Die deutsche Elektroauto-Kaufprämie „Umweltbonus“ von bis zu 9000 Euro wird gemeinsam vom Bund und den Herstellern finanziert. Der Staat überweist seinen Zwei-Drittel-Anteil erst nach Zulassung des Fahrzeugs. Angesichts von langen Lieferzeiten und angekündigter Neuausrichtung der Förderung im nächsten Jahr sorgt das für Verunsicherung. Zwei Hersteller geben deshalb nun Liefergarantien.
Die Lieferzeiten von Elektroautos liegen wie bei anderen Pkw meist bei mehreren Monaten, mitunter aber auch bei bis zu einem Jahr oder mehr. Das liegt an der steigenden Nachfrage nach E-Mobilität, die Branche hat seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie aber auch mit Produktionsstopps und Teilemangel zu kämpfen. Der Angriff Russlands auf die Ukraine erschwert das Geschäft seit einigen Wochen weiter.
Die Bundesregierung hat angekündigt, den Umweltbonus ab 2023 degressiv sowie stärker am tatsächlichen Klimaschutzeffekt auszurichten. Das dürfte vor allem die Plug-in-Hybride treffen, da deren Klimanutzen umstritten ist. Es könnte aber auch der Zuschuss für reine Stromer sinken. Wer heute ein Elektroauto bestellt, kann wegen der aktuellen Herausforderungen der Autoindustrie nicht sicher sein, das Fahrzeug noch 2022 in Empfang zu nehmen. Bei Zulassung erst im nächsten Jahr könnten die Käufer weniger Förderung erhalten, das schreckt laut Stimmen aus der Branche derzeit viele ab.
Um der Kaufzurückhaltung entgegenzutreten, haben jetzt Peugeot und Hyundai Liefergarantien ausgesprochen. Wer bis Ende April einen Kleinwagen vom Typ Peugeot e-208 oder das kleine SUV e-2008, das Kompakt-SUV 3008 Hybrid oder die Mittelklasselimousine 508 Hybrid ordert, bekomme das Modell noch in diesem Jahr geliefert, berichtet das Portal Edison. Damit würden die Besteller von den aktuellen Konditionen des Umweltbonus profitieren.
Hyundai wirbt dem Bericht nach mit einem ähnlichen Versprechen: Für die Mittelklasselimousine Ioniq als Elektroauto oder Plug-in-Hybrid, wenn diese bis Ende April geordert wird, und für das SUV Tucson mit Plug-in-Hybridantrieb bis Ende Mai. Für den Crossover Ioniq 5, das Kompakt-SUV Kona Elektro sowie das Mittelklasse-SUV Santa Fe PHEV reiche es, bis Ende Juni verbindlich zu bestellen.
„Wir wissen nicht, wie lange wir unsere Liefergarantie noch halten können“, merkte Peugeot an. Tatsächlich haben andere Hersteller wegen der kritischen Situation bei wichtigen Komponenten bereits Bestellstopps für E-Modelle erlassen, zuletzt Dacia und Renault. Was passiert, wenn die von Peugeot und Hyundai derzeit versprochenen Lieferzeiten wider Erwarten nicht eingehalten werden, bleibt abzuwarten. Eine Übernahme des Differenzbetrags zwischen alter und neuer Umweltprämie könnte für die Hersteller teuer werden.
Immer mehr Autohersteller und Verbände fordern, dass bei der Regelung für den staatlichen Anteil am Umweltbonus auf das Kaufvertragsdatum umgestellt wird. Die Kunden wüssten dann genau, was sie der neue Stromer unter dem Strich kostet. Ob das Bundeswirtschaftsministerium diese Änderung vor der Neuausrichtung der Förderung im nächsten Jahr noch umsetzt, ist nicht abzusehen.
Info meint
Peugeot hat die Liefergarantie am 14.04. vorzeitig beendet.
Thomas_aus_Marl meint
Garantien für die Mittelklasselimousine Ioniq als Elektro und als Plugin ???
Das Fahrzeug kann über den Konfigurator schon seit längerem überhaupt nicht mehr aufgerufen werden, worüber auch eine Nachricht aufpoppt, sobald man versucht, das Modell Ioniq auszuwählen.
Anscheinend will Hyundai nur noch seinen SUV Ioniq 5 in Deutschland verkaufen.
Warum der Ioniq, der laut ADAC eines, wenn nicht gar das sparsamste hier erhältliche Elektroauto war, einfach vom Markt genommen wird, lässt sich nicht nachvollziehen.
Mit knapp 40kWh, was manchem zu wenig erscheinen mag, fahren wir im Alltag rund 330km. Ein Corsa braucht für die nahezu gleiche Strecke 15kWh mehr, kommt also trotz größerer Batterie auch nicht weiter.
Swissli meint
Einfach ganz mit diesen übertriebenen und längst hinfällig gewordenen („Anschubfianzierung“) Subventionen aufhören, dann kann man sich all diese Unsicherheiten sparen.
Wer wie z.B. Tesla für ein Model 3 über Nacht +10’000 € verlangen kann, braucht keine Subventionen. Das nennt man Preismacht und ist volkswirtschaftlich schädlich. Da muss der Staat nun wirklich nicht noch Subventionen in den Rachen stopfen.
Ola meint
Nein, das nennt man Inflation und ehrliche Preisfindung. Tesla ist im Vergleich immer noch günstig.
stromschüssel meint
Also 52.965 Euro für ein E-Auto mit 60 kWh-Akku aufzurufen finde ich nicht mehr „günstig“. Das Model 3 SR+ für 43.560 Euro, das war ein Schnapper.
Anti-Brumm meint
Sehe ich genauso. Hier in AT kostet das günstigte Model 3 nun knapp über 54.000€ vor der 5.000€ Förderung (für Private).
Wer als Privater knapp 50K für ein (Basis) Model 3 ausgeben will, erschließt sich mir nicht ganz.
Swissli meint
Hab mal die Preise nachgeschaut in der Schweiz.
Das günstigste Modell 3 kostet Fr. 46’980.- (inkl. 7.6% Mwst) = 46’100 Euro. Allerdings Liefertermin Februar 2023 (teurere Modelle sind lieferbar August 2022).
In der Schweiz gibt es grundsätzlich keine E-Auto Subventionen. Einige Kantone fördern E-Auto Kauf. So hat der Kanton St. Gallen grosszügig bis zu Fr. 5000.- gefördert. Andere Kantone fördern überhaupt nicht. Wie ich gerade lese, wird die Förderung in St. Gallen per 1. Juli 2022 aufgehoben. Bravo!
Swissli meint
Totschlagargument Inflation. Kann ja momentan jeder erzählen was er will.
Hab nichts dagegen, dass Tesla möglichst viel abschöpfen will. Wenn der Markt das her gibt, okay. Es ist aber absurd, Tesla (bzw. die ganze Branche) gleichzeitig noch zu subventionieren, in einem Markt (aktuell Verkäufermarkt) wo man solche Preisaufschläge durchsetzen kann. Ford hat ja übrigens auch +20% für den Mustang Mach E erhöht. VW u.a. gehen eher stufenweise und dezenter vor (z.B. nur noch Angebot von höherpreisigen Ausstattungen/Modellen).
Bleibt zu hoffen, dass zumindest die Käufer vernünftig bleiben, und nicht bereit sind jeden Phantasiepreis zu bezahlen.
MichaelEV meint
Inflation? Das können sie sicher nicht mit Zahlen hinterlegen, die 10.000 € Aufpreis auch nur halbwegs rechtfertigen!
Mit der Preisfindung ist korrekt. Es mangelt erheblich am Angebot und dementsprechend fallen die Preise aus.
MichaelEV meint
Und noch vergessen: Da die Nachfrage das Angebot bei weitem übersteigt, braucht es keine Förderung, die die Nachfrage weiter stimuliert. Streichen!
Ist ja schon fast vergessen, aber 3000 € der Förderung gab es vor Corona nicht und die kamen nur, um der Nachfrage wegen der Pandemie unter die Arme zu greifen. Warum es die immer noch gibt, ist für mich nicht verständlich.
DerÄlbler meint
Gibt’s die Corona Pandemie nicht mehr?
MichaelEV meint
In der Ausprägung (man erinnere sich nochmal an den ersten Lockdown), für die man die Erhöhung der Förderung beschlossen hat, schon lange nicht mehr. Und wenn Lieferketten gestört sind und Teile für die Produktion fehlen hilft auch eine Nachfragestimulation absolut nichts. Wenn das Angebot fehlt, treibt man damit dann nur die Preise nach oben. Und das passiert gerade.
Mike meint
Sehe ich genau so. Die E-Auto-Förderung kann IMHO sofort entfallen, mindestens jedoch der ohnehin eingepreiste Herstellerrabatt. Die BEV verkaufen sich ja jetzt eh schon wie geschnitten Brot.
Cadrick Bauer meint
Du kannst aber nicht einzelne Hersteller oder einzelne Modelle von einer staatlichen Subvention ausschließen, nur weil die sich super verkaufen.
Der Umweltbonus dient dazu, ALLEN Herstellern einen breiten Markt zu eröffnen, mit dem sie ihre Produkte und ihre Produktion hochskalieren können.
Und da sind halt noch lange nicht alle. Wenn du wegen Teslas Erfolg die gesamte Subvention einstampfst, trifft das vor allem die, die noch nicht in der Lage sind, ihre E-Autos wirtschaftlich konkurrenzfähig zu bauen.
Zudem ist das Model 3 ja nur in Deutschland so billig gewesen – eben wegen der 40.000€-Subventionsgrenze. Tesla wollte den Verbrauchern hier die Möglichkeit geben, günstig an ein gutes Auto zu kommen und hat dabei all die Zeit selbst kräftig „draufgezahlt“. Denn das Model 3 ist ja auch in all den Ländern ein Kassenschlager, in denen es viel mehr gekostet hat als in Deutschland.
Mit den Preiserhöhungen werdend die Verklaufszahlen in DE zurückgehen, keine Frage – aber das ist bei Tesla ja auch das Ziel des dynamischen Pricings. Die Nachfrage ist zu hoch, die Lieferzeiten werden zu lang.
Blöd für die, dich mit dem Kauf gewartet haben und jetzt gern einen Tesla kaufen würden. Besonders blöd für die, deren Kaufkraft damit überstiegen wird. Die müssen sich doch glatt was anderes kaufen.