Die niedersächsische Landesregierung plädiert für die Ansiedlung einer zweiten Fabrik zur Fertigung von Elektroauto-Batteriezellen. Niedersachsen habe „hervorragende Standorte“ für die Produktion von Akkus. Insbesondere an der Küste seien die Bedingungen mit der Windenergie vor Ort „kaum zu toppen“, sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Auch der Landtag in Hannover hatte sich jüngst für die Errichtung einer zweiten Akku-Fabrik in Niedersachsen ausgesprochen.
Regierungschef Weil, der auch im Aufsichtsrat von Volkswagen sitzt, verwies auf das bereits in Salzgitter stehende Zentrum der Batterieentwicklung des Autokonzerns. Der Standort eines zweiten Batterie-Werks müsse im internationalen Vergleich aber auch wirtschaftlich wettbewerbsfähig sein. Da sei der Bund gefragt, denn andere Länder in Europa würden mit hohen Subventionen locken, die die Möglichkeiten des Landes Niedersachsen deutlich überschreiten. „Deutschland muss sich fragen, ob es sich leisten kann, dass die wichtigste Komponente am Auto künftig nicht mehr aus Deutschland kommt“, sagte Weil. Es könne keine Option sein, dass Klimaschutz zu einem Abbau der hiesigen Industrie führt.
Das geplante neue Werk für Volkswagens zur Mitte des Jahrzehnts erwartetes Elektroauto-Flaggschiff Trinity bezeichnete der SPD-Politiker derweil als Schlüsselprojekt für die Autoindustrie. „Es zeigt, wie man sich das Auto der Zukunft vorstellen kann: komplett digitalisiert, klimaneutral und angenehm zu fahren.“ Europas größter Autohersteller bekenne sich mit der am Hauptsitz in Wolfsburg geplanten Fabrik klar zu seinen Wurzeln in Niedersachsen.
Volkswagen-Vorstandschef Herbert Diess richtet den Konzern auf Elektroautos aus. Im letzten Jahr geriet er mit dem Betriebsrat aneinander, als er den Abbau von 30.000 Stellen ins Spiel brachte. Zwischenzeitlich stand die Abberufung des Managers im Raum, die wichtigsten Anteilseigner und die Arbeitnehmerseite fanden aber einen Kompromiss. Weil hofft, dass alle Beteiligten ihre Energie nun wieder auf gemeinsame Ziele richten.
„Die personelle Aufstellung steht, und es ist jetzt geklärt, wie es mit Volkswagen weitergehen soll“, sagte das Aufsichtsratsmitglied. Es gebe große Baustellen, am herausforderndsten seien die Digitalisierung und Elektrifizierung. „Da muss immer noch sehr viel geschehen, diese Themen werden über den Erfolg von Volkswagen in zehn Jahren entscheiden“, betonte Weil.
Shullbit meint
«Insbesondere an der Küste seien die Bedingungen mit der Windenergie vor Ort „kaum zu toppen“, sagte Ministerpräsident »
Vielleicht informiert der Mann sich mal? An der Küste, also primär in Schleswig-Holstein (SH) und Niedersachsen (NI), wo der ganze Windstrom anfällt, ist (Wind)Strom am teuersten. Und wenn man sich in Bayern oder Sachsen gegen die „Verspargelung“ der Landschaft durch Windkraftanlagen wehrt, dann wird man dort damit belohnt, dass der in SH und NI produzierte Windstrom da billiger ist als in SH und NI selbst.
Warum ist das so? Es entstehen enorme Kosten um all die On- und Offshore-Windkraftanlagen in SH und NI in die Netze einzubinden. Und diese Kosten werden nicht deutschlandweit verteilt, sondern die entstehenden Netzkosten in einem Verteilernetz werden nur auf die Verbraucher in diesem Verteilnetz umgeschlagen. Auch die Übertragungsnetze in Deutschland verteilen sich auf 4 regionale Anbieter und die kosten werden jeweil nur im eigenen Netz umgelegt. Und deswegen hat SH die teuersten Strompreise in Deutschland, obwohl da mit Abstand der meiste (und vergleichsweise) billige Windstrom produziert wird. Das verhindert dann auch gleich zuverlässig stromintensive Industrieansiedlungen.
Gunarr meint
Interessant. Aber letztlich ist das für Niedersachsen ein Grund mehr, den teuren Windstrom selbst zu verwenden, anstatt ihn unter Wert nach Bayern zu verkaufen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Und dann wandern die Arbeitsplätze dorthin, wo die Ressourcen sind.
Sorry, Bayern, dann geht es wirtschaftlich wieder zurück zu rein bäuerlichen Strukturen.
Flo meint
Typisches Politikergeschwätz. Vor einiger Zeit war dieser Mann noch gegen Elektroautos. Ich hoffe hier wird bei der Fabrikplanung und Umsetzung ebenso „gründlich“ wie in Berlin gearbeitet.
Allstar meint
Unsinn.
Stephan Weil hat schon 2015 propagiert dass Elektromoblität die Zukunft ist und Förderungen, Investitionen in diese Richtung sinnvoll sind. In den folgenden Jahren hat er sich immer für Elektromobilität stark gemacht.
Michael meint
Langsam wird auch dem Letzten klar dass die 9000 Euro Förderung direkt nach China durchgereicht werden.
Julian Affeldt meint
Unsinn.
Die 9000,- setzen sich zusammen aus:
Preisnachlass des Herstellers: 3000,- zzgl. Mwst. Das müsste auch ein chinesischer Hersteller leisten
Prämie vom Staat: 6000,- Die Mwst steht zum Staat zurück. Zudem bieten chinesischer Hersteller hierzulange so gut wie nichts an. Und wenn die dt Hersteller zu wenig Modelle haben, dann liegt das nur daran, dass sie zu lange am Verbrenner festgehalten haben, wie ein kleines Kind am Lolli.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
„Preisnachlass des Herstellers: 3000,- zzgl. Mwst.“
Lustig, manche scheinen das tatsächlich zu glauben.
Michael meint
Sorry, ich meine, dass die Batteriezellen aus China teuer zugekauft werden müssen. Und jetzt merken alle, dass die Wertschöpfung in den Batterien steckt.