Pasquale Romano ist Chef von ChargePoint, einem der größten Anbieter von Ladeinfrastruktur für Elektromobilität. In den nächsten Jahren will sich das Unternehmen auch in Europa als führender Ladelösungsanbieter etablieren. In einem Interview mit dem Wall Street Journal erklärte Romano, wie er sich die Zukunft des Elektroauto-Ladens vorstellt. Die Tankstelle gehört nicht dazu.
Die mangelnde Verfügbarkeit öffentlicher Ladestationen gilt als eines der größten Hindernisse für den Durchbruch von Elektroautos in den Massenmarkt. ChargePoint will das ändern, in den USA hat das Unternehmen bereits knapp 39.000 Ladepunkte in Garagen, Apartments, auf Parkflächen und an anderen Orten installiert. Viele davon können E-Autos in einer Stunde für eine Reichweite von über 300 Kilometern frisch machen.
Auch die Ölbranche hat mittlerweile erkannt, dass E-Mobilität weltweit auf dem Vormarsch ist. Davor, ihr bestehendes Tankstellen-Netz mit Stromer-Zapfsäulen auszustatten, schrecken viele aber noch zurück. Laut dem ChargePoint-Chef wird das Konzept ohnehin in Zukunft hinfällig sein. „Das ist nur ein Artefakt unserer Kraftstoff-Entscheidung der letzten hundert Jahre“, so Romano. Er ist überzeugt: Sobald Elektroautos weiter mit einer Akkuladung kommen, wird das „Tanken“ vornehmlich zu Hause oder am Arbeitsplatz erfolgen. Eine Zukunft hätten lediglich Tankstellen, die sich entlang Fernstraßen befinden.
Dem Vorwurf, dass viele der bereits installierten Ladestationen nur schwer zu finden seien, entgegnete Romano: „Sie sind wahrscheinlich an ihnen vorbeigefahren und haben sie nie gesehen. Es gibt keine Werbung, es gibt kein Vordach, weil es sich nicht um ein Reiseziel handelt. Man findet sie dort, wo man parkt.“ Statt wie bei Tankstellen auf Werbetafeln oder Beschilderung entlang der Straße zu achten, empfiehlt der ChargePoint-Chef sich auf „moderne Technologien wie eine Mobile App“ zu verlassen.
Ladezeit bald „keine große Sache“ mehr
Im Grunde, so Romano, sei auch das Aufsuchen öffentlicher Ladestationen für Nutzer eines Elektroautos nicht mehr zeitgemäß. „Bevor man ein Elektroauto fährt, ist man von 135 Jahren geprägt, in denen man zur Tankstelle ging. Unter diesem Aspekt sagt man sich: ‚Wo ist die neue Firma, die Elektroauto-Laden an Straßenecken oder meiner Autobahn-Auffahrt anbietet‘. Aber so funktioniert es nicht. Die richtige Frage ist: ‚Hat mein Arbeitgeber Lademöglichkeiten für Elektroautos auf dem Parkplatz'“.
Lange Ladezeiten werden Romano zufolge schon bald kein großes Problem mehr darstellen. „Wenn ich Strom für 400 Kilometer in 10 Minuten in mein Auto laden kann – was die Lader, die wir mittlerweile haben, bewerkstelligen können, ohne die Infrastruktur zu stören -, ist die Wartezeit keine große Sache. Nach ein paar hundert Kilometern Fahrzeit will ich wahrscheinlich ohnehin den Hund rauslassen, einen Kaffee trinken oder auf die Toilette gehen“.
Den Plan großer Hersteller, eigene Ladestationen für das schnelle Laden von Elektroautos zu errichten, hält Romano für problematisch. „Es ist am besten, eine Reihe von Infrastrukturen zu haben, die nicht von einem einzelnen Autohersteller betrieben werden, damit die Branche fair und ausgewogen bleibt“.
Auch das vor allem von Premium-Herstellern vorangetriebene kabellose Laden über Induktion sieht der ChargePoint-Chef kritisch. „Zu Hause hat kabelloses Laden wohl seine Berechtigung, aber ein Auto einzustöpseln ist in etwa so schwer, wie einen Verbrauchsgegenstand anzuschließen, von denen die meisten kein kabelloses Laden nutzen.“ Im öffentlichen Raum sei die Installation der Technologie zu komplex und zu störungsanfällig. Zudem müssten nicht kompatible Fahrzeuge weiter via Kabel angeschlossen werden können, betonte Romano.
Peter Wulf meint
Meinen Tesla S 70D auf langen Strecken z.B. wie von Berlin nach Padua/Italien und zurück über Gardasee Alpen etc. ist kein Problem .
Alle 2 std kleine Pinkelpause ,etc. entspanntes Fahren .
Ich komme noch aus der VW Käfergeneration da hatten Autos max. 30liter Tank und Reichweiten von 300km .
Ich habe bisher 18000km in 1 Jahr als Rentner gefahren und nur 100€ Fremdstrom bezahlt. Billiger geht’s nicht.
Der Preis meines Premiumautos ist vergleichbar mit BMW SUV .
ein BMWi3 ist ein teurer Kleinwagen nicht zum gemütlichen Verreisen und kostet mit vergleichbarer Ausstattung ca.60T€.
Jürgen Baumann meint
Kleinere Reisen kann man mit dem i3 schon machen – selbst mit der kleinen Batterie. Wir waren von Zürich aus in Meran/Bozen/Trento sowie im Tessin. Mit etwas Planung geht das ohne weiteres …
Jeru meint
Wenn ich diese Firma führen würde, hätte ich genau das selbe gesagt.
Ich möchte möglichst viele meiner Ladesäulen loswerden und am besten alle Straßen und Parkplätze damit vollpflastern. Warum überrascht es mich nicht, dass er die Idee einer zentralen und sehr zügigen Ladestation nicht gut findet?
Interessant ist aber dieser Teil:
„Lange Ladezeiten werden Romano zufolge schon bald kein großes Problem mehr darstellen. „Wenn ich Strom für 400 Kilometer in 10 Minuten in mein Auto laden kann – was die Lader, die wir mittlerweile haben, bewerkstelligen können, ohne die Infrastruktur zu stören -, ist die Wartezeit keine große Sache. Nach ein paar hundert Kilometern Fahrzeit will ich wahrscheinlich ohnehin den Hund rauslassen, einen Kaffee trinken oder auf die Toilette gehen“.“
Wenn alle Eigenschaften von Ladesäulen den einer herkömmlichen Zapfsäule gleichen, wozu dann Millionen davon im Land aufbauen/warten und aufwendig an das Netz anschließen? Spätestens dann ist ein weit verzweigtes Ladenetz doch völlig nutzlos und überflüssig. Bauen wir also gerade mit hunderten Millionen von Euro ein Netz auf, dass in 10 Jahren niemand mehr braucht?
Thomas R. meint
Tankstellen entlang der schnellstraßen machen sinn. Der Rest ist relativ unnötig denke ich. Gerade in dünn besiedelten Regionen.
Skodafahrer meint
Der Verkauf von Benzin ist nur ein kleiner Anteil am Gewinn einer Tankstelle.
Es gibt dort Luft für die Reifen, Staubsauger und oft auch eine Auto-Waschanlage.
Und es gibt Snacks, Kaffee und Reisebedarf.
In manchen Tankstellen gibt es sogar Restaurants.
Wenn man seinen Akku an anderen Orten beläd, dann fehlen oft diese Dienstleistungen oder Produkte.
Teslafahrer meint
Nein lieber Skodafahrer.
Alles dies braucht man nicht.
Laden ust ein passiver Vorgang.
Ich muss nicht warten, dass etwas fertig ist.
Laden erledigt sich nebenbei bei Einkaufen, Arbeiten, Schlafen etc….
Ein Teslafahrer mit 3-jähruger Praxiserfahrung
also meint
Also doch in der autoraststätte zum essen gehen. Ein guten….
Icke meint
Wieviel Km hat denn der Arbeitnehmer täglich zu pendeln?
Und wer wird denn wohl als nächster ein Elektroauto fahren?
Sicher sind es die Leute, wo die Bedingungen besonders günstig sind. Alles andere ist nur Stress pur. Und das jeden Tag noch zusätzlich zu Stau. Die Reichweite wird auch wachsen und ein tägliches laden ist nicht mehr erforderlich.
Wir müssen uns heute noch keine Gedanken machen über die Probleme einer Gruppe von Menschen, die zu Beginn einer neuen technischen Entwicklung überhaupt nicht in Erscheinung tritt. Bis die meisten Leute, also min 3viertel elektrisch fahren, ist ein großer Teil von denen überaltert und fahruntüchtig.
Fritz! meint
Der Hauptstandort für einen Nachladeplatz für einen Verbrenner ist in der Nähe des fliesenden Verkehr, der Hauptstandort für einen Nachladeplatz für ein E-Auto ist in der Nähe des ruhenden Verkehrs.
Ausnahme sind Fernstraßen/Autobahnen. Ansonsten beim Firsör, Kino, Kindergarten, Supermarkt, Arbeitgeber, Bäcker, Shopping-Center, … überall dort, wo ich mich etwas länger aufhalte. Und dann kann dort auch langsam geladen werden, daß Auto steht da ja längere Zeit.
Leotronic meint
Das Märchen von der Lademöglichkeit beim Arbeitgeber ist ein Witz. Die meisten Arbeitnehmer parken irgendwo um den Arbeitsplatz herum. Jeden Tag woanders wo gerade ein Platz frei ist.
Utx meint
Hast Du irgendwelche nachvollziehbaren Daten, wieviel in Prozent „die meisten“ Arbeitnehmer sind?
Priusfahrer meint
Leotronic meint dabei wahrscheinlich die E-Mobilisten.
Leonardo meint
Grob über den Daumen gepeilt Parken in meiner Gemeinde 90% der Arbeitnehmer auf Firmenparkplätzen.
Jürgen Baumann meint
Es gibt da alle möglichen Variationen. Bei Brusa im Rheintal kommen mittlerweile 25% der Mitarbeiter in Autos mit Stecker. Es macht auch Sinn tagsüber zu laden. Da scheint die Sonne!
Vielleicht habe in wenigen Jahren Firmen Schwierigkeiten geeignete Mitarbeiter zu finden, weil sie keine Lademöglichkeiten anbieten?