Green NCAP hat die Umweltwirkungen von drei Elektroautos untersucht. Dabei wurden auch die zentralen Sorgen von Stromer-Fahrern adressiert: „Reichweitenangst“, Ladezeiten und der Energieverbrauch der Heizung bei kalten Temperaturen.
Über die üblichen Umweltbewertungspunkte hinaus zeigt Green NCAP, wie sich die E-Autos Dacia Spring, Hyundai Inster und VW ID.4 im realen Alltag schlagen – etwa bei Frost, auf der Autobahn oder beim Schnellladen. Zum Vergleich wurde auch ein klassisches Auto herangezogen: der Benziner Seat Ibiza. Die Ergebnisse zeigen deutliche Unterschiede im Fahralltag, vor allem bei Kälte.
Wie das Wetter die Reichweite beeinflusst
Für viele potenzielle E-Auto-Besitzer ist die eingeschränkte Reichweite bei Kälte die größte Sorge. Hier hier setzen die „Cold Winter Performance“-Tests von Green NCAP an, die bei -7 °C durchgeführt wurden.
Die Tests zeigten deutliche Unterschiede: Der Dacia Spring und der Hyundai Inster – beide kleine, erschwingliche Elektroautos – unterscheiden sich stark in der realen Reichweite. Mit seiner kleinen Batterie (27,6 kWh nutzbare Kapazität) und einem Gewicht von 979 Kilogramm eignet sich der Spring vor allem für kurze Strecken. Bei warmem Wetter liegt die Reichweite auf gemischten Strecken bei etwa 180 Kilometern, im Winter fällt sie auf 133 Kilometer, auf der Autobahn nur auf 119 Kilometer. Insgesamt wird die Reichweite des Spring als „schlecht“ bewertet.
Der Hyundai Inster verfügt über eine größere Batterie (49 kWh) und ein Gewicht von 1.412 Kilogramm, was ihm grundsätzlich eine größere Reichweite verschafft. Bei warmem Wetter liegt die Reichweite auf gemischten Strecken bei 322 Kilometern („ausreichend“), im Winter bei 219 Kilometern. Auf der Autobahn sinkt die Reichweite bei Kälte auf 199 Kilometer, was als „schwach“ eingestuft wird.
Der größere, schwere VW ID.4 Pure (52 kWh, 1.987 kg) bietet mehr Nutzbarkeit. Seine Reichweite auf gemischten Strecken beträgt bei warmem Wetter 304 Kilometer, im Winter 196 Kilometer und auf der Autobahn 193 Kilometer – ein deutlicher prozentualer Rückgang, aber weiterhin eine im Alltag praktische Reichweite. Insgesamt erreicht der ID.4 in Sachen Verbrauch und Reichweite „ausreichend“, während der Inster mit „gut“ bewertet wird.
Wie stark die Heizung die Reichweite beeinträchtigt
Das Heizen oder Kühlen des Innenraums gehört zu den energieintensivsten Aktivitäten bei Elektroautos, da sie nicht auf Abwärme eines Verbrennungsmotors zurückgreifen können. Besonders vorteilhaft ist es daher, das E-Auto vor dem Losfahren am Ladekabel vorzuheizen.
Der Dacia Spring nutzt einen einfachen PTC-Heizer (Keramikheizelement). Zwar wird die Kopfbereichstemperatur vorne und hinten auf 16 °C gebracht, doch die Fußräume erreichen die Zieltemperatur nicht. Zudem ist der Reichweitenvorteil durch das Vorheizen aufgrund der kleinen Batterie minimal.
Der Inster verfügt über PTC-Heizung plus Wärmepumpe und ermöglicht zusätzlich die Fernaktivierung von Sitz- und Lenkradheizung. So steigt der Komfort, ohne dass die Hauptbatterie stark belastet wird.
Der ID.4 überzeugt die Tester mit schneller Aufheizung des gesamten Innenraums. Das Vorheizen am Stromnetz steigert die Reichweite um bis zu 46 Kilometer auf gemischten Strecken und 79 Kilometer im Stadtverkehr – „ein deutlicher Vorteil bei kaltem Wetter“, unterstreicht Green NCAP.
Ladezeiten im Vergleich
Alle drei E-Autos erhalten bei der Schnellladefähigkeit ein „Ausreichend“. Diese Bewertung spiegele eine funktionale, aber nicht klassenführende Fähigkeit wider, die Reichweite schnell wiederherzustellen, heißt es.
Der Dacia Spring bietet eine maximale Gleichstromleistung (DC) von 34 kW und benötigt 40 Minuten, um seine Batterie von 10 Prozent auf 80 Prozent Kapazität zu füllen. Angesichts seiner kleinen Batterie sei die daraus resultierende Reichweitensteigerung pro Minute für das Fahren auf der Autobahn „schlecht“, was die Eignung für den Nahverkehr bestätige, so die Tester. Der Spring biete jedoch Vehicle-to-Load (V2L, bis zu 3,7 kW), was für ein so erschwingliches Auto eine überraschende Funktion sei und es den Nutzern ermöglicht, eine Reihe von Alltagsgeräten mit der Energie ihres Autos zu betreiben.
Der Hyundai Inster erreichte eine Spitzenladeleistung von circa 81 kW und lud bei den Untersuchungen von Green NCAP die Batterie in etwa 31 Minuten von 10 auf 80 Prozent auf – schneller als der Spring, obwohl die Batterie fast doppelt so groß ist. „Seine Reichweitensteigerung pro Minute macht ihn für alle Szenarien besser für lange Fahrten geeignet. Der Inster bietet außerdem die nützliche V2L-Funktion“, so die Tester.
Mit einer maximalen Ladeleistung von kurzzeitig bis zu 155 kW erreicht der VW ID.4 eine Ladung von 10 bis 80 Prozent in etwa 27 Minuten – vorausgesetzt, die Batterie wurde vorkonditioniert. „Diese schnellere Ladezeit bei einer größeren Batteriekapazität macht den ID.4 zu einem vielseitigen Familien-SUV, das sich gut für längere Fahrten eignet“, erklärt Green NCAP. Allerdings biete der ID.4 keine bidirektionale Ladefunktion wie V2L.
Zum Vergleich wurde der Seat Ibiza 1.0 MPI mit Benzinmotor getestet. Sein Kraftstoffverbrauch liegt bei 6,0 l/100 km (warm) beziehungsweise 6,4 l/100 km (kalt). Dank der Nutzung von Abwärme für die Kabine bleiben Verbrauch und Reichweite stabil – ein Vorteil gegenüber E-Autos bei Kälte.
Nachhaltigkeitsbewertung
Neben der Alltagstauglichkeit bewertet Green NCAP auch den Umweltfußabdruck über die gesamte Lebensdauer. Hier verbessern die Effizienz und die geringen Auswirkungen kleiner Elektrofahrzeuge auf die Produktion ihre Nachhaltigkeitsbewertung.
Der Dacia Spring erreichte mit einer Gesamtpunktzahl von 100 Prozent eine Fünf-Sterne-Nachhaltigkeitsbewertung. Dazu tragen vor allem sein geringes Gewicht und seine kleine Batterie bei, die zu CO2-Äquivalentemissionen von 90 g/km über den gesamten Lebenszyklus führen. Der Hyundai Inster folgte dicht dahinter mit einer Fünf-Sterne-Nachhaltigkeitsbewertung (96 %) und CO2-Äquivalentemissionen von 114 g/km. Der VW ID.4 Pure sicherte sich eine Nachhaltigkeitsbewertung von viereinhalb Sternen (84 %), aber sein höheres Gewicht spiegelt sich in höheren CO2-Äquivalentemissionen von 130 g/km über den gesamten Lebenszyklus wider.
Der Seat Ibiza verfehlte knapp einen vierten Stern. Seine Leistung zeigt laut Green NCAP, dass Verbrennerfahrzeuge zwar effizient sein können, aber aufgrund der CO2-Belastung durch den Betrieb mit fossilen Brennstoffen nicht mit Elektroautos mithalten können, die mit dem relativ umweltfreundlichen europäischen Durchschnittsstrommix aufgeladen werden.
„Die Tests von Green NCAP gehen weit über die offiziellen Zahlen hinaus und vermitteln den Verbrauchern ein realistisches Bild davon, wie der Alltag mit einem Fahrzeug aussehen würde“, so Aleksandar Damyanov, Technischer Leiter von Green NCAP. „Unsere Testergebnisse zeigen deutlich, dass die ‚Fahrerfahrung’ – insbesondere im Winter – bei Elektroautos sehr unterschiedlich ist. Der Dacia Spring ist zwar in Bezug auf die Umweltbilanz insgesamt eine spektakuläre Leistung, aber seine geringe Reichweite und langsame Aufladung schränken seine Eignung auf Fahrer ein, die nur lokale Fahrten unternehmen müssen. Der Hyundai Inster und der VW ID.4 bieten dagegen robustere, wenn auch nicht perfekte Lösungen für längere Fahrten und das Fahren bei kaltem Wetter.“
Die Hersteller müssten weiterhin Heizsysteme und Ladegeschwindigkeiten optimieren, um den Bedenken der Verbraucher vollständig Rechnung zu tragen und den Übergang zur Elektromobilität für alle nahtlos zu gestalten, sagt Damyanov.

hu.ms meint
„Diese schnellere Ladezeit bei einer größeren Batteriekapazität macht den ID.4 zu einem vielseitigen Familien-SUV, das sich gut für längere Fahrten eignet“,
Mit dem bewerteten 52kwh-akku sicher nicht ! Da brauchts schon den 77kwh.
Aztasu meint
Mit dem 52kWh aber ganz sicher wenn man sich die Konkurrenz in diesem speziellen Test anschaut
hu.ms meint
Ladezeiten sind nur vergleichbar bei angabe der ladezeit für die nächsten 250km.
Die die diese strecke garnicht schaffen sind nicht langstreckengeeignet und die ladezeit ist deshalb unwichtig.
jogi54 meint
selten so nen Quatsch gelesen.
Wer sich nen Dacia kauft, hat komplett anderen use-case und andere Absprüche als jemand, der nen ID4 kauft.
F. K. Fast meint
Der ID.4 wiegt wesentlich mehr als der Inster, verbraucht damit mehr und kommt im Winter nicht so weit, aber wird besser bewertet („ausreichend“ vs. „schwach“)?
Aztasu meint
noch mal richtig nachlesen
eBikerin meint
„nsgesamt erreicht der ID.4 in Sachen Verbrauch und Reichweite „ausreichend“, während der Inster mit „gut“ bewertet wird.“
Damit du nicht nochmal den Artikel lesen must.
Mungo Park meint
Stimmt, der Inster wird mit bewertet. Aber der Text ist so unglücklich formuliert, dass ich auch zunächst darauf reingefallen bin.
Irgendwie habe ich den Eindruck, der Verfasser tendiert mental eher zu ID4