Eine Studie der unabhängigen Forschungsorganisation International Council on Clean Transportation (ICCT) und der Nichtregierungsorganisation Regulatory Assistance Project (RAP) analysiert die Gesamtbetriebskosten von batterieelektrischen Lkw für die letzte Meile in sechs europäischen Städten und vergleicht sie mit bestehenden Diesel-Lkw-Beständen. Die Analyse berücksichtigt die Kosten der Fahrzeuge, die Kaufprämien und eine detaillierte Aufschlüsselung der Ladekosten, einschließlich der Strom- und Netzgebühren.
Mit den derzeit verfügbaren Kaufprämien können batterieelektrische Lastkraftwagen laut der Studie auf der letzten Meile in Paris, Berlin, Rom und Amsterdam schon im Jahr 2022 bei den Gesamtbetriebskosten mit Diesel-Lkw gleichziehen. In London und Warschau werden Batterie-Lkw aufgrund der niedrigen Kaufprämien bis 2025 beziehungsweise 2028 die Gesamtbetriebskostenparität erreichen. Ohne die derzeitigen Kaufprämien werden Batterie-Lkw in den meisten europäischen Städten bis zum Ende des Jahrzehnts ein positives Geschäftsszenario im Vergleich zu Diesel-Lkw erreichen.
Da der Anschaffungspreis des Fahrzeugs einen großen Anteil an den Gesamtbetriebskosten batteriebetriebener Lkw habe, sei die richtige Dimensionierung der Batterie von entscheidender Bedeutung für die Bewältigung der wirtschaftlichen Herausforderungen entsprechender Lieferfahrzeuge für die letzte Meile, heißt es in der Studie. Eine Verringerung der Batteriegröße von 76 auf 35 kWh, was für eine Reichweite von mindestens 85 Kilometern ausreiche, würde den Zeitpunkt der Gesamtkostenparität mit einem vergleichbaren Diesel-Lkw für alle untersuchten Städte auf die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts vorverlegen.
Trotz der derzeit hohen Strompreise seien Elektro-Lkw eine zuverlässige Wahl für Betreiber, so die Studienautoren. Der Zeitraum, in dem batterieelektrische Lkw und Dieselfahrzeuge die Gesamtbetriebskostenparität erreichen, sei dabei aufgrund der höheren Energieeffizienz von Batterie-Antrieben empfindlicher gegenüber Schwankungen der Dieselkraftstoff- als der Strompreise. So könne beispielsweise im Falle von Paris die Gesamtbetriebskostenparität im Jahr 2026 statt 2028 erreicht werden, wenn man die Diesel- und Strompreise vom März 2022 mit den Preisen von 2021 vergleicht.
Empfehlungen der Studienautoren
Die Studienautoren empfehlen ein Bonus-Malus-Steuersystem zur Finanzierung von Kaufanreizen für batterieelektrische Lkw. Ein solches Programm würde eine zusätzliche Steuer auf die Zulassung neuer Diesel-Lkw auf der Grundlage der CO2-Emissionen des Fahrzeugs erheben. Das Bonus-Malus-Steuersystem wäre idealerweise haushaltsneutral und sollte jährlich aktualisiert werden, wobei das tatsächliche Gesamtkosten-Gefälle zwischen batterieelektrischen und Diesel-Lkw berücksichtigt werde, so die Studienautoren.
Außerdem sollten Emissionsabgaben auf alle Dieselfahrzeuge erhoben werden, die in Umweltzonen und Null-Emissionszonen einfahren. Eine Emissionsabgabe in der Größenordnung von 2 Euro/Tag bis 4 Euro/Tag für sechs Tage in der Woche pro dieselbetriebenem Schwerlastfahrzeug könnte die Gesamtkostenlücke verringern, sodass Batterie-Lkw noch vor Mitte des Jahrzehnts die Gesamtkostenparität erreichen können.
Darüber hinaus empfehlen die Studienautoren die Förderung des Aufbaus einer intelligenten Ladeinfrastruktur für städtische Logistikdepots, um den Betreibern zu helfen, die Ladekosten zu senken. Die laufenden Aktualisierungen der geltenden Richtlinien und Verordnungen böten eine Gelegenheit, die Einführung solcher Ladeinfrastrukturen zu fördern. In die europäische Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, die derzeit überarbeitet wird, sollte die Politik Anforderungen für die Ausstattung neuer und überarbeiteter Betriebshöfe mit Ladepunkten für Nutzfahrzeuge aufnehmen. Die Anforderungen an die Einrichtung einer intelligenten Ladeinfrastruktur an öffentlich zugänglichen Betriebshöfen sollten ebenfalls in die Verordnung aufgenommen werden.
Abschließend empfehlen die Studienautoren, die Energieregulierungsbehörden dazu zu verpflichten, zeitabhängige Netztarife festzulegen, die die verfügbare Netzkapazität berücksichtigen. Die Netzkosten seien ein wesentlicher Faktor für die Ladekosten von städtischen Depots und würden häufig durch eine Tarifgestaltung verursacht, die den tatsächlichen Zustand des Netzes nicht widerspiegelt. Die Einführung zeitvariabler Netztarife, die die verfügbare Netzkapazität berücksichtigen, werde den Betreibern von Batterie-Lkw-Flotten helfen, ihre Ladestrategien zu optimieren und die damit verbundenen Kosten zu minimieren.
Karsten meint
… ab dem Wort „Kaufprämien/Förderung“ braucht man eigentlich – wie immer – nicht mehr weiterlesen. Was hat denn die Sache unter solchen Voraussetzungen für einen Wert?
Wolfbrecht Gösebert meint
Der »Wert« ist der Schutz von Umwelt/Klima und zur Steuerung schlagen die Autoren ein idealerweise haushaltsneutrales Bonus-/Malus-Steuersystem zur Finanzierung der Kaufanreize vor. Das Weiterlesen des Artikels hätte also durchaus hilfreich sein können …
MAik Müller meint
Das AkkuLKWs das Rennen machen stand doch schon vor Jahren fest.
Das ist nichts neues. H2 kommt hier auch nicht.
GE meint
Jetzt muss es nur noch CDU/FDP/SPD erklären
Daniel S meint
@ecomento: Fehlt da eine Null: LKW mit einer Batterie von 35kWh?
ecomento.de meint
Es geht speziell um E-Lkw für den Einsatz auf der letzten Meile, also etwa Lieferungen im Stadtzentrum. Hier reichen auch kleinere Batterien.
VG | ecomento.de
Christof Sappel meint
Die kleineren Batterien sollten in Verbindung mit Solarpanelen, Norm, oder Pflicht werden.
Natürlich nicht aufgeschraubte Baumarktpanele, sonden leichte, flexible Dünnschichtpanele mit einer Effizienz von über 20%, auch auf dem Spoiler und den Seiten.
Saludos desde Alicante :-)