Die EnBW bietet das eigenen Angaben nach größte Schnellladenetz für Elektroautos in Deutschland. Der Energiekonzern gibt regelmäßig die Eröffnung neuer Strom-Tankstellen bekannt, die er entweder komplett in Eigenregie oder mit Partnern an Handelsstandorten aufbaut. Noch ist damit kein Geld verdient, sagte Konzernchef Frank Mastiaux in einem Interview mit dem Handelsblatt. Er verriet der Wirtschaftszeitung, warum er das Ladenetz trotzdem vorantreibt.
Heute werde mit der Zahl der Fahrzeuge und der Ladevorgänge noch nicht das Volumen erreicht, um Schnellladesäulen wirtschaftlich zu betreiben. „Aber es geht jetzt ja auch eher darum, schnell zu sein, und die attraktivsten Standorte zu besetzen“, so Mastiaux. Die Frage der Wirtschaftlichkeit werde vom Standort der Ladesäule abhängen. Die EnBW investiere seit Jahren kräftig, weil das Unternehmen frühzeitig gute Standorte beispielsweise an Autobahnraststätten und an Großmärkten besetzen will. Ab Mitte der Dekade, wenn die Fahrzeugzahlen und die Ladevorgänge ein deutlich höheres Niveau erreicht haben, werde man damit auch Geld verdienen.
Mastiaux äußerte sich in dem Gespräch ansonsten vor allem zum Thema Erneuerbare Energien und Wasserstoff. Wenn Deutschland den nötigen Zubau von Windkraft sowie bei Solar schaffen wolle, müsse das Tempo mindestens verdreifacht werden, sagte er. In den vergangenen Jahren habe das Land deutlich hinter dem zurückgelegen, was eigentlich für die Klimaziele nötig gewesen wäre. Damit es jetzt schnell vorangeht, müssten die Genehmigungsverfahren effizienter werden, beim Ausbau der Windkraftanlagen auf dem Land mehr Flächen ausgewiesen und so die Rahmenbedingungen für die Planung und den Bau erneuerbarer Anlagen insgesamt wieder verlässlich werden.
Fokus auf Solar- & Windenergie
Die EnBW wolle das Portfolio an Erneuerbaren in den nächsten fünf Jahren noch einmal verdoppeln. „Wir sind neben Deutschland auch in Großbritannien, den USA und Taiwan unterwegs, sowie in der Türkei, Skandinavien und Frankreich“, erklärte der Konzernchef. Der Fokus liege sowohl auf Solar- wie auf Windenergie. Das Unternehmen mache das vom Markt, von der Wirtschaftlichkeit und dem, was finanziell sinnvoll sei, abhängig.
Mastiaux glaubt, dass Wasserstoff im Energiemarkt in einigen Jahren „eine fundamental wichtige Rolle“ spielen wird. Technisch sei es zwar nicht der ideale Energieträger, ohne Wasserstoff werde man das CO2-Problem aber nicht lösen können. Es werde allerdings mindestens noch eine Dekade dauern, bis Wasserstoff eine wichtige Rolle spielt. Das liege zum einen am Preisgefüge, weil „grüner“, also mit erneuerbaren Energien erzeugter Wasserstoff, wesentlich teurer als Wasserstoff aus anderen Quellen sei. Das müsse technologisch aufgeholt werden. Es gebe zudem noch keine ausreichende Infrastruktur und auch noch keinen Markt.
Die EnBW werde in den nächsten zehn Jahren das Gas-Engagement zum Wasserstoff-Engagement umbauen, kündigte Mastiaux an. Jedes Kohlekraftwerk, das der Konzern auf Gas umstellt, könne er später auf Wasserstoff umstellen. „Wir halten das für ein fundamental wichtiges Geschäftsfeld, aber eben nicht in den nächsten drei bis fünf Jahren“, so der EnBW-Chef. Mastiaux wird die Strategie nur noch bis Herbst 2022 umsetzen, dann läuft sein Vertrag aus. Er hat sich entschieden, nicht zu verlängern, da er nach knapp zehn Jahren etwas Neues machen will. Für die EnBW sieht er darin kein Problem: „Ich schaue schon mit einem gewissen Stolz darauf, wie das EnBW-Team Herausforderungen meistert.“ Das Unternehmen sei mittlerweile sehr veränderungsfähig, was ihm ein gutes Gefühl gebe.
McGybrush meint
Meine Vorschläge.
Stolpe und Linumer Bruch entlang der A24 zwischen Hamburg und Berlin.
Tom meint
Zweischneidiges Schwert für BEV-Fahrer. Toll ist, dass EnBW mit derartigem Engagement den Ausbau der Infrastruktur vorantreibt. Wie jedes Unternehmen jedoch wohl kaum aus reinem Idealismus oder Nächstenliebe, sondern aus wirtschaftlichen Interessen. Nachdem der frühe Vogel den Wurm fängt macht später auch hauptsächlich der das Geschäft, der Ladesäulen an den richtigen Stellen hat und BESTIMMT DEN PREIS dafür!!
Hoffe inständig, EnBW wird in 10-20 Jahren von seinen Kunden noch immer so bejubelt.
Kasch meint
Hängt primär davon ab, welche unnützen Umrüstaktionen für Ladesäulen sich unsere Politik noch ersinnt und inwieweit Betreiber tatsächlich zur Durchführung gezwungen werden können. Ob überhaupt schon DC-Säulen „eichrechtskonform“ sind ? Kann nirgends Aufkleber oder sonstige Hinweise entdecken, die darauf hindeuten.
Sebastian meint
Welche Umrüstungen? EC etc gilt erst ab 2023 für neue Säulen.
Jürgen Baumann meint
Wenn da nicht noch separate Münzeinwürfe gefordert werden :-)
Das ist doch absurd mit der EC-Karte. Das Auto kann doch mit der Ladesäule kommunizieren und dann fängt es eben an zu laden. Was soll denn dieser analoge Mumpitz?
Jörg2 meint
Jürgen,
dieser Mumpitz eröffnet z.B. die einfache Möglichkeit, die Bezahlerei bei wechselndem Fahrer reicht einfach zu gestalten. Völlig losgelöst vom Auto und dessen technischen Fähigkeiten.
Kasch meint
Tja 0,0-Ahnung: Mit den wichtigsten beiden RFID-Karten kann ich in ganz Europa laden, jedes X-beliebige BEV. Jede Karte kann ich mehrfach für meine Frau, oder meine ganze Vewandschaft auf meine Registrierung ausstellen lassen. Wer meint im Ausland mit EC zahlen zu müssen, nur zu ! ????
150kW meint
Es sollen nach Schätzungen 1/3 der DC Säulen noch nicht eichrechtskonform sein.
Kasch meint
Ich schätze, dass dadurch ausschließlich in Deutschland schon bald weit höhere Preise, als im europäischen Umland, an den Säulen von EnBW+Co ausgerufen werden müssen.
Tommi meint
Super. Wieder diese Negativismus. So funktioniert Marktwirtschaft. Und das funktioniert sehr gut. Das Angebot wächst und man konstruiert sich gleich wieder ein Problem. Natürlich will und muss ein Unternehmen ein Gewinn anstreben. Fragt sich nur wie. EnBW sagt, dass die Auslastung noch nicht hoch genug ist, dass sich das rechnet. Nicht der Preis. So wird ein Schuh draus.
Steigt die Auslastung steigt die Rentabilität für EnBW bei gleichbeibenden Preis.
Und die Auslastung kann bei grossen Ladeparks sehr viel höher sein ohne den Verbraucher zu benachteiligen. Bei einem Ladepark mit 50 Ladesäulen und einer Auslastung von 90% ist praktisch immer eine freie Ladesäule zu finden. Habe ich nur 5 Ladesäulen, ist das schon problematischer.
Rein mathematisch ist bei einer Auslastung von 90% ein Ladepark mit 5 Ladesäulen zu 60% vollständig belegt. Ein Ladepark mit 50 nur zu 0,5%.
andi_nün meint
Was ist eigentlich mit dem „Deutschlandnetz“ passiert? Geht da nichts vorwärts oder wollen die Ladestationbetreiber nichts damit zu tun haben?
Kasch meint
Die schriftliche Klage der Betreiber (incl. Tesla) ist raus, auf Verletzung von EU-Recht wurde hingewiesen und Klagebereitschaft verkündet. Wie von Anfang an zu erwarten war.
https://teslamag.de/news/exklusiv-grosse-lade-anbieter-regeln-deutschland-netz-notfalls-klagen-41553
Mäx meint
Hast du gelesen, dass da steht „Notfalls Klage“?
Kasch meint
„…. war aus dem Umfeld mehrerer der Beteiligten zu hören, dass sie darüber nachdenken, gegen die Ausgestaltung der Lade-Förderung notfalls zu klagen.“
wer Berichte ganz lesen kann, ist klar im Vorteil !
Mäx meint
Dann lies dir deinen Kommentar doch nochmal durch.
Du schreibst „Die schriftliche Klage der Betreiber (incl. Tesla) ist raus […]“.
Es ist aber lediglich ein Beschwerde Brief raus. Sollte dieser nicht fruchten, wird notfalls geklagt. Das steht im Text.
Aber egal wir meinen ja das gleiche.
Es deutet sich eine Klage an, sollte die Ausschreibung so erfolgen wie geplant.
ID.alist meint
Finde ich schon ironisch, dass Tesla sich beklagt, dass Grünheide zu langsam geht, weil einige gegen das Unterfangen klagen, aber hier bei dem „Deutschlandnetzt“ versucht auch Tesla notfalls auch mit Klagen dagegen zu agieren.
Hans meint
Projekt „Deutschlandnetz“ ist in der Planungsphase. Ich schätze erste Ladestationen davon wird man frühestens mitte/ende 2022 sehen
BEV meint
oder viel später wenn das mit der Klage länger dauert …
meine Herren, das ist kein Spaß
Jörg2 meint
Aktuell klagt wohl keiner.
Also: jedenfalls nicht vor Gericht.
Daniel meint
Habe ich doch gleich nach der Ankündigung des Deutschlandnetzes geschrieben. Es wird sich keiner auf die Ausschreibung bewerben. Jetzt steht auch noch eine Klage ins Haus.
Die 44ct kann man schon jetzt in die Tonne klopfen.
Jörg2 meint
Daniel,
ich vermute, da werden nur Positionen klargestellt von denen aus die Gespräche über Veränderungen der Ausschreibungen starten.
Der Staat hat mit der Ausschreibung seine Position definiert.
Jetzt definiert die Industrie ihre Position.
Nächster Schritt: Kompromissfindung.
Der Gang zu den Gerichten würde wohl den Gesamtprozess auf eine Zeitschiene stellen (Arbeitsgeschwindigkeit der Gerichte), die von den interessierten Beteiligten nicht mehr gut steuerbar ist (außer Klagerückzug und Totalverlust der Position). Ich vermute daher: „Klage“ ist nur eine leere Drohung.
Wir werden irgedwas erleben wie: „… nach intensiven Gesprächen …“