Der zu Volkswagen gehörende Nutzfahrzeughersteller Traton setzt bei seinen Marken MAN, Scania, Volkswagen Caminhões e Ônibus und Navistar künftig verstärkt auf Batterieantrieb. Der Konzernchef äußerte nun einen konkreten Zeitplan für den Komplettausstieg einer der Marken aus der Verbrennertechnik.
Traton strebe an, dass 2030 jedes zweite verkaufte Nutzfahrzeug einen Elektromotor hat, sagte der Vorstandsvorsitzende Christian Levin im Interview mit eurotransport.de im Vorfeld der IAA Transportation. Mit der Marke Scania werde man 2040 nur noch batterieelektrische Antriebe auf den Markt bringen und den Verbrennungsmotor aufgeben.
Scania sei der einzige Lkw-Hersteller, der so weit geht und den Dieselmotor bereits 2040 infrage stellt, unterstrich Levin. Eine finale Entscheidung dazu sei heute allerdings noch nicht gefallen. Die Voraussetzung für das Auslaufen von Verbrennern in etwa 17 Jahren sei, dass die Rahmenbedingungen stimmen: Ladeinfrastruktur, Ökostrom und der Preis pro Kilowattstunde.
Die Traton Group hat im März bekannt gegeben, ihre Elektrifizierung weiter zu beschleunigen. Bis zum Jahr 2026 seien Investitionen von 2,6 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung der E-Mobilität geplant, hieß es. Das Budget war bereits im letzten Jahr von 1 auf 1,6 Milliarden Euro bis 2025 aufgestockt worden. Gleichzeitig fährt Traton die Investitionen in konventionelle Antriebe zurück.
Die Bemühungen der Bundesregierung bei der Elektrifizierung des Güterverkehrs sieht der Traton-Boss kritisch: „Deutschland ist noch nicht sehr fortschrittlich“, sagt er. Die Bundesregierung unternehme zwar eine Menge, um den Markthochlauf anzukurbeln, so gebe es etwa gute finanzielle Anreize. Aber die Antragsverfahren seien sehr kompliziert, wie die Kunden mitteilten. Deshalb ergäben sich aus den Programmen nur wenige Bestellungen.
Dass Deutschland nicht so weit bei der Elektromobilität sei wie beispielsweise das europäische Stromer-Mekka Norwegen, liege auch an dem unzureichenden Ladenetz. Viele Kunden würden gerne elektrifizieren, hätten aber nicht genug Energie zum Laden. Der Netzaufbau sei dabei „Sache des Staates“, meinte Levin. Die Politik müsse Genehmigungen vereinfachen, Investitionsmittel bereitstellen und gewährleisten, dass genügend Energie an den Autobahnen zur Verfügung steht.
Der Manager betonte, dass auch Traton und andere Lkw-Hersteller selbst für Lademöglichkeiten sorgten. Er verwies auf das Gemeinschaftsunternehmen zum Aufbau einer europaweiten Hochleistungs-Ladeinfrastruktur mit Daimler Truck und Volvo Trucks. Gemeinsam mobilisiere man 500 Millionen Euro, um europaweit 1700 Hochleistungs-Ladepunkte aufzubauen. Für die Elektrifizierung von ganz Europa seien jedoch 30.000 bis 40.000 Lkw-Ladesäulen erforderlich.