Kürzlich berichteten wir von einer Studie, die besagt, dass die Wartungs- und Reparaturkosten für Elektroautos um rund 35 Prozent niedriger ausfallen, als bei vergleichbaren Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Doch ein Elektroauto braucht auch Strom, um vorwärts zu kommen, es muss versichert werden und es ist in der Anschaffung meist weitaus teurer, als ein vergleichbarer Benziner oder Diesel.
Lohnen sich Elektroautos also nicht nur ökologisch, sondern auch finanziell? Kann man als durchschnittlicher Autofahrer die Mehrkosten bei der Anschaffung wieder ‚reinfahren‘? Und gibt es auch in Deutschland – außer der Steuerbefreiung für Elektrofahrzeuge – finanzielle Kaufanreize in Form von Prämien, wie sie in den USA und vielen europäischen Ländern gang und gäbe sind?
Vergleich Elektroauto vs. Benziner
Als Beispiel sollen zwei in ihren Sparten überaus beliebte Fahrzeuge herangezogen werden: Das Elektroauto Nissan LEAF und der Benziner VW Polo 1.2 TSI. Beide sind ähnlich groß und verfügen über ähnliche Fahrleistungen. Doch nicht nur der Antrieb unterscheidet die beiden Kleinwagen, sondern auch der Anschaffungspreis. Ein neuer Nissan LEAF, der schon in der Basisversion umfangreich ausgestattet ist, kostet mit 33.990 Euro um etwa 12.000 Euro mehr, als ein fabrikneuer VW Polo mit gleichwertiger Ausstattung.
Doch Elektroautos sind in Deutschland steuerbefreit unterwegs. Also auch günstiger, möchte man meinen. Leider wird der Steuervorteil von jährlich knapp 80 Euro von der Versicherung geschluckt. Denn der Nissan LEAF ist bei Haftpflicht-, Teil- und Vollkaskoversicherung etwas höher eingestuft als der Polo. Somit ist das Elektroauto gegenüber dem Benziner hier nicht im Vorteil. Dafür aber bei den Verbrauchskosten.
Stromkosten vs. Benzinkosten
Elektroautos haben weitaus weniger Verbrauchskosten als Benziner. Der Nissan LEAF verbraucht im Durchschnitt etwa 18 bis 20 kWh Strom auf 100 km. Das macht bei den gängigen Stromkosten maximal 5 Euro aus, womit der LEAF nur halb so teuer unterwegs ist, wie der Polo. Der Benziner schluckt nämlich fast sieben Liter auf die gleiche Strecke, was den Geldbeutel bei den momentanen Treibstoffkosten um etwas mehr als zehn Euro schmälert.
Rechnet man mit einer Fahrleistung von 15.000 Kilometern im Jahr, so beträgt die Kraftstoffersparnis des Elektroautos gegenüber dem klassischen Verbrenner etwa 750 Euro im Jahr. Auch bei den Wartungs- und Reparaturkosten hat das Elektroauto die Nase vorn. Da Ölwechsel sowie störanfällige Teile wie Auspuffanlage und Kupplung entfallen, spart der Besitzer eines Elektroautos hier etwa 35 Prozent.
Sparpotential erst nach zehn Jahren
Summa summarum lassen sich mit einem Elektroauto wie dem LEAF jedoch kaum mehr als 1000 Euro pro Jahr einsparen, wenn man von einer jährlichen Laufleistung von 15.000 Kilometern ausgeht. Damit würde sich der kleine elektrische Nissan im Vergleich zum VW Polo dann auch erst nach 12 Jahren bzw. 180.000 Kilometern rechnen.
Kaufprämien für Elektroautos
Doch es gibt ja auch noch Kaufprämien für Elektroautos. Heidelberg z.B. sponsert Elektroautos mit einer Prämie von 1000 Euro, viele andere Kommunen haben ähnliche Modelle und steuern 500 bis 1500 Euro zum Kauf eines E-Autos bei. Diese Beträge wirken leider angesichts des hohen Preisunterschieds wie ein Tropfen auf den heißen Stein.
Und eine bundesweite staatliche Förderung für den Kauf von Elektroautos gibt es bisher noch nicht. In den USA, Kanada, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Norwegen hingegen liegen die Kaufprämien seitens des Staates zwischen 5000 und 7500 Euro, womit sich in diesen Ländern Elektromobilität für den Endkunden finanziell weitaus schneller lohnt, als in Deutschland. In Dänemark und Japan können sich Käufer von Elektroautos sogar über Prämien zwischen maximal 17.000 bzw. 30.000 Euro freuen.
Fazit
Das Hauptproblem in Deutschland sind also die viel höheren Anschaffungskosten von Elektroautos bzw. die fehlende staatliche Förderung. Die Förderstrategie der Bundesregierung wird oft kritisiert, da Endkunden kaum Anreize erhalten, auf ein Elektroauto umzusteigen. Trotzdem hält Berlin an dem Ziel fest, bis 2020 mehr als eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen. Ende 2012 waren es jedoch noch nicht einmal 5000.
Zuversichtlich stimmt der Ausblick auf kommende Modelle. Denn diese scheinen Elektromobilität um einiges erschwinglicher zu machen. Der VW e-up! ist zwar etwas kleiner als der Polo, soll aber nur zwischen 20.000 und 24.000 Euro kosten. Auch der Renault Zoe soll zu einem Preis unter 22.000 Euro erhältlich sein. Allerdings muss beim Franzosen eine monatliche Batteriemiete von knapp 80 Euro eingerechnet werden. Eines der derzeit günstigsten Elektroautos ist der smart fortwo electric drive, er kostet, wenn man ihn mitsamt der Batterie (statt monatlicher Miete) erwirbt, knapp 24.000 Euro.
Ausblick
Solange Elektroautos nicht maximal 5000 Euro teurer sind, als vergleichbare Verbrenner, werden sie es weiter schwer haben, die Gunst kühl rechnender Käufer zu gewinnen. Was jedoch E-Autos in die Karten spielt, sind die steigenden Benzinpreise. Experten erwarten in den nächsten Jahren einen Anstieg auf über zwei Euro pro Liter. Je höher die Preise steigen, desto attraktiver werden Elektroautos werden.
Viele Kritiker und einige Vertreter der Autoindustrie sehen den Staat in der Pflicht, durch Prämien zusätzliche Kaufanreize zu schaffen, damit sich Elektromobilität hierzulande etablieren kann. Vielleicht wartet die Bundesregierung auf eine größere Auswahl deutscher E-Autos, um ein System ähnlich wie in Frankreich einzuführen. Dort werden die 5000 Euro Kaufprämie nämlich nur dann ausgezahlt, wenn ein Fahrzeug eines heimischen Herstellers gekauft wird.