Einmal mehr zeigt die Schweizer Ideenschmiede Rinspeed auf dem Genfer Autosalon, wie ihre Gedanken zur Zukunft des Automobils aussehen. In diesem Jahr will Unternehmenschef Frank M. Rinderknecht mit einem autonom fahrenden Elektroauto auf Basis des BMW i3 für Aufsehen sorgen.
Die Vision des autonomen Fahrens dürfte schon bald zur Realität werden und die Beziehung des Menschen zum Automobil grundlegend verändern. Einige Vordenker machen sich bereits konkrete Gedanken, wie der automatisierte Individualverkehr das Auto und das System Mensch-Maschine verändern wird. Dabei muss es neben konzeptionellen Neuerungen auch um ethische und gesellschaftliche Fragen gehen.
Bauten bislang Roboter in den Fabriken dieser Welt Autos lediglich zusammen, so reicht im neuen Concept Car Budii die Maschine dem Menschen nun im wahrsten Sinne des Wortes die Hand: Wollen die Insassen im selbstfahrenden Elektroauto auf einer kurvenreichen Landstraße oder im Gelände einfach Spaß haben, dann übergibt ein Roboterarm ganz nach Wunsch dem Fahrer oder dem Beifahrer das Lenkrad und damit das Kommando.
Die sensitive Sieben-Achs-Einheit dient aber nicht nur als Lenksäule. Sie ermöglicht theoretisch unendlich viele Einstellmöglichkeiten: Beim automatisierten Fahren im täglichen Pendler-Verkehr verstaut sie beispielsweise das Volant raumsparend in der Mitte oder sie dient als Ablagetisch oder zuvorkommender Butler. Möglich macht dies eine „Steer-by-Wire“-Technologie.
Für die Automobil-Denkschmiede Rinspeed ist der Roboterarm im Budii „Sinnbild und Denkanstoss“ zugleich. Rinspeed-Chef Rinderknecht formuliert es so – und bezieht sich dabei auf eine gemeinsame Studie mit dem Beratungsunternehmen EY: „Beim selbstfahrenden Auto geht es in den kommenden zwei Dekaden um mehr als die Lösung technischer Probleme und juristischer Fragen. Wir müssen die Beziehung zwischen Mensch und Maschine neu definieren, aber auch Fragen um Verantwortung, Toleranzen und Erwartungshaltungen in den Raum stellen.“
Autonomes Fahren eröffne zweifellos die Chance den Verkehr menschenfreundlicher zu gestalten und die Zahl der Verkehrsunfälle weltweit zu senken. „Aber auch die beste Technik wird nicht perfekt sein, obgleich sie fehlerfreier als der Mensch agieren wird. Das werden wir akzeptieren müssen“, findet Rinderknecht. „Wir sollten kein blindes, aber ein gesundes Vertrauen in die neuen Fähigkeiten der Hard- und Software entwickeln.“
Ein Auto, das dazulernen kann
Künftig werde das Auto „dasselbe tun wie wir: Es wird täglich dazulernen und dadurch die komplexen Anforderungen des modernen Individualverkehrs immer besser meistern.“ Dazu wird Budii Informationen aus seiner Umwelt und die eigenen „Erfahrungen“ sowie die anderer Fahrzeuge entlang seiner Route berücksichtigen. Das Langzeitresultat ist ein kognitiver und intuitiver Autopilot.
Zu den wichtigsten Veränderungen im elektrisch angetriebenen Budii auf Basis des Elektroautos BMW i3 gehört die um 100 mm höhenverstellbare Luftfederung, die Ausflüge abseits des Alltags ermöglichen soll. Ein TrackView genanntes, um 70 Zentimeter ausfahrbares Teleskop auf dem Dach soll dabei per Sensorfusion eine genaue 3D-Vorausschau liefern. Es scannt mit einem Laser und visualisiert über eine hochauflösende Kamera die Unebenheiten des Terrains. Damit werden nicht nur Höhe und Federung entsprechend justiert, sondern dem Fahrer auch erlaubt, mögliche Hindernisse frühzeitig zu erkennen und zu umfahren, sogar autonom.
Ein echtes „Schmankerl für die Mobilität“ auf der letzten Meile: Die Entwickler integrierten zwei elektrische Mini-Elektroroller, die auf seitlichen Schubladen bequem aus dem Fahrzeug herausfahren.
Tom meint
Das ist ja alles höchst interessant und auch amüsant, aber ich frage mich gerade, wie Rinspeed sich überhaupt finanziert? Wer gibt der Firma Geld – und warum?
ecomento.de meint
Gute Frage, die Projekte der letzten Jahre waren ja teils recht aufwändig. Der Werbeeffekt ist aber wahrscheinlich nicht gerade gering und sorgt sicher alljährlich für einige Anfragen aus dem gewerblichen Bereich.
Und da das Unternehmen im Bereich Prototypen-, Klein- und Sonderserienbau tätig ist, halten sich die Kosten womöglich durchaus in Grenzen….
VG
TL | ecomento.de
Tesla-Fan meint
„Wer gibt der Firma Geld – und warum?“
Wer? – Alle, die auf dem Schweller des Fahrzeuges verewigt sind (bzw. die im Nachspann des Films genannt werden).
Warum? – Der Genfer Automobilsalon ist DIE Messe für hippe Studien, entsprechend ist auch das Publikum dort. Der Werbeeffekt dürfte nicht unerheblich sein.