Nach den großen deutschen Automobilzulieferern Bosch und Schaeffler betont nun auch Mahle, dass es noch lange Autos mit Verbrennungsmotoren geben werde. Der Vorstandschef fordert deshalb das Ende des von der EU ab 2035 geplanten Verbrennerverbots.
„Wir müssen das von der EU beschlossene vollständige Verbot für Fahrzeuge mit Verbrenner aufheben“, sagte Arnd Franz in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Ziel müsse es sein, Verbrennungsmotoren nachhaltig, das heißt mit synthetischen Kraftstoffen („E-Fuels“) oder mit Wasserstoff, zu betreiben. Nur so könne Europa die ehrgeizigen Klimaziele im Verkehrssektor erreichen.
„Wenn wir von den heute etwa 55 Gigatonnen des Treibhausgases CO2, die jährlich weltweit ausgestoßen werden, herunterkommen wollen, dann bringt die Elektrifizierung nur einen gewissen Anteil“, so der Mahle-Chef. „Für wirksamen Klimaschutz müssen wir schneller reduzieren. Dafür brauchen wir einfach alle Hebel. Und dazu gehören auch nachhaltige Verbrennungsmotoren.“
Hintergrund der Forderung ist laut Franz, dass der Fokus auf E-Mobilität die Emissionen der großen Flotte an Bestandsfahrzeugen nicht betrachte. „Wir brauchen klare Anreize für erneuerbare Kraftstoffe, sowohl für synthetische als auch für Biokraftstoffe“, forderte er. „Das ist aus meiner Sicht heute noch nicht der Fall, da für den Einsatz nachhaltiger Kraftstoffe nach wie vor eine erhebliche Unsicherheit besteht.“
In Deutschland werde es 2030 zwischen 7 und 12 Millionen batterieelektrische Fahrzeuge auf den Straßen geben. In Europa würden es möglicherweise um die 40 Millionen Fahrzeuge sein. „Aber die muss man in Bezug setzen zu einem Bestand von 48 Millionen Fahrzeugen in Deutschland und bis zu 360 Millionen in Europa“, unterstrich der Mahle-Chef.
Franz erwartet, dass das zu langsame Hochfahren der Elektromobilität zu einem Umdenken bei der Politik führen wird. „Ich halte die Aufhebung des Verbots für durchsetzbar. Einfach, weil sich die Mehrheitsverhältnisse durch Wahlen verändern können. Das Ergebnis ist für gewöhnlich eine neue politische Bewertung und Willensbildung. Am Ende wird der Realitätscheck entscheidend sein“, sagte er. „Man wird abgleichen müssen, welche Parameter geplant waren für die Umstellung auf E-Mobilität und was tatsächlich erreicht worden ist in puncto Grünstrom, Ladeinfrastruktur, Kundenakzeptanz und Verkaufszahlen.“
Schaeffler & Bosch für Antriebsvielfalt
„Wir setzen auf Vielfalt im Antriebsstrang“, hat vor wenigen Tagen Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld erklärt. „Ob sich die E-Mobilität schneller oder langsamer durchsetzt, ist daher zweitrangig.“ Rosenfeld glaubt daran, dass sich Elektrofahrzeuge mittelfristig durchsetzen. Eine „Rolle rückwärts“ werde es in der EU-Regulierung nicht geben, es könne aber länger dauern. „Dass alle Fahrzeuge elektrifiziert sind, halte ich für die nächsten zwei Dekaden für unrealistisch. Am Ende entscheidet der Kunde, was er fahren will.“
Wenn man die gesamte Produktion von 90 Millionen Fahrzeugen weltweit sofort umstellen würde, bräuchte man etwa 16 Jahre, um die gesamte Flotte auszutauschen, hatte zuvor Bosch-Chef Stefan Hartung betont. In der Realität würden weiter Verbrenner produziert, die im Laufe der Zeit ersetzt werden müssten. „Es wird eher die doppelte Zeit brauchen, mindestens 30 bis 35 Jahre, um weltweit alle Autos zu elektrifizieren“, sagte Hartung. Ein Teil der Mobilität werde am Ende gar nicht elektrisch sein.
Grundsätzlich sei die Elektromobilität ein Wachstumsmarkt. „Nur, wie wir auch von Fahrzeugherstellern hören, wird der Hochlauf langsamer verlaufen als bisher angenommen“, so der Bosch-Chef. Für Fahrzeuge, die im Stadt- oder Umlandbetrieb betrieben werden, sei die E-Mobilität „aber eindeutig die richtige Wahl“.
Gerd Heinrich meint
Ich wollte es eigentlich nicht wahrhaben, und dachte Aurgumente werden und können überzeugen. Aber mittlerweile ist es klar, die Verbrenneranhänger verdrehen die Fakten absichtlich. Auch egal ob Wärmepumpe oder eAuto. Es ist wie vor 500 Jahren, wo die Führungspersönlichkeiten der Zeit glaubten wenn sie Galileo Galilei verbieten zu sagen, dass die Erde rund ist, bleibt das alte Weltbild erhalten.
Nein bleibt es nicht. Verbrenner werden abgelöst, weil die neue Antriebsart der alten überlegen ist, technologisch, ökonomisch und klimaschonender. Je länger die deutsche Automobilindustrie das hinauszögert um so tiefer wird der nationale Absturz.
alupo meint
Es war mir gar nicht bewußt, wie böse Mahle doch ist.
Gut, jetzt weiß ich es.
Schade um die Mitarbeiter. Aber in Deutschland herrscht bekanntlich Arbeitskräftemangel und so sollten die Auswirkungen doch begrenzt sein, zumal auch in 10 Jahren noch Ersatzteile für Verbrenner benötigt werden.
Aber jungen Menschen kann man nur abraten, sich dort zu bewerben. Wenn sie es trotzdem tun, naja, mein Mitleid hält sich nun in Grenzen für alles Unvermeidliche was auf Mahle zukommen wird.
one.second meint
Ach ja, und meine Lunge bleibt dann für immer eure Verfügungsmasse oder wie habt ihr euch das mit den E-Fuels vorgestellt?
LMdeB meint
Mahle MAs sollten streiken!!! Für einen zügigen Umstieg … Sonst ist deren „Zug abgefahren“! 😳
Jeff meint
So ein Clown. Wäre er ehrlich, würde der Mahle-Chef sagen: Wir haben die E-Mobilität komplett verpennt, jetzt sehen wir unsere Felle wegschwimmen. Der verteufelt E-Autos ja nur, um seine Schnarchbude noch länger am Leben zu halten. Im Übrigen finde ich es fahrlässig, solche Aussagen auch noch weiter zu verbreiten…
bs meint
Ich warte einfach darauf, dass größere Städte ein Verbrennerverbot einführen. Ich gehe davon aus, dass das mehr und mehr kommen wird. Kopenhagen hat schon angefangen, anderen werden folgen. Dann geht es relativ schnell mit den Verbrenner. Um die dann nach 2035 noch zugelassen werden dürfen ist mir relativ schnupper. So lange die nicht mehr meiner Stadt reinfahren dürfen bin ich schon 98% zufrieden.
Talles meint
Wo sollen denn die e-Fuels herkommen, wenn alle aktuell geplanten Pilotanlagen auf diesem Planeten nicht mals alleine den Bedarf der deutschen Chemieindustrie decken?
Wenn dann irgendwann unvermeidlich die Meldung: „Mahle meldet Insolvenz an“ in der Zeitung steht, bleibt mir nur ein müdes „told you so“ über. Echt toll für unseren Wirtschaftsstandort… nicht.
RR meint
Immer so schade wenn man die Versorgung des Bestandes (grundsätzlich gut) mit dem Bau NEUER Verbrenner kombiniert.
also „Wir müssen auch 2035 NEUE Verbrenner bauen, weil man den Bestand Co2 neutral kriegen muss“
Alternative Argumente aus Verbrenner Foren: je mehr Verbrenner, desto günstiger eFuel. Und mit zu wenig Verbrennern lohnen sich eFuels nicht mehr
Mäx meint
Fantastischer Ansatz!!
Ab sofort wird downsizing zurückgedreht.
Wir brauchen mehr V8 Sauger auf den Straßen, damit sich eFuels lohnen.
Draggy meint
Die guten alten 6,3l V8 mit einem Verbrauch von 20l und 75PS.
tutnichtszursache meint
Letztes Jahr hat Mahle so einen schönen Elektromotor vorgestellt und viele – mich eingeschlossen – haben das Unternehmen, das der Inbegriff des Verbrennungsmotors ist – gelobt, hat sich für das Produkt der Zukunft wohl kein Kunde gefunden und nun zurück zu den Wurzeln – traurig…
Sepp meint
Klar, weil es keinen Bedarf für den Mahle – Motor gibt. Ein paar 0,001% Wirkungsgradverbesserung kratzt keine Sau.
ShullBit meint
Mahle hat wie kein zweiter deutscher Zulieferer die Umstellung auf Elektromobilität verpennt. Die bauen halt Kolben, Kolbenringe, Pleuel, Ölpumpen, Ölfilter, Benzinfilter, … Das vollkommene Versagen von Arnd Franz und Co. müssen die Mahle-Mitarbeiter bereits mit dem Abbau von über 4.000 Arbeitsplätzen bezahlen.
1. Es sind noch über 10 Jahre, bis das de facto Verbrennerverbot greift. Bis dahin dürfen beliebig viele Verbrenner verkauft werden und bis dahin hat sich die Elektromobilität hinreichend entwickelt.
2. Es gibt absolut kein Szenario, in dem wir in den nächsten 10 Jahren ausreichend eFuels für den Straßenverkehr haben werden. Alles, was wir an Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen verfügbar haben werden, wird für Bereiche benötigt, in denen wir keine besseren technologischen Alternativen haben, wie z.B. der Luftfahrt und bestimmten Industrieanwendungen.
3. Es geht nicht nur um CO2 und Klimawandel. Mit eFuels sind Verbrenner zwar CO2-neutral, aber nicht lokal emissionsfrei. Wir wollen auch den krank machenden Dreck aus den Städten bekommen.
A124 meint
Absolut.Auf.Den.Punkt.
Zusatz: es gibt defacto kein Verbrennerverbot. Das ist FDP-Sprech und hat nichts mi der Realität zu tun.
Yoshi meint
Alle Medien, inklusive der Tag, verwenden diesen fdp-Sprech (Verbrennerverbot bzw Verbrenner- Aus).
Aus dem einfachen Grund, dass es die Realität ist, dass die Zulassung eines neuen Verbrenners nach 2035 zu halbwegs tragbaren Kosten nicht mehr möglich ist, bzw. der geforderte Treibstoff dafür nicht verfügbar sein wird.
Da könnt Ihr Euch noch so sehr an Begrifflichkeiten hochziehen und behaupten es wurde nichts verboten.
Fakt ist, zu mehr als der einfachsten Lösung ist die Politik nicht imstande und das ist nun Mal ein Platzes Verbot.
Yoshi meint
*taz
Mäx meint
Also jetzt mal im Ernst Yoshi.
Auf Dringen der FDP wurde ein tatsächliches Verbot verhindert.
Der jetzige Beschluss sieht vor, klimaneutrale Verbrenner zuzulassen.
Klimaneutral sind sie nur mit eFuels aus erneuerbaren Quellen betankt werden können.
Am Ende ist es doch genau das, was Mahle fordert.
Es gibt einfach keinen Beschluss, der die Technologieoffenheit einschränkt; BEV, PHEV, FCEV und ICE, alles erlaubt.
Die Industrie muss nur loslegen, wenn sie von eFuels überzeugt ist.
Gunnar meint
Wie oft denn noch?
ES GIBT KEIN VERBRENNERVERBOT!!!!!1111elf!!!
ShullBit meint
Naja de facto schon. Und das ist ja der Witz an der Sache: Mit der Forderung der Aufhebung des Verbrennerverbots, widerlegt sich Franz/Mahle selbst. Wenn seine Verbrenner so klimafreundlich wären, wie er tut, dann sind sie ab 2035 gar nicht vom Verbot betroffen, dann müsste er komplett fein sein mit der aktuellen Regelung und könnte ab 2035 weiter Verbrenner anbieten.
Sie müssen eine Aufhebung des Verbotes fordern, weil sie genau wissen, dass eFuels für den Straßenverkehr 2035 nicht verfügbar sein werden und auch neueste Verbrenner 2035 alles andere als klimaneutral sein werden.
Futureman meint
Wenn laut Mahle der Umstieg auf E-Mobilität nicht genügend CO2-Einsparungen bringt, dann müssten sie doch konsequenterweise für sofortige Fahrverbote sein. Denn nur so lässt sich sofort! CO2 einsparen. Habe eine entsprechende Aussage aber bisher noch von keinem Unternehmen, welches durch Technologieoffenheit schnell CO2 sparen will, gehört.
Jürgen W. meint
Frag nicht die Frösche, wenn du den Sumpf trocken legen willst. Wie erbärmlich für so ein Unternehmen mit E-Fuels und Wasserstoff im PKW-Bereich zu argumentieren. Da will ich gar keine Argumente dagegen setzen. Vor 10 Jahren hätte mich diese Meldung aufgeregt. Jetzt kann ich nur noch müde lächeln. Der Zug ist halt ohne Mahle abgefahren.
M. meint
Die Pferdezüchter, Hufschmiede und Kutschenhersteller fordern ein Ende des Verbotes von Pferdemist auf der Straße.
South meint
Eine Schande für die BRD, wenn man nur fünf Minuten nachdenkt. Das Verbrenner-Aus 2035 hat mit dem Bestand gar nichts zu tun. Und bis 2035 werden weder genug nachhaltige E Fuels noch H zur Verfügung stehen und wenn doch, dann müsste der Flugbetrieb, die Industrie, Schiffe etc. damit vorrangig beliefert werden und selbst dann, sollte erst der Auto Altbestand damit betrieben werden und ganz sicher nicht neu zugelassene Verbrenner….
Es wird immer einen Schlimmeren geben, auf den ich mit meinem Finger zeigen kann man kann (muss) parallel arbeiten. Warum sollten wir bei der Autoindustrie warten?
Wenn es stichhaltige Gründe wie z.B. Rohstoffengpässe geben würde, dann kann man über einen Aufschub von wenigen Jahren reden, aber hauptsache ich muss mich nicht verändern, ist einfach nur noch erbärmlich…
R meint
Exakt. Eine recht hilflose Argumentation von Mahle.
Im übrigen, neben Klima geht es auch um Luftqualität.
Unerträglich diese Abgase!
Nils P. meint
Auf dem Gebäude von Mahle steht: ‚We shape future mobility“. Hauptsache hippe Slogans und möglichst so weiter machen wie immer.
Elektrodensohn meint
Wirtschaftspolitik, sonst nichts.
Mäx meint
„„Wir müssen das von der EU beschlossene vollständige Verbot für Fahrzeuge mit Verbrenner aufheben“, sagte Arnd Franz in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). “
Also das ist ja einfach frech gelogen.
„Ziel müsse es sein, Verbrennungsmotoren nachhaltig, das heißt mit synthetischen Kraftstoffen („E-Fuels“) oder mit Wasserstoff, zu betreiben.“
Genau das ist doch der aktuell geltende Beschluss oder verstehe ich was falsch?!
libertador meint
Es ist wirklich traurig, wenn Unternehmen auf den populistischen Lügenzug aufspringen. Aber es erscheint ihm wohl opportun, auch wenn er damit auch das Ansehen der Europäischen Union oder seines eigenen Unternehmens beschädigt, je nach Empfänger.
Bei der Lösung für E-Fuels ist aber noch vieles unklar. Hier Klarheit zu fordern, wie das geregelt wird, wäre die quasi identische Forderung gewesen, nur ohne Lüge.
Tom meint
Chef des Kokain-Kartells fordert Ende des Rauschgiftverbots.
Draggy meint
Der fordert die Illegalität bei zu behalten, auf dem Schwarzmarkt ist er ja groß geworden, da kennt er sich aus da sind die Strukturen seines „Unternehmen“ drauf ausgerichtet. Legalität wäre eine Veränderung in der er sich neu behaupten muss, in der neue Mitspieler auftauchen, die mit flexibleren Strukturen sich auf das Neue leichter ausrichten können.
Vom Kartell über die Parteien bis zu den Größten Konzernen, es ist immer die Hierarchie, die dafür sorgt, dass Fortschritt stagniert.
Elektroheinz meint
Nichts gelernt. Rückwärtsgerichtet. Schade um Mahle.