Tesla-Chef Elon Musk ist überzeugt, dass heutige Produktionsprozesse um den Faktor „zehn oder sogar hundert“ effizienter gestaltet werden können. Der Schlüssel dazu sei, bei allen Überlegungen Physik in den Mittelpunkt zu stellen. „Wir haben festgestellt, dass das größte Problem, die eigentliche Schwierigkeit – und wo das größte Potential zu finden ist – die Konstruktion der Maschinen die die Maschinen herstellen ist. Anders ausgedrückt: Es geht um die Bauweise der Fabrik. Ich betrachte die Fabrik wie ein Produkt“, erklärte Musk beim diesjährigen Aktionärstreffen seines Unternehmens.
Er halte sich mittlerweile nicht mehr in seinem Büro auf, sondern hauptsächlich direkt an der Fertigungslinie. Dadurch habe er Methoden identifiziert, mit der die Produktionskapazität exponentiell gesteigert werden könne. „Viele werden uns das nicht glauben, aber ich bin absolut überzeugt, dass das Ganze realisiert werden kann“, betonte Musk. Tesla habe Kritiker in der Vergangenheit bereits des Öfteren eines Besseren belehren können, so der Serienunternehmer.
Trotz großem Optimismus und Vertrauen in seine Fähigkeiten räumte Musk abermals ein, dass er sich bei der Entwicklung des Elektroauto-SUV Model X überschätzt habe. Der zweite Großserien-Stromer des Unternehmens kam mit großer Verspätung auf den Markt, Käufer berichten zudem bis heute von diversen Qualitätsproblemen – vor allem mit den spektakulären „Falcon Wing“-Türen. Den Besitzern und Kaufinteressenten des Model X versprach Musk, dass sie die senkrecht nach oben öffnenden hinteren Türen dank Optimierung der zuständigen Software schon bald „lieben“ werden.
Musk hat vor kurzem bekanntgegeben, den Hochlauf der Tesla-Produktion zu beschleunigen. Ab 2018 sollen pro Jahr 500.000 Fahrzeuge produziert werden, 2020 bereits eine Million. Für den 29. Juli dieses Jahres wurde zudem eine große Eröffnungsfeier für die „Gigafactory“ im US-Bundesstaat Nevada angekündigt. Die Batteriefabrik soll durch große Stückzahlen günstige Akkus produzieren, um den vergleichsweise niedrigen Grundpreis für das Model 3 von 35.000 US-Dollar vor Steuern zu ermöglichen. Das reichweitenstarke Kompakt-Elektroauto soll ab Ende 2017 den Massenmarkt erobern und die langfristige Zukunft des kalifornischen Unternehmens sichern.
Tesla hat im vergangenen Jahr gerade einmal rund 50.000 Elektroautos abgesetzt, für dieses Jahr sind 90.000 geplant. Der Sprung auf Millionen produzierte Fahrzeuge in wenigen Jahren sei trotzdem machbar, versprach Musk. Die Herausforderungen auf dem Weg von der Kleinserien-Produktion des ersten Tesla, dem Roadster, zu der 2012 eingeführten Limousine Model S seien weitaus größer gewesen. Für das Ende März erstmals vorgestellte Model 3 sind in wenigen Wochen bereits fast 400.000 Vorbestellungen mit einer Anzahlung von 1000 Euro/Dollar eingegangen.
Die Ausführungen des Tesla-Chef dürften eine Reaktion auf die Zweifel an den ehrgeizigen Plänen des US-Elektroautobauers sein. Viele Branchenexperten und Zulieferer sind skeptisch, dass Tesla sich in derart kurzer Zeit erfolgreich zum Großserienhersteller entwicklen kann. Auch den Einstiegspreis für das Model 3 sehen viele als unrealistisch an. Elon Musk hat bereits angekündigt, dass die Nutzung des unternehmenseigenen „Supercharger“-Ladenetzwerk für Model-3-Käufer wahrscheinlich kostenpflichtig wird. Wer aktuell einen Tesla erwirbt, kann sein Elektroauto an den Schnellladern auf Lebenszeit kostenlos mit Strom versorgen. Das Model 3 soll außerdem über weniger neue Technologien als das vorangegange Model X verfügen und dadurch einfacher zu fertigen sein.
Leonardtronic meint
Wenn die Gigafactory preigünstige Batterien liefern wird sollte doch Tesla S und X auch billiger werden. Falls das so kommen sollte wird die Wahl zwischen S und 3 schwieriger.
stefan meint
Eine Effizienzsteigerung um den Faktor (!) 10 bis 100 würde bedeuten das Fahrzeug für ein Zehntel bis ein Hundertstel der bisherigen Kosten fertigen zu können. Bei den Material- und Teilekosten ist so ein Sprung sicher nicht möglich. Das Ganze dann noch verbunden mit einer 10 bis 20fachen Steigerung der bisher nur mit Mühe beherrschten Stückzahl (von 50.000 Fahrzeugen auf 1 Mio.) ist ein riesiger Kraftakt. Wenn die Aktionäre und die USA seine Vision noch ein paar Jahre mit einigen Milliarden stützen, könnte daraus eine neue industrielle Revolution werden.
Hoffentlich folgt Musk nicht dem Credo von Obama, dass Strom aus Kernkraftwerken, sauber, preiswert und CO2-neutral ist. Auch ein Tesla fährt nur so sauber, wie seine Stromquelle.
Für all das reichen hervorragende Physikkenntnisse allein nicht aus.
juanmax meint
„Bisher konnten alle Tesla-Kunden ihr Elektroauto an den Schnellladern auf Lebenszeit kostenlos mit Strom versorgen“ Das stimmt nicht. Tesla Kunden sind Roadster-kunden auch, die können gar nicht an Schnerlladern dran. Auch nicht die Model S 60 Kunden, dafür war Supercharging eine Option.
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis, wir haben die Formulierung angepasst!
VG
TL | ecomento.de
cer meint
Das Model 3 ist nicht nur wegen des Verzichts auf aufwändige neue Features günstiger zu fertigen als S und X, sondern auch, weil es von Anfang an auf eine leichte und schnelle Fertigung hin konstruiert wurde. Das Dach mit der großen Heckscheibe z.B. mag wie ein Design-Gag wirken, in Wirklichkeit ist es Teil des Kostenspar-Konzeptes von Tesla: weniger Teile, weniger Montageaufwand, weniger Toleranzen (die sich addieren können). Ähnliches gilt für das Cockpit ohne mechanische Tasten und ohne Instrumenten-Cluster. Das ist sehr intelligent. Da nun das Fahrzeug fertig ist, wendet man dieselben Prinzipien auf die Fertigung an. Bin gespannt.
orinoco meint
Pressemeldung 10^-33 Sekunden nach dem Urknall: Experten halten inflationäre Expansion für unwahrscheinlich …
Also dass Elon Musk & Co. was von Physik verstehen, kann ich einerseits gut glauben, wenn sie – im Gegensatz zu den gebetsmühlenhaften Beteuerungen der übrigen Branche (Toyota, Mercerdes & Co.) – die Brennstoffzelle als Autoantrieb als „fool cell“ bezeichnen. Andererseits bin ich mir bei ihren Plänen hinsichtlich einer bemannten Marsmission dann doch nicht so sicher, denn da gibt es auch einige physikalische Probleme … es hat schon seinen Grund, dass alle bisherigen Pläne dazu immer auf den St.Nimmerleinstag verschoben und die Öffentlichkeit vertröstet wurde, andererseits die unbemannten, ferngesteuerten Missionen seit der Mondlandung die Raumfahrt revolutioniert haben und nicht nur Mars, sondern so gut wie alles was im Sonnensystem herumschwirrt erreicht und untersucht haben. Bemannt alles unvorstellbar.
Andilectric meint
Ja, die Weltalleroberungspläne von Elon Musk sind sicherlich sehr hoch gesteckt. Offenbar ist er aber derart überzeugt davon es zu schaffen, dass ichs ihm glatt zutraue. Allerdings fürchte ich, dass auf dem Weg dahin der ein oder andere Zwischenfall passieren kann. Bei den Autos traue ich ihm noch mehr zu und teile die Ansicht von cer. Tesla baut eigentlich „Simple Cars“. Es ist kaum etwas übermäßig komplexes verbaut. Das einzig wirklich komplexe sind die Falcon Doors des Mode X. Und genau die machen Probleme. Abgesehen vom Kostendruck sehen wir deshalb solche Türen nicht auch bei Model S oder Model 3.