Der Ende 2015 in den Ruhestand gegangene Technikvorstand von Jaguar Land Rover Wolfgang Ziebart hält Wasserstoffautos für „totalen Quatsch“. Die Antriebstechnologie, bei der mit Hilfe von Wasserstoff elektrische Energie für den Elektroantrieb erzeugt wird, sei ineffizient und daher nicht für den Einsatz bei Elektroautos geeignet. „Die Well-to-Wheel-Effizienz von der Energiequelle bis zum Fahrzeug ist eine Katastrophe“, so Ziebart. Jaguar bringt 2018 ein Langstrecken-Elektroauto mit großem Akku auf den Markt. Bis 2020 soll die Hälfte aller Modelle auch elektrifiziert angeboten werden.
Ziebart erklärte, dass die Produktion von Wasserstoff sowie die anschließende Kompression und Kühlung für den Einsatz in einem Wasserstoffauto eine große Menge Energie erfordere. „Man erhält eine Well-to-Wheel-Effizienz von um die 30 Prozent für Wasserstoff im Gegensatz zu mehr oder weniger 70 Prozent bei Batterie-Elektroautos. Wenn man elektrische Energie direkt in eine Batterie steckt, ist das ungefährt zwei Mal so effizient, als wenn man Wasserstoff produziert und einsetzt“. Zudem müsse man einkalkulieren, dass „die Batterie an sich eine hohe Effizienz von etwa 90 Prozent“ habe.
Die fehlende Infrastruktur für das Tanken von Wasserstoffautos betrachtet Ziebart als geringstes Problem der Technologie: „Wenn es einen triftigen Grund für eine Wasserstoff-Infrastruktur gäbe, dann würde diese meiner Meinung nach auch aufgebaut, aber mit diesem verheerenden Well-to-Wheel-Verhältnis macht es einfach keinen Sinn“. Auch Elon Musk, Chef des Elektroauto-Branchenprimus Tesla Motors, hat sich bereits gegen Wasserstoffautos ausgesprochen und deren Kernkomponente wiederholt als „fool cell“ („Trottel-Zelle“) statt „fuel cell“ bezeichnet.
Trotz anhaltender Kritik arbeiten so gut wie alle großen Hersteller weiter an Wasserstoffautos. Mit Toyota hat zuletzt aber einer der größten Verfechter dieser Antriebsart angekündigt, künftig verstärkt auf Elektroautos mit großer Batterie zu setzen. Die Japaner sind zwar immer noch von der Wasserstoff-Technologie überzeugt, die wichtigen Märkte USA und China fordern jedoch vor allem Stromer-Modelle mit Akku.
Duesendaniel meint
Das technische Verständnis zu haben ist eine Sache, das dann auch schonungslos auszusprechen gegen die Überzeugung einiger anderer OEMs ist eine andere, der ich Bewunderung zolle.
Wenn Jaguar jetzt noch Vollstrom gibt in Sachen BEV haben sie meine Sympathie zurück gewonnen. Besser spät als nie und Musk kann jede Unterstützung gut gebrauchen.
Skodafahrer meint
Durch die Nutzung von Wasserstoff verlängert sich die Gesamtfahrzeit gegenüber einem reinen Elektroauto, da der Tankvorgang lich schneller als beim Supercharger ist und es kein Home- oder Destinationcharging gibt.
Wenn man extrem hohe Kompressorleistungen hätte, oder mit Drucktanks und Druckerhöhungskompressoren arbeiten würde, dann könnte die Beladung schneller gehen.
Derzeit ist der 24h Weltrekord für Wasserstoffautos ca 100km niedriger als der Elektrorekord von Herrn Lüning mit einem Tesla.
Noch kein Hersteller hat sich am 24h Elektro-Rekord mit den gleichem Aufwand wie beim Verbrenner versucht.
Also Rundstrecke wie Nardo, Höchstleistungslader, opimierte Aerodynamik etc.
ice401sbb meint
Nun müsste sich noch die Erkenntnis durchsetzen, dass nicht die Grösse der Akku’s wichtig ist, um Langstrecken entspannt zu fahren, sondern die Dichte der Ladestellen. Ein Akku grösser als 90 kWh macht nur in Deutschland Sinn um höhere Geschwindigkeiten zwischen den Ladestellen zu fahren. Im restlichen Europa mit Tempolimiten genügen Akku’s zwischen 60 und 90 kWh um entspannt mit einem Schnitt von 120 km/h von Ladestelle zu Ladestelle zu verkehren – dabei ist eine zurückzulegende Distanz 250 – 300 km ideal – dann braucht jeder verantwortungsvolle Fahrer eine Pause. Es ist mir langsam peinlich dies zu schreiben, aber Tesla hat diesbezüglich alles richtig gemacht. Wenn Jaguar hier nachzieht können wir uns alle freuen – würde ich nicht Tesla fahren, wäre Jaguar die einzige Verbrenner-Alternative – Design/Stil/Ambiente/Technik weit voraus gegen das langweilige Einerlei deutscher Automobile!
kritGeist meint
Weise Worte & Ihre Aussage ist sicherlich nicht peinlich, v.a. nicht, wenn es der Realität entspricht. Die Meisten hier bei e.tv wissen das auch & tragen das nach Draußen, wie ich selber auch. Das wird aber noch dauern, bis es bei den Politikern ankommt, die das massiv fördern wollen. Ich tippe aber, das hat eher was mit Lobbing & dem Versuch, eine neues & v.a. ertragreiches ala „Finanz-Abo-System“ zu etablieren & die bisherigen Industrien (u.a. Ölkonzerne & teure Energiegewinnung, Metall- & Motorindustrie) künstlich aufrechtzuerhalten. Die E-Technik ist im Vergleich zu bisherigen Motortechnik einfach „zu günstig“ in der Herstellung, aufgrund der nicht mehr vielen notwendigen Einzelteile.
Peter meint
Da traut sich mal einer die Wahrheit auszusprechen. Genau so ineffizient ist meiner Meinung nach auch die Produktion von Treibstoff aus Strom.
Die Akku-Entwicklung hat noch ein großes Potential, da sollte man dranbleiben. Reichweiten von 1000 km mit einem 200 kg schweren Akku werden in 5 bis 10 Jahren möglich sein.
An irgenwas muss man ja glauben,auch wenn ich sonst immer sehr pesimistisch bin.
Rene meint
Jaguar wird mir immer sympathischer – kann’s kaum mehr erwarten, bis der tolle i-Pace auf den Markt kommt
McGybrush meint
Ich find den auch sehr gelungen und wird in der Käuferschicht auch anklang finden. Um so schneller kommt vergleichbares auch in meiner Preisklasse an.
Steff meint
Vielleicht sind die i-Pace bald Nachbarn am SC? Ich kann es mir zumindest vorstellen, Jaguar müsste ein grosses Interesse an den SC haben, mit einem 90kWh Akku wird ansonsten das laden bei 50kW zur never ending story.
Herbert meint
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Fritz! meint
Gerade die „kleinen Autohersteller“ können es sich ohne Gesichtsverlust leisten, mit Tesla eine Kooperation die Supercharger betreffend einzugehen. Wäre sehr schön, eine der berühmten „Win-Win“ Situationen.
Dr.M. meint
Ja, das fände ich auch eine tolle Sache – dann wäre sicher auch ein Anreiz (und das Geld) da, dass Tesla seine angekündigten SuC-Ausbaupläne stärker vorantreibt (und vorantreiben kann). Wie andere Berichte zeicgen, ist der SuC-Ausbau ja noch nicht so weit wie angekündigt. Und ich glaube nicht, dass das ein Problem der Baugenehmigungen ist, da fehlt eher das Geld bzw. das wird lieber in die Model 3 Produktion und die Gigafactory gesteckt.
Aber es ist – und wohl auch bleibt – halt so, dass Tesla das schnellste und am einfachsten zu nutzende Ladenetz hat – die paar bisher vorhandenen 150 kw CCS Säulen machen den Kohl nicht fett und bei vielen der (noch) kostenfreien Ladesäulen muss man sich trotzdem mit RFID-Chip freischalten. Hauptsache kompliziert.
Das kann Tesla wirklich besser und ich würde es sehr begrüssen, wenn kleinere Hersteller das SuC-Netz nutzen würden. Die haben kein Image-Problem, wenn man bei Tesla mitmacht.
Mal sehen, welcher Hersteller als erstes über seinen Schatten springt.