Ein europaweiter Fachkräftemangel im Bereich der Batteriezelltechnologie droht das hohe Innovationstempo der Branche auszubremsen. Davor warnt der Itzehoer Entwickler und Fertiger von Lithium-Ionen-Batteriezellen Customcells. Das eng mit Porsche kooperierende Unternehmen spricht sich daher für eine gemeinsame europäische Anstrengung für nachhaltige Qualifikation am Arbeitsmarkt aus.
Nach Schätzungen der Bundesregierung entstehen allein in Deutschland in den kommenden Jahren mehr als 10.000 Arbeitsplätze in der Batterieproduktion, -verwendung sowie im -recycling. Mit der Ankündigung neuer und künftiger Projekte – vor allem im Bereich der Elektromobilität auf der Straße oder in der Luft – könnte diese Zahl nochmals deutlich steigen, so Customcells.
Man arbeite bereits erfolgreich mit Bildungseinrichtungen und Hochschulen zusammen, um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten, erklärte Customcells. Was es jedoch für die Zukunft brauche, sei die Entwicklung anerkannter sowie standardisierter Ausbildungs-, Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote.
„Branchenübergreifend braucht es einen Dialog über die notwendigen Fähigkeiten, Bedarfe und gemeinsamen Standards. Vor allem die fortschreitende Digitalisierung, Nachhaltigkeit und der Einzug von Technologien wie künstliche Intelligenz in die Produktion erfordern einen echten Reskilling-Ansatz. Wir sind gerne bereit, gemeinsam mit unseren Partnern, hier eine Führungsrolle zu übernehmen und nachhaltig in die Bildung unserer Mitarbeitenden zu investieren“, sagt Leopold König, CEO und Co-Gründer von Customcells. „Lasst uns die Berufsbilder der Zukunft entwickeln!“
Neben der Kooperation mit Hochschulen setzt Customcells auf ein internes Weiterbildungsangebot und beteiligt sich an nationalen und internationalen Foren zur Ansprache künftiger Mitarbeiter. In den kommenden Monaten will das Unternehmen sein Engagement im Bereich der Fachkräftesicherung durch neue Zusammenarbeiten und Projekte intensivieren. Neben der mit Partnern geplanten Entwicklung standardisierter, modularer Lehrpläne ist auch eine zu Lernzwecken aufgebaute Fertigungsstrecke in der Überlegung. Das Unternehmen prüft zudem eine intensivere Kommunikationsarbeit für mehr Präsenz der Branche in der Öffentlichkeit.
Customcells sucht „Macher-Mentalität“
„Der Motor für unser Business und den Unternehmenserfolg sind die Ideen unseres Teams. Wir leben von der Innovationskraft unserer Beschäftigten, die nicht nur jede Menge technologische Expertise mitbringen, sondern auch eine ‚Macher-Mentalität‘ in sich tragen und den Wunsch verfolgen, das Übermorgen schon heute zu gestalten“, so Customcells-CEO und -Co-Gründer Torge Thönnessen.
Das größte Defizit bestehe auf dem Arbeitsmarkt durch das Fehlen von potentiell zukünftigen Beschäftigten, die bereits explizite Erfahrung in einer laufenden Batteriezellproduktion vorweisen können. Zwar könne man im zunehmenden Maße auf Absolventen von Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen zurückgreifen, gleichwohl verfügten auch diese in der Regel über keine oder nur eine geringe Erfahrung im Bereich der Serienfertigung. Die Digitalisierung und ein zunehmendes Maß an Automatisierung könnten diesen grundsätzlichen Mangel an Fachkräften noch nicht ausgleichen.
Jürgen Schrader meint
Wie kommt man eigentlich auf die Idee, dass ausgerechnet Absolventen einer Hochschule Erfahrungen in der Serienproduktion haben?
Und schon wieder wird die Idiotie des weltweiten Bildungssystems deutlich: man braucht Fachkräfte. Leute, die was können. Und was gefördert? Die Produktion von Leuten, die darüber schreiben können, was andere tun können sollten. Anglo-amerikanische Bildung… Bislang abgefedert durch den Erfindungsreichtum Chin. Bevölkerungsmassen.
Stefan meint
In der Uni lernt man die Theorie, in den Firmen die Praxis kennen.
Mit dem Wissen aus der Uni können die Fachkräfte in den Firmen dann Prozesse und Entwicklungen voranbringen. Man braucht keine Uni-Ausbildung um Batterien zusammenzubauen.
Die Firmen sollten die Absolventen eben ausbilden und das Wissen weitergeben, was denen fehlt.
Jürgen Schrader meint
Genau: man braucht keine Uni, um….. aber genau das, wird ja gesucht: Studierte, die dann Akkus zusammenschrauben sollen…
Leider merke ich auch im meiner Firma: Immer mehr Studenten führen dazu, dass keiner mehr „am Stück“ arbeiten will, man will darüber schreiben.
Ach ja:wie sollen Firmen dann ausbilden und Wissen weiter geben, was sie selber nicht haben? Das Wissen konzentriert sich in Asien…. Gefördert von vielen gewinnorientierten Managern. Klar, die haben immer nur das Beste vor Augen!
Michael meint
Ja, die Fachkräfte sind alle in Asien.
FahrradSchieber meint
Ganz so ist es ja nicht, wir haben z. B. über 200 Lehrstühle für Gender Studies, das macht uns so schnell niemand nach ;-)
Tim Leiser meint
Genau. Die sollen gefälligst Akku-Zellen bauen.