Die von der deutschen Förderbank KfW ausgezahlte Subvention für private Elektroauto-Ladestationen an Wohngebäuden ist seit dem Start Ende 2020 stark nachgefragt. Im Juni wurde die Annahme von Anträgen vorübergehend gestoppt, da die zur Verfügung stehenden Mittel aufgebraucht waren. Der Fördertopf war zuvor bereits dreimal aufgefrischt worden. Nun gibt es ein Update zum aktuellen Stand.
Das Förderprogramm „Ladestationen für Elektroautos an Wohngebäuden“ des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur habe in sehr kurzer Zeit einen großen Beitrag für die Elektromobilität in Deutschland geleistet, erklärte die Behörde. Mit rund 800 Millionen Euro seien über 800.000 Haushalte, die bereits Anträge eingereicht haben, mit einem Zuschuss von 900 Euro beim Kauf und der Installationen von Wallboxen unterstützt worden.
„Unser Förderprogramm für private Wallboxen ist eine absolute Erfolgsgeschichte“, sagte Verkehrsminister Andreas Scheuer. Aufgrund der großen Nachfrage habe das Verkehrsministerium den Fördertopf nicht nur mehrmals Mal auf insgesamt 800 Millionen Euro aufgestockt. Gleich zu Beginn habe das Angebot sogar das Zuschussportal der KfW zwischenzeitlich überlastet. „Das gab es so noch nie und zeigt, dass wir goldrichtig mit unserer Förderung liegen“, so Scheuer. „Unsere Bilanz: Rund eine Million Ladepunkte entstehen bei den Menschen Zuhause und das in nicht mal einem Jahr. Dieser Trend muss durch die nächste Bundesregierung fortgesetzt werden. Denn nur mit den richtigen Anreizen schaffen wir es, dass die Menschen auf klimafreundliche E-Autos umsteigen.“
Wie viel Fördermittel noch verfügbar sind, konkretisierte das Verkehrsministerium nicht. Noch können Anträge bei der KfW gestellt werden, und zwar von Trägern von Investitionsmaßnahmen, zum Beispiel Privatpersonen, Wohnungseigentümergemeinschaften, Wohnungsunternehmen, Wohnungsgenossenschaften und Bauträgern. Der Zweck muss die Errichtung einer Ladestation für Elektroautos im nicht öffentlich zugänglichen Bereich von selbst genutzten oder vermieteten Wohngebäuden sein.
Bezuschusst werden von der KfW der Erwerb und die Errichtung einer fabrikneuen, nicht öffentlich zugänglichen Ladestation inklusive des elektrischen Anschlusses sowie damit verbundene notwendige Nebenarbeiten an Stellplätzen von bestehenden Wohngebäuden in Deutschland. Die Voraussetzungen sind insbesondere, dass die Ladestation über eine Normalladeleistung von 11 kW verfügt, der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien kommt und die Lademöglichkeit intelligent und steuerbar ist. Unterschreiten die Gesamtkosten des Vorhabens den Zuschussbetrag, wird keine Förderung gewährt. Der Zuschuss muss vor Beginn des Vorhabens bei der KfW beantragt werden.
Olli meint
Ist wieder typisch für hier, dass alles schlecht geredet wird. Für viele die Interesse an einem BEV haben ist es wichtig, dass sie zuhause laden können.
Ich kenne drei Personen, die kein BEV wollten, sich aber eine Wallbox gefördert installiert haben. Alle drei haben inzwischen ein BEV bestellt.
Auch das Argument, dass die Wallboxen alle völlig überteuert waren ist Unfug. Ich habe mein förderfähige Wallbox innerhalb einer Woche nach Bestellung bekommen für 550€. Genau so viel, wie sie vorher gekostet hat!
Stdwanze meint
Kann ähnliches berichten. Viele holen erstmal die wallbox. Das senkt die Schwelle zum Wechsel dann enorm. Aber klar sind die überteuert. Der Inhalt einer wallbox kostet maximal 120€. Kann man auch gerne selber bauen. Bausätze gibt’s bei Alibaba.
Swissli meint
Sind Mitnahmeeffekte (=Subventionen ohne Wirlung) wirklich eine „absolute Erfolgsgeschichte“?
Und sind bei einem BEV Bestand von 439’000 (1. Juli 2021) auf Vorrat verbaute Wallboxen (361’000) auch ein „absoluter Erfolg“?
Peter W meint
Ein Erfolg für die Anbieter ist das auf jeden Fall. Preiswerte WB anzubieten macht keinen Sinn, denn der Staat fördert nur was teuer ist.
Interessant zu erfahren wäre, wieviel Wallboxen gefördert, aber in den nächsten 5 Jahren nicht genutzt werden.
MichaelEV meint
„aber in den nächsten 5 Jahren nicht genutzt werden.“
Ich kann mir auch durchaus vorstellen, dass einige Wallboxen niemals genutzt werden. Im Sinne der Energiewende und der eigenen Kostenoptimierung wird man in Zukunft besonders viel EE-Überschüsse in Elektroautos verwertet müssen.
Heute installiert man nicht zwingend Wallboxen, die dazu in der Lage sind und auch die Anwendungsfälle der Kunden sind dazu nicht zwingend kompatibel. Wenn die Autos bei EE-Überschüssen nicht zu Hause stehen und nur dann laden, wenn es wenig grün und sehr teuer ist, sind HPC Charger dafür die bessere Wahl und die Wallbox-Förderung war komplett für die Katz.
Für 800 Millionen € hätten die Profis am Markt (EnBW, Tesla) einiges an wirklich brauchbarer öffentlicher Ladeinfrastruktur installieren können. Schade, dass man die Kohle so verschleudert hat.
Swissli meint
Für 800 Mio. hätte man rund 800 EnBW Ladeparks mit je 20 Ladepunkten (je 150-300 kW) wie in Unterhaching hinstellen können. Hat man nicht gemacht. Stattdessen bangt man die nächsten Jahre um genug Schnelllladekapazitäten (und Wettbewerb) auf Langstrecke, derweil ein paar 100’000 Wallboxen zuhause Däumchen drehen.
PS: übrigens auch ein Klassiker bei Subventionen: Überproduktion. Hier konkret mit Wallboxen die nicht genutzt werden
MichaelEV meint
Hätte ich auch so überschlagen bzw. bei Tesla Faktor 2. Klar ist, das Geld wäre da so viel besser angelegt gewesen. Schade.
Egon Meier meint
nach Rundfrage im Bekanntenkreis glaube ich, dass das nur sehr wenige sein werden.
Da der effektive Preis für die Installation der WB schnell mal 2000 – 3000 Euro sind (WB+Verkabelungsarbeiten+Sicherungskastenumbau+WB-Installation … ) haben sich alle, für die ein BEV ‚mal irgendwann eventuell‘ denkbar wäre, vom Projekt abgewendet.
Es blieben nur Leute übrig, die zeitnah ein E-Fahrzeug anschaffen wollen oder schon bestellt haben.
Dort hab die Förderung allerdings den erhofften positiven Schub ausgelöst. Nach meiner Wahrnehmung wurde jetzt allerdings vielfach eine teure Luxuslösung (Rechnung statt BAT und förderfähige statt preiswerte WB) genommen ohne dafür mehr Luxus zu haben.