Mittlerweile haben sich auch BMW, Daimler und der Volkswagen-Konzern mehr Nachhaltigkeit verschrieben und wollen dazu umweltfreundlicher produzieren und mehr lokal emissionsfreie Elektroautos auf den Markt bringen. Doch laut einer Studie der britischen Denkfabrik InfluenceMap dominieren die großen hiesigen Autobauer den Kampf gegen gesetzliche Vorgaben für mehr Klimaschutz. Besonders ein Unternehmen steche hervor.
Die Auswertung zeige, dass BMW sich zum führenden Gegner der Klimapolitik in Deutschland und Europa entwickelt habe. Während die deutsche Automobilindustrie zunehmend ihre Unterstützung für das Pariser Abkommen und langfristige Klimaziele bekunde, setzten sich wichtige Organisationen wie BMW und der Verband der Automobilindustrie (VDA) dafür ein, kurzfristige Klimaregelungen zu schwächen, um diese Ziele zu erreichen.
Der Bericht beweise, so InfluenceMap weiter, wie der deutsche Automobilsektor Lobbyarbeit gegen zwei wichtige Maßnahmen betrieben habe: höhere CO2-Emissionsstandards für leichte Nutzfahrzeuge und Ausstiegstermine für Verbrennungsmotoren. Die Studie beleuchte auch die „grünen“ PR-Kampagnen der deutschen Autohersteller, mit denen sie die wachsenden Bedenken der Öffentlichkeit und der Regierung über die Klimabilanz der Branche zerstreuen wollten. Schätzungen zufolge werde der Straßenverkehr im Jahr 2020 19 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland verursachen, betont die Denkfabrik.
Die Studie unterstreicht laut InfluenceMap die Gefahr für die deutschen und EU-Klimaziele, wenn die Vorschriften durch ein negatives klimapolitisches Engagement der Automobilindustrie aufgeweicht werden. Dies sei aufgrund der laufenden Koalitionsverhandlungen der deutschen Regierung, die voraussichtlich einen Dekarbonisierungsplan für den Straßenverkehr umfassen, und der aktuellen Verhandlungen des EU-Parlaments über CO2-Standards für leichte Nutzfahrzeuge von Bedeutung.
Hinter BMW folgt den Studienautoren zufolge Daimler mit seinem Engagement gegen strengere Klimagesetze. Das klimapolitische Engagement von Volkswagen sei „gemischt“, aber zunehmend positiv. Gleichzeitig sei Europas größter Autohersteller aber weiter ein wichtiges Mitglied von Industrieverbänden wie dem VDA mit aktivem negativem klimapolitischem Engagement. Die deutschen Automobilhersteller würden ihre Unterstützung für eine CO2-arme Verkehrsverlagerung bekunden, während sie ihre Industrieverbände nutzten, um sich gegen wichtige EU- und deutsche Maßnahmen zur Verkehrsverlagerung zu stellen.
„Grüne“ PR-Kampagnen
Die deutsche Autoindustrie habe auch in aufwändige „grüne“ PR-Kampagnen investiert, die ihre Marken und ihre Industrie mit „nachhaltiger Mobilität“ und „Elektrifizierung“ in Verbindung bringen. Gleichzeitig betreibe sie jedoch Lobbyarbeit gegen die Klimagesetzgebung zur Förderung von E-Fahrzeugen. Dazu gehöre die globale PR-„Nachhaltigkeits“-Kampagne von BMW zur Markteinführung der neuen Elektroautos iX und i4 in Zusammenarbeit mit der britischen Pop-Band Coldplay und Werbespots mit Models, die Kleidung mit Aufrufen zu Klimafreundlichkeit tragen. „Diese grüne PR steht in krassem Gegensatz zu den Bestrebungen von BMW und VDA, die Klimagesetzgebung für Elektroautos in Deutschland und der EU zu schwächen und zu verzögern“, erklären die Studienautoren.
„Zwischen der grünen Öffentlichkeitsarbeit und dem tatsächlichen Handeln der Unternehmen sehen wir gewaltige Unterschiede“, sagte Ben Youriev von InfluenceMap der Süddeutschen Zeitung. Einerseits würden Verbände und Unternehmen klimaneutrale und nachhaltige Mobilität bewerben, andererseits aber bei der EU für schwächere Klimaregeln kämpfen.
Die Denkfabrik verwies gegenüber der Süddeutschen Zeitung auch auf die Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow, wo vor wenigen Tagen zwei Dutzend Staaten und sechs große Autohersteller eine gemeinsame Erklärung zum schnelleren Abschied von Verbrennungsmotoren unterzeichneten. Weder die Bundesregierung noch die meisten deutschen Autohersteller beteiligten sich. „Wieso unterschreiben sie nicht, wenn Nachhaltigkeit doch ihr Plan ist?“, unterstrich InfluenceMap.
stefan meint
Nun könnte man InfluenceMap unterstellen, dass in der Studie die deutschen Autobauer schlecht geredet werden sollen. Leider fehlt im Artikel ein Link zu der Studie. ecomento schreibt ja sehr vorsichtig „Die Auswertung zeige …“
Andererseits muss man sich nur die Aktivitäten der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM.de) anschauen, um zu sehen wofür der VDA und viele andere deutsche Wirtschaftsorganisationen und deren Vertreter Millionen investieren. Dafür bekommen sie sehr professionelles Influencing in Politik und Medien, um Klimaschutz und Erneuerbare Energien aufzuhalten und zu diskreditieren. Einen Überblick über die Organisation und die Meinungsmacher gibt lobbypedia.de.
Danke an ecomento für diesen Hinweis, bleibt d’ran, denn „an den Taten sollen wir sie erkennen“
ecomento.de meint
Quellen-Angaben und -Link(s) finden sich rechts unterhalb des Artikels. In diesem Fall: https://influencemap.org/report/German-Automakers-And-Climate-Policy-a3edf15c64b2e258c29f83beb93337f6.
VG | ecomento.de
Frank meint
Verbreitet unbedingt diesen Artikel (Link), denn jemand, der gegen effektive Klimagesetze kämpft (während er grün redet) gehört in der Öffentlichkeit benannt, damit er da eine Chance bekommt zurückzurudern bevor die Kunden seine Produkte nicht mehr kaufen wollen. (Da gibt es doch die schöne Geschichte von Adidas die mehrere Milliarden Coronahilfen beantragt haben….)
Keine der Firmen will ein schlechtes Klimaimage haben und das bekommen sie, wenn sie sich auch in Zukuft gegen für uns alle notwendige Klimagesetze einsetzen. Viele Menschen würden die Produkte von genau solchen Firmen meiden- das muss denen klar sein.
LMausB meint
„Zum Kotzen, einfach zum Kotzen! Komm nach Haus‘ ins ReierLand!“ („Das Brechmittel“ v. Otto W.)
Dirk meint
“ eine gemeinsame Erklärung zum schnelleren Abschied von Verbrennungsmotoren unterzeichneten. Weder die Bundesregierung noch die meisten deutschen Autohersteller beteiligten sich.“
Den Satz sollte man denen um die Ohren hauen.
Aber welche deutschen Hersteller haben sich denn nun (nicht) beteiligt? Wen darf man bashen und wer gehört zu den „Guten“?
Ebi meint
Daimler hat als Einzigster (allerdings mit Hintertürchen) unterschrieben.
Thomas Claus meint
So so. Eine Denkfabrik. So nennen sich ja gerne Leute die nicht selbst in der ersten Reihe stehen wollen oder gar komplett im Hintergrund bleiben wollen. Da kommen mir dann auch so Worte wie Lobbyismus oder PR Kampagnen in den Sinn. Genau so kommt mir der Artikel auch vor. Man braucht sich nur mal anschauen wie deutsche, japanische oder amerikanische Hersteller so aufgestellt sind in Sachen e Auto. Die Bremser sind wohl eher außerhalb Deutschlands zu finden. Das Nein zum aus des Verbrenner beruht ja auf e Fuels. Hier wollen die deutschen Hersteller weiter forschen. Ich bin da ja eher skeptisch aber warum denn die Forschung verbieten. Kann ja jeder selbst entscheiden für was er Geld ausgeben will. Ich schenke dem Ganzen also wenig glauben.
alupo meint
Sehr intetessant.
Es dauert eben sehr lange bis aus einem Saulus ein Paulus wird, falls das überhaupt erreicht werden kann bzw. erreicht werden soll.
Oft klappt das aber überhaupt nicht, niemals. Das könnte bei einigen der deutschen Autobauer also der Fall sein.
Dann ist die ganze laufende „Grünkampagne“ doch wieder nur eine der schon lange bekannten Greenwashing-Kampagnen mit der die gesamte Bevölkerung wieder einmal angelogen werden und für dumm verkauft werden soll. Leider zurecht, denn man fällt immer wieder aufs Neue mit Vergnügen auf diese Lügen herein.
Man kann bezüglich deren Eigenbekundungen offensichtlich nicht skeptisch genug herangehen. Marketingaussagen sind offensichtlich eine der wenigen Möglichkeiten, in denen man Lügen darf ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen, manchmal zumindest. Optimismus hinsichtluch des Glaubens an die Eigenaussagen und Selbstverpflichtungen sind wohl fehl am Platz.
Das Spiel ist das gleiche wie damals mit dem 3-Wege-Katalysator (aus den USA) oder dem Rußfilter (aus Frankreich). Diese sind wohl leider generell gültige Beispiel dafür, wie ernst es den deutschen Autibauern wirklich ist. Und den Dieselskandal darf man auch niemals mehr vergessen,cdenn dort zeigt sich der wahre Charakter der Autobauer. Bei diesem über Jahre durchgeführten Vergiftungsversuch an den Menschen auf der Welt waren sie schnell, sogar sehr schnell als es darum ging, die Gesetze zu brechen.
Naja, wenn man also einen BMW kauft weiss jetzt wenigstens jeder, wofür man als Käufer steht. Ich finde das traurig und zutieftst beschämend von den betreffenden deutschen Unternehmen. Nur Toyota scheint noch schlimmer zu sein.
Ernesto 2 meint
Eine erbärmliche Schande, und der Beweis daß die „Shareholder“ (Fr. von Klatten) ihre Milliarden der Zukunft ihrer Kinder vorziehen.
Thomas Claus meint
Sie scheinen nicht an die Zukunft des e Auto zu glauben wenn man ihnen Kommentar genauer durchdenkt. Denn wer am Verbrenner fest hält vernichtet ja sein Vermögen und damit auch das seiner Kinder.
Dirk meint
Den ersten Satz kapier ich nicht.
Beim Zweiten stimme ich voll zu, allerdings fährt BMW wohl den Kurs, bei einer Umstellung noch möglichst lange die Fossilfans zu bedienen, weil sie als letzter das Licht ausmachen. Also schon Gewinnmaximierung mit dem Kalkül, dass es noch genügend Dinosaurier gibt, die da mitspielen.
Andreas meint
Und dabei ist BMW der einzige Hersteller, der sich auf 1,5 Grad verpflichtet hat.
Selbst VW nicht.
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/autobauer-iaa-bmw-verpflichtet-sich-zu-1-5-grad-klimaziel/27573416.html
elektromat meint
rechts antäuschen, links vorbei spielen.
Flo meint
BMW ist der Oberbremser und Greenwasher!
Dirk meint
Die 1.5°-Verpflichtung klingt mir eher wischiwaschi, aber der Satz:
„Ab 2030 sollen neue Autos von der Produktion über die Nutzungsphase 40 Prozent weniger CO2-Emissionen verursachen als 2019“
ist eher greifbar. Wobei man da auch noch jonglieren kann mit der Produktion: sauberer Strom für fossile Autos?
Das scheint trotzdem dem Artikel zu widersprechen. Umdenken oder PR-Trickserei?