Audi-Chef Markus Duesmann hat in einem Podcast-Interview mit dem Handelsblatt über seine Pläne für die Marke im Bereich Elektromobilität gesprochen. Er sieht vor allem bei der Ladeinfrastruktur noch Herausforderungen, das Unternehmen habe sich dem Wandel hin zu Elektroautos aber fest verschrieben.
Wenn alle Autos elektrisch sein sollen, dann brauche es in 15 Jahren spätestens an jedem Parkplatz eine Lademöglichkeit – da sei man aber „noch weit von weg“, so Duesmann. Das Elektroauto-Laden sei zwar heute noch nicht so komfortabel wie das Tanken von Benzinern, es hänge aber von der individuell zu Hause und am Arbeitsplatz verfügbaren Infrastruktur ab. Da müsse „jeder schaun, wie es für ihn passt“. Für die Zukunft gelte: Wenn Politik und Wirtschaft sich gemeinsam stark anstrengen, könne der Aufbau von Ladeinfrastruktur mit dem Fortschritt beim Verkauf von Elektroautos Schritt halten.
Darauf angesprochen, ob Audi nicht wie E-Auto-Branchenprimus Tesla ein eigenes Ladenetz aufbauen könnte, verwies Duesmann auf den von Volkswagen mitgegründeten europäischen Schnellladesäulen-Betreiber Ionity. Darüber hinaus prüfe das Unternehmen, ob es Bedarf an einer „Premium-Ladeinfrastruktur“ gibt. Wie hoch die Investitionen in ein eigenes Ladenetz ausfallen würden und wie ein solches Angebot konkret aussehen würde, könne Duesmann noch nicht sagen. Die Diskussionen dazu befänden sich in einem frühen Stadium.
Berichten zufolge bereitet der Audi-Boss einen konkreten Zeitplan für den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor vor. Im Gespräch mit dem Handelsblatt wollte er sich nicht auf ein Datum festlegen, sagte aber: „Ich schätze mal, es wird irgendwann in den späten 30er-Jahren sein.“ Bis in die 2030er-Jahre hinein wolle man die Kernmodelle noch mit herkömmlichem Antrieb verkaufen, man sehe jedoch auch batterieelektrische Versionen in den wichtigen Klassen vor.
Duesmann betonte, dass die Kunden heute noch die Verbrenner-Fahrzeuge der Marke mögen und diese einen Anteil von 95 Prozent hätten. Er gehe aber davon aus, dass das mit der Zeit deutlich weniger wird. Für Mitte des Jahrzehnts erwartet der Audi-Chef in Europa in Abhängigkeit vom Käuferverhalten und staatlicher Förderung einen Anteil von reinen Stromern am Audi-Absatz von 30 bis 40 Prozent. Ende des Jahrzehnts könnten es dann schon 50 Prozent sein.
„Das Thema schreitet jetzt massiv voran, der Umbau läuft sehr schnell“, sagte Duesmann. Er hoffe, dass die Kunden sowie die Ladeinfrastruktur mitziehen und die Politik die E-Mobilität weiter mit Förderungen forciert. Audi für seinen Teil sei dem Thema voll und ganz zugewandt – insbesondere, weil batterieelektrische Fahrzeuge „die im Moment technisch verfügbare Antwort“ für CO2-neutralen Individualverkehr seien.
Hybridfahrzeuge sieht Duesmann nur als Brückentechnologie. Die angebotenen teilelektrischen Modelle seien die komplexesten der Marke, der Kundennutzen aufgrund der eingeschränkten Elektro-Reichweite und der mangelhaften Ladeinfrastruktur begrenzt. Viele würden diese Fahrzeuge hauptsächlich im Verbrenner-Modus bewegen.
Audi investiere enorme Summen in batterieelektrische Fahrzeuge, bis 2025 seien es 15 Milliarden Euro, unterstrich Duesmann abschließend. Da das Unternehmen gar nicht so groß sei, stelle dies einen „Riesen-Kraftakt“ dar. „Aber wir kriegen das hin.“ Als nächstes Elektroauto steht bei Audi in diesem Jahr der Gran Turismo e-tron GT an, ebenfalls noch 2021 soll der elektrische Mittelklassewagen Q4 e-tron als SUV sowie später als SUV-Coupé folgen – und anschließend weitere.
Ludwig Kastor meint
Problematisch ist, dass Audi seine Hausaufgaben nicht macht und in Ingolstadt die Ladeinfrastruktur ungenügend bei den Mitarbeiterparkplätzen sind.
Es wird sogar eine “Ansteckgebühr“ von 99Cent verlangt plus Stromgebühren.
Wenn Sie tatsächlich Interesse hätten gäbe es den Strom zum normalen Preis und fertig.
Mit der aktuellen Preispolitik wollen sie zwar Plugin Autos an die Mitarbeiter vergeben, sie sollen aber nicht laden oder zumindest woanders…
PharmaJoe meint
Mitte des Jahrzehnts 30-40% halte ich für zu tief geschätzt. Es sei denn, Audi bietet bis dahin nur wenige Modelle und keine Mengen.
Der Gesamtmarkt wird sich schneller wandeln, wenn man sich die Neuzulassungen Ende 2020 ansieht.
Wir brauchen zwei (drei) Dinge:
1. mehr Ladepunkte
2. kürzere Lieferzeiten
(3. noch preiswertere Kleinwagen)
hu.ms meint
„2022 soll der elektrische Mittelklassewagen Q4 e-tron als SUV sowie SUV-Coupé folgen“
Q4 e-tron kommt nach meinen infos kommenden mai. Bitte prüfen.
ecomento.de meint
Der Q4 e-tron ist tatsächlich schon für 2021 vorgesehen – aktualisiert!
VG | ecomento.de
AndreasK meint
Sehr gut das es Münsterländer verstanden hat wie die Zukunft aussehen wird!
Andreas_Nün meint
Herrlich, es folgen nur mehr tolle Jahre für die Batterieautos!
Stocki meint
„Hybridfahrzeuge sieht Dusmann nur als Brückentechnologie“
Ich hoffe, daß sich diese Erkenntnis auch in der Politik durchsetzt und die Förderung für PHEV gestrichen wird. Es setzt nur die falschen Anreize und das Geld fehlt dann der „echten“ Elektromobilität.
150kW meint
Wen gab es denn der das nicht für eine Brückentechnologie gehalten hat?
Ebi meint
Bitte nochmal den Beitrag von Stocki lesen: Es geht darum, dass die Politik schnellstens die PHEV Förderung kappt.
150kW meint
Er hat davon gesprochen das sich die Erkenntnis (Brückentechnologie) in der Politik durchsetzt. Was ja nur bedeuten kann das er meint das die Politik PHEV nicht für eine Brückentechnologie hält.
Flo meint
Die Förderung der PHEV ist knallharte Industriepolitik um den Verbrennertod hinauszuzögern bzw. zu verlangsamen.
150kW meint
Da es die Förderung von PHEVs auch in Ländern ohne Autoindustrie gibt und gab, könnte es vielleicht auch einfach nur eine sinnvolle Sache gewesen sein die E-Mobilität anzuschieben.
Wessi meint
könnte es vielleicht ist so gut wie ich würde mir wünschen, dass
oder wie Herr L. Matthäus so treffend formuliert:
wäre wäre … Fahrradkette (6.11.2017 bei youtube)
somit: ich würde mir wünschen, dass die Politik das Rückgrat gehabt hätte, diesen Fehler (es wird nicht richtiger, weil andere denselben /den gleichen je nach Perspektive) nicht nachzumachen.
es war uns ist imho ein weiteres Steuergeschenk, dass der Umwelt NULL hilft dafür mal wieder Herstellern und Firmenkunden. Eine ADAC Studie zum schöngerechneten „Fake-Verbrauch“ sollte als eine Quelle genügen.
Und für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Politik sorgsamer mit Steuergeschenken umgeht.
Ebi meint
+1 Da haben unsere Lobbyisten ganze Arbeit geleistet.
FJ meint
@Flo: So sehe ich das auch. Nur die Hersteller haben es noch nicht kapiert, das die PHEV auch die öffendliche Ladestationen für ihre BEV verstopfen. Die Förderung für PHEV ist in GB schon abgeschaft.
150kW meint
„es war uns ist imho ein weiteres Steuergeschenk, dass der Umwelt NULL hilft dafür mal wieder Herstellern und Firmenkunden. Eine ADAC Studie zum schöngerechneten „Fake-Verbrauch“ sollte als eine Quelle genügen.“
Das in der Realität der Verbrauch nicht dem kombinierten Messzyklusverbrauch entspricht, ist absolut klar. Fake wird es deshalb aber noch lange nicht.
„Nur die Hersteller haben es noch nicht kapiert, das die PHEV auch die öffendliche Ladestationen für ihre BEV verstopfen“
Der Sinn der PHEVs ist es (auch) elektrisch zu fahren. Ein PHEV an einer Ladestation ist also der OPTIMALE GEWÜNSCHTE Zustand!
„Die Förderung für PHEV ist in GB schon abgeschaft.“
Die Förderung wird auch für BEV abgeschafft werden. Wird aber deshalb auch kein Fehler gewesen sein ;)