Das schwedische Unternehmen Northvolt will 4,5 Milliarden Euro in den Bau einer Batteriezellenfabrik in Schleswig-Holstein investieren. Die Großfabrik in der Kleinstadt Heide gut hundert Kilometer nördlich von Hamburg sollte eigentlich 2025 in Betrieb gehen. Doch die im Frühjahr geäußerten Pläne könnten sich verzögern.
„Die grünsten E-Auto-Batterien der Welt“ wolle Northvolt an der Nordsee produzieren, hat Unternehmenschef Peter Carlsson im März angekündigt. Im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung F.A.S ließ er kürzlich verlauten, dass das Projekt durch aktuelle Entwicklungen gebremst wird. „Wir stehen weiter zu Heide“, versicherte Carlsson. „Das ist der beste Standort in Deutschland.“ Die Fabrik könnte aber später gebaut werden als bislang geplant. Womöglich werde Northvolt zunächst Investitionen in den USA den Vorzug gegenüber der deutschen Nordseeküste geben.
Im Sommer hat der amerikanische Kongress ein großes Gesetzespaket verabschiedet, das auch viel Staatsgeld für grüne Technologien und die Umstellung der lokalen Autoindustrie auf Elektromobilität vorsieht. Die neue Förderung in den USA senke die Produktionskosten dort um 30 bis 40 Prozent, so Carlsson: „Das ist wirklich gewaltig. Die USA können dadurch zum interessantesten Standort der Welt für die Herstellung von Batteriezellen werden.“
Für den Bau einer Fabrik wie der in Heide gibt es in den USA nach Berechnungen von Northvolt zwischen 600 und 800 Millionen Dollar an Staatshilfen. In Deutschland hat das Unternehmen 155 Millionen Euro zugesagt bekommen. In Amerika kommen noch hohe Subventionen während der Produktion hinzu. Zudem erhalten Autokäufer Kaufprämien von der Regierung, wenn das Fahrzeug in Amerika montiert und die Batterie zu einem bestimmten Anteil dort hergestellt wurde.
Strompreise „extrem gestiegen“
Der zweite zentrale Grund, der Northvolt seine ursprünglichen Pläne für die deutsche Akkufabrik überdenken lässt, sind die durch den Ukrainekrieg aktuell hohen Energiekosten. „Die Strompreise in Deutschland sind extrem gestiegen, und die weitere Entwicklung ist schwer abschätzbar“, sagte Carlsson. Für die energieintensive Fertigung von Batteriezellen sei das ein Problem. Die Fabrik in Heide werde voraussichtlich 2 Terawattstunden Strom im Jahr benötigen, so viel wie rund 650.000 Privathaushalte.
„Mit den aktuellen Strompreisen sehen wir die Wirtschaftlichkeit von energieintensiven Projekten in Deutschland gefährdet“, erklärte der Northvolt-Chef. Für Großkunden wie sein Unternehmen hätten sich dieses Jahr die Stromkosten in Deutschland verdoppelt. Dabei seien sie schon vor dem Preisschub etwa zweimal so hoch gewesen wie in der ersten Northvolt-Fabrik im schwedischen Norden. In Heide gebe es zwar sehr viel sauberen, klimafreundlichen Strom. Aber Northvolt müsse diesen auch „zu global wettbewerbsfähigen Preisen“ nutzen können.
Man wolle weiter „ein europäischer Champion und Marktführer sein“, betonte Carlsson. „Aber wir sind jetzt an einem Punkt, an dem wir möglicherweise der Expansion in den USA zunächst den Vortritt gegenüber Europa geben.“ Elektroauto-Branchenprimus Tesla hat dies bereits eingeleitet und will für den Aufbau neuer Akkukapazitäten den Standort USA bevorzugen. Die angekündigte größte Batteriezellenproduktion beim brandenburgischen E-Auto-Werk nahe Berlin wird dadurch ausgebremst.
Northvolt für weitere EU-Förderungen
„Wir sehen auch, dass japanische und koreanische Batteriezellenhersteller ihre Investitionen von Europa nach Nordamerika verlagern“, berichtete Carlsson der F.A.S. Die EU könnte dieser Entwicklung mit eigenen Fördermaßnahmen entgegenwirken. „Wir sollten in Europa überlegen, wie wir unsere Förderinstrumente erweitern, um ein Gegengewicht zu den finanziellen Anreizen in den USA zu schaffen. Wenn die EU das will, dann müssen dafür auch mehr Mittel bereitgestellt werden“, so der Northvolt-Chef. Er schlug vor, dass sich Amerikaner und Europäer auf eine Angleichung ihrer Staatshilfen für die E-Auto-Industrie verständigen, um einen Subventionswettlauf zu verhindern.
Mit Blick auf die hohen Stromkosten brachte Carlsson ins Spiel, in Norddeutschland, wo es grünen Windstrom im Überschuss gebe, ein „regionales Stromsystem“ zu schaffen, von dem alle in Form von niedrigeren Preisen profitierten. In Schweden gebe es schon heute regional stark unterschiedliche Strompreise, was eine gute Lösung sei. Der Northvolt-CEO hofft sowohl beim Thema Strompreise als auch bei den Subventionen auf Hilfe der Politik.„Wir führen sehr intensive und gute Gespräche mit der Bundes- und der Landesregierung“, sagte er. „Wir alle wollen Heide möglich machen.“
alupo meint
„Die grünsten E-Auto-Batterien der Welt“ wolle Northvolt an der Nordsee produzieren, hat Unternehmenschef Peter Carlsson im März angekündigt.
Na dann verwenden sie zur Zellproduktion entweder Teslas Trockenbeschichtungsprozess (er benötigt sehr viel weniger Strom und auch kein hochgiftiges NMP (Teufelsprodukt, bitte REACH Daten nachlesen). Pech für „The Chemical Company“) oder sie produzieren gleich Feststoffzellen.
Ich glaube an keine der beiden Möglichkeiten sondern eher an Marketinggeschwubbel. Hoffentlich irre ich mich.
Andi EE meint
Wahnsinn was ihr euch in der Redaktion euch leistet. Der @elbflorenz ist sachlich und mein Beitrag streicht ihr, bravo. So viel zur Sachlichkeit …
Matze meint
In letzter Zeit sind die Quer Denker echt on Fire.
EdgarW meint
Northvolt will in S-H produzieren, da dort CO2-arm mit annähernd 100% EE-Strom produziert werden könnte, der obendrein – eigentlich – enorm billig ist. Da es in D aber nur eine Strompreis-Zone gibt und EE-Strom auch nicht separat vom CO2-geschwängerten Strom gehandelt wird, ist der Einkauf des eigentlich billigst produzierten EE-Stroms dennoch so teuer wie jener aus den Gas-Kraftwerken.
Das ist das politische Erbe der Taktik der CxU-geführten vorigen 4 Regierungen, welche darauf ausgerichtet waren, die Erneuerbaren maximal auszubremsen. Solange das nicht korrigiert ist, wäre es nur sinnvoll, EE-Strom für Projekte wie diese zu fördern, zB aus den derzeit massig auflaufenden Überschüssen aus der EEG-Kasse. Subventionen wären das keineswegs, nur korrekturen, bis das Strompreis-System endlich in Ordnung gebracht ist und jene Bundesländer, die den größten Strom-Ateil verbrauchen, aber am wenigsten zum EE-Ausbau beitragen, durch Marktmechanismen, wie aufgeteilte Strompreis-Zonen, die tatsächlichen Kosten für diese hauptsächlich von ihrer Politik verursachte Schieflage auch tatsächlich bezahlen müssen.
Aktuell ist es tatsächlich so, dass im Stromsektor der Norden den Süden massiv subventioniert. Der Ländefinanzausgleich ist ein Witz dagegen. Gerne als Info dazu „Die Anstalt“ vom 4. Oktober 2022 ansehen.
MichaelEV meint
Vollkommen richtig. Der deutsche Strommarkt muss feiner geteilt werden. So schnell wie möglich. Statt Monate lang über Atomkraft zu reden hätte man die Zeit dafür nutzen sollen.
Wenn man von der Deindustrialisierung Deutschlands spricht, ist Fakt, dass Teile Deutschlands energiepolitisch exzellent aufgestellt sind. Andere Teile Deutschlands sind es nicht. Und diese Teile wollen weiter lieber ganz Deutschland auf ihr Niveau herunterziehen und damit in Kauf nehmen, dass sich Industrien gar nicht mehr in Deutschland ansiedeln statt dass die Ansiedlung in einer anderen Region Deutschlands passiert.
Sehr erbärmliche Geschichte! Und dabei würde man davon profitieren, wenn die Energiewende in den gut positionierten Regionen schneller abläuft. Dort können fossile Energien (Gas, Öl, evtl. Steinkohle) substituiert werden, die dann frei für die Versorgung der anderen Regionen sind.
GrußausSachsen meint
Danke an Euch. gute Beschreibung der Historie und des aktuellen Zustands.
Passt zu ähnlichen Artikeln der „Klimareporter“.
FahrradSchieber meint
„statt dass die Ansiedlung in einer anderen Region Deutschlands passiert“
Der Abriss ganzer Industriekomplexe im Süden und deren Neubau im Norden inkl. Infrastruktur (auch für hunderttausende Mitarbeiter) dürfte derart viel CO2 verursachen, dass die Bilanz auf sehr lange Zeit negativ sein wird.
Da ist der Bau von Stromtrassen sicherlich die deutlich CO2-ärmere Lösung.
Kasch meint
Keine Angst, bei uns wird Nichts mehr neu gebaut. Tesla Grünheide dürfte die einzige Ausnahme bleiben und selbst das ist nicht sicher. Zur Richtung der Energiewende: die deutsche Bundesbahn ersetzt seit 2020 mehr und mehr E-Loks durch Diesel-Loks, selbst auf elektrifizierten Strecken. Quellen und Gründe bitte selbst suchen – ist gesundes Hirnjogging !
MichaelEV meint
Bei Neuansiedlungen ist die Sache einfach. Und im Zweifel werden die Industriekomplexe im Süden abgerissen und in anderen Ländern neu gebaut, statt im Norden Deutschlands.
Und hier geht es um eine geplante Neuansiedlung im Norden, die aufgrund der Strompreise auf der Kippe steht, obwohl der Strom mit einem brauchbaren Design super günstig und sauber wäre.
Was soll das für eine kindische Einstellung sein; was wir (im Süden) nicht haben können, soll auch kein anderer in Deutschland bekommen. So bekommen wir die Deindustrialisierung in DE wirklich vollzogen (Danke CSU).
Natürlich sind die Stromtrassen für bestehende Industrien die bessere Lösung. Aber wo kein Wille ist, wird es keine Stromtrassen geben. Und auch wenn jetzt ein Umdenken stattfindet, haben viele evtl. schon die Zelte abgebrochen bis es die Stromtrassen auch tatsächlich mal gibt.
alupo meint
wieso teuer? So ein Großverbraucher verhandelt doch seinen Strompreis nur mit seinem Lieferanten?
Auf dem Gelände meines ehemaligen Arbeitgebers hatte der Lieferant zwei GuD Kraftwerke gebaut und betrieben (ein weiteres KW wurde selbst betrieben) und der Preis bzw. die Preisformel wurde vertraglich festgelegt. Restbedarfe wurden über eine eigene Hochspannungsleitung importiert.
Der Trocknungsprozess bei einer Naßbeschichtung der Stromableitfolien (hoffentlich braucht es den nicht mehr) und die Formatierung sind bedeutende Energieverbraucher und sollten einen entsprechenden Großabnehmerrabatt gewährleisten.
M. meint
Vielleicht wäre es eine Lösung, wenn Northvolt einen eigenen Windpark betreiben würde, dessen Strom sie exklusiv nutzen und gar nicht erst einspeisen. Damit wären Marktpreise bedeutungslos.
Natürlich müsste dafür Platz vorgesehen werden. 2 TWh sind schon eine Hausnummer.
elbflorenz meint
Hier ist was los.
„Subventionen auch in der Betriebsphase“ … Quasi DDR-Wirtschaft in der USA. Herrlich.
Europa geht gerade ziemlich den Bach runter. Die USA nötigen uns zu wirtschaftlich „selbstmörderischen“ Sanktionen gegen Russland und führen aber zum „Dank“ einen Subventions- und Handelskrieg gegen Europa.
Reaktion der europäischen Politik/Mainstreammedien darauf:
China ist pöse … ganz pöse …
Alter Verwalter … unpackbar das Ganze.
Heinz Staller meint
Troll Polemik auf niedrigstem Niveau, Glückwunsch!
GrußausSachsen meint
Bin zwar nicht immer Ihrer Meinung. Aber hier zu 100% bei Ihnen.
Trolliges Kerlchen der Dräsdner. Unfassbarer Unfug.
elbflorenz meint
Man kann die Realität auch verdrängen. Hat die DDR ja auch so gemacht – wie gerade Sie eigentlich gut wissen müssten. Ergebnis ist ja bekannt.
GrußausSachsen meint
I never feed the troll.
Viel Spaß in Ihrer Scheinwelt.
Ich habe heute ein Apfelbäumchen gepflanzt. es ist soweit.
(H.v. Dithfurth 1985 – ein Wessi)
Kasch meint
Wird sich ja bald klären, wer im Propagandanarritiv versunken ist, Europa, allen voran Deutschland, oder der Rest der Welt. Diskussionen, oder gar Streit sind unnötig, die Würfel sind gefallen. PS: autarkes Querdenken ist meist zielführender als sture Scheuklappenmenthalität und Herdenflucht Richtung Klippe. 🥴
GrußausSachsen meint
Ach herrje. Noch so einer, der glaubt autark denken zu können und damit Ziele zu verfolgen. Lächerlich.
Wem es hier nicht gefällt kann gern 1000 km östlich um politisches Asyl bitten und soviel autark denken wie er sie es will. Orthodoxe Religion inklusive.
Bämmm.
Ich fühl mich wohl hier 🥰
Andi EE meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
FahrradSchieber meint
„Quasi DDR-Wirtschaft in der USA“
Welches privatwirtschaftliche Unternehmen in der DDR hat denn Subventionen bekommen?
„führen aber zum „Dank“ einen Subventions- und Handelskrieg gegen Europa“
Handelskrieg? Das ist ganz normales Tagesgeschäft, siehe Text:
„In Deutschland hat das Unternehmen 155 Millionen Euro zugesagt bekommen“
Und von China sollte man lieber gar nicht erst anfangen.
Es hat schon einen Grund, warum z. B. PV-Module und Akkus zu einem großen Teil aus China kommen…
Aber auch das ist nicht „pöhse“, sondern schlicht Tagesgeschäft.
„Staaten haben keine Freunde, nur Interessen“ (Charles de Gaulle?)