Der zur Volkswagen-Tochter Traton gehörende Nutzfahrzeughersteller MAN Truck & Bus wird ab Anfang 2025 Hochvolt-Batterien für E-Lkw und ‑Busse in Großserie am Standort Nürnberg fertigen. Dafür investiert das Unternehmen in den kommenden fünf Jahren rund 100 Millionen Euro am traditionsreichen Fertigungsstandort für Verbrennungsmotoren.
Die Fertigungskapazitäten in Nürnberg sollen auf über 100.000 Batterien pro Jahr ausgebaut werden. Durch die Investitionen in den Aufbau der Batterieproduktion werden perspektivisch 350 zukunftsträchtige Arbeitsplätze gesichert, erklärte das Unternehmen. Mit der Entscheidung werde dem Standort Nürnberg eine klare Perspektive für die Zukunft gegeben.
Zunächst sollen die Batterien im Nürnberger MAN-Werk in einer Kleinserienproduktion etwa zweieinhalb Jahre manuell gefertigt werden. Der Baubeginn der Großserienfertigung ist für Mitte 2023 und deren Fertigstellung für Ende 2024 geplant. Damit lege das Unternehmen die Grundlage für die großflächige Industrialisierung von Elektroantrieben bei Lkw und Bussen, so MAN. Unterstützung erhält der Nutzfahrzeughersteller dabei durch die Bayerische Staatsregierung, die für den Zeitraum 2023 bis 2027 zur Energieforschungs- und Technologieförderung einen Beitrag in Höhe von rund 30 Millionen Euro in Aussicht gestellt hat. Diese Mittel sollen zur Forschung in den Bereichen Batterie-Montage, Zell-Chemie und ‑Entwicklung, Batterie-Sicherheit und Batterie-Recycling eingesetzt werden.
„Wir beginnen nun mit der Industrialisierung der Elektromobilität und setzen unseren Weg zur klimaneutralen Mobilität bei Nutzfahrzeugen fort“, sagt Alexander Vlaskamp, Vorsitzender des Vorstands der MAN Truck & Bus SE. „Es ist eine wegweisende Standort- und Investitionsentscheidung für die nächsten Jahrzehnte. Zugleich ist es ein Stück gelebte Transformation von MAN hin zum Anbieter nachhaltiger Transportlösungen. Damit ist jetzt der Weg frei für ein Nutzfahrzeug-E-Cluster ‚Made in Bavaria‘, das aus der Fertigung der E-Lkw bei MAN in München, der Batterie-Produktion in Nürnberg, der Forschung & Entwicklung an beiden Standorten sowie der hervorragenden Zusammenarbeit mit den jeweiligen Hochschulen, Universitäten und Instituten besteht.“
E-Lkw mit bis 1000 km Reichweite
Die Batterien werden aus einzelnen Akkus hergestellt, die wiederum zu Modulen gruppiert und in einzelnen Layern zu einem Batteriegehäuse zusammengeführt werden. Ein schwerer E-Lkw benötigt, je nach Reichweite, bis zu sechs dieser Batterie-Packs. Die E-Lkw von MAN sollen damit zunächst auf Reichweiten von 600 bis 800 Kilometern kommen. In der nächsten Generation der Batterietechnologie seien ab etwa 2026 Reichweiten von bis zu 1000 Kilometern zu erwarten, so das Unternehmen. Damit werde der E-Lkw endgültig fernverkehrstauglich.
Etwa Mitte des laufenden Jahrzehnts werden die Gesamtbetriebskosten für einen E-Lkw und einen mit Dieselantrieb gleich sein, erwartet man bei MAN. Der Nutzfahrzeughersteller rechnet daher damit, dass spätestens dann die Nachfrage der Kunden nach E-Fahrzeugen deutlich ansteigen wird – „eine entsprechende Ladeinfrastruktur vorausgesetzt“.
Die Produktion von schweren E-Lkw startet bei MAN Anfang 2024 in München. Eine Kleinserie hat der Hersteller bereits 2019 auf die Straße gebracht. Auch vollelektrische Stadtbusse und Vans hat MAN schon seit Längerem im Markt. Mit dem Start der Batterie-Produktion stärke MAN Truck & Bus seine Position in der Traton-Gruppe als Kompetenz-Partner für das Thema Elektromobilität, so das Unternehmen. Die weiteren Marken des Konzerns sind Scania, Volkswagen Truck & Bus, Navistar und RIO.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
„In der nächsten Generation der Batterietechnologie seien ab etwa 2026 Reichweiten von bis zu 1000 Kilometern zu erwarten, so das Unternehmen. Damit werde der E-Lkw endgültig fernverkehrstauglich.“
Und was macht Daimler?
„Entwicklungsziel des serienreifen GenH2 Truck sei eine Reichweite von bis zu 1000 Kilometern und mehr.“
„Zudem ist Daimler Truck als Gesellschafter am Wasserstofftankstellenbetreiber H2 Mobility Deutschland beteiligt. Darüber hinaus setzen sich Daimler Truck, Iveco, Linde, OMV, Shell, TotalEnergies und die Volvo Group im Rahmen ihrer Interessensgemeinschaft H2Accelerate (H2A) dafür ein, gemeinsam Wasserstoff-Lkw europaweit zum Durchbruch zu verhelfen.“
Mal sehen, wer gewinnt.
Cadrick Bauer meint
Da die laufenden Kosten bei Brennstoffzellen-Systemen um ein Vielfaches höher liegen als bei Batteriesystemen, ist deine Frage wenig spannend.
Interessanter ist die Frage, für welche Nischen-Anforderungen Daimler-Trucks die Brennstoffzellen-Technik vorsieht. Mir fällt da spontan der transeuropäische Mehrschicht-Transit-Verkehr ein, also die Fahrten, die 1000km und mehr ohne nennenswerte Pausen regelmässig fahren UND zeitkritisch sind. Oder auch Extrem-Langstrecken-Fahrten in Gegenden der Welt, wo in den nächsten 10 Jahren perspektivisch keine Megacharger gebaut werden können (wobei sich da die Frage stellt, wie dort stattdessen H2-Tankstellen entstehen sollten…)