Die VW-Tochter MOIA bietet nach einer Corona-bedingten Pause ab dem 21. August in Hannover wieder ihren Ridepooling-Service an. Anders als zuvor kommen dort künftig nur noch elektrische Shuttles zum Einsatz. Hannover wird damit laut dem Mobilitäts-Startup zur größten deutschen Stadt, in der emissionsfreies Ridepooling im gesamten Stadtgebiet verfügbar ist.
„Wir stellen unsere Flotte zu 100 Prozent auf Elektro um, zwei Jahre früher als geplant. Mit unseren MOIA-Fahrzeugen bieten wir den Hannoveranern ein Angebot, das sich in Hinblick auf Bequemlichkeit und Verfügbarkeit mit dem privaten Auto messen kann“, so MOIA-Manager Jens-Michael May. Zum Start des Betriebs werde MOIA zunächst bis zu 40 Fahrzeuge einsetzen und die Flottengröße flexibel an die Nachfrage anpassen.
Mit dem gold-gelben „MOIA +6“ teilen sich bis zu sechs Personen eine Fahrt. Im Inneren verfügt der Elektro-Transporter über ein Raumkonzept mit frei stehenden Sitzen, schnellem Internet und USB-Anschlussmöglichkeit. Das Fahrzeug wurde gemeinsam mit Volkswagen Nutzfahrzeuge und Volkswagen Osnabrück entwickelt. Mit einer Ladung können gemäß WLTP-Norm über 300 Kilometer zurückgelegt werden, die Batterie lässt sich innerhalb von etwa einer halben Stunde zu 80 Prozent füllen.
Wegen der aktuellen Pandemie gilt in den Fahrzeugen von MOIA eine Maskenpflicht für die Fahrgäste. Der Fahrgastbereich ist zudem durch Folie vom Fahrer getrennt und das Ridepooling wird auf fünf Einzelpersonen beschränkt.
Mit der Wiederaufnahme des Betriebs in Hannover kehren auch die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurück. Gleichzeitig wird ein neuer Betriebshof an der Vahrenwalder Straße eingeweiht. Das Gelände mit einer Fläche von 6500 Quadratmetern bietet laut MOIA Kapazität für rund 110 Fahrzeuge inklusive der notwendigen Ladeinfrastruktur. Rund um den Betriebshof seien zunächst rund 100 Fahrer sowie acht Mitarbeiter mit administrativen Tätigkeiten beschäftigt. In einem alten Wasserturm auf dem Gelände wurden Büro- und Sozialräume für die Mitarbeiter eingerichtet.
VW will mit MOIA den größten vollelektrischen Ridepooling-Service in Europa aufbauen. Bisher gibt es das Angebot in Hannover und Hamburg, die geplante Expansion nach Berlin war im letzten Jahr wegen einer nicht erteilten Genehmigung gescheitert.
Michael S. meint
Und täglich grüßt das Murmeltier. Immer wieder liest man diese unsinnigen Kommentare, dass es ja gar nicht wirtschaftlich sei. Zeigt mir doch bitte mal Unternehmen, die hohe Investitionen und Personalkosten haben und vom Start weg rentabel waren…
Es dauert eben, bis so ein Service ein entsprechendes Netz gespannt hat, bis sich Menschen daran gewöhnt haben, es als zuverlässigen Ersatz für den eigenen Wagen sehen und eine Umstellung des Verhaltens erfolgt.
Offensichtlich wird auch der Netzwerkeffekt nicht verstanden: Der Nutzen für die einzelnen Nutzer steigt mit der Gesamtnutzerzahl (da mehr Fahrzeuge eingesetzt werden können, mehr Menschen ähnliche Strecken zurücklegen und sich somit das Fahrzeug teilen, die Auslastung damit steigen kann und mit höherer Auslastung die auf den einzelnen Nutzer umzulegenden Kilometerkosten sinken…)
Von der gesetzlichen Lage, die mehrere Jahrzehnte alt ist und nichts mehr mit der aktuellen Realität zu tun hat, wollen wir gar nicht erst reden.
Ich möchte es auch nochmal betonen: Es geht hier nicht darum, den Taxifahrern die Jobs weg zu nehmen. Es geht den Unternehmen darum, die privaten Fahrten mit dem Auto zu ersetzen. Denn da ist das eigentliche Potential, Geld zu verdienen. Jeder weiß, dass ein PKW 30ct/km und mehr kostet. Und das will man abschöpfen. Kann dann auch für den Nutzer unterm Strich billiger werden. Also Win-Win.
MichaelEV meint
Sehr guter Kommentar.
VW ist dabei nicht auch noch dieses Geschäftsfeld kampflos amerikanischen Unternehmen zu überlassen. Hoffentlich gibt es neben dem CEO bei VW noch mehr Menschen die visionär genug sind um ein Projekt nicht wegen einer fehlenden Wirtschaftlichkeit in der Entwicklungs- und Testphase fallen zu lassen. Mit dieser Einstellung wäre kein großes Unternehmen überhaupt erst entstanden.
Peter W meint
Diese Flotten könnten aber trotz der derzeit noch defizitären Situation ein Teil des ÖPNV werden. Die großen Busse sind ja nur in Stoßzeiten voll. In einigen Jahren können die Fzge bzw deren Nachfolger autonom und ohne Fahrer die Ziele erreichen. Das ist eventuell auch das Ziel von VW. Wer dann schon eine Flotte aufgebaut hat kann Gewinne erzielen und hat den Markt schon ausgekundschaftet.
simon meint
Für mich ein Taxi Ersatz, bitte auch am Land. Die Taxi Fahrer nehmen einem ja schamlos aus.
Ecoment meint
Ist nicht rentabel und soll deshalb nicht ausgebaut werden.
MichaelEV meint
Quelle? Oder einfach mal ausgedacht?
hu.mus meint
Fragen Sie Mitarbeiter von oder Herrn Sedran von VWN Hannover.
Diese Informationen zur Bezuschussung dieses defizitären Projektes sind Interna und somit kaum öffentlich zugänglich, außer jemand traut sich Whistleblower zu sein.
Im Übrigen sind es die Personalkosten (Fahrer, Wartung, Pflege der Fahrzeuge), die es unrentabel machen. Hier wird Marketing (Präsenz, PR) für den Konzern finanziert und zugleich Arbeit für Fahrer etc. (m/w/d) geschaffen.
Jedoch, was bringt es das zu wissen?
hu.mus meint
Ergänzung. Dass Herr Sedran seinen Aufgabenbereich „verändert“ hat, bzw. davon überzeugt wurde ihn zu verändern, ist bekannt?! Seine Opel-Historie lässt grüßen.
MichaelEV meint
Ersteinmal ist es eine Investition in die Zukunft. Bei autonomen Fahren kann VW ohne den Hauptteil der Personalkosten wegfallendes Geschäft kompensieren und ist mit den Testballons Hannover und vor allem Hamburg exzellent positioniert und vorbereitet.
Gelten ihre Aussagen nur für Hannover oder auch für Hamburg? Gibt es Indikatoren, dass sich das Geschäft nicht profitabel gestalten lässt?
Ich vermute die Aussage von Ecoment ist nur plakativ und ohne Background. Da wird man solche Aussagen mal hinterfragen dürfen.
Jörg2 meint
In Berlin scheinen solche Projekte nicht wirtschaftlich betreibbar.
Was ist in Hannover anders? Die Betriebskosten / Umsätze können es wohl eher nicht sein.
Ich vermute, VW steckt hier monatlich Geld rein.
hu.mus meint
Die Vermutung, dass es sich um ein finanziell unterstützes Projekt handelt ist richtig. Quelle darf nicht genannt werden, da bei VWN Hannover tätig. (das wäre dann ja schon ein Whistleblower m/w/d). Die die es nutzen sind von Dumpingpreisen/Aktionen begeistert, die die ihr Geld mit Taxifahren verdienen (müssen) eher nicht.
ExExperte meint
Gibt es überhaupt irgend ein „Projekt“ in Berlin welches sich wirtschaftlich rechnet und nicht bezuschusst werden muss?
Mir fällt da spontan keines ein.
Herbs meint
Im Geschäftsbericht 2019 von VW steht „Unser Mobilitätsunternehmen MOIA soll sich zu einem skalierbaren, profitablen Geschäftsmodell entwickeln.“.
Klingt so, als wären sie aktuell nicht profitabel. Das ist bei UBER und LYFT ja aber auch nicht gegeben, und die sind trotzdem ziemlich en vogue.
Bin aber mal gespannt, wo die Reise mit dem Ride-Sharing hingeht, ob tatsächlich mal was draus wird, oder ob es wie Car-Sharing über Dekaden gehyped wird und trotzdem eine Nische bleibt…