Die Deutsche-Post-Tochter StreetScooter baut wegen fehlender wirtschaftlicher Perspektive in Zukunft keine Elektro-Transporter mehr, im Fokus steht stattdessen die Verwaltung des bisherigen Bestandes. Von den bereits produzierten Stromern müssen nun offenbar fast alle zurück in die Werkstätten.
StreetScooter ruft 12.140 Exemplare seines Kernproduktes, des Elektro-Lieferwagens Work sowie dessen größerer Variante Work L, zurück. Das habe ein Sprecher der Muttergesellschaft Deutsche Post DHL Group auf Anfrage bestätigt, berichtet das Branchenportal kfz-betrieb.de. Ein Großteil der Fahrzeuge – circa 10.000 – werde im eigenen Haus betrieben.
Der Grund für den Groß-Rückruf sind Probleme im Bereich des Niedrigvoltspannungsladegeräts und an der Isolation eines Kabelstrangs. „Beide Schwachstellen können potentiell zu einer Rauch- und Hitzeentwicklung und entsprechenden Schäden führen“, erklärte der Sprecher. Das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) nennt laut kfz-betrieb.de in einem Warnhinweis mögliche „Schmor- und Brandschäden“.
StreetScooter verkauft seine E-Transporter seit 2017 auch an Dritte. Externe Halter sollen ihr Fahrzeug in eine autorisierte Werkstatt zur Überprüfung bringen, heißt es. Was genau dort repariert oder angepasst werden muss, verriet das Unternehmen nicht. Betroffenen sind vom 1.1.2014 bis 12.7.2019 gebaute StreetScooter, der Großteil davon wurde in Deutschland ausgeliefert.
Berichte über Technik- und Qualitätsprobleme der StreetScooter gibt es schon länger. In den vergangenen Jahren fingen sogar Fahrzeuge Feuer und brannten ab. Zuletzt gab es im Januar 2020 einen Vorfall, bei dem auf dem Gelände der Hauptpost in Herne einer der E-Transporter abbrannte. Die Ursache von früheren Bränden war nach Angeben der Post eine fehlende Verschweißung im Bereich des Batteriemoduls.
Der aktuelle Rückruf ist eine weitere negative Schlagzeile für das einst als Vorzeigeprojekt der deutschen E-Mobilitäts-Branche gelobte Startup. Das im Umfeld der RWTH Aachen gegründete Unternehmen wurde 2014 von der Deutschen Post übernommen, da der Logistik-Riese für die Elektrifizierung seiner Flotte keine passenden Angebote etablierter Hersteller erhielt. Anfang 2020 teilte die Post dann allerdings mit, die StreetScooter-Produktion aus Kostengründen einzustellen. Zuvor waren Gespräche über Partnerschaften oder auch den Verkauf des E-Transporter-Bauers erfolglos verlaufen.
leotronik meint
Die Streetscooter werden nach der Schicht an das Ladegerät gehängt und bleiben solange dran bis sie wieder gebraucht werden. Wenn Wochenende und Feiertage aneinander grenzen bleibt der Akku mehrere Tage vollgeladen stehen. Das dürfte nicht gesund sein für die Akkus. Oder gibt es eine intelligente Ladung die gezielt volllädt kurz vor Fahrtbeginn? Manche PKW haben sowas. Bei den Dienst-EVs sehe ich ein Problem mit dem Dauerladen. Wer macht sich Sorgen um das Wohl des Akku wenn es Fremdeigentum ist?
Peter W meint
Und was hat das jetzt mit dem Bericht oben zu tun?
Klaus Schürmann meint
Wann ist denn „am Schluss“ endlich ? Wenn es die StreetScooter nicht gegeben hätte, wären dann VW und die übrigen Verbrennerhersteller jemals mit E-Autos in die PUSCHEN gekommen ? Ich frag ja nur mal …
Peter W meint
Wohl kaum. Die haben mal nen Tritt in den Allerwertesten gebraucht.
Aber das hat auch nichts mit dem Bericht oben zu tun.
Mike meint
Ich bin mir nicht so sicher, ob sich das nicht als Baerendienst fuer die e-Mobilitaet erweist. Wenn Menschen negative Erfahrungen gemacht haben (z.B. Postbote mit Streetscooter), dann verbreitet sich das signifikant effektiver als positive Erfahrungen. Das ist auch der Grund warum bspw. Globus so wohlwollend zu Kunden ist.
Swissli meint
Ausserhalb von Deutschland kennt kein Mensch Streetscooter. Somit ist es einfach eine lokale unbedeutende Episode der E-Mobilitäts Geschichte.
150kW meint
„Wenn es die StreetScooter nicht gegeben hätte, wären dann VW und die übrigen Verbrennerhersteller jemals mit E-Autos in die PUSCHEN gekommen ? “
Wo siehst du einen Einfluss der StreetScooter auf die E-Mobilitätspläne anderer Hersteller?
Vmtl. wären die E-Mobilitätspläne der Verbrennerhersteller ohne StreetScooter sogar etwas weiter, weil DHL dann die angebotenen Elektro-Varianten von Crafter, Caddy, Sprinter & Co bestellt hätte und diese dann auch für den freien Markt zur Verfügung gestanden hätten. Und die hätten sich wohl besser verkauft als der StreetScooter.
Franz Mueller meint
Wird nochmal richtig teuer für die Post. Ende mit Schrecken.
Streetscooter war ja schon immer ein Witz, Fahrzeugkosten zu Reichweite, keine funktionierende Heizung, billigste Anmutung. Qualitätsprobleme gab´s schon lange, jetzt also auch noch handfeste Sicherheitsprobleme.
Aber in den letzten Jahren gab es sehr viele Vorschussloorbeeren für Streetscooter von Presse und Politik. War anscheinend unberechtigt. Am Schluss kommen gute Fahrzeuge wie immer von VW und MB…
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Also MB hat mit seinem EQC auch schon eine maximale Rückrufaktion hinter sich; MBs relatives Glück war, dass sich das Auto schlecht verkauft hat ….
Und der E-Golf meines Nachbarn war auch schon über 4 Wochen in der Zentrale zur Behandlung, weil der lokale Händler das Problem mit der Batterie nicht in den Griff bekam.
Franz Mueller meint
Geht hier um Nutzfahrzeuge. Kennen noch keinen eCrafter oder eSprinter rückruf.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Was ich am Morgen nicht verkaufe, brauche ich am Abend nicht zurückzurufen.