Der Aufsichtsrat der Daimler AG hat zum Ende des Jahres Pläne für Mercedes-Benz für die Jahre 2022 bis 2026 verabschiedet. Damit wird insbesondere die angekündigte vollelektrische Zukunft des Traditionsherstellers weiter vorangetrieben. Nach der Abspaltung von Daimler Truck werde sich Mercedes-Benz konsequent auf Wachstum und Profitabilität im Pkw- und Van-Geschäft konzentrieren, hieß es. Die „wertvollste Luxus-Automobilmarke der Welt“ strebe dabei die Führung bei E-Antrieben und Fahrzeugsoftware an.
Für die geplante Transformation in eine emissionsfreie und softwaregetriebene Zukunft bestätigte der Aufsichtsrat Investitionspläne des Mercedes-Benz-Managements bis 2026 in Höhe von mehr als 60 Milliarden Euro. Während das Unternehmen die Sachinvestitionen in diesem Zeitraum weiter planmäßig reduzieren werde, blieben die Forschungs- und Entwicklungsausgaben für die Elektrifizierung des Produktportfolios sowie die weitere Digitalisierung und die nächsten Schritte hin zum automatisierten Fahren auf hohem Niveau.
Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und der Mercedes-Benz AG: „Unser Ziel ist die Technologieführerschaft im automobilen Luxussegment sowie bei Premium Vans. Dabei bleiben wir unseren anspruchsvollen Margenzielen verpflichtet. Mercedes-Benz hat alles, was dafür erforderlich ist: einen klaren strategischen Kurs, ein hochqualifiziertes und motiviertes Team sowie die starke Unterstützung des gesamten Aufsichtsrates. So wollen wir mit den begehrenswertesten Autos profitabel wachsen und nachhaltig Werte schaffen – für unsere Kunden, Mitarbeiter, Aktionäre und Partner.“
Källenius hatte im Sommer erklärt, dass sich Mercedes-Benz darauf vorbereitet, noch vor Ende des Jahrzehnts vollelektrisch zu werden – „wo immer die Marktbedingungen es zulassen“. Um die hohen Ausgaben dafür und weitere Trends der Branche wie Digitalisierung und autonomes Fahren stemmen zu können, soll das Unternehmen effizienter werden und Fixkosten senken. Gleichzeitig sollen die Sachinvestitionen sowie die Forschungs- und Entwicklungsausgaben bis 2025 um über 20 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 reduziert und über das Jahr 2025 hinaus weiter gesenkt werden.
Der Schlüssel dazu liege in der Priorisierung der Zukunftsinvestitionen – „allen voran der Fokus auf Elektromobilität“, so der Konzern. Zudem erwarte das Unternehmen, dass standardisierte Batterieplattformen und skalierbare Fahrzeugarchitekturen zusammen mit Fortschritten in der Batterietechnologie zu einer Reduzierung der variablen Kosten von batterieelektrischen Fahrzeugen beitragen werden. Der Anteil der Batteriekosten am Fahrzeug werde in dieser Dekade voraussichtlich „deutlich“ sinken.
Die beschlossenen hohen Ausgaben von Mercedes-Benz für die Elektrifizierung des Portfolios umfassen neben diversen neuen E-Auto-Modellen die Forcierung eigener Batteriezellen. Das Unternehmen hat vor, gemeinsam mit Partnern weltweit acht „Gigafabriken“ zur Zellproduktion zu errichten. Diese Kapazitäten ergänzen das bereits geplante Netzwerk von neun Werken zur Produktion von Batteriesystemen.
Demnächst will Mercedes-Benz ein Fahrzeug vorstellen, das den Führungsanspruch der Marke bei Elektroautos bekräftigen soll. Der im Technologieprogramm „Vision EQXX“ entstehende Kompaktwagen soll dank hoher Effizienz und optimierter Aerodynamik im Alltag pro Ladung über 1000 Kilometer fahren können. Mehr zu dem Technologieträger wird im Januar bei der US-Technikmesse CES 2022 verraten.
Shullbit meint
Der 180°-Strategieschwenk bei Mercedes ist überaus bemerkenswert. Noch vor einem Jahr (Oktober 2020) hatte Daimler eine offizielle neue Geschäftsstrategie für Mercedes vorgestellt, die beinhaltete, auch 2030 noch die Mehrheit aller Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zur verkaufen. Das war eine unfassbare strategische Fehlleistung von Källenius, mit der er sich für seinen Posten eigentlich völlig disqualifiziert hat. Einige Monate später hat es aber offenbar auch bei Källenius und den anderen Daimler-Größen „Klick“ gemacht.
Die 60 Mrd. sind ein echtes Pfund und wenn sie gute investiert werden, dürfte Mercedes gute Chancen haben, tatsächlich in einigen Bereichen die Technologieführerschaft zu erreichen.
Für einen strategischen Fehler halte ich weiterhin die Abspaltung der Trucksparte. Ein kurzfristig ausgerichtes Bonbon für Shareholder, das langfristig schaden dürfte, denn die Synergieeffekte sind eigentlich größer als jemals zuvor (Batteriezellen, autonomes Fahren, Hochleistungs-Ladelösungen, usw.)
In München will man da nicht nachstehen und auch in irgendwas Spitze sein. BMW-Spitzen-Innovationen bestehen darin, die Niere jetzt über die gesamte Front auszubreiten (siehe XM). Damit heimsen die Münchner (Negativ-)Preise ein für das schlimmste, aggressviste Fahrzeug-Design. Herzlichen Glückwunsch. Und ansonsten arbeiten man in München an der nächsten verbrennergeeigneten Plattformfür das Jahr 2025. Zipse wird wohl als der Mann in die Geschichte eingehen, der BMW zerstört hat.
Günter meint
Daimlers BEV Ausrichtung läuft seit Jahren! Der aktuelle EQS wurde 2014 erstmal angegangen hinsichtlich Planung. Ihr glaubt nicht wirklich das ein Hersteller wie Daimler just heute, Dezember 2021, damit beginnt? Oder?
Jetzt erst sind die Akkus ansatzweise brauchbar…. 2012 wäre ein Investition in so eine Krückentechnik von damals völlig unnötig gewesen.
BEV meint
klar, allerdings dachte man da noch, dass die Stückzahlen viel geringer sein werden
jetzt geht’s halt doch schneller und es hat den Anschein als würde man sich nicht so dagegen sträuben als andere Wettbewerber, sondern den Weg mitgehen. Finde ich gut. Vor kurzem noch gar nichts im Angebot gehabt und jetzt kommt eins nach dem anderen.
150kW meint
„klar, allerdings dachte man da noch, dass die Stückzahlen viel geringer sein werden“
Na ich weiß nicht. Hat man wirklich für geringe Stückzahlen EQA, EQB, EQC, EQV, EQE, EQS, eCitaro, eSprinter,… entwickelt?
Günter meint
BEV
fast 10 Modelle (Stand heute) sind natürlich ganz wenig an Leistung. eCitaro ist eine Sonnenspiegelung die ich täglich sehe, ach nee, die eActros die ich seit 2016 sehe, alles Einbildung. Daimler ruht sich nur aus, öffnet die Schubladen in denen alles liegt, einfach nicht…
Was stimmt, das die Pferde (Kunden) noch recht dezent sichtbar sind.
Den EQV sehe ich immer öfters. das scheint gut angenommen zu werden vom Markt.
David meint
Ich weiß nicht, wie viel Prozent der Äußerungen des Chefs vom letzten Jahr Fremdeinfluss relevanter Aktionäre waren. Denn schließlich war der EQS schon kurz vor der Fertigstellung und auch das strategische Entwicklungsabkommen mit CATL war unterzeichnet.
Wie auch immer, das letzte Jahr hat viel in den Köpfen von Menschen, die über viel Geld verfügen, geändert. Denn solche Menschen sind zumeist geistig viel flexibler als man ihnen zutraut. Vor allem der Erfolg des Porsche Taycan allen Anbietern von Fahrzeugen der Oberklasse gezeigt, die Leute kaufen elektrisch. Es fällt Ihnen sogar leichter, weil sie immer noch eine Flotte anderer Autos besitzen und zudem ist der Elektroaufpreis in dem Preissegment gar nicht vorhanden.
Mercedes arbeitet überwiegend in einem weniger preissensiblen Bereich und hat zu dem die jüngsten Kunden. In Deutschland im Schnitt zehn Jahre jünger als Tesla Fahrer. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Außerdem hat Mercedes gelernt, die angeblich sportliche Antriebsart, also Heckantrieb oder Allrad, ist dem Kunden wurscht. Er kauft auch Frontantrieb, wenn der Wagen geil aussieht. Wie der CLA.
Andi EE meint
„Mercedes arbeitet überwiegend in einem weniger preissensiblen Bereich und hat zu dem die jüngsten Kunden. In Deutschland im Schnitt zehn Jahre jünger als Tesla Fahrer.“
Witzig dass du das als gesicherte Erkenntnis nach einer einzigen Studie in deine Meinungsbildung aufnimmst.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
„Für einen strategischen Fehler ….“
Sehe ich genauso, bin sehr gespannt, wie es weiter geht.
BEV meint
In München wollen die ganzen Querulanten und Ewiggestrigen als Kunden gewinnen.
Finde ich etwas kindisch, aber gut, momentan läuft das noch, ob man sich damit Langfristig schadet oder die Kurve trotzdem noch reißen kann, wird man sehen.
Heute mit dem XM Geld verdienen und morgen hoffentlich ein anständiges BEV verkaufen. Wenn das funktioniert und die Kassen klingeln, fühlt man sich bestätigt. Vielleicht fährt man’s auch gegen die Wand oder schießt den Häuptling vorher ab und dreht sich auch um 180°.