Der Aachener E-Transporter-Hersteller StreetScooter baut in Zukunft keine neuen Fahrzeuge mehr. Als Grund dafür hat der Mutterkonzern Deutsche Post das ungünstige Marktumfeld und eine fehlende wirtschaftliche Perspektive genannt. Ein Abgeordneter der Grünen schlägt nun vor, dass Tesla StreetScooter übernimmt – angefragt hat er bei dem US-Elektroautobauer schon.
StreetScooter galt lange als Erfolgsmodell und wurde mitunter als das deutsche Tesla für Nutzfahrzeuge bezeichnet. Das Startup entstand 2010 im Umfeld der RWTH Aachen, 2014 übernahm dann die Deutsche Post den Betrieb. Der Logistikkonzern wollte mit der neuen Tochter seine Flotte elektrifizieren, flankierend wurden auch andere Unternehmen mit Batterie-Transportern beliefert. Anfang des Jahres gab die Post dann aber überraschend bekannt, die Produktion von StreetScooter abzuwickeln und die Firma zum reinen Betreiber der Bestandsflotte umzubauen. E-Transporter will man künftig von anderen Herstellern beziehen.
Der Grünen-Politiker Oliver Krischer glaubt weiter an das Potenzial von StreetScooter: Er hat laut Medienberichten Tesla-Chef Elon Musk einen Brief geschrieben, in dem er ihn auffordert, den Aachener E-Transporter-Hersteller zu kaufen und die Produktion fortzuführen. Er wirbt damit, dass StreetScooter innovativ sei und in Deutschland in kurzer Zeit mehr als 15.000 Fahrzeuge verkauft habe. Der aktuelle Besitzer wolle das Unternehmen nun aber loswerden.
Die Post sucht bereits länger nach einer neuen Heimat für StreetScooter, alternativ einen Partner. Vorstandschef Frank Appel hat wiederholt betont, dass der Konzern kein Fahrzeughersteller sein will. Da er sich nicht mit Interessenten einigen konnte, beschloss er in diesem Jahr das Aus der StreetScooter-Produktion. Zuletzt hieß es zwar, dass noch etwas länger bis 2021 E-Lieferwagen produziert werden – das liege jedoch nur an erst dann auslaufenden Verträgen für Teile.
Krischer schrieb Musk, er sei sicher, dass sich StreetScooter als Teil von Tesla hervorragend entwickeln würde. Es gebe wenig Konkurrenz, der Bedarf an Elektro-Transportern sei aber vor allem in Metropolen enorm. Mittlerweile treiben allerdings auch die etablierten Hersteller Lieferwagen mit E-Antrieb voran, es drängen zudem kapitalkräftige Startups auf den Markt. Auch Tesla kann sich einen Transporter vorstellen, Musk brachte hier 2018 sogar eine Kooperation mit Mercedes-Benz ins Spiel. Wie die aktuellen Pläne der Kalifornier in diesem Segment aussehen, ist nicht bekannt.
Jörg Braakmann meint
Das ist ein typischer Politiker-Vorschlag von Personen, die von wirtschaftlichen Notwendigkeiten wirklich überhaupt nichts verstehen; von der Technik mal ganz abgesehen
Nostradamus meint
Richtig! Und traurig. Deutschland ist ein Hightech-Land das eine Hightech-Regierung dringend braucht. Aktuelle altmodische Regierungsart, die auf einem „erlichen und unschuldigen“ Amateurismus beruht, führt uns in eine tiefe demokratische und wirschaftliche Kriese.
hu.ms meint
Tesla ist rein operativ – also ohne die co2-ausgleichszahlungen von FCA – immer noch defizitär. Wäre völlig unsinnig sich noch ein weiteres problem ans bein zu binden.
Nostradamus meint
Ja Michael S., du täuscht dich. Wenn alle Pakete nur auf dem Boden liegen könnten, dann deine Stellungnahme würde stimmen. Aber – wie kann man der gesamten Ladevolumen ausnützen, ohne dabei die Pakete aufeinander zu stapeln? Gerade dieselbe Vorstellung hat damals Prof. Günter Schuh, „Créateur l’Automobil“, gehabt und mit diesem falschen Konzept hat er der StreetScooter in diese Lage gebracht. Und das ist nicht die einzigen Fehler. Die richtige Verteilerfahrzeuge haben in Innenraum seitlich befestigten Regale wo man alle Pakete richtig einsortieren kann, mit dem leichten Zugang zu jeden von diesen. Also, StreetScooter braucht nur ein gesundes Fahrzeugkonzept, alles anderes ist schon da: Produktionsanlage, organisierte Logistik, Personal, etc. Unzählige Startups scheitern gerade in diesem Bereich, wo StreetScooter schon längs alles hat! Das traurigsten dabei ist, dass das alles an dem gefährlichsten deutschen Konkurrent zu verschenken und dass eine solche blöde Idee aus deutscher Politik kommt?!?!?!
McGybrush meint
Das Auto ist was die Ladefläche angeht sehr Arbeiter unfreundlich. UPS und Amazon haben das Auto richtig zuende konzipiert. Man kann Ihn ebenerdig begehen. Einfach Rückenschonender.
Elon wird drüber schmunzeln und abwinken.
Michael S. meint
Hmm, wenn ich das Fahrzeug nicht begehen muss und auch nicht Pakete von unten hoch heben muss sondern diese nur horizontal aus dem Fahrzeug ziehe, ist das doch weitaus rückenschonender und schneller zu machen, oder täusche ich mich?
DerMond meint
„und schneller zu machen“ Das begehbare Fahrzeug benötigt fürs Ausladen keine Lücke neben dem Fahrzeug, das andere Konzept praktisch die ganze Ladelächenlänge. Das ist einfach nur ein Fahrgestell mit Koffer drauf, das andere ein auf Kurzstreckenlieferungen optimiertes Zustellfahrzeug.
Andreas meint
Was Oliver Krischner hier vorschlägt, ist klassischer Erhalt von bestehenden Arbeitsplätzen und der Ansatz von ein bischen BEV-Lobbyarbeit. Wieso wird hier in den Kommentaren darüber gewitzelt?
Es geht doch letztlich darum, dass Flotten wie die der Post zu BEVs gewandelt werden. Und wenn es dort StreetScooter sind, dann ist es halt so. Die Reichweite war nie gut, aber sowas kann man ändern.
Für Tesla wäre die Übernahme recht klever, da sie damit sofort und fast für umsonst ein weiteres Standbein in Deutschland haben.
Natürlich ist es Blödsinn, StreetScooter als „deutsches Tesla“ zu bezeichnen. Nicht umsonst wird im Artikel der Verursacher nicht genannt.
Das das Postmanagement bei diese Sache versagt hat, war mit Ansage. Mir sind keine Postprojekte bekannt, die erfolgreich waren.
LMausB meint
:-)) Best joke. Fasching/Faslam/Karneval? Makes my day! :-))
Jensen meint
Streetscooter könnte leider wie Blei im Regal liegen bleiben, denn das Gesamtpaket dürfte bei keinem Marktteilnehmer „muß ich um jeden Preis haben“-Gefühle auslösen.
Über den Preis findet sich vielleicht jemand, der an Teilen (Gebäude, Maschinen etc.) Interesse haben könnte. Ich hatte einige Gelegenheiten mit dem Streetscooter zu fahren. Abgesehen davon, dass ich bei einem „kleinen Nutzfahrzeug“ keinen übertriebenen Komfort erwarte, war doch der Gesamteindruck, auch technisch, immer irgendwie roh und nackt. Und das zu einem eher Premium-Preis. Pfiffige Firmen aus der Veranstaltungs- und Vermarktungsbranche haben das Fahrzeug in der Zwischenzeit gerne als großflächigen Werbeträger genutzt, weil 99,- Euro/Monat Leasing ein unschlagbares Angebot waren.
Europolitan meint
Wieso nicht an ein europäisches Unternehmen überlassen und weiterentwickeln statt alles an China oder USA verscherbeln?
Selber fehlt mir noch ein paar Groschen bis zur Übernahme.
Andreas meint
Weil die Europäischen Hersteller zu lethargisch sind und genug eigene Probleme mit dem Hinterherlaufen im BEV-Bereich haben?
Eugen P. meint
Weltfremde Vorstellung, Tesla (und jeder andere Hersteller) könnte einen eigenen E-Transporter bauen, wozu da Streetscooter kaufen, die Fahrzeuge haben auch keinen guten Ruf, damit ist auch die Marke nichts wert.
Andreas meint
Könnten sie, aber dies würde auch Geld und dazu noch Zeit brauchen. Hier gibt es schon einen Markt und ein (zugegeben nicht dolles) Produkt. Geht um „Time2Market“
Eugen P. meint
Es gibt keinen relevanten Markt für ein minderwertiges und überteuertes Produkt. Einen kleinen Lieferwagen z.B. auf MEB Basis zu bauen wäre in der Massenproduktion sicher günstiger, als den verkorksten Streetscooter im Nachhinein zu ertüchtigen. Ich denke die meisten Handwerker sind nicht so ideologisch eingestellt, dass sie um jeden Preis elektrisch unterwegs sein wollen.
Was ist eigentlich mit dem Nissan e-NV200, damit wäre ja schon eine Alternative am Markt.
Weghammer meint
Streetscooter ist ein Klotz am Bein.
Elon wird mit Elon sowieso irgendwann kleine LKWs bauen.Dafür braucht keine Klitsche namens Streetscooter.
Nostradamus meint
Richtig!