Eine Abfrage des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) unter den großen Ladesäulenbetreibern zeigt: Der Ausbau der Schnellladeinfrastruktur gewinnt in Deutschland weiter deutlich an Fahrt. Dies gilt gerade auch für die besonders leistungsstarken Modelle unter den Strom-Tankstellen, den sogenannten High-Power-Chargern (HPC) mit einer Ladeleistung ab 150 kW und höher.
Seit September seien von elf Ladesäulenbetreibern 414 neue HPC-Schnellladepunkte an 125 Standorten aufgebaut worden, so der BDEW. In den vorangegangenen Quartalen habe der Zuwachs insgesamt bei jeweils rund 200 HPC-Ladepunkten gelegen. Hinzu kämen Nachrüstungen bestehender Ladesäulen an 25 Standorten (53 Ladepunkte). An den gemeldeten Standorten sei damit innerhalb von drei Monaten eine HPC-Ladeleistung von über 30.000 Kilowatt (kW) installiert worden.
Auch im Register der Bundesnetzagentur, dem die Unternehmen zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Jahr ihre neuen Ladesäulen melden, zeigt sich die Dynamik beim Ausbau der HPC-Schnellladeinfrastruktur: Der Behörde wurden bis einschließlich Oktober 2021 insgesamt 2147 der leistungsstarken Schnellladepunkte mit einer installierten Leistung von über 500.000 kW offiziell gemeldet. Sie allein decken laut dem BDEW den öffentlichen Ladebedarf von knapp 1,3 Millionen vollelektrischen Pkw. Hinzu kommen über 47.000 weitere Ladepunkte im Normal- und Schnellladebereich. Aktuell fahren rund 500.000 reine E-Fahrzeuge auf deutschen Straßen.
„Bei der Ladeleistung von Fahrzeugen und Ladesäulen gibt es nach wie vor enorme technologische Sprünge“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Konnten die Fahrzeuge bis vor einigen Jahren in der Regel mit maximal 50 kW laden, steigt seit 2019 die Zahl der Fahrzeugmodelle mit einer Ladeleistung ab 100 kW zunehmend an und wir sehen eine Entwicklung hin zu 150 kW. Das ist eine Verdreifachung der Ladeleistung innerhalb weniger Jahre, die während des laufenden Aufbaus der Ladeinfrastruktur berücksichtigt werden muss. Die Ladesäulenbetreiber haben bereits vorausschauend auf die höheren Ladeleistungen der Fahrzeuge reagiert und bauen verstärkt HPC-Schnellladesäulen aus. Das zeigt: Der Markt funktioniert.“
Die neue Bundesregierung hat bis 2030 das Ziel von 15 Millionen reine Elektrofahrzeugen auf deutschen Straßen. Wie viele öffentliche Ladepunkte dann tatsächlich nötig sind, kann dem BDEW zufolge heute kaum verlässlich beziffert werden. Der Bedarf werde entscheidend durch die Technologieentwicklung, das Nutzungsverhalten und durch den Hochlauf der E-Fahrzeuge geprägt. „Wir sind daher gut beraten, die Infrastrukturziele dynamisch zu fassen, wie es auch die Nationale Plattform für Elektromobilität getan hat“, so Andreae. „Es bringt schließlich nichts, Deutschland mit einer Million öffentlicher Ladepunkte zuzupflastern, wenn die Menschen ohnehin meist in der eigenen Garage oder am Arbeitsplatz laden möchten. Und genau dieser Trend ist absehbar: Das Förderprogramm der KfW unterstützt den Aufbau von mehr als 800.000 privater Wallboxen.“
Wichtiger als starre Zielvorgaben sei für die Unternehmen Handlungsspielraum, um den Markt im Wettbewerb weiterzuentwickeln. Sie bräuchten einen verlässlichen Rahmen, Unterstützung bei der Flächenbeschaffung und schlankere Genehmigungsverfahren statt engere Vorgaben. „Nur so schaffen wir einen effizienten Ausbau von Ladeinfrastruktur, der sich an den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden orientiert“, sagt die BDEW-Vorsitzende.
Marco meint
Leider werden zumindest in den östlichen Bundesländern außerhalb von Großstädten kaum Tripplelader aufgestellt. Man konzentriert sich auf CCS und stößt tausende E-Fahrer mit Chademo-Schnelllademöglichkeit vor den Kopf. Daran ist auch die verquere Förderpolitik des Bundes schuld.
Günter meint
Was sollen Typ1 Fahrer sagen, die sich ohne einen Euro Förderung 2013 ein BEV gekauft haben? Die Leute heute tun so als ob sie was ganz besonderes wären….