Das Umweltbundesamt hat angesichts des erwarteten Durchbruchs von Elektroautos in den Massenmarkt kürzlich einen Ausbau der Kapazitäten für das Recycling gefordert – zahlenmäßig wie qualitativ. Beides adressiert im Bereich Batterie ein vom Umweltministerium Baden-Württemberg gefördertes Millionen-Forschungsprojekt.
Forscher der Hochschule Esslingen wollen die Antriebsbatterien von Elektroautos recyceln und das Material neuen Energiespeichern beimischen. Dazu planen sie eine industrienahe Demontagefabrik für Traktionsbatterien. Im Mittelpunkt der Forschung stehen die automatisierte Rückgewinnung von NMC-Recyclaten (Nickel, Mangan, Cobalt) und die Verwendung des wiederaufbereiteten Materials in neuen Produkten.
Konkret untersucht das Forschungsprojekt „DeMoBat“, wie sich Traktionsbatterien und Elektroantriebe robotergestützt demontieren und dadurch effizienter recyceln lassen. Das Fördervolumen beläuft sich auf insgesamt 13 Millionen Euro und verteilt sich auf vier Jahre. Das Projekt ist laut den Verantwortlichen deutschlandweit einmalig. Die Hochschule Esslingen erhält 600.000 Euro Direktförderung für die zeitnahe Errichtung einer Demontagefabrik. Für die technologische und wirtschaftliche Begleitung wird ein Kompetenzzentrum gegründet.
Die Wissenschaftler des Instituts für Nachhaltige Energietechnik und Mobilität an der Hochschule Esslingen sind Teil eines Konsortiums von 13 Projektpartnern aus Industrie, Wirtschaft und Wissenschaft. In dem Verbundprojekt untersuchen die Forscher in den nächsten drei Jahren zwei Aspekte: das Batteriezell-Recycling, insbesondere die Gewinnung von sogenannten NMC-Recyclaten. Diese Einzelteile wie Nickel, Mangan und Cobalt-Oxid sollen durch umweltschonende Verfahren industriell und automatisiert wiederverwertet werden können. Die Forscher widmen sich darüber hinaus dem Beimischen von Recyclat-Material bei der Herstellung von neuen Akkus.
„Wenn es uns mit dem Forschungsprojekt gelingt, durch unterschiedliche, umweltschonende Verfahren Einzelteile wie Kobalt, Nickel und Graphit industriell und automatisiert wiederzuverwerten, machen wir uns nicht nur unabhängiger von Rohstoffimporten, sondern können auch die Umweltbilanz von E-Fahrzeugen deutlich verbessern“, so Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Grundlagenforschung mit 13 Mio. in 4 Jahren scheint überschaubar. Wenn damit ein wichtiges Argument, das immer wieder gerne gegen die E-Mobilität angeführt wird, fundiert entkräftet wird, ist das sogar richtig gut investiertes Geld.
Und bitte nicht vergessen, die gewonnen Erkenntnisse auch wirtschaftlich zu verwerten. Oft genug wird in D. gute Grundlagenarbeit geleistet, den Profit machen dann aber andere.
Reiter meint
Ein schönes Ziel zukünftig das alte emissions- und lärmfreie Auto auf die Disassembly-line fahren/schieben und zu einem hohen Prozentsatz recyclen.
Allein die momentane Praxis: Nicht-Recycling des ausggestossenen CO2/NOx/CO/Platin/PM, Revitalisierung Nigerdelta, Westsibirische Ölkatastrophe, kanadische Ölsande…, Nicht-Reinigung der Lungen unschuldiger Passanten, Nicht-Reinigung der gräulichen Hausfassaden und Denkmäler durch Verursacher, Nicht-Verantwortung für Lärm aus Motor- und Getriebeaufheulen für Anwohner, unkontrollierter Export nach XY, Desinteresse bei allen Beteiligten (Hersteller, Ex-Halter, Staat)…macht skeptisch.
Jörg2 meint
Was „Forscher“ aktuell im E-Sektor so alles „forschen“…. PV auf den Sattelauflieger, Roboter furs Auseinandernehmen …..
Früher machte sowas die Entwicklungsabteilung des Herstellers/Anlagenbauers. Bei größeren Mittelständlern auch mal in Zusammenarbeit mit einer Fachhochschule. Alles schon nah am Produkt und am Markt.
Es scheint viele Fördertöpfe zu geben und die Uni’s werben ein, was auch immer geht und „forschen“. Für die Ergebnisse muss dann noch jemand gefunden werden, den es interessiert.
(Kopfschüttel)
Peter W meint
Mir ist das aber immer noch sympatischer als die Geldverschwendung für Wasserstoffautos die aus guten Gründen nie auf den Markt kommen.
Jörg2 meint
Da bin ich ganz bei Dir!
Peter meint
Das war schon immer so. Grundlagenforschung sowieso, aber praxisnahe Dinge. Wer hat z.B. mp3 erfunden? Wer hat Atomkraftwerke entwickelt? Wo kommt das Prinzip für Solarzellen her? Öffentliche Forschungsinstitute. Darüber hinaus hilft öffentliche Forschung auch, die Ergebnisse öffentlich zu halten, anstatt alles dem „freien Markt“ mit Lizenzzahlungen zu überlassen, die es am Ende für alle teurer machen, weil sie zu Spekulationsobjekten verkommen. Schonmal den Begriff „PatentTroll“ gehört? Gibt es in der Mobilbranche zuhauf und kostet den Endverbraucher Milliarden, weil es die Hersteller mit einpreisen müssen. Der Kunde zahlt es.
Jörg2 meint
Am PV-Dach für einen Sattelauflieger gibt es grundlagenmäßig nur mäßig was zu forschen.
Solche Lösungen baut sich jeder Wohnmobile-Selbstbauer ohne Handskizze aus kaufbaren Einzelteilen.
;-))
Peter meint
Darum geht es hier im Artikel aber nicht. Hier geht es um automatisiertes Batterierecycling. Mal abgesehen davon dass EinzelbastelLösungen und Serienreife (vielleicht sogar mot Normentwicklung) nicht immer deckungsgleich sein müssen. Aber ist halt off-Topic hier.
Peter W meint
Mit Sicherheit ein wichtiges Projekt. Die Menge an Rohstoffen in den Akkus wird das Recycling aber auf jeden Fall zu einem lohnenswerten Geschäft machen. Es dauert aber noch viele Jahre, bis verbrauchte Akkuzellen in ausreichender Zahl auf dem Markt sind.
Die Diskussion, die derzeit um das Recycling von E-Auto-Akkus geführt wird ist lächerlich, weil es hier einfach noch fast nichts zu recyceln gibt. Die Berge alter Handyakkus dagegen, die oft nach 2 bis 3 Jahren verbraucht sind, scheinen niemanden zu stören, die liegen zu Millionen in Wohzimmerschränken und Schreibtischschubladen..