantisches Wirtschaftspotential für diese Länder. Und hier sollte man drauf setzen die Bevölkerung mit einzubeziehen, zB. durch Beteiligungsmodelle.
Ansonsten finden „Projekte von den Reichen da oben“ keinen Anklang.
xdaswarsx meint
Besser als Strom- oder Windparks im Norden und Süden, sollten doch Stromtrassen von West bis Ost gelegt werden.
Je größer das Netz, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwo schon oder noch die Sonne scheint.
Envision meint
Sonne im Winter gibst eigentlich nur genug von der Südhalbkugel/Equator,
da muss man also etwas weiter denken …deswegen, Wasserstoff als Transport/Speichermedium ist aktuell technisch quasi alternativlos, aber das kostet und dauert.
BTW aktuell Rekord Großhandels Strompreise in EU u.a. wegen Windmangel, alles was geht an Kraftwerken läuft aktuell möglichen Blackout in den Abendstunden zu verhindern, Solar ist ja bereits Mitte September ab 18:30 Uhr wegen Sonnenstand schon quasi weg.
https://twitter.com/JavierBlas/status/1435207062988992512
alupo meint
@Envision
schon mal eine Pipeline verlegt bzw. deren Verlegung begleitet?
Eher nicht, denn nur ohne Wissen darüber kann man für eine H2 Pipeline sein.
Kona64 meint
Absolut richtig. Natürlich auch Süd nach Nord. Z.B. von Nordafrika. Auch lange Entfernungen sind mit Strom möglich. Singapur wird z.B. mit einer 3500km langen Gleichspannungsleitung aus Australien versorgt. Auch mit Verlusten ist das dann immer noch besser als die mindestens 50% Verlust bei H2
MichaelEV meint
@Envision Alle Kraftwerke laufen bei weitem nicht. Mehr fossiler Energie ist durch den CO2-Preis eine Grenze gesetzt.
Wir haben z.B. heute eine Spanne beim Marktpreis von 10-16 Cent/kWh. Die Lösung sollte doch sehr nahe liegen. PV reichen Marktpreise, die sehr deutlich unter 10 Cent/kWh liegen. Und mit Differenzen von mehr als 6 Cent/kWh lassen sich schon problemlos Akkuspeicher abbilden. Sowohl das eine als auch das andere muss so schnell wie möglich installiert werden, dann sinken die Marktpreise und die Energiewende schreitet voran. Bzw. noch wichtiger ist es erstmal, einen starken EE-Ausbau mit dem variablen Verbrauch von Elektroautos (bzw. anderen variablen Verbrauchern) zu verknüpfen. Beides kann eine Symbiose eingehen und dieses Potential muss man endlich richtig aktivieren.
Ebi meint
Das sind so Plattitüden….
Bezgl PV auf Privat- und Firmendächern gibt’s noch jede Menge Luft nach oben. Diess hat in vielem recht, aber den richtigen Zeitpunkt der e-Mobilität von dem deutschen Strommix abhängig zu machen, ist ein klassischer Fail.
Andi EE meint
@Sebastian
Zustimmung, das vertrete ich hier schon seit mehreren Jahren hier. Die grössere Sicherheit an Globalstrahlung in Spanien, Italien und Grichenland muss man in der EU nutzen.
Aber es scheitert an zwei Dingen, a) die Union und die Lobbyisten sind beseelt vom Gedanken, Deutschland zum Wasserstoff-Champion zu boosten. Da darf kein / möglichst wenig Geld in den Süden gepumpt werden, obwohl von dort Solarkraft mit hoher Versorgungssicherheit und deutlich günstiger zu haben wäre. Doppelte Globalstrahlung heisst grob geschätzt 75% mehr Ertrag pro Fläche gegenüber DE. b) ist man wegen der Verbrennerautos der eigenen Industrie nicht bereit, die Elektrizität zu vergünstigen und die fossile Energie höher zu besteuern.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Ja, die Spanier müssten mal erkennen, dass man mit Energie mehr Geld machen kann als mit Erdbeeren und Tomaten. Geld für Investitionen gibt es soviel, dass sogar Negativ-Zinsen zum erhoben werden. Soll doch das Gemüse aus Nordafrika kommen, dann gibt es auch dort genügend Arbeit und die Notwendigkeit, aus wirtschaftlichen Gründen nach Europa auszuwandern, entfällt.
Andi EE meint
So ist es aber ganz bestimmt nicht. In Spanien kann man doch nicht alles mit PV vollpflastern, wenn DE plötzlich die H2 Wende inszeniert. Und beim Trassenbau muss doch wirklich ein Zusage vom Norden her. Meine Güte, mit dem Putin nacht man gemeinsame Sache, aber mit Spanien innerhalb der EU nicht, wie verrückt ist das denn. Immer über den Süden fluchen und dann die Energieprojekte im nahen Osten und Russland … den demokratischsten Systemen durchboxen, das hat doch schon was von Trump, fehlt nur noch Nord Korea.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Moment. Ich fluche doch nicht über die Spanier, zumal meine Mutter eine Spanierin war.
Ich sehe die alternativen Energien als große Chance für Spanien (und Südfrankreich). Es gibt karge sonnenreiche Gegenden (Wüsten/Halbwüsten), in denen die Menschen froh wären, wenn sie die Möglichkeiten hätten, Wertschöpfung zu haben. Hier könnte/sollte die staatliche Politik, aber auch die EU (stärker) aktiv werden. Das sind langwierige Prozesse und müssen deswegen heute und nicht erst morgen angegangen werden.
Im übrigen bin ich gegen die neueste Gasleitung aus Russland; dagegen sehe ich die Stromleitung Nordlink sehr positiv.