Fastned investiert europaweit in den Aufbau seines Schnellladenetzes, im Fokus steht dabei auch und insbesondere der deutsche Markt. Im Vergleich mit dem hiesigen Platzhirsch EnBW bietet das niederländische Unternehmen noch ein überschaubares Angebot an Strom-Tankstellen, das Netz soll aber stetig wachsen. Den hohen Aufwand dafür sieht Fastned als Zukunftsinvestition.
Das Ziel ist ein europäisches Ladenetz mit 1000 Standorten. Aktuell betreibt Fastned 165 Schnellladestationen in sechs europäischen Ländern. Der größte Markt sind die Niederlande, dann folgt Deutschland. Zusätzlich ist Fastned bereits in Großbritannien, Belgien und der Schweiz tätig. „Zum Ende des Jahres werden wir zudem in Frankreich starten“, kündigte die für die Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland zuständige Managerin Linda Boll im Gespräch mit dem Portal Next Mobility an. „Wir können immer schneller Säulen aufbauen. Die 1.000 Standorte scheinen vielleicht noch in weiter Ferne zu liegen, aber das Tempo, mit dem wir unserem Ziel näherkommen, steigt.“
In Deutschland hat der Anbieter aktuell 25 Standorte, bis Ende des Jahres sollen 30 am Netz sein. „Die Tendenz ist steigend. Der deutsche Markt steht bei uns sehr weit oben auf der Agenda“, erklärte Boll. Die Nutzung schwanke hierzulande sehr – nach Standorten, aber auch nach Wochentag und Jahreszeit. Durchschnittlich bediene das Unternehmen monatlich mehrere Tausend Kunden, es kämen regelmäßig viele neue dazu.
Fastned will neue Stationen vor allem an hochfrequentierten Orten aufbauen. Die Standorte müssen attraktiv sein. „Für uns – beispielsweise durch eine hohe Frequenz an Autos, die dort vorbeifahren – aber eben auch für Kunden“, so Boll. Es gebe Schnellladepunkte an hochfrequentierten Standorten, an denen man sich nicht wohlfühle und ungern Zeit verbringe. An „düsteren, abgelegenen Plätzen“ lade sie als Frau zum Beispiel nicht gerne. Bei Fastned sollten sich die Kunden gerne aufhalten, darauf lege das Unternehmen großen Wert.
Die Managerin bemängelte, dass langsamere Wechselstrom- (AC) und Gleichstrom-Schnellladesäulen (DC) oft in einen Topf geworfen würden – das müsse sich ändern. Ein schneller DC-Lader können an einem Tag viel mehr Autos bedienen und um die zehn AC-Säulen ersetzen. „Wir brauchen mehr Säulen, ja. Aber wir brauchen vor allem die richtige Ladeinfrastruktur“, betonte Boll. „Da müsste umgedacht werden, man sollte größer denken.“ Das Ziel von Fastned sei es, gerade auch in Städten weg von einzelnen kleinen Säulen am Straßenrand hin zu „Schnellladehubs“ zu kommen. Das würde die E-Mobilität für die Kunden einfacher und damit attraktiver machen. Und die Anbieter könnten so auch das Geschäft besser skalieren.
Attraktive Standorte gesucht
Bei der Ladeinfrastruktur müssten nun alle an einem Strang ziehen, unterstrich Boll. Die Schwierigkeiten lägen in der Umsetzung: Baugenehmigungen, Netzanschlüsse und Co – die Rahmenbedingungen dafür müssten vereinheitlicht und vereinfacht werden. Ansonsten werde der Ausbau weiter stocken. Noch wichtiger ist aus Sicht der Fastned-Managerin aber, dass staatliche Subventionen „nur das i-Tüpfelchen“ sein sollten. Laden sei ein Geschäftsmodell, deswegen investiere das Unternehmen auch gerne sein eigenes Geld in attraktive Standorte.
Fastned würde gerne noch viel mehr und viel schneller bauen, es fehle jedoch an attraktiven Standorten, so Boll. In Deutschland etwa gebe es um die 400 bewirtschaftete Autobahnraststätten, 360 davon gehörten zu einem Anbieter. Der Betreiber Tank & Rast entscheide eigenständig über die Schnellladeinfrastruktur an den Raststätten, das seien monopolartige Zustände. Durch freie Ausschreibungen hätte sich mehr Wettbewerb etablieren können, was aus Sicht von Fastned im Sinne des Kunden gewesen wäre.
Zum Thema Preisgestaltung sagte Boll, dass diese sehr wichtig für einen Markt in der Entwicklung sei. Fastned konkurriere um Kunden, da sei der Preis ein entscheidendes Mittel. Deswegen finde es das Unternehmen schwierig, wenn wie beim staatlich forcierten „Deutschlandnetz“ ein Preis von 44 Cent pro Kilowattstunde (kWh) vorgegeben wird. Dadurch fehle ein Hebel, was große Auswirkungen auf den Markt haben werde. Andererseits sei nachvollziehbar, dass die E-Mobilität durch eine gewisse Preisgestaltung für Kunden attraktiver werden soll. „Ob es so ein harter Deckel sein muss, wagen wir aber zu bezweifeln“, sagte Boll.
Fastned bietet aktuell für EU-Kunden ohne Abschluss eines festen Tarifs die Kilowattstunde (kWh) für 59 Cent an. Damit sind die Niederländer deutlich günstiger als etwa der von Autobauern gegründete europäische Schnellladesäulen-Anbieter Ionity mit 79 Cent. Vor zwei oder drei Jahren habe es noch geheißen, Fastned sei im Vergleich zu anderen zu teuer. Jetzt bewege man sich im unteren Mittelfeld, erklärte Boll. Man halte seit mehreren Jahren an den 59 Cent fest und berechne das auch allen Roaming-Anbietern. Preistransparenz sei Fastned sehr wichtig und man sei damit gut gefahren.
Noch lässt sich mit mobilem Ladestrom für Elektroautos laut der Branche kein Geld verdienen. Das bestätigt auch die Fastned-Managerin. „Ladeinfrastruktur ist eine Investition in die Zukunft“, sagte Boll. Man warte noch auf den echten Hochlauf der Elektromobilität, auch wenn es in Deutschland mehr werde. Das Unternehmen merke, dass die Einnahmen Jahr für Jahr steigen.
Swissli meint
„Noch lässt sich mit mobilem Ladestrom für Elektroautos laut der Branche kein Geld verdienen.“
Dieser Standardsatz ist nicht angebracht. Wann eine Infrastruktur „Geld verdient“, hängt davon ab, auf welchen Zeitraum die Investition abgeschrieben wird. Ein Ladepark kann nicht in einem Jahr abgeschrieben werden (und danach Geld verdienen), ebenso wie eine Staumauer für einen Stausee nicht in 5 Jahren.
Bei obigem Satz müsste die Standardgegenfrage sein: auf wieviele Jahre ist die Abschreibung denn geplant? Und dann könnte man über „wann Geld verdienen“ oder allfällige „Verluste“ vernünftig diskutieren.
David meint
Ich finde das sehr gut, dass in jedem Bericht erwähnt ist, Ionity kostet 0,79 €. Sehr teuer! Das hält die Säulen einigermaßen leer von alten, langsam ladenden Elektrofahrzeugen und knickrigen Tesla-Rentnern. So dass ich meinen Boliden dort in Ruhe für 33c aufladen kann. Deshalb hier noch einmal mein Appell: Geht da nicht hin, das ist sehr teuer da! 79c. Das waren früher mal 1,60 DM. Oder 25 Reichspfennig. Was es in Heller und Batzen ist, kann man leider nicht mehr genau ableiten. Aber teuer! Geht da nicht hin!
AK swiss meint
Du öffnest wohl auch jedes email mit dem Titel „Sie haben gewonnen“.
Du hast halt beim Autokauf kräftig drauflegen müssen. Schon vergessen?
Die Freude sei dir gegönnt.
Ben meint
Wow 0,33€ und das ohne jemals eine monatliche Grundgebür zu zahlen ist, oder ist dies nur ein billiger Dummfang und kostet dann nach 12 Monaten Laufzeit 17,99€ ?
typisch unser kleiner FUDavid❤
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Warum verschwenden wir eigentlich unsere Zeit mit so etwas. Jeder der hier aktiv ist, weiß das mit der Grundgebühr und jene die diese Grundgebühr gezahlt haben, haben vorher auch gerechnet ob sich das bei deren Nutzungsverhalten lohnt. Vergleichbar mit Tarifen fürs Mobiltelefon mit Datenvolumen oder SMS und Allnet Flat.
alupo meint
David wollte doch nur die Teslafahrer bashen. Mehr hat er sowieso nicht drauf. Also lassen wir ihm seine kleine Freude für sein begrenztes Gemüt.
Redlin, Stefan meint
Nach allem was ich schon genutzt habe, muss ich sagen, das Laden bei Fastned am komfortabelsten ist. Einstecken….lädt.
Hans-Georg Michna meint
Wollte ich auch gerade anmerken. Das ist ein Grund, warum ich statt am Supercharger auch ganz gerne mal bei Fastned lade.
Tommi meint
Wie kommen die dazu, dass 59 ct/kWh im unteren Mittelfeld liegt? Es gibt genau einen Anbieter, der mehr nimmt. Das ist doch eher im oberen Preisbereich. Mit viel Willen kann man höchstens „oberes Mittelfeld“ sagen.
Elektroheinz meint
Aral nimmt wie auch einige andere Anbieter 69 Cent.