MAN Truck & Bus beschleunigt den Wandel hin zu lokal emissionsfrei angetriebenen Nutzfahrzeugen. Der Beginn der Fertigung schwerer E-Trucks in München soll nun schon Anfang 2024 mit einer „zeitnahen“ Auslieferung von zunächst 200 Einheiten erfolgen. Dies sei fast ein Jahr früher als ursprünglich geplant, erklärte die über die Nutzfahrzeug-Gruppe Traton zum Volkswagen-Konzern gehörende Marke.
MAN hat im Februar in Nürnberg einen seriennahen Prototyp seines neuen Elektro-Lkw vorgestellt. Das Unternehmen will seinen Kunden auch Angebote rund um Elektrofahrzeuge herum machen. „Wir müssen die Elektrifizierung unserer Flotte noch schneller vorantreiben. Der Hochlauf der E-Mobilität wird uns flächendeckend aber nur gelingen, wenn wir unsere Kunden bei ihrem Umstieg begleiten und sie davon überzeugen. Dafür schaffen wir ganzheitliche digitale Lösungs- und Ladeangebote“, erklärte MAN-CEO Alexander Vlaskamp.
Zusätzlich zum schnelleren Hochlauf der Elektromobilität intensiviert der Nutzfahrzeughersteller seine Forschung im Bereich Wasserstoffmobilität. Dafür erhält das Unternehmen eine Förderung in Höhe von 8,5 Millionen Euro für das Zukunftsprojekt „Bayernflotte“. 2024 sollen dabei MAN-Lkw mit Wasserstoff-Brennstoffzellen bei fünf Kunden in Bayern ihre Eignung nachweisen.
Vlaskamp betonte, dass bei MAN und Traton der Fokus klar auf den batterie-elektrischen Antrieben liege: „Sie bilden die Grundlage für unsere schweren E-Trucks, die wir ab 2024 auf den Markt bringen. Erst wenn weit nach 2030 ausreichend grüner Wasserstoff und auch die entsprechende Infrastruktur vorhanden sein sollte, rechnen wir in ausgewählten Anwendungsgebieten auch mit dem Einsatz von H2-Lkw.“ Daher forsche MAN an dem Thema Wasserstoff und baue Kompetenz in dem Bereich auf.
Batterie-Lkw haben Energiekostenvorteil
Nach aktuellem Stand der Technik haben E-Nutzfahrzeuge mit wasserstoffbetriebener Brennstoffzelle eine höhere Reichweite als solche nur mit Batterien als Energiespeicher, jedoch sind die Energiekosten von Wasserstoff im Betrieb absehbar noch deutlich höher. „Der Energiekostenvorteil des batterieelektrischen Lkw bildet den Schlüssel für einen schnellen Umstieg auf E-Trucks, der dringend notwendig ist, um die Klimaziele des Verkehrssektors zu erfüllen“, so MAN. Die Sprit- beziehungsweise Energiekosten hätten bei intensiv genutzten Nutzfahrzeugen den größten Anteil an den Gesamtbetriebskosten.
Ein weiterer Grund dafür, dass Wasserstoff als Energiespeicher später als Batterien für Nutzfahrzeuge relevant werden wird, ist laut MAN, dass umweltfreundlich erzeugter Wasserstoff in naher Zukunft noch nicht ausreichend vorhanden sein wird und vornehmlich zunächst in Industrien zur Stahlherstellung oder der Chemie zum Einsatz kommen dürfte.
Der Aufbau einer Lade-Infrastruktur sei ein essenzieller Faktor für die Transformation der Transportindustrie, unterstrich MAN. Hier sei Unterstützung der Politik unerlässlich. Einen Beitrag werde auch Traton leisten und im Rahmen eines Joint Ventures mit Daimler Truck und Volvo Trucks in Europa ein Hochleistungsladenetz mitaufbauen.
Der diesen Monat präsentierte MAN eTruck wird Unternehmensangaben nach die Mehrheit der Anwendungen im Transportwesen abdecken. Technische Details wurden noch nicht veröffentlicht. Für eine erfolgreiche Flottenumstellung von Diesel auf Batterie-Fahrzeuge sei eine ganzheitliche Analyse der Kundenbedürfnisse bereits lange vor dem Kauf eines Elektro-Trucks notwendig, so MAN. Das Unternehmen unterstütze daher seine Kunden mit „eConsulting“, das nach der Entscheidung für einen E-Lkw die Betriebsphase einschließlich Kosten-Optimierung, Routenanalyse und Flottenoptimierung und Ladeinfrastruktur umfasst.