Der Bundesverband Fuhrparkmanagement e. V. (BVF) ruft dazu auf, Fördermaßnahmen sinnvoll einzusetzen. Die Förderung von E-Fahrzeugen habe es bei vielen gewerblichen Nutzenden und Fuhrparkbetreibenden betriebswirtschaftlich möglich gemacht, zu investieren und über eine Elektrifizierung der Flotten nachzudenken. Doch die aktuelle Lage wirke wie eine Bremse.
„Wenn das Fahrzeug bis Ende Dezember nicht ausgeliefert ist, droht ein Desaster“, sagte BVF-Geschäftsführer Axel Schäfer. Nach derzeitigem Stand wird die zu zwei Dritteln vom Staat und einem Drittel von den Herstellern finanzierte Stromer-Kaufprämie „Umweltbonus“ abhängig vom Zulassungsdatum bewilligt. Ob es 2023 weiter bis zu 9000 Euro gibt, ist offen. Angesichts der derzeit langen Lieferzeiten einiger E-Fahrzeuge leidet die Planungssicherheit. „Das macht nicht nur die Kalkulation zu Nichte, sondern die komplette Finanzplanung“, so Schäfer. Und das bedeute auch, dass das Risiko der Bestellung derzeit zu groß sei.
Der Fuhrparkverband setzt sich dafür ein, das Antragsverfahren für den Umweltbonus rasch zu ändern. Nach der Bestellung eines Fahrzeuges und einer Karenzfrist von 15 Tagen sollte eine Prüfung und Genehmigung des Antrages erfolgen. Die Auszahlung des Bonus könne dann zum Liefertermin unter der Bedingung erfolgen, dass das Fahrzeug für mindestens ein Jahr in Deutschland zugelassen ist. Die Berücksichtigung des Bestelldatums im Antragsprozess hätte auch den Vorteil für den Handel, dass der Bundesanteil nach der Zulassung des Fahrzeuges schneller ausgezahlt werden könne und der Fördermittelgeber in der Lage wäre, auf Basis des bekannten Bestellverlaufs eine Budgetierung vornehmen zu können.
„Fuhrparkverantwortliche müssen angemessen kalkulieren können, damit die Elektrifizierung der Flotte in Frage kommt. Wir stimmen den Vorschlägen des BEM Bundesverband Elektromobilität und des ZDK Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe deswegen vollumfänglich zu. Das Zusageverfahren muss geändert werden, die verbindliche Bestellung sollte die Förderzusage auslösen und damit der Planungsunsicherheit entgegenwirken“, forderte Schäfer. Die Freigabe zur Auszahlung der Förderprämie könne mit dem Nachweis der Zulassung und der Zulassungsbescheinigung Teil 1 ausgelöst werden.
„Wir hoffen, dass wir beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz Gehör finden und eine Reformierung des Umweltbonus angestoßen wird. Wenn sich nichts verändert, dann bremsen wir die Entwicklung. Schon heute werden Investitionen blockiert, das müssen wir verhindern“, betonte Schäfer.
Subventionsmissbrauch entgegenwirken
Ein weiterer kritischer Punkt ist laut dem BVF, dass der Umweltbonus auch die Elektromobilität im Ausland subventioniert. Laut dem Center of Automotive Management (CAM) befänden sich etwa 12,4 Prozent der 2021 neu zugelassenen reinen Stromer nicht in Deutschland. Man gehe davon aus, dass die Förderprämie kassiert wird, um dann nach einem Ablauf von sechs Monaten die neuen Fahrzeuge ins Ausland zu verkaufen. Das CAM schätze, dass somit 2021 etwa 240 Millionen Euro an staatlichen Fördergeldern nicht zweckgemäß verwendet wurden.
Der BVF spricht sich für einen Reformvorschlag des E-Mobilitäts-Verbands BEM aus, damit der staatlich finanzierte Umweltbonus für E-Fahrzeuge nicht mehr für gewinnbringende Exportgeschäfte ins Ausland missbraucht wird. Nicht die Haltedauer von Elektrofahrzeugen solle verlängert werden, sondern die Empfänger des Umweltbonus sollten für den Fall, dass das Fahrzeug ins Ausland verkauft werde, verpflichtet werden, das Geld abhängig vom Alter des Fahrzeuges gestaffelt oder vollständig zurückzuzahlen.
„Wir halten diese Bedingung zur Auszahlung des Umweltbonus für sehr sinnvoll. Es kann nicht angehen, dass Elektrofahrzeuge nach kürzester Zeit ins Ausland verkauft werden, um in die eigene Tasche zu wirtschaften. Dafür ist die Förderprämie nicht gedacht“, so Schäfer. Der Gebrauchtwagenmarkt wäre ebenfalls betroffen: Mit der Rückzahlungsverpflichtung könne nicht nur der Export von Elektrofahrzeugen aufgehalten, sondern auch der Gebrauchtwagenmarkt für Elektroautos in Deutschland aufgewertet werden.
„Förderungen müssen ständig auf die Sinnhaftigkeit geprüft werden, damit so etwas nicht passiert. Das Zusageverfahren des Umweltbonus ist dringend zu reformieren, um die Bremsen wieder zu lockern und den Subventionsmissbrauch zu verhindern. Es geht schließlich um ein übergeordnetes Ziel, von dem uns keine Krise abhalten sollte: Die Mobilitätswende und der Weg zu mehr Nachhaltigkeit“, sagte Axel Schäfer.
Vince meint
„Ein weiterer kritischer Punkt ist laut dem BVF, dass der Umweltbonus auch die Elektromobilität im Ausland subventioniert.“ Das ist nicht kritisch, sondern zu begrüßen. Unserem Klima ist es egal, wo die Autos rumfahren. Tatsächlich dürften sie momentan in skandinavischen Ländern sogar mehr CO2 sparen, da diese Länder mit der Dekarbonisierung ihrer Stromerzeugung schon weiter sind als wir. Und den Arbeitsplätzen in Grünheide, Zwickau, Zuffenhausen, … ist es auch egal. Und wer ein Elektroauto mit einer Ausstattung kauft, die sich im Ausland auch wieder verkaufen lässt, zahlt Mehrwertsteuer von mehr als 6000 €, also macht auch der Fiskus ein Plus verglichen mit einem Neuwagen-Verkauf im Ausland.
Der Strommann meint
Warum kann man die E-Autoförderung nicht so gestalten, wie man es von den Wallboxen her kennt. Dann gäbe es absolute Planungssicherheit?!
Kapitalist meint
Geld gibt’s für den der liefert und nicht für den der labert. Und Geld gibt’s wenn tatsächlich geliefert wurde, alles andere ist ein kostenloser Kredit. Wer schläft kann kein Geld erhalten und wer zu spät kommt, den bestraft eben das Leben.
Osterhase meint
Der BVF hat da aber einige Logik-Köpper drin.
Dem CO2 sind innereuropäische Grenzen ziemlich egal. Wenn die deutsche Regierung die Förderung nur macht, um als Land die ausgerufenen Klimaziele zu erreichen, ist das zwar nachvollziehbar, aber für das Große Ganze nicht besonders relevant.
Die Förderung sollte eher die hiesigen Autobauer stimulieren, viele BEV zu bauen, da mit Förderung eine höhere Nachfrage erzielt wird.
Aber genau daran hakt es doch? Ich muss mal Fiat loben, der schnucklige 500e ist ja wohl das einzige kleinere BEV, das man jetzt wirklich noch bekommt (auch mit 42 kWh-Batterie).
Wenn ich – wie bisher – aller ein bis zwei Jahre ein neues BEV kaufe, zahle ich jedes mal dem Staat ca. 11K € MWSt. Natürlich habe ich den Vorteil durch die Förderung, aber als „Taschen vollmachen“ würde ich das nicht bezeichnen.
Dass die Gebrauchtwagenpreise in manchen europäischen Ländern so sind wie sie sind, würde sich auch durch den Entfall der Förderungen bei uns nicht ändern. Der Wertverlust bei meinem BEV würde dadurch vergrößert. Der deutsche Gebrauchtwageninteressent müsste dennoch mindestens das bieten, was mir ein dänischer bietet.
Ändern würde sich die Bereitschaft der deutschen Kunden für einen Neukauf nach 6 – 12 Monaten mit einer Haltedauer vielleicht auf 2 – 4 Jahre. Das hieße, dass Interessenten für gebrauchte BEV dementsprechend länger warten müssten. Eine Veränderung der Preise im Gebrauchtwagenmarkt wird erst eintreten, wenn wesentlich mehr BEV produziert werden.
In der Regel schließen die Fuhrparkmanager amerikanische Marken aus. Die produzierten Stückzahlen bei den OEM reichen aber hinten und vorne nicht. Bei denen sollten sie sich beschweren. Deren Hinhaltetaktik der letzten Jahre ist daran schuld, dass sich die Fuhrparks nicht in großem Maße aus dem Fördertopf bedienen können.
Freddy K meint
Die Förderung sollte ja auch dafür sein bei uns auf den Straßen für saubere Luft zu sorgen. Weiters zählt jedes Fahrzeug im Bestand zu den CO2 Reduktionen.
Jeder der diesen „Move“ macht verhindert das ein Verbrenner weniger auf deutschen Straßen unterwegs ist. Jene haben wohl die ganzen Dreckstoffe vergessen die dafür sorgen das Menschen früher sterben.
Aber was man nicht alles macht um ein neues Auto zu bekommen. Da ists dann egal ob die Luft in den deutschen Städten sauberer wird. Hauptsache man selbst hat wieder was neues. Und dann mit dem Argument „CO2“ als Ausrede zu kommen. Klingt eher nach Gewissensberuhigung. Sehr schade das das Schadstoffhema auf einmal keine Berücksichtigung mehr findet. Anscheinend ist die Luft in den Städten plötzlich kein Problem mehr. Nur in Dänemark scheints schlimm zu sein damit man dort unterstützen muss. Aber wahrscheinlich ist den Käufern die Umwelt eh egal und es zählt Beschleunigung und neue Hardware….
Osterhase meint
Mitnichten wird durch den „Move“ verhindert, dass ein Verbrenner weniger auf deutschen Straßen fährt. Die Bafa-Prämie ist ja nicht quantitativ begrenzt sondern bis auf Weiteres zeitlich. Also jeder kann sich ein BEV neu kaufen und erhält die Förderung. Dass es sich nicht jeder leisten kann, ist ein anderes Problem.
Aber hier geht es doch um die Fuhrparks – und die können es sich leisten.
Dass es gar nicht genügend BEV gibt, ist ein weiteres Problem (und das ist auch ganz schön deutsch).
Natürlich ist es gut, wenn die Schadstoffe in den Städten abnehmen. Trotzdem ist die CO2-Reduktion das absolut Wichtigste und zwar weltweit gesehen. Die Krise, die auf die Menschen und alle anderen Lebewesen zukommen wird, können sich viele überhaupt nicht vorstellen. Ganz schön frech, das als Ausrede zu deklarieren.
Immer dieses Finger-pointing, anstatt zu begrüßen, dass überhaupt Verschiedenes passiert.
Auch wenn es Dir nicht gefällt: ganz bewusst unterstützte ich mit dem Kauf des dritten neuen BEV das Unternehmen, für das wir uns noch lange bedanken müssen, dass E-Mobilität außerhalb Chinas überhaupt ein Thema geworden ist.
Du wirst, wenn Du das nächste neue BEV bekommst, Dein altes sicher 10k unter Preis in Deutschland verkaufen und für gute Luft sorgen. Ganz lieben Dank für Deinen Einsatz.
Freddy K meint
Die CO2 Reduktion würde such auf DE Straßen funktionieren und nicht nur auf Dänemarksstrassen..
Wenigstens hat man das jetzt erkannt und wird nachsteuern. Damit diese Lücke nicht ausgenutzt wird und mehr Interessenten hier sich ein BEV leisten können. So wies eigentlich geplant war.
Osterhase meint
Für einen in 2022 angemeldeten BEV-Neuwagen bekommt jeder deutsche Käufer den Umweltbonus.
Und danach schauen wir mal, wie es läuft. Sieht eher so aus, dass auch in ein paar Jahren die Gebrauchtwagenpreise für BEV in manchen europäischen Ländern höher liegen als in Deutschland.
Blackmen meint
…peinlich, kleinlich…:
„Gebt es nicht den Anderen, gebt es uns!!!!